Erhalten geblieben ist das im Stil des Historismus erbaute und unter Denkmalschutz stehende Postgebäude mit markantem Türmchen. Was man sieht, ist ein mehrgeschossiger Ziegelbau. In dem Turm liefen einst die Drähte der Telegrafenleitungen zusammen. Lang ist es her! Seit 1999 existieren auch keine Postfächer mehr in dem ehemaligen Kaiserlichen Postamt. Gehen wir weiter, dann stoßen wir unter anderem auf ein Ackerbürgerhaus von 1650, das einst einem Bäckermeister gehörte, aber als Nachbesitzer auch einen der Werther Bürgermeister sah. Um 1914 gab es in der Ravensburger Straße noch den Gasthof Schäperkötter. Auf einem alten Foto sieht man auch ein Pferdefuhrwerk vor der Schankwirtschaft. Vor dieser stehen auch zwei Radfahrer und einige Gäste, die für die Kamera posieren, so könnte man meinen. Ohne die entsprechende Infostele „Erinnerungsorte“ wüsste der Besucher von heute nichts darüber.
Ravensburger Str. 222: Postgebäude, erbaut 1907/8
An der Einmündung der Schlossstraße treffen wir auf einen Infopunkt des Böckstiegelpfads: Hier steht auch die Plastik des Bauernjungen. Modell für den Bauernjungen hat Böckstiegels Neffe Bernhard gestanden. Über die Entstehung der Plastik hat sich Böckstiegel in einem Brief mit seiner Frau Hanna im September 1934 geäußert. Auf der Infosäule sind übrigens Teile des Briefwechsels nachzulesen. Ein Foto zeigt außerdem die Einweihung der Plastik im Jahr 1960 im Beisein von Hanna Böckstiegel.
Bauernjunge von Peter August Böckstiegel
Dass die Ravensburger Straße mit Ackerbürger- und Handwerkshäusern bebaut wurde, deren Fachwerk weiß verputzt waren, erfährt man am Erinnerungsort Massmann. Der Schmied Heinrich Massmann hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts an der Einmündung zur Schlossstraße niedergelassen. Dessen Schwiegersohn sorgte für den Abbruch des Fachwerkhauses und den Bau eines zweigeschossigen Geschäftshauses, das bis heute mit dem Namen Massman verbunden ist.
Ackerbürgerhaus von 1748 in der Schlossstraße
Nächster Halt ist das Haus Werther, das nicht nur von einer Gräfte, einem Wassergraben, umgeben ist, sondern auch von Kunstobjekten, von zwei bronzenen Rehen sowie von den Arbeiten „Gegenwind“ und „Asyl“, die im Kontext des Kunst-Events „Skulpturenpfad Werther“ entstanden sind. Haus Werther war ursprünglich ein Rittergut und ging als Lehen der Grafen von Ravensburg zunächst an einen gewissen Heinrich von Cappeln. Haus Werther bildete mit den umliegenden Höfen Teil der Herrschaft Werther. Nach diversen Besitzerwechseln ist das Haus seit 1990 im Besitz der Stadt.
Nach dem Gang durch einen Grünzug, in dem sich auch ein großer Spielplatz befindet, gelangen wir zum Rathaus von Werther. Auch hier stoßen wir auf die Spuren des Malers Böckstiegel. Die Bronzeskulptur eines westfälischen Bauern steht vor dem Eingang des Amtsgebäudes. Im Rathaus hängt im Übrigen Böckstiegels Gemälde „Landschaft mit Erntefeldern“, im Arbeitszimmer des Bürgermeisters hingegen das Gemälde „Landschaft mit Weiden“. Eine Reproduktion davon ist auf der entsprechenden Infostele des Böckstiegelpfads vor Ort zu sehen. Wer mehr über den Mühlteich wissen möchte, der vertiefe sich in den Text der vor Ort befindlichen Stele „Erinnerungsort Mühlenteich“.
Bronzeskulptur eines westfälischen Bauern
Wenn man zu Fuß zum Museum Peter August Böckstiegel unterwegs ist, kann man weitere Informationspunkte zum Leben und Schaffen des genannten Künstlers entdecken. Insgesamt 17 Stationen umfasst der entsprechende Pfad. So erfahren wir an der Station 8 von der Arbeit Böckstiegels mit Ziegelton und sehen eine Reproduktion einer Bleistiftzeichnung seiner Mutter,. Diese Zeichnung diente als Studie für eine Plastik. Dass Böckstiegel im Elternhaus in Arrode ebenso ein Zuhause hatte wie in Dresden, beleuchtet die nächste Station, auf der in einer Reproduktion von 1949 die zerstörte Dresdner Frauenkirche zu sehen ist. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 verlor Böckstiegel im Zuge des Bombardements der Stadt sein Atelier. Hunderte von Papierarbeiten, knapp hundert Plastiken und große Teile der Druckstöcke wurden vernichtet. Wie sehr Böckstiegel in Arrode verwurzelt war, unterstreicht bei Station 10 die Reproduktion seines Gemäldes „Meine Nachbarn im Gespräch“. Die Nachbarn seiner Eltern waren die „Modelle“, die Böckstiegel zeichnete und malte. Im Fließtext des Infopunktes wird Böckstiegel ausgiebig dazu zitiert. Direkt am Museum findet sich eine Infosäule mit der Repoduktion des Gemäldes „Meine Eltern bei der Kornernte vorm Haus“ (1921). Gebeugt arbeiten die Eltern auf dem Feld, wohl dort, wo heute das moderne Museum steht.
Böckstiegel-Haus in Arrode, das Elternhaus des expressionistischen Malers
Der moderne Museumsbau wurde aus Muschelkalk errichtet und ist nicht nur Ausstellungsraum für das Werk von Peter August Böckstiegel, sondern auch für wechselnde Ausstellung mit anderen Künstlern. Im Kontrast dazu steht das elterliche Bauernhaus des Künstlers, in tiefes Rot getaucht. Hier befindet sich auch das Sommeratelier des Künstlers, der das Haus seiner Eltern seit 1922 nach seinen Bedürfnissen umgestaltet hat. Das Künstlerhaus ist im Übrigen nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen.
Information
Vom Museum Peter August Böckstiegel aus sind es etwa 3,2 km zurück in die Stadt, zu Fuß für alle, die ohne Auto unterwegs und den Böckstiegelpfad erwandern wollen. Nur Montag bis Freitag verkehrt der Bürgerbus 160 zwischen ZOB und Museum sowie zurück. Wegen der Coronabestimmungen sollte man sich vorab erkundigen, ob dieser Pendelbus tatsächlich eingesetzt wird. Fahrplan: www.buergerbus-werther.de/fahrplan-linie-160, Kontakt: www.buergerbus-werther.de
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