Reiseführer Andalusien: Geschichte der Stadt Sevilla


Sevilla

Farbenfroh erzählen die Kacheln an der Plaza de Espana die Geschichte des Landes

Dem Mythos nach soll es kein Geringerer als Herkules gewesen sein, der den Grundstein für die Stadt am Guadalquivir legte. Siedlungen der Iberer, Phönizier und Karthager folgte die Befestigung durch die Römer um 200 v. Chr., veranlasst durch Cäsar, der von hier aus gegen seinen Rivalen Pompejus, dem Córdoba zur Seite stand, opponierte. Sevilla trug zu römischer Zeit den Namen "Colonia Iulia Romula".

Nach dem kurzen "Gastspiel" der Vandalen entwickelte sich die Stadt unter der Herrschaft der Westgoten zu einem kulturellen Zentrum. Die herausragende Gestalt jener Zeit war der hl. Isidor (555 - 636), Bischof der Stadt. Der Mitbegründer der "Schule von Sevilla" fasste das Wissen seiner Zeit in enzyklopädischer Form zusammen.

Kampflos fiel die Stadt im Jahre 712 den Mauren in die Hände, die sie nun Ischbiliya nannten, "die ausgedehnte Stadt". Lange Zeit stand Sevilla im Schatten von Córdoba, das weitaus größere Bedeutung hatte. Nach dem Untergang des Kalifats wurde es Hauptstadt eines mächtigen Kleinkönigreichs (taifa). Der Herrschaft der Almoraviden über Andalusien folgte 1147 die Herrschaft der Almohaden, die Sevilla zu ihrem Hauptsitz erhoben. Dieser wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit ist eine neue Befestigungsanlage zu verdanken, und damals entstand neben dem Goldenen Turm auch das heutige Wahrzeichen der Stadt, das einstige Minarett der Hauptmoschee, die Giralda.

Bereits 1285 ergab sich die Stadt nach mehrmonatiger Belagerung kampflos den Truppen Ferdinands III. Knapp 100 Jahre später entstand unter dem kastilischen Herrscher Peter I. (1350 - 1369), der Grausame, das vielleicht schönste Bauensemble der Stadt, der Alcázar, errichtet von maurischen Handwerkern.

Den Zenit seiner Geschichte erreichte Sevilla im 16. Jh., als über den Hafen der gesamte Handel mit der Neuen Welt abgewickelt wurde. Unermesslicher Reichtum strömte nach Sevilla, zeitgenössische Berichte sprechen von Schiffsladungen voll Gold und Silber, die anschließend in der staatlichen Münze eingeschmolzen wurden. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung verband sich der sprunghafte Anstieg der Einwohnerzahl. Um 1600 lebten hier etwa 150 000 Menschen, mehr als im damaligen Madrid. Prächtige Bauten entstanden in dieser Zeit, ein Phase hoher kultureller Blüte, in der Maler wie Velázquez, Zurbarán und Murillo in der Stadt wirkten.

1717 musste Sevilla die Monopolstellung im Amerikahandel an Cádiz abgeben, da der zunehmend versandende Hafen immer schwieriger anzlaufen war. Auch suchten mehrere große Katastrophen die Stadt heim. Mitte des 17. Jhs. erlag die Hälfte der Bevölkerung einer Pestepedemie; im Jahre 1755 fielen zahlreiche Bauwerke einem verheerenden Erdbeben zum Opfer. Sevilla hatte im 18. Jh. an Glanz eingebüßt, blieb jedoch ein agrarisches Zentrum.

1929 stand die Stadt erstmalig wieder im Blickfeld des internationalen Interesses, als hier die Ibero-Amerikanische Ausstellung ihre Pforten eröffnete. Die Weltausstellung 1992 rückte Sevilla erneut ins Licht der Öffentlichkeit, damit verbunden waren zahlreiche Investitionen wie der Bau von acht neuen Brücken über den Guadalquivir, die Anbindung an Madrik mit dem Hochgeschindigkeitszug AVE und der Bau neuer Hotels.


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