Text und Fotos: Sabine Igersky und Norbert Schmacke
Wer Spaß an ausgedehnten Wanderungen hat, den Reiz von Küstenlandschaften und steilen Klippen schätzt, wer die von Touristen überfüllten Urlaubszentren fürchtet und das gemäßigte Klima Irlands ebenso schätzt wie das mediterrane Ambiente: der muss seine Wanderstiefel einpacken und im Norden Irlands sowohl die West- wie die Ostküste kennenlernen. Wer dann noch im Englischen etwas zu Hause ist, der wird mit vielfältigen Eindrücken von Land und Leuten zurückkommen und darauf hoffen, dass die Tage der Teilung auch für Irland bald endgültig beendet sein mögen.
Irland bietet phantastische Küstenwanderungen - auch in kurzen Hosen!
Etwas Kondition sollte man schon mitbringen, aber nirgendwo ist tollkühnes Klettern notwendig. Sehr empfehlenswert sind gute Karten, am ehesten die passenden Exemplare der überall erhältlichen Discovery Series, welche dem einigermaßen kartengeübten Leser vielfältige Anregungen zu Wanderungen geben. Querfeldein sollte man gleichwohl nicht losspazieren, weil man immer riskiert, im feuchten Hochmoor auch mit den besten Stiefeln nasse Füße zu kriegen oder sich bei aufkommendem Nebel zu verlaufen. Im Zweifelsfall immer Ortskundige fragen. Wir haben immer gute Tipps bekommen, und für Gruppen werden immer häufiger auch geführte Wanderungen angeboten. Die nachfolgenden Anregungen sollen möglicherweise den Start erleichtern, vor allem aber die Phantasie anregen, die eigenen Urlaubstage so zu gestalten, dass das Wandern Spaß bringt: intensiver jedenfalls kann man ein Land sicher nicht kennenlernen als es zu Fuß zu erlaufen. Unser Ziel war, im Norden Irlands sowohl die West- wie die Ostküste kennenzulernen, dort, wo allen Reiseführern zufolge die spektakulärsten Küstenabschnitte zu erwarten sind.
Für Hin- und Rückflug empfiehlt sich Belfast, für die nötige Mobilität ist ein PKW oder für eine Gruppe ein Kleinbus zu empfehlen, es sei denn, man hat viel Zeit mitgebracht und gönnt sich die Überlandfahrten mit öffentlichen Bussen: auch das ist kein Problem.
Cushendun
Ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in den Glens oder an der Küste von Antrim ist der kleine Ort Cushendun. Mit etwas Phantasie lässt sich vorhersagen, dass Cushendun eine große touristische Zukunft vor sich hat: ein langgezogener Strand, eine interessante Straßenzeile, ein außerhalb des Ortes gelegener großer Campingplatz, und natürlich der kleinste Pub Irlands bei Mary Mc Bride sind einige der jetzt schon ins Auge fallenden Besonderheiten dieses Ortes.
Cushendun schließt eines der neun vielbesungenen Täler von Antrim, Glendun, ab. Ein architektonisches Juwel sind die Cottages im Cornwall-Stil, von den Einwohnern als "chocolate box village" bezeichnet. Diese Siedlung gehört dem National Trust, die Wohnungen sind fest an Einheimische vermietet.
Cottages im Cornwall - Stil
Cushendun bietet eine Reihe guter B&Bs, ein großes Restaurant neben dem kleinsten Pub, und für kulinarische Spezialitäten "The Villa Farmhouse", dessen Menus so begehrt sind, dass eine Reservierung dringend zu empfehlen ist. Es empfiehlt sich, den Abend mit einem Aperitif vor dem Haus einzuleiten: von dem Vorgarten dieses Restaurants, das übrigens auch Übernachtungsmöglichkeiten anbietet, hat man einen traumhaften Blick über die Bucht von Cushendun.
Blick über die Bucht von Cushendun
Rathlin Island
Von Ballycastle aus ist man mit der Fähre in knapp einer Stunde in Rathlin Island. Die Hauptattraktion der Insel ist ohne Frage der West Light Viewpoint: ein Aussichtspunkt nahe dem westlichen Leuchtturm, der phantastische Blicke auf einen der größten Brutplätze vor Irlands Küsten auf hochaufschießenden Felsformationen erlaubt.
Empfehlenswert ist sicher der bequeme Wanderweg vom Hafen dorthin - mit Pausen und gemächlichen Schrittes zwei Stunden. Die faulere Variante: ein Minibus. Im Mai kann man immer wieder am Wegesrand die etwa 7 cm hohen pink-violetten wilden Orchideen bewundern. Überhaupt ist der Mai auch hier in Irland der farbenprächtigste und oft überraschend sonnige Wonnemonat.
Allison Hurst erläutert vor Ort am Aussichtspunkt, was man sich alles vor das kostenlos zu nutzende Fernrohr zaubern kann: am begehrtesten sind natürlich die putzigen Puffins, die elegant fliegen und tollpatschig die Hänge herunterrutschen. Vogelliebhaber werden kaum von hier wegzubringen sein...
Vor der Rückfahrt kann man gut im Manor House tea room einkehren, das frisch renoviert ist und seither auch einige Übernachtungsmöglichkeiten vorhält.
Von Ballintoy bis zum Giant's Causeway
Eine Einstiegsmöglichkeit für eine tolle Wanderung zum Giant's Causeway ist der kleine Hafenort Ballintoy. Man kann hier den fahrbaren Untersatz prima parken und nach der Wanderung mit Bus oder Taxi zurückkommen. Die Route sollte so geplant werden, dass man bei ablaufendem Wasser wandert, weil man sonst größere Umwege z.T. auf der Landstrasse einkalkulieren muss. Die Wanderroute führt zunächst entlang der White Park Bay, dem vielleicht schönsten Sandstrand der Ostküste. Sollte einen der irische Sommer überraschen, kann man an vielen Stellen ein kurzes Bad nehmen: Erfrischung garantiert! Man passiert Portbraddon, einen malerischen Flecken, der aus vier Häusern und der kleinsten Kirche Irlands besteht. Portbraddon ist nach wie vor für die Lachsfischerei von Bedeutung.
Vor der kleinsten Kirche Irlands in Portbraddon
Ab hier windet sich der vom National Trust unterhaltene Trail von der Küste nach oben zum Rand der Klippen. Oben angelangt, fällt es schwer, sich zu entscheiden, wohin der Blick schweifen soll: zur schottischen Küste und nach Rathlin Island oder über die grüne Hochebene Antrims. Immer wieder ist der Weg gesäumt von intensiv nach Cocos duftenden Ginsterbüschen. Das Gelb des Ginsters stellt einen sehr markanten Kontrast zum Grünblau des Wassers und dem satten Grün der Wiesen dar.
Giant's Causeway
Der gut befestigte und gefahrlose Weg führt sicher zur Hauptattraktion Nordirlands, zum Giant's Causeway, den die Iren selber als das 8. Weltwunder bezeichnen. Im Annähern erhält die Küstenlandschaft immer stärker vulkanische Züge. Riesige Basaltsäulen ragen aus der Ferne wie Finger in den Himmel. Schließlich liegt der Damm des Riesen mit seinen fast 40.000 Steinsäulen - die meisten hexagonal - zu Füßen des Wanderers. Es ist ein wirklich besonderes Erlebnis, am Ende dieser etwa halbtägigen Tour auf einer dieser Säulen sitzend die untergehende Sonne zu genießen, umspült von der häufig lebhaften irischen See.
Basaltsäulen am Giant's Causeway
Wer länger in dieser faszinierenden Gegend bleiben will, zum Beispiel um das optimale Licht zum Fotographieren zu erwischen, kann im Hotel oder einem der zahlreichen B&Bs übernachten. Und wenn es mal regnen sollte: Bushmill's mit seiner Whisky-Destillery ist nur zwei Meilen entfernt....
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