Kyrgysstan - fremdes, schönes Land
Reiterurlaub in Kirgisien
Text und Fotos: Franz Lerchenmüller
Noch eine Schale Kumys? Taken strahlt zurückhaltend: Gäste kommen selten hier hoch zum Dschailoo, dem Lager auf den Bergwiesen, wo sie mit ihrer Familie und der Pferdeherde den Sommer verbringt. Die Luft ist morgenfrisch und klar, hinter dem Zelt ragen die weißbepuderten Spitzen des Tien-Shan 5000, 6000, 7000 Meter hoch auf, ganz weit oben kreisen zwei Geier. Noch näher am Himmel als wir, genauso verloren in der Weite.
Ja bitte, noch eine Schale Kumys! Die blass-weiße Flüssigkeit
schmeckt säuerlich, prickelt auf der Zunge ein klein wenig metallisch
und findet bei uns geteilten Anklang. Dshildis, die Dolmetscherin, und
Elmira, Chefin der Firma Ecotour, lieben den Kumys.
Wie es hergestellt wird, das Nationalgetränk der Kirgisen? Taken
fängt eine Stute mit Fohlen ein und beginnt sie zu melken. Die Milch
- sechs bis acht Liter pro Stute am Tag - schüttet sie in einen
großen ledernen Behälter mit schon fertigem Kumys. Zwei Stunden
lang wird der Inhalt mit einem hölzernen Stößel durchgeschlagen,
ehe er, warm verpackt, in einer Ecke des Zeltes leise vor sich hingären
darf. Das Geheimnis aber ist der Rauch: Alle paar Tage wird das Lederfass über
einem Feuer aus bestimmten Kräutern ausgenebelt.
Es wird Zeit für den Rückweg. Die kleinen Pferde mit den abgewetzten Sätteln stapfen trittsicher und gelassen bergab. Die, die Reitanfänger auf ihren Rücken spüren, rupfen hier ein paar Salbeiblätter, da etwas Klee und lassen sich auch nicht durch wilde "Tschu! Tschu!"-Rufe aus ihrem meditativen Spaziertrott bringen. Die anderen jagen, angetrieben von der kurzstieligen Peitsche, zwischendurch auch schon mal im Galopp über blühende Hänge.
Weit voraus, tief unten zeigt sich, eingerahmt von einer grauen Felsbarriere, der blassblaue Spiegel des Issyk-Kul. Der "Heiße See" mitten im Tien-Shan, die Perle der "Himmelsberge" ist mit 180 Kilometern Länge und 60 Kilometern Breite der zweitgrößte Hochgebirgssee der Welt. Dies ist der See, über den der berühmteste kirgisische Dichter den "Weißen Dampfer" ziehen ließ. Dies ist Tschingis Aitmatows Land.
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