Text und Fotos: Judith Weibrecht
Die Südpfalz und die Südliche Weinstraße sind eine Genussregion, was Essen und Trinken, aber auch was Rad fahren angeht. Beides lässt sich auf herrliche Weise verbinden. Judith Weibrecht hat es ausprobiert.
Silke Wiedrig (Südpfalz-Tourismus Landkreis Germersheim e. V.) zeigt, wie eine Pfälzer Weinschorle funktioniert: Viel Wein, wenig Wasser
„Hihogge!“ heißt es jetzt erstmal. Das ist kein Befehl, sondern nett gemeint und garniert mit einem Picknick gleichen Namens, das wir unter Bäumen in Germersheim verspeisen. „Was abhole und sich e schöns Plätzle suche! Da es hier eine sehr hohe Dichte an Direktvermarktern gibt, geht das überall", erklärt Silke Wiedrig von Südpfalz-Tourismus Landkreis Germersheim.
Festung Germersheim
Radrouten-Schilder weisen in diverse Richtungen, auch zur imposanten Festung Germersheim, wohin wir mit Gästeführer Klaus Raithel aufbrechen: „Bereits 1090 stand hier eine Burg,“ erzählt er. Am Weißenburger Tor sieht man den bayerischen Löwen, denn einst gehörte die Pfalz zu Bayern. „Beide Festungstore wurden zwar abends um neun geschlossen, aber es gab für Notfälle eine kleine Tür, durch die man reinschlüpfen konnte!“ Beim Bau der heute noch zu sehenden Festungsanlagen 1834–1855 durch Architekt Friedrich von Schmauß waren 3.000 Menschen beschäftigt: Festungsarbeiter, -steinmetze, aber auch Metzger, Schneider, Schreiner.
Auf dem Queichtalradweg verlassen wir das Städtchen. Teils führt er asphaltiert über eine Landstraße, teils auf Forstwegen durch den tiefgrünen Wald, ab und an auch am gluckernden Flüsschen entlang. Kein Wunder, dass es hier vor Mühlen nur so wimmelt. Da ist schon die erste: Das bezaubernde Hofgut Holzmühle Westheim in einer 1481 gegründeten Mühle. Heute wird hier kein Korn mehr gemahlen, aber im gut sortierten Mühlenladen kann man verschiedene Mehlsorten und anderes erstehen. „Wir verkaufen Mehl aus alten Getreidesorten, Sirup, Senf, Schokolade, Fertigbackmischungen ohne Zusatzstoffe. Das sind alles saubere Produkte ohne Zusätze und Aromen!“, sagt Timo Heiny, einer der beiden Besitzer. Der Strom wird mit Wasserkraft erzeugt, die Gästezimmer mittels Wärmepumpe beheizt. Als nächstes soll die Photovoltaik hinzu kommen.
Antiker Buddha auf dem Hofgut Holzmühle
Es folgt ein Gang durch den zauberhaften Garten, in dem sogar Pfauen leben. Im Haus ist es nicht minder magisch. Heiny zeigt uns seine Ausstellung antiker Buddhas aus Burma und die zahlreichen Plastiken aus Papua Neuguinea, afrikanischen und asiatischen Ländern. Beeindruckend auch seine einfühlsamen Ethnofotografien: „Mit 17 Jahren bin ich zum ersten Mal nach Afrika gereist und war seitdem immer wieder dort. Diese Kulturen faszinieren mich – sie sind so reich!“ Die Menschen treten förmlich aus seinen Bildern heraus.
Blütenpracht im Garten
Die Fotos im Kopf – sie wirken lange nach – fahren wir weiter zur Zeiskamer Mühle. Gleich gegenüber wohnt ein Storchenpaar mit seinen Jungen. Ihr Nest haben sie auf einem bereit gestellten Horst in den Queichwiesen erbaut. Rieselwiesen nennt man die, denn hier kann mittels kleiner Kanäle, Wehre und Schließen das Wasser gestaut werden oder frei fließen. Dieses altes Bewässerungsprinzip wurde 2018 in die deutsche Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Zeiskamer Mühle
Stärkung holen wir uns nun durch den Besuch bei „Schickes Lädel mit Hofcafé“ in Zeiskam mit seiner Riesenauswahl an Obst und Gemüse vom Hof, Brot, Gebäck und Getränken. Entstanden ist es wirklich aus einem „Lädel“, alles begann mit dem Verkauf von geputztem Feldsalat aus eigenem Anbau. Heute freuen sich Radfahrer und andere Gäste über das schön gestaltete Café-Restaurant mit Laden in der ehemaligen Packhalle des Gemüseanbaubetriebs und den Außenbereich mit Sitzplätzen. Hier gibt es saisonale und regionale Gerichte. „Kee große Kart, aber was Schickes!“, betont Besitzerin Jutta Schick lachend.
SCHICKes Lädel mit Hofcafé
Schon jetzt ist also klar, worum es in diesem Landstrich vor allem geht: um Genuss! Entlang eines Walderlebnispfads, über eine Holzbrücke und vorbei an einer E-Bike-Ladestation erreichen wir das Ottersheimer Teilungswehr und schließlich die 1996 gegründete Brauerei Bärenbräu.
Akkuladestation am Queichtalradweg
Wie sie zu ihrem Namen kam, ist kurios: Die Menschen in den umliegenden Ortschaften tragen alle Spitznamen. „Zu den Ottersheimern sagt man, sie sind die Bären“, erzählt Braumeister und Brauereichef Matthias Rüde, der selbst einmal der Bärenkönig war. Sein Lieblingsbier ist das Weizen. „Aber natürlich gibt es auch das klassische Helle und Dunkles und ab und an Spezialitäten wie Vierkorn-Bier mit Dinkel und Roggen.“Eine Flasche verschwindet in der Fahrrad-Packtasche und fährt mit auf dem Tabakradweg gen Rülzheim. An den Anbau der hübschen Pflanze mit den rosafarbenen Blüten erinnern heute nur noch einige alte Schuppen. Doch um 1850 entfaltete sich hier aufgrund des Klimas und der sandigen Böden ein wahres Tabak-Mekka. Wer hätt‘s gedacht? Bei den braunen Blättern denkt man ja eigentlich eher an Kuba.
Ottersheimer Bärenbräu, Braumeister und Besitzer Matthias Rüde
Als wäre es nicht schon exotisch genug, tauchen hinter einem Drahtzaun kapitale Straußenvögel auf. Keine Fata Morgana! Wir biegen ab zur „Straußenfarm Mhou“, lassen uns von Besitzerin Uschi Braun über das riesige Gelände führen und besuchen Strauße aller Altersgruppen. Besonders putzig sind natürlich die Kleinen. „Die sind sehr neugierig und kommen gleich angerannt, wenn sich was rührt!“, weiß Braun. Hübsch geschminkt ist der Straußenmann, wenn er auf Partnerinnensuche ist: Derzeit sieht er aus, als hätte er rund um den Schnabel roten Lippenstift aufgetragen. „Superhahn Evan ist aber seiner Eliane ein Leben lang treu,“ betont Braun. Normalerweise habe ein Hahn allerdings bis zu vier Hennen um sich und könne 60 Jahre alt werden.
Küken auf der Straußenfarm Mhou
Im Laden kann man Eier und anderes vom Strauß erstehen, es gibt auch Mitgebrachtes aus Zimbabwe. „Dort haben wir die Zucht erlernt,“ erzählt Christoph Kistner beim gemeinsamen Mahl: Schnittchen mit Straußenschinken, -salami oder -leberpaté. „Das Fleisch ist mit maximal zwei Prozent Fett sehr mager, enthält viele Mineralien und ist komplett unbelastet“, erklären die beiden. „Für jemanden, der sich gesund ernähren will und Wert auf die Umwelt legt, ist Straußenfleisch ein Geschenk!“ Einmal mehr dämmert mir in dieser gemütlichen Runde, dass die Südpfälzer ein Völkchen sind, das gerne gut isst und trinkt.
Würste aus Straußenfleisch
Wir schlängeln uns auf vielen kleinen Routen durch die Lande, die nur wenig Muskelschmalz erfordern und viel Muße für die Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Highlights am Wegesrand lassen. Im Slow-Food-Restaurant „Zum Karpfen“ mitten in Neupotz gibt es, wie der Name schon vermuten lässt, hervorragende Fischgerichte – keineswegs nur Karpfen, sondern auch Rheinzander mit hausgemachtem Kartoffelsalat, Hecht oder Barsch aus Wildfang. Daneben ist die Betreiberfamilie Gehrlein aber auch für ihre Fleischgerichte bekannt: „Das Fleisch beziehen wir von unseren Metzgerkollegen Scherer-Hatzenbühl, die Rind und Schwein aus der näheren Umgebung noch im eigenen Betrieb selbst schlachten. Höfe und Menschen sind uns persönlich bekannt, denn Saisonales und Regionales liegen uns sehr am Herzen,“ betont Daniela Gehrlein-Bauer. Der Hit sind Gerichte wie Herzpfeffer und Kesselfleisch, die man wohl nicht mehr auf allzu vielen Speisekarten finden dürfte, oder gefülltes Freilandhuhn (aus Neupotz). Gemüse und Salate kommen aus dem Südpfälzer Umland, z. B. vom Schossberghof in Minfeld, die Weine sind aus der Pfalz. Die Tradition reicht weit zurück: „In seiner heutigen Form gibt es den Karpfen seit 1898. Mit meiner Mutter zusammen bin ich schon in der vierten Generation in der Gastgeberrolle“, sagt Gehrlein-Bauer. Als ich sie nach ihrem Lieblingsgericht frage, muss sie nicht lange überlegen: „Markklößchensuppe nach unserem Familienrezept: eine gebundene Rindfleischsuppe, natürlich hausgemacht, mit handgerollten Markklößchen, meistens zehn bis fünfzehn Stück!“ – Seit Beginn der Pandemie wird der Abholservice sehr gut nachgefragt. „Schön war zu erfahren, dass ihn auch verstärkt jüngeres Publikum genutzt hat. Eventuell haben einige ihre Essgewohnheiten in den letzten Monaten etwas überdacht. Das würde uns sehr freuen.“
In der gemütlichen Gaststube möchte man lange verweilen und weiter plaudern. Über der Theke hängt ein kapitaler Karpfen, lebensecht präpariert, und wacht über allem. Was er sich wohl denken mag?
Zander auf Spargel
Weitere empfehlenswerte Restaurants in Neupotz sind das Sterne-Restaurant „Zur Krone“ und die feine Küche von „Zum Lamm“, wo wir am Abend Zander auf Spargel verspeisen, dazu gibt es einen feinen Riesling.
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