Gambia

Sonnenverwöhntes Trendziel in Westafrika

Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab

 

Affe in Gambia

Das wenig bekannte Gambia entwickelt sich dank seiner Traumstrände sowie faszinierenden Flora und Fauna von einem weißen Fleck auf der touristischen Landkarte zu einem Trendziel mit Sonnengarantie im Westen Afrikas.

Gambia - Strand an der Atlantikküste in Gambia bei Serrekunda

Strand an der Atlantikküste in Gambia bei Serrekunda

Nicht nur, weil die Sonne chronisch lacht, sondern vor allem auch wegen der offenen, freundlichen Art seiner Bewohner nennt sich Gambia selber gerne „the smiling face of Africa". Das kleine Land in Schwarzafrika, das mit Ausnahme der Atlantikküste komplett vom Senegal umgeben ist, gehört für viele noch zu den weißen Flecken auf der Landkarte. Dabei weiß Gambia mit nahezu ganzjährig konstanten Temperaturen, herrlichen Stränden, ausgedehnten Mangrovenwäldern und faszinierender Natur zu begeistern.

Gambia - Fischmarkt in Tanji

Fischmarkt in Tanji

Die Infrastruktur in der ehemaligen britischen Kolonie, die 1961 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, ist sicherlich verbesserungswürdig. Es gibt weder eine Eisenbahnlinie, noch ein überregionales Bussystem. Dafür rollen allerorten kleine Sammelbusse und Tausende markant gelb-grüner Taxen, zumeist „made in Obertürkheim“, über die wenigen asphaltierten Hauptverkehrsachsen. Immer wieder schlappen Wasserbüffel gemütlich über die Straßen, die außerhalb der Städte oft von riesigen Reisfeldern gesäumt werden. Unter schattenspendenden Bäumen sitzen Gruppen von Männern gemütlich beim Plausch zusammen oder waschen liebevoll ihre Autos.

Lkw voller Kinder in Gambia

Lkw voller Kinder

Wichtigste Lebensader in einem Land, das über keine nennenswerten Bodenschätze verfügt, ist der namensgebende Gambia River, dessen Mündungsarm in den Atlantik eine Breite von bis zu 50 Kilometern erreicht. Die 1.120 Kilometer lange Wasserstraße nimmt auch eine zentrale Rolle in einem der dunkelsten Kapitel des afrikanischen Kontinents ein. Denn von der mitten im Fluss liegenden St. James Insel wurde ab dem 17. Jahrhundert über Jahrzehnte mehrere Zehntausend Westafrikaner, darunter viele aus dem heutigen Gambia, als Sklaven insbesondere nach Nordamerika deportiert. Ein trauriges Schicksal, das Autor Alex Haley in seinem Bestseller „Roots" literarisch aufgearbeitet hat. Die Verfilmung der bewegenden Geschichte von Kunta Kinteh zog weltweit ein Millionenpuplikum in ihren Bann.

Weltkulturerbe Kunta Kinteh Island in Gambia

Weltkulturerbe Kunta Kinteh Island

Auch Kunta Kinteh gehörte zu jenen widerrechtlich gefangenen Afrikanern, die von St. James Island aus vornehmlich in die heutigen USA verschifft wurden. In Gedenken an den wohl berühmtesten Sohn Gambias wurde die Insel im Jahre 2011 in Kunta Kinteh Island umgetauft. Heute steht die Gefängnisinsel als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO.

Gambia - Guide Buba Uf

Guide Buba Uf

„Wer einmal hier gelandet war, für den gab es kein Entkommen", verweist Guide Buba Uf auf die Tatsache, dass es von der Insel bis Albreda, dem nächstgelegenen Ort auf dem Festland, gut fünf Kilometer sind. Zur Zeit des Sklavenhandels gab es jedoch kaum Menschen, die so ausdauernde Schwimmer waren. Außerdem waren die Gefangenen auf Kunta Kinteh Island durch Mangelernährung geschwächt und in diesem Teil des Gambia Rivers tummeln sich ganzjährig zahlreiche Haie.

„In Albreda haben die Engländer einen Flaggenmast aufgestellt und jedem, der es bis dahin schaffen würde, die Freiheit versprochen", weiß Buba, dass nie ein Sklave das rettende Ufer erreicht hat. Mit traurigem Blick fügt er hinzu: „Der Grund des Gambia Rivers ist voll mit den Knochen verzweifelter Schwarzer."

Gambia - Historischer Fahnenmast in Albreda

Historischer Fahnenmast in Albreda

Wie zum Hohn flattert, geschützt von einer altersschwachen Kanone am Mast in Albreda noch immer eine Fahne. Nur einen Steinwurf entfernt erhebt sich ein Mahnmal gegen den Menschenhandel, das einen schwarzen Stahlkoloss mit gesprengten Ketten zeigt. Dazwischen tummeln sich Schafe, Ziegen und Dutzende kleiner Kinder, die singen und tanzen, um so ihr nicht vorhandenes Taschengeld mit kleinen Geldspenden der vielen Tagesbesucher aufzubessern.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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