Für den nächsten Tag nehmen wir uns die Tour de Fries von Jever nach Hooksiel vor. Spätestens in Jever hat man Ostfriesland verlassen und ist im Jeverland. Heute kommt wieder ein Kulturtag. Jever hat das verdient. Die Friesenstadt ist die Kreishauptstadt von Friesland. Sie ist nicht nur für das gleichnamige Bier bekannt, sondern auch für das festungsartige Renaissance-Schloss mit dem Zwiebelturm. Seit dem 14. Jahrhundert Sitz der Herrschaften von Jever, steht es heute samt Park dem Museum für Regionalkultur zur Verfügung.
Schloss von Jever, Ursprungsbau aus dem 14. Jh.
Beim Rundgang durch den Vierflügelbau überraschen kunstvoll ausgestaltete Räume wie der Rittersaal mit handbemalten Ledertapeten oder die geschnitzte Kassettendecke. Es war einmal das Zuhause von Fräulein Maria, der letzten Regentin der Herrschaft Jever aus dem Häuptlingsgeschlecht der Wiemken – willensstark und selbstbewusst, unter der Jever blühte.
Denkmal für Fräulein Marie von Jever (1500-1575), die letzte und einzige weibliche Regentin von Jever aus dem Häuptlingsgeschlecht der Wiemken von Jever
Auf dem Weg durch die Altstadt begleiten uns herausgeputzte Stadthäuser aus Gotik, Renaissance und Barock. Epochen, in denen die Stadt durch Handel, Bier und Hofhaltung reich wurde. Eigentlich eine Brandwunde, ist die Stadtkirche heute eine aufregende Kombination aus Alt und Neu, als Kristall aus Beton, Ziegel und Glas entstanden. Im historischen Chor stehen wir staunend vor einem gewaltigen, kunstvoll gearbeiteten Alabastergrabmal des letzten Ostfriesenhäuptlings Edo Wiemken, dem Vater von Fräulein Marie.
Grabmal für Edo-Wiemken (1468-1511), der letzte männliche Nachfahre der Herrschaft Jever, ein mächtiges Scheingrab, von niederländischen Künstlern gearbeitet, Stadtkirche zu Jever
Beim Flanieren kommen wir zur Blaufärberei von Sabrina Schuhmacher. Das Druckverfahren ist selten geworden, weshalb die Unesco es auf die Liste des immateriellen Welterbes gesetzt hat. Ihr Vorgänger ging in Rente, die 26-Jährige, die sich schon lange für norddeutsches Kunsthandwerk interessierte, übernahm es. Die vielen Muster, das schöne Blau des Indigo, die edlen Naturstoffe wie Seide, Baumwolle und Leinen, das fasziniere.
In der Blaufärberei von Sabrina Schuhmacher in Jever
„Auf Kunstfasern bleibt Indigo nicht haften“, erklärt die Designerin aus Bremen. Sie möchte die Tradition des Blaudrucks bewahren, aber durchaus mit dem Zeitgeist verbinden. Die Bekleidung solle moderner werden und sie will neue Produkte entwerfen.
Gemusterte Stoffe in der Blaufärberei
Nun aber raus ins Grüne, rauf aufs Rad. Die historische Schlachtmühle von 1847 winkt uns aus der Stadt. Statt der Mühlenflügel sehen wir dann nur noch Windräder. Die Tour de Fries bringt uns zu stattlichen Gehöften und immer wieder Wiesen, Wiesen, Wiesen. Von Exotik keine Spur.
"Schlachtmühle", Holländermühle von 1847
Bei Kilometer 10 macht uns ein Schild darauf aufmerksam, dass wir das Jeverland verlassen und jetzt das Wangerland betreten. Das ist ein entscheidender Schritt, an dem regionale Rivalitäten, Eitelkeiten und Ehrgeiz haften. Der Umgang mit Gebietsgrenzen erinnert an mittelalterliche Verhältnisse aus der Häuptlingszeit, als die Manningas, Cirksenas oder Wiemkens ihre Territorien verteidigten. Zum Glück muss man das heute nicht mehr befürchten.
Achtung! Sie verlassen Jeverland und betreten Wangerland!
Die Luft schmeckt nach Salz und Jod. Wir nähern uns dem Fischerort Hooksiel. Muscheln sind hier heute beliebter als einst die Jeveraner Kaufleute, die in den Speichern im alten Hafen ihre Waren stapelten. Am Kai wanken festgetäute Yachten und Sportboote, im Speicher ist ein Hotel untergebracht. Das Muschelmuseum im alten Rathaus muss man aber unbedingt sehen.
Muschelmuseum in Hooksiel
Die Sammlung stammt von Kapitän Georg Hempling, der zeitlebens Kunstwerke aus der Unterwasserwelt zusammentrug: tausende Muscheln, Schnecken, Korallen und Seesterne, die farbigsten, kleinsten, größten, vielfältigsten, seltensten Exemplare der Weltmeere. Der Pensionär Herrmann Wilken wacht an der Kasse, aber er erzählt auch gern, auf Wunsch auf Platt. Etwa dass die Australische Rifftrompete mit 56 Zentimeter die größte Muschel ist und dass die Rosa Flügelschnecke kostbare lachsfarbene Perlen produziert.
Herrmann Wilken im Muschelmuseum
Es ist spät geworden. Auf der Rückfahrt nach Wiesmoor haben wir die Landwege fast ganz für uns. Am Kanal schrecken Enten auf und flattern schnatternd davon. Im Wasser tanzen die Spiegelbilder der Wolken. Frösche quaken.
Hafenidyll
Zum Schluss lernen wir doch noch die hiesigen Berge kennen, den stürmischen Nordwestwind. Auf offenen Feldwegen unterwegs bläst er frontal und heftig. Wer jetzt nicht in die Pedale tritt, bleibt stehen. Das ist eine erstaunliche Erfahrung. Uns fällt der Graffito vom ersten Tag in Leer wieder ein: Wind ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben. Heute hat der Wind sie garantiert weggefönt.
An- und Abreise
Am besten mit dem eigenen Wagen. Ein guter Startpunkt ist Wiesmoor, wo sich alle fünf Routen kreuzen.
Übernachtung
Hotel Hohes Haus, Greetsiel, www.hoheshaus.de.
Schleusenhäusken, Grossefehn, www.schleusenheusken.de, www.bettundbike.de.
Hotel Hafenspeicher, Leer, www.hotel-hafenspeicher.de.
Hotel Packhaus, Hooksiel, www.hotel-packhaus.de.
Hotel Pellmühle, Jever, www.hotel-pellmuehle.de.
Landhotel Oltmanns, Friedburg, www.landhotel-oltmanns.de.
Sehenswertes
Tee-Museum, Leer, www.buenting-teemuseum.de.
Schloss Evenburg, Evenburg, https://evenburg.landkreis-leer.de/.
Schloss, Jever, www.schlossmuseum.de.
Blaudruckerei, Jever, www.blaudruckerei.de.
Muschelmuseum, Hooksiel, www.hooksieler-muschelmuseum.de.
Maningaburg, Krummhörn-Pewsum, www.heimatverein-krummhoern.de,
Auskunft:
Ostfriesland Tourismus GmbH, Ledastr. 10, 26789 Leer, Tel. 0491-91969660, www.ostfriesland.travel,
An Wegweisern für Radreisende mangelt es an den Routen nicht
Routen: Friesenroute Rad up Pad www.mein-ostfriesland.de; Internationale Dollartroute, www.dollard-route.de; Deutsche Fehnroute, www.deutsche-fehnroute.de; Ammerlandroute, www.ammerland-touristik.de; Tour de Fries, www.friesland-touristik.de; Friesischer Heerweg, www.friesischer-heerweg.de; Emsradweg, www.emden-touristik.de; Nordseeküstenradweg, www.suedliches-ostfriesland.de.
Website der Autorin: www.beate-schuemann.de
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Wer heute ein wenig Berliner Luft schnuppern möchte, den laden wir zu einer Reise an Spree und Havel ein. Eine prima Gelegenheit, sich wesentliche Teile der Stadt an einem Tag anzuschauen, ist die Fahrt mit den Bussen 100 und/oder 200. Ausgehend vom Alexanderplatz kommt man unterwegs am Berliner Dom und der Museumsinsel vorbei, am Deutschen Historischen Museum, der Neuen Wache, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag, an der „Schwangeren Auster“ und am Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten.
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Nein, keine Angst, der Pfad schwankt nicht. Dennoch greifen viele Besucher des längsten Baumwipfelpfads der Welt unwillkürlich ans Geländer. Sie haben den Eindruck, der Holzweg, der an dieser Stelle auf 18 Metern Höhe unterhalb der Baumwipfel entlang führt, bewegt sich hin und her. Dabei ist es nur der wenige Zentimeter vom Geländer des Pfads entfernte Schubsbaum, den ein Baumwipfelpfad-Führer mit einer Hand zum Schwingen gebracht hat.
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34 Meter ist sie lang, genauso lang wie ein Blauwal werden kann: Die Rolltreppe, auf der Besucher vom Foyer nach oben schweben, um mit ihrem Rundgang durch das Ozeaneum vor Stralsunds Altstadtkulisse unweit der neuen Rügenbrücke zu beginnen. Neben der frei tragenden Treppe beeindruckt schon von außen der weiße mit Glas durchsetzte Bau aus Beton und Stahl.
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