Text und Fotos: Stephan Eigendorf
Auf der Suche nach ein wenig Exotic
Längst beschränkt sich der Tourismus auch auf der Baleareninsel Mallorca nicht nur auf die Hauptreisezeit in den Sommermonaten. Schon Anfang Mai kann man bei Ankunft an dem gigantisch dimensionierten Flughafen, der gleichzeitig vielfrequentiertes überregionales Drehkreuz ist, das Gefühl gewinnen, die Hochsaison habe bereits begonnen. Die Jets starten und landen im Minutentakt und Menschenmassen, angeliefert mit einem Heer an Transfer-Bussen, bewegen sich scheinbar unablässig zu den Gates oder suchen, gerade angekommen, ihr Gepäckband. Aber ja, die Erholungsuchenden verteilen sich ja über die ganze Insel. Tun sie das wirklich?
Noch ist der Strand leer, Liegen und Schirme lagern noch für den Saisonstart
Nein, tun sie eben nicht. Das zeigt schon der Blick aus dem Busfenster, ob Transfer- und regulärer Überlandbus, wenn man denn ein Auge dafür hat. Tourismus findet vorwiegend in den Küstenorten statt, dort wo es etwa Bademöglichkeiten gibt. Natürlich ist das Geschäft mit den Erholungssuchenden ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor auf der Insel, trotzdem wird es den Einwohner*innen regelmäßig zuviel.
Strand bei Port d'Alcudia
Etwa wenn die Bewohner*innen der Bettenburgen in Zeiten der hitzebedingten Wasserknappheit zuviel des kostbaren Nass für ihren Urlaubsspaß verbrauchen oder sich eine Minderheit der Reisenden von jeglicher Hemmung befreit und sich bar jeden Respekts benimmt. Und warum fliegst du als Schreiber dieser Zeilen dann dorthin? Berechtigte Frage. Weil bewusstes Reisen den eigenen Horizont erweitert und es nach wie vor auf Mallorca etwas zu entdecken gibt.
Naturstoffe statt Kunststoff bei der Sonnenschirmherstellung
Wir sind in der Bucht von Alcúdia im Nordosten der Insel. Ein kilometerlanger Sandstrand erstreckt sich von der Touristenhochburg Can Picafort über den Platja de Muro und den Platja d'Alcúdia bis zu dem Hafenort Port d'Alcúdia. Die Badeverhältnisse sind dank flach abfallendem sandigen Meeresboden toll und so ist dieser Küstenstreifen besonders bei Familien beliebt.
Kiter unterwegs
Auch die Wassersportangebote sind vielfältig: Surfen, Wingsurfen, Kiten, Tretbootfahren, Parasailing usw., alles ist im Angebot. Abseits des Trubels am Strand und rund um die zahlreichen Hotels sowie der vielbefahrenen Küstenstraße erstreckt sich ein Hort der Ruhe und der Natur: der Naturpark S'Albufera.
Wehrhafte Natur
Das ursprünglich aus einem vom Meer abgetrennten See entstandene 800 Hektar große Feuchtgebiet ist das größte und bedeutendste der Balearen. Seit 1985 steht der Park unter Naturschutz und hat sich zu einem Refugium für eine Vielzahl von Pflanzen und rund 200 Vogelarten entwickelt. Auf einem gut ausgebauten kilometerlangen Wegenetz kann man zu Fuß oder teilweise mit dem Fahrrad das Naturschutzgebiet stundenlang durchstreifen und einfach die Natur genießen oder Vögel beobachten, wobei die zahlreichen Aussichts- und Beobachtungspunkte äußerst hilfreich sind.
Im Naturpark S'Albufera
Der Hauptweg führt direkt zum Informationszentrum des Parksw, wo es nicht nur ein WC für Besuchende gibt, sondern man auch mehr zu den möglicherwiese anzutreffenden Vögeln, wie Flamingos, Seidenreiher, Ibisse oder Säbelschnäbler, erfährt. Wer sich für die gefiederten Tiere interessiert, nimmt am besten ein Fernglas mit, denn in allzu direkter Nähe zu den Beobachtungshäuschen befinden sich die Vögel meist nicht.
Seidenreiher im Naturpark, eine Kolonie der Tiere hat sich in Bäumen am Hauptkanal eingenistet
Der durch den Park verlaufende, im 19. Jahrhundert ursprünglich zur Entwässerung angelegte Canal de Siurana, in dem munter die Fische auf der Jad nach Insekten aus dem Waser springen, mündet auf der anderen Seite der Hauptstraße in ein schmales Hafenbecken, das vor allem Sportbooten zum Festmachen dient. Vom Ende der kleinen Mole hat man einen schönen Blick auf das nicht allzu weit entfernte Port d'Alcúdia. Besonders in der späteren Abenddämmerung, wenn die Lichter der Häuser und Gassen das nördliche Ende der Bucht erleuchten, wirkt der Hafenort einladend.
Am Canal de Siurana
Wer gerne Strandspaziergänge unternimmt, kann den Weg dorthin bis in den Ort hinein am Strand laufen. Am Ende der Bucht münden Strand und Wasser in eine Art Lagune, entstanden und beeinflusst durch den gegenübergelegenen Yachthafen mit seinen Befestigungsanlagen.
Am Canal de Siurana
Der Ort, der aus der Ferne am Abend mit seiner Beleuchtung so einladend und ruhig wirkt, ist bei Tag ein quirliger Hafenort mit einer für Urlaubsorte typischen Promenade. Hier reihen sich Restaurants, Cafés und Shops aneinander, wird Nippes neben Hochwertigem angeboten. Von den Balkonen der dahintergelegenen Hotelkomplexe und Appartmentanlagen hat man einen guten Blick auf das Geschehen am Wasser. Und abseits des Badebereichs gibt es da durchaus etwas zu sehen.
Teil der Promenade von Port d'Alcúdia
Zum Beispiel im bereits genannten frei zugänglichen Yachthafen. Zwar hat nicht jede/r Lust und / oder das nötige Kapital sich eine Segelyacht von mehreren Metern Länge zuzulegen Dennoch ist der Anblick der vertäuten überwiegend weißen Segel- und Motorboote in dem klaren Wasser, zumal bei wärmendem Sonnenschein von einem einem blauen Himmel, mindestens nett und löst vielleicht bei dem einen und der anderen spontan die Lust auf einen Törn auf dem Wasser aus.
Im Yachthafen
Das Wasser ist übrigens nicht nur hier so klar, dass man Fische beobachten kann. Schon allein dass hier so zahlreich welche schwimmen, lässt einen Rückschluss auf die Wasserqualität zu. Überhaupt konnten wir in vielerlei Hinsicht feststellen, dass der Schutz der Umwelt auf Mallorca offenbar einen ziemlich hohen Stellenwert genießt.
Einer der zahlreichen Fische im Yachthafen
Nicht dass ihre Besitzer sie im Yachthafen verschämt in der hintersten Reihe verstecken würden, die millionenteuren motorgetriebenen Mega-Yachten, sie liegen im seewärts gewandten Teil des Yachthafens. Die schwimmenden Einfamilienhäuser mit Sonnendeck haben aufgrund ihrer Größe nur hier ausreichend Platz. Allerdings wird von dem Hafen-Areal aus nicht nur freizeitmäßig geschippert, von hier gibt es Fährverbindungen nach Barcelona auf dem Festland sowie zur Nachbarinsel Menorca.
Fähren im Hafen
Ganz anders präsentiert sich das nur wenige Kilometer weiter auf der Landzunge zwischen der Bucht von Alcúdia und der Bucht von Pollença gelegene Alcúdia. Bis zurück in die Zeit der Römer ist die wechselvolle Geschichte der von den Mauren angelegten Stadt auf dem Hügel (Al Kudia = der Hügel) und der direkten Umgebung lebendig und im wahrsten Sinne begreifbar. Nach dem Fall Karthagos 202 v. Chr. beherrschten die Römer den Großteil des westlichen Mittelmeeres und besetzten 123 n. Chr. auch die Baleareninsel.
Römische Ruinen vor den Toren von Alcúdia
Viel ist von der ehemaligen römischen "Hauptstadt" auf Mallorca, Pollentia, direkt vor der mächtigen Stadtmauer von Alcúdia allerdings nicht übrig geblieben. Nachdem im fünften Jahrhundert die Vandalen den Ort heimgesucht hatten, waren es später die Mauren, die für den Bau von Alcúdia die römischen Ruinen als Steinbruch gebrauchten. So verwundert es nicht, dass man bei der Besichtigung der 1957 freigelegten Häuser- und Tempelfundamente auch eine Portion Fantasie und Vorstellungskraft mitbringen muss, um dem Hauch der Geschichte ein wenig Lebendigkeit zu verleihen.
Blick auf die Grabungsstätte im Jahr 2006
Aus diesem Steinbruch der Vergangenheit bedienten sich auch die Erbauer der ältesten Kapelle Mallorcas, der Oratori de Santa Anna, im 13. Jahrhundert, die nicht weit davon entfernt an der Straße nach Artà steht. Große Verehrung durch die Stadtbewohner genießt die Marienfigur über dem Eingang. Nachdem so viel Substanz der römischen Stadt anderwo und bis heute Verwendung fand, ist es vielleicht verständlich, dass viele Stadtbesuchenden nur soweit das Interesse der Archäolog*innen teilen, solange es nichts kostet und den vergleichsweise geringen Eintrittspreis für die Begehung der Ruinen spart. Zumal es in Alcúdia wirklich viel zu sehen gibt.
Oratori de Santa Anna gegenüber dem Friedhof
Folgt man den zahlreichen Wegweisern, gelangt man zu einer weiteren, etwas außerhalb gelegenen, Hinterlassenschaft der Römer. Auf das erste Jahrhundert v. Chr. wird das mit 2000 Plätzen recht kleine römische Theater datiert. Orchestra und Zuschauerränge der 1952 freigelegten, von Mandel- und Zitronenbäumen umgebenen Anlage sind noch gut zu erkennen. Wenn man Lust hat, kann man auch einmal Probe sitzen oder auch spielen. Wer mehr über die römische Siedlung Pollentia erfahren möchte, wird im Museu Monogràfic de Pollentia in einem ehemaligen Krankenhaus aus dem 14. Jahrhundert gegenüber der Pfarrkirche fündig.
Reste des kleinen römischen Theaters
Eindrucksvoll ist in Alcúdia die mächtige restaurierte Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die den alten Stadtkern noch heute fast ganz umschließt. Der nordwestliche Teil der mit zahlreichen Türmen bestückten Mauer ist begehbar. So menschenleer wie auf dem Foto ist der schmale Weg auf dem Bollwerk allerdings zwischen Frühjahr und Herbst selten, daher muss man an den zwei Treppen meist etwas Geduld mitbringen und auch sonst Rücksicht walten lassen.
Überblick aus 6 Metern Höhe
Aus rund sechs Metern Höhe blickt man auf die kleinen Gassen der Innenstadt und hat über die Zinnen hinweg in die andere Richtung einen weiten Blick über das fruchtbare Binnenland, die Serra de Tramuntana - den Gebirgszug im Nordwesten der Insel - und die Bucht von Pollença, mit dem bei Sonnenschein weiß leuchtenden Hafenort Port de Pollença auf der anderen Seite.
Blick von der Mauer auf malerische Gassen der historischen Innenstadt
Wie mochten sich die Menschen wohl damals im Jahr 1521 gefühlt haben, als sie von hier oben auf rund 6.000 Belagerer hinab schauten, die zwar nicht hinein kamen, aber sie, die Bewohner*innen, auch nicht hinaus? Vermutlich wurde auch die höchste Erhebung in der Ferne zu einem Sehnsuchtsort jenseits der feindlichen Feldlager.
Blick von einer Bastion der Stadtmauer: Hinter der Bucht von Pollença erheben sich die Ausläufer der Serra de Tramuntana
Die Begehung der Wehranlage endet an dem ehemaligen Haupttor, der Porta Principal, an der Straße nach Palma. Das Pendant dazu auf der anderen Seite der verwinkelten Stadt, die Porta Xara, hat dagegen seine Verbindung zur Mauer längst eingebüßt und steht für sich allein. Der direkte Weg durch die Gassen vom einen zum anderen Tor führt neben netten kleinen Geschäften und gemütlichen (Straßen-)Cafés auch an dem 1523 im Renaissance-Stil erbauten Rathaus vorbei. Die Casa Constitució mit ihrem prächtigen Uhrturm ist sozusagen das architektonische Sahnehäubchen im Herzen der Stadt und beliebtes Fotomotiv.
Die Casa Constitució mit Uhrturm
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"Wäre es nicht besser, statt von Spanien über 'die Spanien' zu sprechen?" hat der bekannte Dichter Juan Goytisolo einmal gefragt. Unterschiedlich wie all die Wirklich- und Befindlichkeiten der Regionen sind ihre landschaftlich-kulturellen Schätze. Da gibt es die grünen Buchten Kantabriens und die Halbwüstengebiete Almerías, die kargen Klippen La Gomeras und die sonnendurchfluteten Strände der Costa del Sol, die maurischen Schätze Andalusiens und die präromanischen Kirchen Asturiens - und natürlich Top-Museumsadressen wie das Guggenheim-Museum von Bilbao.
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