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Aufstand gegen die Ampeln

Die, die er zu den Seinen zählt, stellt er vor neue Herausforderungen. „Viel zu schnell geht das den meisten Bhutanesen", sagt Reiseführer Vangdi. „Die meisten von uns möchten einfach, dass alles so bleibt, wie es ist." Ganz gewiss jedenfalls in Sachen Verkehr. An den Enden der Hauptstraße Norzin Lam in der 70.000 Einwohner zählenden Hauptstadt Thimpu regeln wieder zwei Polizisten den Fluss der Autos, nachdem die Bevölkerung gegen die zwischendurch eingeführten Ampeln heftig aufbegehrt hatte - und es sind immer noch die beiden einzigen Verkehrsknotenpunkte im Königreich.

Bhutan Wappen

Im Postamt kaufen wir die berühmten Briefmarken, mit dem König oder Arbeiterinnen im Reis, spielen abends Pool-Billard in einer Bar und gönnen uns einen Abstecher zum Nationaltier des Landes. Vor wenigen Jahren hatte der König den Zoo Bhutans schließen lassen. Doch statt wie vorgesehen in die freie Natur trabten die Takins in die Stadt und fürchteten sich sehr. Jetzt grasen sie, mit ihren Elchschnauzen, dem Rinderfell, den Ziegenhufen und den geriffelten Gamshörnern, wieder friedlich hinter Gittern.

Bhutan Bogenschütze

Auch den populärsten Sport des Landes lernen wir kennen. Am Ufer des Wang Chu treffen die Bogenschützen aufeinander. Mit Bambusbögen oder modernen Compoundwaffen messen sich die Teams. Unendliche 145 Meter ist das Ziel, ein schmales Holzbrett, entfernt. Der Schütze tritt vor, ein Moment höchster Konzentration - und so mancher läuft seinem Pfeil noch ein paar Schritte mit Wünschen oder Drohungen hinterher. Trifft einer die Scheibe, was gar nicht so selten vorkommt, richtet seine Mannschaft einen kurzen Rundtanz mit Lobgesang auf ihn aus. Der Erfolgsmann steht bescheiden nebenbei und platzt vor Stolz aus allen Nähten seines Kho.

Bhutan Kinder auf dem Land

Weiter nach Osten, auf der einzigen Straße in diese Richtung, die erst 1984 gebaut wurde. Über den Dochu La, wo bhutanesische Jugendliche, die ihren Liebsten näherkommen wollen, gern den Sonnenaufgang erleben, geht es Richtung Trongsa. Im Radio besingt Tshering Choden klagend das "Leben eines Dorfmädchens", am Straßenrand klopfen dunkle Frauen und Männer aus Nordindien Steine. Sie wohnen gleich daneben in zerlumpten Zelten oder Baracken aus plattgeklopftem Blech und erledigen seit 20 Jahren die Arbeiten, die den Bhutanesen selbst zu anstrengend und zu schlecht bezahlt sind. Mit ihnen aber kamen auch Kriminalität, Prostitution, Drogen und Aids. Bhutan heute ist keine Insel der Seligen auf dem Dach der Welt.

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