Nach der Umrundung des Kurparkteichs gehen wir erneut in Richtung Börde-Therme, um anschließend über die Gartenstraße zur Bismarckstraße zu laufen. Auf diese biegen wir nach links ein. Noch erkennbar ist hier ein Bahndamm, der den Bahnhof und den Kohlenschuppen verband. Einst spannte man Zugtiere an, um die Kohlenloren über den Abzweig von der Hauptstrecke Hamm nach Paderborn zu ziehen. Dies ist eine Fußnote der Geschichte, von der wir nur dank einer Infosäule erfahren. Vorbeigeht es am „Zum alten Weinkeller“, ursprünglich als Kohlenschuppen genutzt und Teil der Sassendorfer Sälzervergangenheit. 1934 wurde die Salzgewinnung in Sassendorf aufgegeben. Der Kohlenschuppen verlor seine ursprüngliche Funktion. Heute hat man vor Ort die Qual der Wahl, ob man im Café Wunderbar Westfälische Kartoffelsuppe oder Westfälische Brotzeit probiert, bei Oma Brink's einen Kiefer Grauburgunder verkostet und sich Pfefferpotthast schmecken lässt oder schließlich in den alten Weinkeller einkehrt und sich Orangenfilets und Walnüsse auf der der Zunge zergehen lässt.
Auf unserem nachfolgenden Weg kommen wir an dem Gutshof der Erbsälzer-Familie von Bockum vorbei. Zugänglich ist lediglich die in Fachwerkarchitektur errichtete Remise. Hier öffnet das Kunsthaus seine Pforten und bietet Modeschmuck, Taschen, ausgefallene Accessoires und Dekoartikel an. Nahebei plätschert der Bonifatius-Brunnen am Karl-Volke-Platz. Bonifatius Stirnberg hat bei diesem Brunnen auf Figuren wie die des Siedeknechts und des Erbsälzers zurückgegriffen. Ein Esel trägt in Körben die Salzlast, die einst so wertvoll wie Gold war und daher weißes Gold genannt wurde. Auch eine Schwarzdornbündelwand gehört zur Brunneninszenierung.
Brunner mit Pfau
Setzen wir unsere Stadterkundung fort, so stoßen wir auf den südlichen Zugang zum Kurpark. Hier steht ein bunter Pfau als Brunnenfigur. Weiter geht es entlang der Rosenau zum Café Blaubeere. Dabei handelt es sich um den letzten erhaltenen Teil einer Siederhütte, die ursprünglich neun Siedepfannen besaß. Doch davon ist ebenso wenig zu sehen wie von dem einstigen Glockenturm. Mit diesem wurde auf der Saline einst der Schichtwechsel eingeläutet.
Heute Café Blaubeere, einst Teil einer Siedehütte
Übrigens, dass sich auch in moderner Architektur die eines Gradierwerks wiederfinden lässt, unterstreicht das Diagnose- und Therapiezentrum mit seinen auffälligen Schrägpfeilern. An dieser Stelle stand einst das erste Gradierwerk der Stadt! Am Sälzerplatz sehen wir die Skulptur eines Knechts mit seinem störrischen Esel, der so gar nicht Willens ist, die Salzsäcke auf seinem Rücken an den Bestimmungsort zu transportieren. Leider verbaut ist in der Stadtmitte von Bad Sassendorf das einstige Kurmittelhaus, das 1925 seine Arbeit aufnahm. Es ist ein neunachsiger weiß getünchter Bau mit Rundbogenfenstern im Erdgeschoss und zwei Pavillon ähnlichen Vorbauten.
Salzesel mit Siedeknecht am Sälzerplatz
Nun gehen wir direkt über die Kaiser- und die Bahnhofsstraße zur Kulturscheune und zum Museum Salzwelten. Beide sind Teil des Hofs Haulle. Am Eingang zum Hof fällt ein Denkmal mit einer Radfahrerin mit Hebammentasche und Hirtenhund auf einem liegenden grünlichen Anröcter Stein mit Inschrift auf. Mit diesem Denkmal wird an die Hebamme Johanna Volke erinnert. Sie war seit 1925 in Bad Sassendorf tätig. Während des Zweiten Weltkriegs sorgte sie auch für Zwangsarbeiterinnen und Flüchtlinge. Eines der Fachwerkgebäude der Hofstelle dient heute als Eingangsbereich und Café des Museums Salzwelten, das ansonsten in einem Wirtschaftsgebäude der Hofstelle seinen Platz gefunden hat.
Kulturscheune und Museum
Das Museum Salzwelten hat eine starke mediale, audiovisuelle Gestaltungsausrichtung. Zu Beginn wird ein Salzkristall wie ein Juwel bei Bulgari präsentiert. Beim Rundgang wird deutlich, dass Salz mehr als ein Gewürz ist. Salz war in Europa jahrzehntelang ein kostbares Handelsgut. Nicht nur Bad Sassendorf profitierte vom Salzhandel und dem Salzsieden, sondern auch Orte wie Bad Reichenhall, Halle oder Hallein.
Salz im Museum Salzwelten
Der Frage, was das Unentbehrlichste ist, wird in einer Märchenerzählung von drei Schwestern und ihrem Vater, dem König, nachgegangen. Ist es ein Purpurmantel, ein frisches Brot oder ein Häuflein Salz? Wer der Erzählung lauscht, der erfährt die Lösung. Was eigentlich Salz ist, wird im Museum gleichfalls zum Thema gemacht. Dabei wird auch auf dessen chemische Bestandteile Natrium und Chlor sowie die Kristallstruktur von Salz eingegangen. Wegen der aktuellen Pandemie ist leider die Salz-Probierstation stillgelegt worden. So kann man sich nicht selbst davon überzeugen, ob Salz aus dem Toten Meer genauso oder anders schmeckt als Alpensalz. Wie Salz mittels Pumpanlage gewonnen wird und wie das Sieden vonstattengeht, wird dem Besucher dank eines Modells und einer Inszenierung mit Siedepfanne und Siedeknecht näher gebracht.
Inszenierung Salzsieden
Auch der Geschichte von Bad Sassendorf als Kurort widmet sich das Museum. Dabei werden unter anderem eine Höhensonne und ein Wärmetherapiegerät vorgestellt, die in der Rehabilitation von Kindern in den 1950er und 1960er Jahren zum Einsatz kamen. Zu erfahren ist auch, dass in Bad Sassendorf Moorbäder durchgeführt wurden. Dabei vertraute man auf die heilende Kraft der Huminsäure.
Medizinisches Geräte der 1950er/60er Jahre
Mitmachstationen beziehen die Besucher immer wieder in die Museumsthematik „Salzwelten“ ein. So soll der Besucher unter anderem den Salzgehalt von Frischkäse, Apfel, Karotte und Nürnberger Würstchen durch Knopfdruck erraten. Schließlich erfährt man bei dem Besuch zudem von der Seifenherstellung aus Salz. Einst war das Teehaus im Kurpark eine Seifenfabrik! Weitere behandelte Themen im Museum sind „Salzaufwiegen“ oder „Was ist Sole“. Der Solebrunnen, den man mittels Pedalen betreiben kann, lässt im Übrigen zu, Süßwasser und Sole zu kosten. Dabei sollte man, so die Textanweisung die Sole mit Süßwasser verdünnen.
Informationen
www.westfaelische-salzroute.de
www.zumaltenweinkeller-badsassendorf.de
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