Reiseführer Andalusien: „...er war die Lebensfreude selbst...“ Auf Federico García Lorcas Spuren


Lorca

Das Muséo García Lorca

Viele ausländische Touristen kommen nicht gerade hierher in die Huerta de San Vicente am südwestlichen Stadtrand von Granada, wo im ehemaligen, 1925 von der Familie Lorca gekauften Anwesen das Muséo García Lorca an den großen andalusischen Dichter Federico García Lorca erinnert, der in den 30er Jahren der populärste Gegenwartsdichter der spanischen Sprache war. Ausgestattet mit Möbeln aus der damaligen Zeit, darunter auch der Schreibtisch Lorcas, vermittelt es ein wenig vom Ambiente, in dem der Dichter lebte.

Geboren wurde Lorca am 5. Juni 1898 im 15 km westlich von Granada gelegenen Fuente Vaqueros, wo er seine Kindheit verbrachte. In seinem Geburtshaus ist heute ein kleines Museum, die Casa-Museo Lorca, mit einigen Gegenständen aus dem Besitz des Dichters untergebracht . Desweiteren erinnert ein Brunnen-Denkmal an den berühmten Sohn des Ortes.

Zwischen 1907 und 1909 lebte Lorca im nur wenige Kilometer entfernten Dorf Valderrubio, wo ein Landhaus der Familie bis ins Jahr 1925 als Sommersitz diente. Es ist heute wieder mit Möbeln aus der damaligen Zeit eingerichtet .

Später übersiedelt Lorca nach Granada, wo er an der dortigen Universität Rechtswissenschaft und Literatur studierte. Schon 1918 veröffentlicht er seinen ersten Prosaband," Impresiones y paisajes" (Eindrücke und Landschaften), der auf seine Reisen in verschiedene Gegenden Spaniens zurückgeht.

Sein weiterer Lebenslauf verzeichnet die verschiedensten Stationen, er lebt in Madrid und Sevilla, in den Vereinigten Staaten und Kuba. In der Nähe von Granada schließlich, „ein von der schlimmsten Bourgeoisie Spaniens bewohntes Brachland“, wie er 1936 einmal geschrieben hatte, fand er schließlich den Tod. Vier Tage vor dem Ausbruch des Militärputsches gegen die demokratische Republik, am 13. Juli 1936, war Lorca nach Granada gereist. Am 16. August nahm man ihn, denunziert von einem ehemaligen Abgeordneten der katholischen Rechtspartei, fest und erschoss ihn drei Tage später nahe dem Dorf Viznar, 8 km nordöstlich von Granada. Bis heute wurde sein verscharrter Leichnam nicht gefunden, zur Erinnerung hat man hier den Parque Federico García Lorca eingerichtet. Er war ein Opfer jener konservativen und rückwärtsgewandten Kräfte geworden, die die junge spanische Republik zerstörten und für 40 Jahre eine klerikale faschistoide Diktatur errichteten.

Dabei war Lorca, bei allem Protest gegen Unrecht und Unterdrückung, alles andere als ein explizit politischer Schriftsteller und konkrete politische Aussagen sind in seinem Werk kaum zu finden. Er hielt nichts von einer allzu aktiven politischen Betätigung eines Schriftstellers: „Ist das nicht schade? Das bedeutet das Ende seines künstlerischen Schaffens!...Ich werde niemals ein Politiker sein. Natürlich bin ich Revolutionär, denn es gibt keinen echten Dichter, der das nicht wäre“. Bei seinen Freunden und Weggefährten, zu denen u.a. Dalí und Bunuel, de Falla und Pablo Neruda zählten, galt er als Inbegriff von Lebensfreude und Heiterkeit. Der Dichter Pedro Salinas sprach einmal von „diesem Feuer, dieser unglaublichen Lebhaftigkeit, dieser angeregten Atmosphäre, die seine gesamte Person verbreitete, wo immer er auch hinkam...Wir folgten ihm alle, denn er war die Lebensfreude selbst...“. Umso mehr wurde seine Ermordung durch die Faschisten zum Symbol für die Unmenschlichkeit und Brutalität dieses Systems und hinterließ bei seinen Freunden tiefe Verzweiflung.

Lorcas Schaffen zeichnete sich durch Vielfältigkeit aus, er war Poet und Dramatiker, ein guter Erzähler und Schauspieler, Pianist und Maler, seine Zeichnungen fanden sogar den Beifall des strengen Kritikers Dalí. Begründet wurde Lorcas Ruhm durch seine Zigeunerromanzen ("Romancero gitano") und das "Poema del Canto jondo", die von den Kämpfen zwischen den Zigeunern als Verkörperung der dem Volk innewohnenden Spontaneität auf der einen Seite und der grausamen Guardia Civil auf der anderen Seite handeln. Wegen dieser Werke, die in Spanien rasch große Anerkennung fanden, wurde ihm zum Teil der Vorwurf einer „Blut - und - Boden-Lyrik“ gemacht, auch Dalí und Bunuel kritisierten sie wegen ihrer traditionellen Züge scharf. Lorca wehrte sich dagegen, zum einfachen Volksdichter stilisiert zu werden, „der Mythos von meinem Zigeunertum wird mir allmählich etwas lästig“, beklagte er sich 1927, ,,die Zigeuner sind ein Thema. Nichts anderes.“ Und in der Tat ging es ihm um eine Wiederbelebung traditioneller Volkstraditionen, die er jedoch einer radikalen Erneuerung und Modernisierung unterziehen wollte. Dies versuchte er unter anderem mit seinem Wandertheater Teatro Universitario La Barraca, mit dem er im Auftrag der Zweiten Republik durch die Provinz zog, wo er auf öffentlichen Plätzen dem Publikum im wesentlichen spanische Klassiker präsentierte.

Lorca


Seine späteren Werke wie "Bluthochzeit", "Yerma" und "Das Haus von Bernarda Alba" kreisen um Themen wie frustrierte, unbefriedigte Liebe und Tod, um den Widerspruch von Illusion und Wirklichkeit und den großen Konflikt zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Norm und Moral. Themen also, die ganz im Widerspruch zu seinem äußeren Wesen stehen. Nicht zuletzt ein Hinweis auf seine Homesexualität, die in der damaligen Zeit nicht offen gelebt werden konnte und den Dichter offensichtlich bisweilen in tiefe Verzweiflung und Depression führte.


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