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Berlin
Topographie des Terrors

Topographie des Terrors
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Topographie des Terrors - Dauerausstellung

Ursprünglich war das Areal urwüchsig. Es war ein Gelände im Übergang. Jahrelang ragten Architekturfragmente empor, Relikt eines Wettbewerbs mit einem Preisträger, dessen Entwurf nie realisiert werden sollte. Auf dem Außengelände, auf dem sich Besucher zu Tausenden einfanden, wurde die politische Entwicklung zwischen 1933 und 1945 anhand der Rolle der Gestapo und des Reichssicherungshauptamtes nachgezeichnet. Die Täter bekamen Gesichter. Es gab ja viele Eichmanns und viele Heydrichs. Einige von ihnen blieben straffrei und lebten als gleichsam unbescholtene Bürger. Nur wenige wurden mit dem Tod bestraft. „Persilscheine“ wurden nach dem Krieg ausgeteilt. Die sogenannte Nazischnüffelei war insbesondere den Konservativen mit ihrer Leitfigur Konrad Adenauer eh ein Dorn im Auge. Sie störte den Aufbau der Bundesrepublik, die wichtiger Baustein im sogenannten Kalten Krieg war. Die Aufarbeitung der Vergangenheit schien nachrangig. Heute ist diese Aufarbeitung umso notwendiger, als die Zeitzeugen nach und nach sterben und damit wichtige Zeugnisse verloren gehen. Zudem: Orte verändern sich, werden unter grünem Gras verborgen.

topoterror1Kellerreste der 1901-1905 erbauten Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Str. 8, in der ab Mai 1933 die Gestapo untergebracht war.

Die Topographie des Terrors befindet sich an einem geschichtsträchtigen Ort: in der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße. Neben der oben genannten Gestapo und dem Reichssicherungshauptamt residierte hier auch Himmlers SS. Geschichtsträchtig ist der Ort auch bezüglich der jüngeren Vergangenheit. In der Niederkirchnerstraße verlief die innerdeutsche Grenze und ein Rest der Mauer steht hier immer noch.

Das Außengelände

Zum Außengelände rund um den architektonisch unscheinbaren Flachbau - dieser dient der Präsentation der Dauer- und Sonderausstellungen - gehören die Keller der Gestapo-Zentrale und des Hotel Prinz Albrecht, heute als Ausstellungsgraben genutzt. Längst verschwunden sind an der Wilhelmstraße das Prinz-Albrecht-Palais, die Dienststellen der SS in den Hausnummern 98-101 oder die Dienstgebäude des SD in der Wilhelmstraße 102-104. Informationstafeln im Gelände geben einen Eindruck von der Ursprungsbebauung des Geländes. Nur noch ein Bodendenkmal ist das Hausgefängnis der Gestapo in unmittelbarer Nachbarschaft zum Martin-Gropius-Bau. Besucher „stolpern“ über die umgerissenen Pfeiler der ehemaligen Haupteinfahrt der Gestapo-Zentrale. Nur noch wenige Mauerreste erinnern an das Hotel Prinz Albrecht, Sitz des SS-Hauptamtes.

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Blick auf die Wilhelmstraße

Im Gelände platzierte Infotafeln erläutern die Funktion der einstigen NS-Behörden und deren unterdessen verschwundene Standorte. Fotografische Reproduktionen der historischen Gebäude vermitteln einen Eindruck von der einstigen Architektur zum Beispiel der Kolonnaden und Kopfbauten des Prinz-Albrecht-Palais oder dessen Kriegszerstörung 1942. Zu sehen sind außerdem Aufnahmen des Europa-Hauses aus dem Jahr 1931. Dieses schloss ebenso wie der Martin-Gropius-Bau das „Areal des Terrors“ nach Westen hin ab. Jenseits des Mauerrestes steht das ehemalige Reichsluftfahrtministerum. Es diente 1937 Angehörigen der Technischen Nothilfe beim „Tag der deutschen Polizei“ als Kulisse für Ballspiele, wie man einem historischen Foto entnehmen kann.

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Blick auf den eh. Preußischen Landtag, die Hochhäuser am Potsdamer Platz und die Reste der Berliner Mauer am Rande des Geländes der Topographie der Terrors

Während des Geländerundgangs erfahren die Besucher davon, dass KZ-Häftlinge aus Sachsenhausen auf dem Gelände Luftschutzgräben ausheben mussten. Zahlreiche von diesen Häftlingen kamen 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben. Ort des Schreckens war das „Hausgefängnis“ der Gestapo im Sockelgeschoss des Gebäudes Prinz-Albrecht-Str. 8. Etwa 15000 Regimegegner hielt man hier bis zum Kriegsende gefangen. Folterungen waren an der Tagesordnung. Unter einer Sandschicht ist dieser Teil der Topographie des Terrors nunmehr konservatorisch geschützt. Nur die Markierung mit Schotterbelag verweist heute auf den historischen Ort. Wie dieser bei Freilegungsarbeiten 1986 ausgeschaut hat, kann man einem Fotodokument entnehmen. Nur Schritte sind es zur ehemaligen Verpflegungsbaracke der SS. Auch für deren Bau kamen KZ-Häftlinge zum Einsatz. Nur die Kellerräume dieser Kantine überdauerten die Wirren der Zeit.

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Funktionaler Museumsbau im "Geröllfeld"

Geschichte im Flachbau

Wie seit Jahren, als man noch das Außengelände zur Ausstellungspräsentation nutzte, besteht die Dauerausstellung im Kern aus Textbausteinen und Fotoreproduktionen. Die Initiatoren der Dauerausstellung haben sich dabei nicht an Konrad Adenauer orientiert, der 1952 folgende Aussage traf: „Ich meine, wir sollten jetzt mit der Naziriecherei Schluß machen. Denn verlassen Sie sich darauf: wenn wir damit anfangen, weiß man nicht, wo es aufhört.“

In fünf Abschnitte gliedert sich die Präsentation. Thematisiert werden die nationalsozialistische Machtübernahme, die Institutionen des Terrors, Terror und Vernichtung im Reichsgebiet, SS und Reichssicherungshauptamt in den besetzten Gebieten sowie Kriegsende und Nachkriegszeit.

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Angrenzend an das Gelände der Topographie des Terrors: das eh. Reichsluftfahrtministeriums, 1935/36 in Rekordzeit erbaut und im Vordergrund Reste der Berliner Mauer

Machtübernahme, Gleichschaltung, Führerglaube

Auf einem Modell im Eingangsbereich kann man sich ebenso wie im Außengelände einen Überblick über die Topographie verschaffen. Auf engstem Raum waren rund um den heutigen Museumsbau die Institutionen staatlichen Terrors installiert worden: die Reichsführung SS (Prinz-Albrecht-Str.9), das SS-Rasse- und Siedlungsamt, das Reichssicherungshauptamt … Zwangsläufig muss man sagen, beginnt der Ausstellungsrundgang anschließend beim Thema der Machtübernahme und den neuen staatlichen Institutionen SS und Gestapo. Dies begann mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Gebührend feierten sich die neuen Herren, wie man einem Fotodokument entnehmen kann. Im offenen Wagen fährt Hitler am 30. Januar 1933 durch die Wilhelmstraße. Nur ein Monat später bekommen SA-Männer – auch dies wurde fotografisch dokumentiert – als Hilfspolizisten Handfeuerwaffen. Schutzpolizei und SA patrollieren nun gemeinsam durch Berlin, wie eine Aufnahme vom März 1933 belegt. Die neuen Machthaber machten mit dem politischen Gegner kurzen Prozess. In Karlsruhe stellte man SPD-Mitglieder im Mai 1933 an einen öffentlichen Pranger. Einen ehemaligen badischen Minister, Adam Remmele, brachte man in den Anfangsjahren des NS-Regimes ins KZ Kielau. Der Terror richtete sich aber auch gegen jüdische Unternehmer und nicht nur gegen diese: In Duisburg trieb die SS den Rabbiner Mordechai Bereisch durch die Straßen der Stadt. Neugierige standen am Straßenrand. Neugierige waren auch zugegen, als am 10.Mai 1933 die sogenannte Bücherverbrennung durchgeführt wurde.

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Ausgrenzung durch das Tragen des sogenannten Judensterns
an der Kleidung

Es muss höchste Ehre und Auszeichnung sein, der Politischen Polizei angehören zu dürfen. Es gibt noch Zehntausende, die Feinde geblieben sind, auch wenn die den Arm hochheben und gleichgeschaltet sind. Heinrich Himmler 1934

Getreu der Intention des Hauses, den Ort der Täter öffentlich zu machen und damit auch die Täter, sieht man beim Rundgang Rudolf Diels ins Gesicht. Er war der erste Leiter der preußischen Geheimen Staatspolizei, aus der die Gestapo hervorging. Die Bekämpfung der KPD war ihm, der recht früh mit den Nazis in Verbindung stand, ein besonderes Anliegen. Doch die Entnazifizierung überstand er, wie viele andere, weitgehend schadlos. Im Hinblick auf die Bedeutung des Polizeiapparates als Instrument der Machterhaltung bemerkt der Historiker Ian Kershaw: „Doch hatte nicht allein Hitler, sondern auch der Polizeiapparat die meiste Zeit über in der Bevölkerung breiten Rückhalt. Ohne diese Unterstützung hätte die politische Polizei eine weit geringere repressive Kapazität besessen.“

Führerglaube, Terror und Volksgemeinschaft, das sind die Elemente, auf die der NS-Staat zurückgriff. Zu den Ritualen der Macht gehörte die Ehrung der sogenannten Blutzeugen der NS-Bewegung, so an der Münchner Feldherrenhalle in München. Der deutsche Gruß war für alle eine Pflicht, vor allem im Angesicht von Gedenkstätten wie die an der Feldherrenhalle, an der SS-Mitglieder Wache standen. Teil des „Programms des NS-Staates“ war auch die Inszenierung der Macht: Hitlers Auftritt beim Nürnberger Reichsparteitag ist ein gutes Beispiel einer derartigen Zurschaustellung des obersten Lenkers des Reiches. Auch im Wahlkampf 1938 fokussiert man sich auf Hitler mit Parolen wie „Was gab Euch der Führer? Der Führer gab Euch Arbeit und Brot.“

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Der Führer gab nicht nur Arbeit und Brot, sondern auch den KdF-Wagen - allerdings nur für die, die ihn sich leisten konnten

Die Gleichschaltung hatte nach 1933 alle Bereiche erfasst: Betrachtet man die Gruppe der Arbeiter von Blohm&Voss, die sich im Juni 1936 auf dem Werksgelände versammelt hatten, um einer Rede Hitlers zu lauschen, so sieht man, dass nur ein einziger Arbeiter den sogenannten Deutschen Gruß verweigert.

Gleichgeschaltet waren auch die Medien und der Volksempfänger das Propagandainstrument schlechthin: „Ganz Deutschland hört den Führer mit dem Volksempfänger“ verkündete ein Werbeplakat 1933. Wer aus der Reihe tanzte, wurde gebrandmarkt: An den Pranger gestellt und von SS-Männern bewacht wurde ein Mann, der in Nagold gegen den Austritt aus dem Völkerbund gestimmt hatte: „Ich habe Nein gestimmt. Ich bin ein Volksverräter“ steht auf dem Schild, das dem Mann umgehängt wurde.

Die große Mehrheit der Deutschen glaubte an nationalen „Wiederaufstieg“ und individuelle Aufstiegschancen, an … ein besseres Leben für sich und die kommenden Generationen. Zwar bedurfte es ihrer unentwegten Mobilisierung - aber wo diese erfolgte, war die Volksgemeinschaft mehr als ein Mythos“, das sind die Worte des Historikers Frei, der wie andere Historiker mit kritischen Kommentaren hier und da die Ausstellungspräsentation bereichert.

Himmlers SS-Staat

Welche Aufgabe sich für die SS stellte und welchen Stellenwert sie im NS-Regime hatte, unterstrich Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, 1938 mit folgenden Worten: „Garantieren kann ich, dass solange ich die SS führe, in einem Krieg es keine Drückeberger … gibt. Wir würden ohne jedes Erbarmen sein. Da ist es denn gleichgültig, wenn in einer Stadt 100 auf die Decke gelegt werden müssen.“ Tatkräftig beteiligten sich SS-Angehörige an dem System des Terrors, nahmen u. a. an der öffentlichen Demütigung eines Rendsburger Bauunternehmers ebenso wie an der Zerstörung der Synagoge in Hof an der Saale teil. Die SS war im Straßenbild deutscher Städte präsent, so auch bei der SS-Anwärter-Vereidigung am Odeonsplatz in München. „Meine Ehre heißt Treue“ lautete der SS-Wahlspruch, dem sich auch Freiwillige aus Ungarn und anderen europäischen Ländern verpflichtet fühlten.

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Abtransport jüdischer Männer ins Internierungslager der französischen Üplizei, Gare d'Austeritz, Paris, 15. Mai 1941, li. Theodor Dannecker, "Judenreferent" des Reichssischerungshauptamtes

Rechtsstaatlichkeit galt im sogenannten Dritten Reich nicht. Symptomatisch hierfür ist eine Äußerung Himmler von 1937: „Die nationalsozialistische Polizei leitet die Befugnisse nicht aus Einzelgesetzen, sondern aus der Wirklichkeit des nationalsozialistischen Führerstaates her.“ Neben der SS waren es Kripo und Gestapo, die feste Bestandteile des Systems waren und sich beispielsweise an Razzien und Deportationen von Juden beteiligten, u. a. im November 1938, als Juden nach Dachau verschleppt wurden. Die Rolle der Kriminalpolizei beschreibt Paul Werner, der stellvertretende Chef der Reichskriminalpolizei, wie folgt: „Genau wie jeder äußere Feind mit militärischen Mitteln abgewehrt werde, so wird jeder, der die Volksgemeinschaft von innen herau stört oder angreift, polizeilich bekämpft.“ Auch Schutz- und Ordnungspolizei standen im Dienste des SS-Staates und wurden auch in den besetzten Gebieten eingesetzt, so in Lublin bei der Razzia gegen Juden.

Die Köpfe des Reichssicherungshauptamtes

Chef dieser Behörde war Reinhard Heydrich, prominenter Vertreter Adolf Eichmann, der nach seiner Flucht in Argentinien aufgespürt und nach Israel gebracht wurde. Dort wurde ihm der Prozess gemacht, der mit einem Schuldspruch und der Todesstrafe endete. Zu den führenden Köpfen gehörten weiterhin Ernst Kaltenbrunner, der Nachfolger Heydrichs, und Werner Best. Heydrich wurde 1942 im Rahmen eines Attentats getötet. Werner Best wurde in Dänemark zum Tode verurteilt und 1967 begnadigt. Er unterhielt beste Kontakte zur FDP und starb kurz vor der Eröffnung eines Mordprozesses gegen ihn am 23.Juni 1989. Ernst Kaltenbrunners Leben endete nach dem Nürnberger Prozess, in dem er als einer der Kriegsverbrecher des NS-Staates angeklagt war. Er wurde ebenso wie andere Kriegsverbrecher hingerichtet. Der SS-Brigadeführer Heinz Jost , Amtschef des SD-Hauptamtes Amt III im Reichssicherungshauptamt, erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe für seine Beteiligung an dem SS-Terror zwischen 1933 und 1945. Doch 1957 erfolgte die Entlassung aus der Haft. Gegen Angehörige des Reichssicherungshauptamtes wurden 15 Todestrafen ausgesprochen. Zweimal erging das Urteil lebenslänglich, fünfmal hieß es mehrjährige Haftstrafen. 300 bis 400 Vorermittlungen blieben ergebnislos. Allein diese Aufzählung führender Vertreter des NS-Staates und deren Nachkriegsschicksale macht deutlich, dass eine konsequente Abrechnung mit dem alten System in der noch jungen Bundesrepublik eher die Ausnahme war und daher bekennende Nazis auch beim Aufbau der Bundesrepublik eine nicht unwesentliche Rolle spielten.

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Das Gesicht eines Täters: SS-Obergruppenführer Dr. Karl Brandl, langjähriger Begleitarzt Hitlers und mit der Durchführung des NS-"Euthanasie" beauftragt

Die Schutzhaft, ein Instrument des Terrors

Vernichtung durch Arbeit und die Endlösung der Judenfrage sind allgemein als die Mittel bekannt, mit denen die nationalsozialistische Volksgemeinschaft erreicht werden sollte. Die Schutzhaft war ein weiteres Instrument. „Die Schutzhaft ist dazu da, um Volk und Staat vor jeder staatsfeindlichen Tätigkeit zu schützen.“, so der Leiter des Schutzhaftreferats der Gestapo. Die Ersten, die in Schutzhaft genommen wurden, waren Gewerkschafter, wie man dem Faksimile des „Berliner Börsen Courier“ vom 2.Mai 1937 entnehmen kann. Einzelschicksale kann der Besucher auch nachvollziehen, so das einer wegen Tätigkeit in einer kommunistischen Organisation Verurteilten, die erst in Schutzhaft genommen und dann am 10.November 1942 in Auschwitz umgebracht wurde. Ausgestellt ist auch der Schutzhaftbefehl: „Sie gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch ihr Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und des Staates.“

Fotos dokumentieren, dass sich Himmler nicht nur das KZ Mauthausen angeschaut hat und bei der Registrierung neuer Schutzhäftlinge zugegen war, sondern auch das KZ Birkenau aufgesucht hat. Eine lächelnde Gesellschaft von Folterknechten erblickt der Besucher auf einem Foto des SS-Erholungsheims Solahütte unweit des KZ Auschwitz. Derweil schufteten KZ-Häftlinge – auf einer weiteren Aufnahme zu sehen – im Steinbruch oder mussten im Außenlager Dora die V2 zusammenbauen.

Verfolgung im Reichsgebiet

Nicht nur die Täter bekommen in der Topographie des Terrors ein Gesicht, sondern auch die Opfer wie Werner Finck, der bekannte Kabarettist, oder die Widerstandskämpferin Greta Kuckhoff, die bei ihrer ersten Vernehmung 13 Stunden lang den Fragen der Vertreter der Gestapo ausgesetzt war und stets das Fallbeil über ihrem Kopf schweben sah. Viele SPD-Mitglieder erblickt man, ob Fritz Erler, Kurt Schumacher oder Julius Leber. Zu denen die Widerstand leisteten gehörten auch Hans von Dohnany und Admiral Canaris. Neben diesen politischen Gegnern wurden aber die Juden als Hauptfeind der „Volksgemeinschaft“ angesehen. Sie wurden wie in Wiesbaden unter den Augen der Öffentlichkeit 1942 deportiert. Vier Jahre zuvor gingen Synagogen im ganzen Land in Flammen auf. Inventar von Synagogen wurde wie in Mosbach im November 1938 auf dem Marktplatz unter den Augen zahlreicher Schaulustiger verbrannt. Doch auch Sinti und Roma standen unter Verfolgungsdruck. Am 22. Mai 1940 deportierte man zum Beispiel Angehörige der Sinti und Roma von der Festung Hohenasperg nach Polen, wie man aus einem historischen Fotodokument ersehen kann.

Homosexuelle wurden gleichfalls verfolgt, auch wenn sie in der SS waren: „Wir haben in der SS immer noch Homosexuelle. Im Jahr acht bis zehn Fälle. Diese Leute werden degradiert … und dem Gericht übergeben. Nach Abbüßung der festgesetzten Strafe werden sie in ein KZ gebracht und auf der Flucht erschossen.“ (Heinrich Himmler, 1937)

Verfolgung und Deportationen gab es aber auch jenseits der Reichsgrenzen in den okkupierten Ländern Belgien, Polen, Ungarn oder in der Sowjetunion. Breendonk bei Mecheln war eines der Lager in Belgien, in dem Häftlinge interniert waren oder aber ermordet wurden.

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Bernhard Fischer-Schweden (l), eh. SS-Oberführer und Polizeidirektor von Memel, Che des Einsatzkommandos Tilsit, an der Ermordung Tausender von russischen Juden beteiligt im sog. Ulmer Einsatzkommandoprozess im Jahr 1958

Im Nachkriegsdeutschland

Viele der führenden Köpfe entgingen ihrer Strafe, weil sie wie Heinrich Himmler Selbstmord begingen, oder aber wie Eichmann und Mengele mithilfe führender Vertreter des Vatikan nach Südamerika flüchten und dort unter falscher Identität leben konnten. Auch Eichmann gelang dank der sogenannten Rattenlinie die Flucht aus der Lüneburger Heide nach Argentinien. SS-Seilschaften prägten bis in die 1960er Jahre das Bundeskriminalamt. Zu denjenigen, die dort tätig waren und eine NS-Vergangenheit vorzuweisen hatten, gehörte der von 1965 bis 1971 als Präsident des BKA tätige ehemalige SS-Untersturmführer beim SD Paul Dickopf. Auch Reinhard Gehlen machte in der jungen deutschen Republik Karriere, so wie zuvor im SS-Staat, als er Leiter der Abteilung Fremde Heere Ost im Oberkommando des Heeres war. Sein Amt schadete auch Theodor Saevecke nichts, der als SS-Hauptsturmführer und Kriminalrat der Sicherheitspolizei in Mailand fungierte und die Erschießung italienischer Geiseln zu verantworten hatte. Auch ihn konnte man beim BKA gebrauchen. Hans Globke, er kommentierte die Nürnberger Rassegesetze, wurde gar Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Vertrauter Adenauers.

Es ist sehr zu begrüßen, dass auch dieser Aspekt in der Ausstellung berücksichtigt wird und damit das scheinbar makellose Bild der Bundesrepublik durchaus ein paar „braune Flecken“ bekommt. Angefügt werden muss zudem, dass auch in der DDR, insbesondere innerhalb des Militärs, „braune Haudegen“ eine neue Verwendung fanden. Auch diesen Aspekt berücksichtigt die Dauerausstellung. (c) text und fotos ferdinand dupuis-panther

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Protestveranstaltung französischer und deutscher Demonstraten vor dem LG Köln während des Prozesses gegen den eh. stellvertretenden Befehkshabe der Sicherheitspolizei und des SD in Paris Kurt Lischka im Jan. 1980

Stiftung Topographie des Terrors
http://www.topographie.de/

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