„Cook mal – Robin und Hilla 'down under'!“
Wie es sich für Große & Kleine in Australien reist
Tour 3: Die
Welt ist ein Dorf oder
warum der Traum vom Aussteigen eine Illusion ist
Text und Fotos: Hilla Finkeldei
Werte Leser, Sie wissen ja: mein derzeitiger Aufenthaltsort liegt etwa 22 000 km von der Heimat entfernt oder – in zeitlichen Dimensionen veranschaulicht, trennen Sie und mich gut 27 Flug- und Bahnstunden. Weiter kann man gar nicht weglaufen, denn ab jetzt würde mich jeder Schritt vorwärts wieder näher an mein Zuhause, nach Münster, bringen. Schließlich ist die Erde rund. Und so nahm ich bisher an, dass ich hier, fernab und frei von jeglichem Alltag, Anonymität genießen könnte. Soviel zur Theorie!
Doch lade ich Sie ein zu einem Exkurs in die Praxis ...
Wir sind wieder
einmal in Sorrento. Fühlen uns hier wie in
der zweiten Heimat, genießen in diesem gemütlichen Zufluchtsort
das Ausruhen nach unseren Abenteuern. Robins Playmobil-Helden werden
mittlerweile durch eine Armee boxender Kängurufiguren, Kokosnuss
werfender Koalas und einen bissigen Wombat unterstützt, aber
nach einem Nachmittag heftiger Kampfrituale ist der menschliche
Protagonist müde und verkriecht sich auf dem kürzesten
Weg ins kuschelige Bett. In der Bar des Hauses formiert sich nahe
dem Ofen eine gemütliche Runde, während ein heftiger Regen
niedergeht. Wein und ein paar Würstchen im Schlafrock (wie
passend!) werden kredenzt, und plötzlich landet das Gespräch
bei einer erstaunlichen Begegnung, die meine Freundin Anne kürzlich
mit ihren Nachbarn hatte. Jene erwähnten, dass sie nach Deutschland
in Urlaub fahren. Aha, wohin denn? “Ach, den Ort kannst du
nicht kennen!” Offenbar war das Gespräch noch ein bisschen
hin und her gegangen, denn plötzlich fällt der Name der
Stadt dennoch: Münster!
Münster! Als ob es keine anderen Städte als die meinige
in Deutschland gäbe. Ja, die Tochter der Familie ist dort mit
einem Deutschen verheiratet. “What a coincidence!”
“Denen kann ich ja gar nicht begegnet sein!”
Ich war natürlich auch überrascht, wollte aber mit der Größe Münsters prahlen und sicher sein, dass ich der Familie bestimmt noch nicht begegnet war. Doch dann ein Wort, das mich aufhorchen ließ: Theaterensemble. Besagte Tochter und ihr Ehemann besäßen eine Theatertruppe. Schnell ratterte ich in Gedanken meine bescheidenen kulturellen Kenntnisse durch, verwarf alles und zuckte mit den Schultern, nein, wohl doch nicht. Doch das genügte nicht. In meinem Hinterkopf rumorte der Ich-will-es-wissen-Zwerg, und da im Wein bekanntlich die Wahrheit liegt, griff ich vorsorglich noch einmal zu meinem Glas: Man kann ja nicht wissen…