Nix außer Ruhe
Zu Besuch auf der Insel Flatey im Breidafjördur
Text und Fotos: Uwe Lexow
Die Reise-Website „bigseventravel.com“ hat die Insel im Oktober 2019 zur schönsten Insel der Welt gewählt, sie diente als Kulisse für viele Filme und ist etwas für Naturliebhaber und Ruhesuchende: Die Insel Flatey im isländischen Breidafjördur, zwischen der Halbinsel Snaefellsnes und den Westfjorden, nur 2 x 1 Kilometer groß.
In der isländischen Landschaft gelten drei Dinge als unzählbar: die Seen der Arnarvatnsheiði, die Erdhügel im Vatnsdalur und die Inseln im Breiðafjörður. Man schätzt ihre Zahl auf etwa 3.000. Nur eine der Inseln, Flatey, übersetzt „die flache Insel“, ist dauerhaft bewohnt, wenn auch heute nur von zwei Familien.
Man erreicht Flatey mit der Fähre Baldur. Die Fähre verkehrt zwischen Stykkishólmur auf der Halbinsel Snæfellsnes und dem Fischerdorf Brjánslækur in den Westfjorden und macht einen Zwischenstopp auf der Flatey.
Im Sommer gibt es jeweils zwei Abfahrten. Von Stykkisholmur sind es bis Flatey 1 ½ Stunden Fahrt. Man kann seinen Wagen auch der Schiffsbesatzung anvertrauen, sich ein paar Stunden auf Flatey umsehen und man am Abend mit der zweiten Fähre nach Brjánslækur weiterfahren, wo man dann sein Auto am Hafen entgegen nehmen kann.
Bei guten Wetter bietet sich vom Schiff aus ein atemberaubender Blick auf Basaltsäulen und den Snaefellsjökull. Hier ließ Jules Verne seine Reise zum Mittelpunkt der Erde beginnen.
Der kleine Leuchtturm ist malerisch, das Örtchen nicht minder. Die Häuser sind über 100 Jahre alt, private Autos sind auf der Insel verboten, und die Zeit scheint stehen geblieben.
Geschäfte und Läden sucht man Flatey vergeblich. Das einzige kleine Hotel auf der Insel hat 12 Zimmer und ist nur von Anfang Juni bis Ende August geöffnet. Die Zimmer sind „schnuckelig“, das Essen mit Speisen der heimischen Küche hervorragend, und die Wirtsleute freundlich. Internet und E-Mail gibt es nicht.- Der ideale Ort zum „Entschleunigen“. Das Gepäck der Gäste wird per Handkarren vom Anleger zum Hotel gebracht. Die Gaststube hat was vom Charme der 50-ziger Jahre.
Nicht immer war es auf Flatey so ruhig. Bereits zur Zeit der ersten Landnahme siedelten sich hier die Wikinger an, 1172 wurde auf Flatey ein Kloster gegründet, das ein paar Jahre später zum Helgafell verlegt wurde, und über Jahrhunderte war Flatey ein bedeutender Handelsort, ab 1777 wird Flatey urkundlich erwähnt. Noch Anfang des letzten Jahrhunderts lebten über 50 Menschen hier, es gab sogar einen Arzt auf der Insel. Jetzt ist es hier einsam geworden.
Die kleine Kirche, die jedem Besucher offen steht, ist ein Highlight für sich: Die Wandbilder in der Kirche stammen von dem spanisch-isländischen Maler Baltasar Samper . Etwas Ungewöhnlich: Jesus im Isländer-Woll-Pullover, passt aber zu den Motiven aus der Fischerei.
Gleich neben der Kirche: Die kleinste Bibliothek Islands mit einer Grundfläche von 4,75 x 3,43 m aus dem Jahr 1864, in der man sich gleich wohl fühlt, auch wenn es nur 100 Bücher gibt, die in isländischer Sprache verfasst sind.
Der Weg zur Kirche ist allerdings nicht völlig gefahrlos: Flatey ist in der Hand der Küstenseeschwalbe, die alles attackiert, was ihrem Nest zu nahe kommt. Leider befinden sich zahlreiche Nester direkt am Wegesrand. Die galligen Vögel greifen sogar die Schafe an.
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