Am Titicaca-See in den bolivianischen Anden

 

Lamas, die nicht spucken

Die Kälte der Nacht ist gewichen. Über dem Andean Roots Complex steht die Sonne und am Ufer des Titicaca-Sees grast friedlich eine Herde Lamas. Ob sie wohl spucken, wenn man ihnen zu nahe kommt? Das alte Vorurteil, das wohl jedem Kind beim ersten Zoobesuch erzählt wird, sitzt tief. Die Indio-Frauen an ihren Handwebstühlen kennen die Ängste der Besucher.

Bolivien titicaca Webstuhl

Hier entstehen bunte Kunstwerke

Mit Geduld erklären sie, dass die Tiere ganz harmlos sind. Aus deren dichter Wolle, die man nun sorglos streichelt, werden wunderschöne und vor allem warme Ponchos, Schals und Mützen gewebt. Die Geschicklichkeit der Frauen ist beeindruckend, auch ihre Geduld. Es dauert lange, bis man den Erfolg seiner Arbeit sieht.

Bolivien Titicaca Alpaka

Alpakas: die Erzeuger feinster Wolle

Hinter den Lamas verstecken sich zwei Tiere, die zwar fast aussehen wie ihre größeren Verwandten, aber eben doch keine „richtigen“ Lamas sind. Lama guanicoe pacos ist der zoologische Name der Alpakas, um die es sich bei diesen beiden Vierbeinern handelt. Ihre Wolle ist um ein Vielfaches feiner als die der Lamas. Fachgerecht verarbeitet, entstehen daraus hochwertige Produkte, die sich in Qualität und Preis ohne weiteres mit Kaschmirwolle vergleichen lassen.

Bolivien Titicaca Lama

Das Lama ist immer dabei

Dass die Frauen und Mädchen an den Webstühlen und Spindeln ihr Handwerk verstehen, kann man spätesten auf den Märkten sehen, wo sie ihre Produkte zum Verkauf anbieten. Für die meisten Indios beginnt und endet das Leben in dem Dorf, in dem sie geboren wurden. Weiter als bis zum nächsten Marktflecken kommen sie kaum. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Das Erbe Thor Heyerdahls

Anders bei den Brüdern Limachi aus dem Dorf Huatajata, die es vor vielen Jahren hinaus in die große weite Welt verschlug und die heute im Cultural Complex ihre Heimat gefunden haben. Als der norwegische Ethnologe und Abenteurer Thor Heyerdahl seine großen Schiffsexpeditionen auf historischen Spuren vorbereitete, stieß er auf die jahrhundertealte Floßbautraditionen der Indios am Titicaca-See.

Bolivien Titicaca Schilfboote

Die klassischen Schilfboote auf der "Titicaca-Werft"

Bis heute gehören die Schilfboote hier zum täglichen Leben der Fischer. Unter vielen meisterlichen Floßbauern entschied sich Heyerdahl für die Brüder Limachi, die mit und für ihn in den siebziger und achtziger Jahren die Boote für die erfolgreichen Expeditionen mit der „RA 2“ und der „Tigris“ bauten und auch selbst mit an Bord waren.

Am See steht heute ein Nachbau der RA 2 und beim Bau alltäglicher Boote für die Nutzung auf dem Titicaca-See erläutern die Brüder den Besuchern die speziellen Techniken bei der Herstellung ihrer Schilfboote, die die entscheidende Grundlage für die Forschungen Heyerdahls waren. Wenn man sie fragt und bittet, holen sie, nicht ohne Stolz, ein großes Fotoalbum aus ihrem Häuschen, in dem Sie viele Erinnerungen an ihre nicht immer einfache Zusammenarbeit mit dem Individualisten Thor Heyerdahl verwahren. Sie erinnern sich gern an diese Zeit, doch sind sie letztlich glücklich darüber, wieder in ihrer geliebten Heimat eine Aufgabe und ein Zuhause gefunden zu haben.

Bolivien Titicaca Indiodame

 

Reiseinformationen

 

Infos

Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika e.V.
Bahnhofstr. 53
61118 Bad Vilbel
E-Mail: info@lateinamerika.org
https://www.lateinamerika.org/de/

Crillon Tours
P.O. Box 4785, Av.Camacho No. 1223,
La Paz, Bolivien
Internet: https://crillontours.travel

Gesundheit

Offiziell vorgeschrieben sind keine Impfungen. Eine vorherige Absprache mit dem Hausarzt ist auf jeden Fall zu empfehlen. In die Reiseapotheke gehört neben einer Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor vor allem ein schnell helfendes Mittel gegen Durchfall.

Durch die geografische Lage vieler Sehenswürdigkeiten in Höhen um 4.000 Metern muss mit der Höhenkrankheit Soroche (Schwindelgefühl, Kopfschmerzen und Übelkeit) gerechnet werden. Das beste Rezept: Kein Alkohol, leicht essen und langsamer gehen. Als Vorbeugung helfen Kautabletten von Coramin, Aspirin Protect 300, Sorojchi Pills aus bolivianischen Apotheken und der leicht anregende Kokablätter-Tee, der in allen Hotels ständig bereit steht.

Reisezeit

Bolivien liegt südlich des Äquators, deshalb sind die Jahreszeiten entgegengesetzt. Zwischen Dezember und Februar ist Regenzeit. Der Rest des Jahres ist sonnig und trocken.

Zeit

Der Zeitunterschied zur Mitteleuropäischen Zeit beträgt fünf Stunden, während der Sommerzeit sechs Stunden.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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