Von der UNESCO-Welterbestadt Paramaribo nach Commewijne

 

Suriname - alte Kanone in Paramaribo

Immer wieder findet sich Grün in der tropischen Stadt, neben Mahagonibäumen sehen wir auch Mandel- und Tamarindenbäume. „Mit den Zweigen der Tamarindenbäume wurden früher die Sklaven geschlagen“, verrät uns Hans Parana. Vom westlichen Ufer des Surinamflusses erspähen wir auch das Wrack der Goslar, das Vogelliebhaber Zaid Halmahomet und sein Kampfzwitscherer namens Hitler vom Ostufer aus, das bereits im Commenwijne-Distrikt liegt, ebenfalls im Blick haben.

Paramaribo ist eine Multikulti-Stadt, nach der Abschaffung der Sklaverei kamen viele chinesische, indische und indonesische Arbeiter in das Land, um auf den Plantagen zu arbeiten. Heute betreiben deren Nachkommen Supermärkte, Restaurants oder Marktstände. Die vielen Nationalitäten leben im Großen und Ganzen einvernehmlich zusammen, auch neue Zuwanderergenerationen, etwa brasilianische Goldsucher oder chinesische Einwanderer, die den Surinamaufenthalt als Zwischenstation für den Erhalt eines US-Visums sehen, sind gut in den „melting pot“ integriert, berichtet Hans Parana.

Paramaribo in Suriname - die 1835 erbaute Neve Shalom-Synagoge und die Keizerstraat-Moschee

Wer in Paramaribo zum Essen ausgeht, dem bietet sich als nicht nur die aus Afrika inspirierte kreolische Küche an. Reisende finden hier vielmehr ein kulinarisches Universum, das indonesische Warungs ebenso umfasst wie indische Roti-Shops oder chinesische Hot Pot-Restaurants. Multikulturell ist auch das religiöse Spektrum – die 1835 erbaute Neve Shalom-Synagoge und die Keizerstraat-Moschee liegen direkt nebeneinander, ein paar Straßen weiter findet sich die aus Holz gebaute Petrus-und-Paulus-Kathedrale, eine der größten Holzkirchen der Welt. Zahlreiche weitere Moscheen, Hindutempel und protestantische Kirchen runden das religiöse Spektrum ab.

Suriname - aus Holz gebaute Petrus-und-Paulus-Kathedrale in Paramaribo

Auch in der surinamischen Kunst zeigt sich die Vielfalt der Einflüsse, das erfahren wir von René Tosari, einem Maler, der in der Provinz Commewijne in der Nähe der ehemaligen Peperpot-Plantage lebt. „Anfangs wollte ich ein Künstler in der europäischen Tradition sein, seit zwanzig Jahren orientiere ich mich eher an der Karibik und der Nachbarschaft“, berichtet der vielseitige Künstler, der nicht nur mit dem Pinsel arbeitet, sondern auch mit grafischen Techniken und mit Lithografie. Seine Motive findet er oftmals in der tropischen Natur, insbesondere in der Pflanzenwelt des Amazonasgebiets. „Meine Wurzeln sind hier in Suriname“, berichtet Tosari, während draußen vor seinem Haus die Hähne krähen. Der Surinamer mit indonesischen Vorfahren ist lange zwischen Amsterdam und Surinam hin- und hergereist, lebt jetzt jedoch wieder fest in Suriname. Seine Spezialität ist eine Maltechnik, bei der Acryl- und Ölfarben kombiniert werden. „Die verschiedenen Kulturen, die hier in Suriname zusammenfließen, sind eine gewaltige Quelle der Inspiration“, erklärt der schmächtige Mann, der bereits seit den 70er Jahren professionell malt und demnächst auch Kunstworkshops für Touristen anbieten möchte.

Suriname - Werk von René Tosari, einem Maler, der in der Provinz Commewijne in der Nähe der ehemaligen Peperpot-Plantage lebt

Nicht weit von seinem Haus am Ufer des Surinameflusses entfernt führt uns Eline Tirtosemito durch ein Stück Land, das früher zur Peperpot-Plantage gehörte, und in dem sie nun einen tropischen Garten angelegt hat. „Ich liebe die Natur hier, früher hatte ich mal in Paramaribo gearbeitet, aber da ist es zu laut, das machte mich krank“ versichert die 42-Jährige, die unter anderem Sternäpfel, Mangos, Orangen, Kaschuäpfel, Papaya, Guaven und Rambutan anbaut.

Suriname - Früchte

„Es sind rund zwanzig verschiedene Früchte, aber die sind ja nicht alle zur gleichen Zeit reif“, erklärt sie – und zeigt uns einen Lorbeerbusch, der ebenfalls in ihren Garten steht. Eline, die auch Schafe züchtet, ist mit der Region hier eng verwurzelt – ihre mittlerweile verstorbene Mutter hat vierzig Jahre auf der Peperpot-Plantage gearbeitet. Genauso wie der Großvater ihres Lebensgefährten André, der vom Plantageneigentürmer später ein Stück Land erhalten hat. André Karijodimedjo hatte seine Heimat zwar eine Zeit lang verlassen und in Holland als Kammerjäger gearbeitet. Im Jahr 2000 ist jedoch der heute 57-jährige wieder zurückgekehrt. „In Holland konnte ich nur schlecht schlafen, weil ich ständig kalte Füße hatte. Hier fühle ich mich freier, ich kenne die Natur und die Umgebung – ich bin einfach ein Kind der Plantage“, beteuert er. In den Hochzeiten der Kolonie waren in Surinam mehr als 400 solcher Plantagen in Betrieb, im Jahr 1863, als die Sklaverei abgeschafft wurde, erhielten mehr als 30 000 Menschen die Freiheit, mussten aber für eine Übergangszeit gegen Bezahlung weiterarbeiten.

Suriname - auf der Peperpot-Plantage

Weniger Stress als in der Stadt, dafür viel Ruhe und Entspannung. Darauf setzt auch Ernie J. de Vries, der direkt am Ufer des Surinamflusses ein kleines Kongresshotel mit Wellnesscenter eröffnet hat. Die Gebäude auf seinem Anwesen sind von einer holländischen Architektin gestaltet, aber von der Natur inspiriert – sie sind blattförmig angelegt. „Surinam hat touristisch noch viel Potenzial“, versichert der Tourismusmanager und genießt den idyllischen Flussblick von der Terrasse des Restaurants seines Houttuyn Wellness River Resorts – genau so, wie auch Zaid Halmahomet von seiner Terrasse und dessen Vögel, etwa Motor oder Hitler, aus ihren Käfigen.

Suriname - Houttuyn Wellness River Resort

 

Reiseinformationen

Anreise

Per Bahn oder Zubringerflug nach Amsterdam, von dort mit Surinam Airways (www.flyslm.com) oder mit KLM (www.klm.com) nach Paramaribo. Die Flugzeit ab Amsterdam beträgt rund neun Stunden.

Einreise

Deutsche Staatsbürger können unter Vorlage ihres noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepasses und eines Rückflugtickets als Touristen einreisen, müssen aber bei der Ankunft am Johan Adolf Pengel International Airport in Paramaribo eine „tourist card“ erwerben.

Reisezeit/Wetter

Ideale Reisezeit sind die trockenen Monate von Januar bis Mai und September bis November. Das Klima ist tropisch, die Temperaturen liegen meist zwischen 23° und 32°C.

Zeitverschiebung

Der Zeitunterschied zu Deutschland liegt bei minus fünf Stunden.

Geld

Vor Ort gilt der Surinam-Dollar als Währung; ein Euro entspricht rund acht Surinam-Dollar.

Sprache

Die Landessprache ist niederländisch, auf Englisch kann man sich innerhalb der touristischen Infrastruktur in der Regel verständigen.

Gesundheit

Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor ist unbedingt erforderlich. Vor Ort sollte man sich möglichst vor Mückenstichen schützen. Eine Gelbfieberimpfung kann ratsam sein, je nach bereister Region und Reisestil kann auch Malariaprophylaxe sinnvoll sein. Vor der Reise sollte man sich aktuelle Informationen einholen.

Übernachten

In einem Stadthotel in guter Lage wie dem "Residence Inn“ (Anton Dragtenweg 7, Paramaribo, Tel. 00597/521414, E-Mail: info@resinn.com, www.residenceinn.sr, gehobene Mittelklasse mit Pool) kommt das Doppelzimmer inklusive Frühstück auf 80 - 90 Euro pro Nacht.

Im von seinen Gästen hoch gelobten Q-Inn Boutique Hotel kostet ein Doppelzimmer ohne Frühstück rund 60 Euro (Costerstraat 35, Paramaribo, Tel. 00597 8897691, E-Mail info@q-inn.sr, www.q-inn.com).

Essen und Trinken

Hauptgerichte wie Huhn kreolisch mit Reis und Bohnen oder indonesisches Gado Gado kosten zwischen vier und acht Euro.

Pauschalangebote

Der Veranstalter Reisen mit Sinnen hat eine 17-tägige Surinam-Rundreise in einer Kleingruppe (vier bis acht Teilnehmer, Reisepreis ca. 5000 Euro) im Angebot, die unter dem Motto „Schatzkammer der Erde“ steht. Während der Tour wird auch Paramaribo und Commewijne besucht. Infos und Anmeldung:
Reisen mit Sinnen
Erfurter Str. 23
44143 Dortmund
Tel. 0231/589792-0
E-Mail info@reisenmitsinnen.de
www.reisenmitsinnen.de

Infos

Auskünfte zu Suriname gibt es bei der
Suriname Tourism Foundation
Dr. J.F. Nassylaan 2
Paramaribo
Tel. 00597/42-2916
E-Mail: info@surinametourism.sr
www.surinametourism.sr.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Das könnte Sie auch interessieren

.

Kurzportrait Suriname

Für die meisten Europäer eher eine „terra incognita“, können unsere niederländischen Nachbarn mit dem kleinen Land im Nordosten Südamerikas sehr wohl etwas anfangen, wo doch Ortsnamen wie Groningen, Wageningen, Frederiksdorp oder Nieuw Amsterdam gebräuchlich sind und der Präsidentenpalast am Onafhankelijkheidsplein (Unabhängigkeitsplatz) liegt, das Königshaus Oranje-Nassau sich im Wilhelmina-Gebergte (Gebirge) und am Julianatop verewigte und Wasserfälle den Namen von Frederik Willem de Vierde tragen.

Suriname

Mehr lesen ...