Stille Tage auf Mallorca

Entdeckungen im Nordosten der Balearen-Insel

Text und Fotos: Stephan Eigendorf

 

Mallorca - Strand

Man weiß es längst: Mallorca ist nicht bloß Teutonengrill und Ballermann. Die Insel besitzt auch stille Winkel und beschauliche Städtchen. Vor allem außerhalb der sommerlichen Hochsaison kann man das Inselflair abseits der Strände genießen. Unser Autor war mit dem Fahrrad im Nordosten der Insel unterwegs und vermittelt Eindrücke vom „anderen“ Mallorca.

Mallorca - Strand bei Port d'Alcudia

Strand bei Port d'Alcudia

Direkt von der Küstenstraße zwischen der Touristenhochburg Can Picafort und Port d' Alcúdia abgehend, erstreckt sich der Naturpark S'Albufera. Das ursprünglich aus einem vom Meer abgetrennten See entstandene 800 Hektar große Feuchtgebiet ist das größte und bedeutendste der Balearen. Seit 1985 steht der Park unter Naturschutz und hat sich zu einem Refugium für eine Vielzahl von Pflanzen und rund 200 Vogelarten entwickelt. Auf einem gut ausgebauten kilometerlangen Wegenetz kann man zu Fuß oder mit dem Fahrrad das Naturschutzgebiet stundenlang durchstreifen und einfach die Natur genießen oder Vögel beobachten, wobei die zahlreichen Aussichts- und Beobachtungspunkte äußerst hilfreich sind.

Mallorca - Naturpark S'Albufera

Im Naturpark S'Albufera

Der durch den Park verlaufende, im 19. Jahrhundert ursprünglich zur Entwässerung angelegte, Canal de Siurana mündet auf der anderen Seite der Hauptstraße in ein schmales Hafenbecken, das vor allem Sportbooten zum Festmachen und Angler*innen als Jagdrevier dient. Vom Ende der kleinen Mole hat man einen schönen Blick auf das nicht allzu weit entfernte Port d'Alcúdia. Besonders in der späteren Abenddämmerung, wenn die Lichter der Häuser und Gassen das nördliche Ende der Bucht erleuchten, wirkt der kleine Hafenort einladend.

Aus der Nähe betrachtet, zeigt sich allerdings schnell, dass von dem Flair eines kleinen Fischerhafens wenig geblieben ist – abgesehen von wenigen Fischerbooten. Hotelkomplexe, Apartmentanlagen und die üblichen Nippes-Shops, Restaurants und Eiscafés säumen die Promenade und bilden die stellenweise weniger schöne Kulisse hinter dem breiten Badestrand und dem angrenzenden weiträumigen Yachthafen. Schön ist allerdings der Ausblick, den man von den hölzernen Aussichtsplattformen über Hafen und Strand hinweg auf die gesamte Bucht hat.

Mallorca - Promende von Port d'Alcudia

Skyline am Hafen von Port d'Alcúdia

Die Römer waren auch schon hier

Ganz anders und weniger touristisch präsentiert sich das nur wenige Kilometer weiter auf der Landzunge zwischen der Bucht von Alcúdia und der Bucht von Pollença gelegene Alcúdia. Bis zurück in die Zeit der Römer ist die wechselvolle Geschichte der von den Mauren angelegten Stadt auf dem Hügel (Al Kudia = der Hügel) und der direkten Umgebung lebendig und im wahrsten Sinne begreifbar. Nach dem Fall Karthagos 202 v. Chr. beherrschten die Römer den Großteil des westlichen Mittelmeeres und besetzten 123 n. Chr. auch die Baleareninsel.

Mallorca - römische Ruinen in Alcudia

Römische Ruinen vor den Toren von Alcúdia

Viel ist von der ehemaligen römischen "Hauptstadt" auf Mallorca, Pollentia, direkt vor der mächtigen Stadtmauer von Alcúdia, allerdings nicht übrig geblieben. Nachdem im fünften Jahrhundert die Vandalen den Ort heimsuchten, waren es später die Mauren, die für den Bau von Alcúdia die römischen Ruinen als Steinbruch gebrauchten. So verwundert es nicht, dass man bei der Besichtigung der 1957 freigelegten Häuser- und Tempelfundamente auch eine Portion Fantasie und Vorstellungskraft mitbringen muss, um dem Hauch der Geschichte ein wenig Lebendigkeit zu verleihen. Aus diesem Steinbruch der Vergangenheit bedienten sich auch die Erbauer der ältesten Kapelle Mallorcas, der Oratori de Santa Anna, im 13. Jahrhundert, die nicht weit davon entfernt an der Straße nach Artà steht. Große Verehrung durch die Stadtbewohner genießt die Marienfigur über dem Eingang.

Mallorca - Oratori de Santa Anna

Oratori de Santa Anna gegenüber dem Friedhof

Folgt man den zahlreichen Wegweisern, gelangt man zu einer weiteren, etwas außerhalb gelegenen, Hinterlassenschaft der Römer. Auf das erste Jahrhundert v. Chr. wird das mit 2000 Plätzen recht kleine römische Theater datiert. Orchestra und Zuschauerränge der 1952 freigelegten, von Mandel- und Zitronenbäumen umgebenen, Anlage sind noch gut zu erkennen. Wenn man Lust hat, kann man auch einmal Probe sitzen oder auch spielen. Wer mehr über die römische Siedlung Pollentia erfahren möchte, wird im Museu Monogràfic de Pollentia in einem ehemaligen Krankenhaus aus dem 14. Jahrhundert gegenüber der Pfarrkirche fündig.

Mallorca - römisches Theater bei Alcudia

Reste des kleinen römischen Theaters

Eindrucksvoll ist in Alcúdia auch die mächtige Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die den alten Stadtkern noch heute fast ganz umschließt. Der nordwestliche Teil der mit zahlreichen Türmen bestückten Mauer ist begehbar. Aus rund sechs Metern Höhe blickt man auf die kleinen Gassen der Innenstadt und hat über die Zinnen hinweg in die andere Richtung einen weiten Blick über das Land und die Bucht von Pollença - mit dem bei Sonnenschein weiß leuchtenden Hafenort Port de Pollença auf der anderen Seite. Wie mochten sich die Menschen wohl damals im Jahr 1521 gefühlt haben, als sie von hier oben auf rund 6.000 Belagerer hinab schauten, die zwar nicht hinein kamen, aber sie, die Bewohner*innen, auch nicht hinaus?

Mallorca - auf der Mauer von Alcudia

Überblick aus 6 Metern Höhe

Die Begehung der Wehranlage endet an dem ehemaligen Haupttor, der Porta Principal, an der Straße nach Palma. Das Pendant dazu auf der anderen Seite der verwinkelten Stadt, die Porta Xara, hat dagegen seine Verbindung zur Mauer längst eingebüßt und steht für sich allein. Der direkte Weg durch die Gassen vom einen zum anderen Tor führt neben netten kleinen Geschäften und gemütlichen (Straßen-)Cafés auch an dem 1523 im Renaissance-Stil erbauten Rathaus vorbei. Die Casa Constitució mit ihrem prächtigen Uhrturm ist sozusagen das architektonische Sahnehäubchen im Herzen der Stadt.

Mallorca - Alcudia - Casa Constitucio

Die Casa Constitució mit Uhrturm

 

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