Belgrad

Stippvisite zwischen Festung und Hyde Park (2/2)

 

Unübersehbar ist das Dankes-Denkmal an Frankreich, das 1930 enthüllt wurde, und an die Unterstützung Serbiens durch Frankreich im Ersten Weltkrieg erinnert. Die nackte Frau mit Schwert, die Serbien zu Hilfe eilt, ist das Werk von Ivan Meštrović.

Serbien - Alt-Belgrad, Kalemegdan Festung, Parkanlage mit dem Monument Merci à la France (Dank an Frankreich) von 1930 von Ivan Meštrović. Die Großskulptur einer nackten Frau mit Schwert, die metaphorisch Serbien zu Hilfe eilt, gedenkt der Allianz zwischen Frankreich und Serbien im Ersten Weltkrieg

Dankes -Denkmal

Der berühmte kroatische Bildhauer schuf auch den Pobednik, den Sieger, auf einer der Terrassen der so genannten Oberstadt. Die Statue des nackten Kriegers steht für die endgültige Befreiung von der Türkenherrschaft und den späteren Sieg über Österreich-Ungarn. Der Falke auf seiner linken Hand ist dem Alten Ägypten entlehnt als Symbol für Unbesiegbarkeit und Freiheit.

Zwischen den Wällen, Bastionen, Türmen und Toren hat auch das Militärmuseum seinen Platz gefunden. Bereits die große Anzahl der im Freien ausgestellten schweren Waffen mit Kanonen, Panzern und anderen Fahrzeugen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zieht alle Blicke auf sich.

Serbien - Alt-Belgrad, Festung, Militärmuseum

Festung mit Militärmuseum

Zu den wenigen erhaltenen türkischen Bauten in Belgrad gehört das Damat Ali Pasha gewidmete sechseckige muslimische Mausoleum. Der bedeutende türkische Militärkommandant war 1714 in der Schlacht von Peterwardein in Neusatz (Novi Sad) gefallen.

Serbien - Alt-Belgrad, Festung, Mausoleum Damit Ali Pasha

Mausoleum

 

Grandioser Blick über die Stadt

Von den Aussichtspunkten der auf einem 50 Meter hohen Kalksporn errichteten Festung aus gesehen, liegt einem Belgrad zu Füßen. Der Blick fällt auf den Zusammenfluss von Save und Donau sowie die unter Naturschutz gestellte Große Kriegsinsel an ihrer Mündung, auf die beliebten Floß-Restaurants am Save-Ufer, auf den barocken Glockenturm der Orthodoxen Kathedrale und die futuristische Waterfront.

Serbien - Alt-Belgrad, Blick von der Festung auf Save, Große Kriegsinsel und Donau

Blick von der Festung auf Save, Große Kriegsinsel und Donau

 

Mini-Dubai an der Save

„Belgrad am Wasser“ ist ein gigantisches, auf Jahrzehnte ausgelegtes Neubauprojekt mit Wohnungen, Hotels, Büros, Geschäften, Lokalen und vielem mehr. Ein Mini-Dubai an der Save im Wert von rund 3,5 Milliarden Dollar, das 2014 von der serbischen Regierung und dem Immobilieninvestor Eagle Hills aus Abu Dabi begonnen wurde und von weiteren Partnern in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird. Zentraler Punkt ist der Belgrade Tower, Kula Belgrade, ein 42-stöckiger, 168 Meter hoher Wolkenkratzer, der schon jetzt das neue Wahrzeichen der Stadt ist.

 

City – Hotel Moskva und Parlament

Serbien - Alt-Belgrad, City, Hotel Moskva

Hotel Moskva

Südöstlich liegt das Herz der Stadt. Ohne erkennbare Trennung geht der Platz der Republik in den Terazije Platz über, den Hauptplatz von Belgrad. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist das Hotel Moskva. Ursprünglich als Palast einer Versicherungsgesellschaft 1908 feierlich eröffnet, hat es in seiner späteren Geschichte als Luxushotel nach eigenen Angaben über 40 Millionen Gäste beherbergt, darunter Albert Einstein, Indira Gandhi, Ray Charles, Brad Pitt oder Michael Douglas. Man muss hier nicht übernachten, aber den Besuch seines edlen Cafés und vielleicht sogar Restaurants sollte man nicht versäumen.

Serbien - Alt-Belgrad, City, Parlament

Parlament

In unmittelbarer Nähe ist der Monumentalbau vom Parlament nicht zu übersehen. Mit seinem übergiebelten Säulenportikus und der großen Kuppel reiht es sich in die klassizistischen und neo-klassizistischen Prachtbauten der Kunstgeschichte ein.

 

City – Nemanjiden und Heiliger Sava

Am Saveplatz, Savski Trg, vor dem ehemaligen Hauptbahnhof, holt einen mit dem leicht zu übersehenden Denkmal für Stefan Nemanja die Geschichte wieder ein. Der serbische Großžupan von 1166 bis 1196 war der Begründer der serbischen Nemanjiden-Dynastie. Gleichzeitig ist er ein Heiliger der serbisch-orthodoxen Kirche.

Serbien - Alt-Belgrad, City, ehem. Hauptbahnhof  mit Savski Trg, Save-Platz, Denkmal für Stefan Nemanja, serbischer Großzupan 1166-1196, Begründer der Nemanjiden-Dynastie, Heiliger der serbisch-orthodoxen Kirche

Denkmal für Stefan Nemanja

Der mächtigste Monarch der bedeutenden Nemanjiden-Dynastie war Stefan Dušan, serbischer König (1331–1346) und erster serbischer Kaiser (1346–1355). Ein großes Historien-Gemälde im Nationalmuseum erinnert an seine Krönung, eine Halle im Königsschloss von Dedinje an seine Hochzeit.

Ein weiteres wichtiges Ereignis in der Geschichte des serbischen Volkes war die Verbrennung der Reliquien des serbischen Nationalheiligen Sava (1175-1236), des Gründers und ersten Erzbischofs der serbisch-orthodoxen Kirche, im Jahr 1595 durch die Osmanen. Auch dieses Ereignis hält ein Historien-Gemälde im Nationalmuseum eindrucksvoll fest.

Serbien - Alt-Belgrad, City, Sveti Sava Kirche

Sveti Sava Kirche

An der frevelhaften Stelle auf dem Vračar-Hügel erhebt sich heute die Sveti Sava Kirche, eines der größten orthodoxen Gotteshäuser der Balkanhalbinsel. Der 1935 im serbisch-byzantinischen Stile begonnene prächtige Kuppelbau ist 82 Meter hoch bietet ca. 10.000 Personen Platz.

 

Nobelviertel Dedinje

Zum Aufatmen liegt im Süden der City der Hyde Park, teils Stadtpark, teils Stadtwald, auf dessen Laufstrecken Jogger ihre Runden ziehen. Die nostalgisch-verspielte Einrichtung vom Hyde Park Restaurant mitten im Wald entspricht dem „modernen“ Shabby-Chic-Stil. Schon alleine seinetwegen lohnt es den Besuch.

Ganz in der Nähe beleuchtet das Museum Jugoslawiens die 70-jährige Geschichte des Vielvölkerstaates von der Monarchie bis zum sozialistisch föderalen Staat. Das so genannte Haus der Blumen, ursprünglich als Residenz für Josip Broz Tito errichtet, wurde zum Mausoleum des 1980 verstorbenen jugoslawischen Staatspräsidenten und seiner letzten Ehefrau, Jovanka Broz († 2013). Diese hatte nach Titos Tod die Residenz verlassen müssen, um unter Hauarrest in einer staatseigenen Villa zu leben.

Serbien - Alt-Belgrad, Dedinje, Königliches Schloss, heute Palast des Prinzen

Königliches Schloss, heute Palast des Prinzen

Die Villa liegt neben dem Palast des Prinzen, dem Königlichen Schloss von Dedinje, mit seinem ca. 135 Hektar großen Grundstück. 2003 erhielten die Erben der Königsfamilie das Wohnrecht in einigen Räumlichkeiten zurück. Der Rest des Schosses ist weiterhin Museum und zu besichtigen.

 

Altstadt - Dorćol und Skadarlija-Viertel

Serbien - Altstadt, Stadtteil Dorćol, ältestes erhaltene Viertel in Belgrad, Simina-Straße

Stadtteil Dorćol, ältestes erhaltene Viertel in Belgrad

Nostalgiker, die lieber über Kopfsteinpflaster gehen und traditionelle urbane Atmosphäre suchen, kehren zurück zum Platz der Republik und tauchen ein in Belgrads ältestes Viertel Dorćol gleich neben dem Knez Mihailova. Hier folgen die Straßen bis heute dem rechtwinkligen Grundriss der römischen Stadt mit der Kreuzung der alten Handelsstraßen in alle Welt.

Serbien - Altstadt, Stadtteil Dorćol, Skadarska im Künstlerviertel Skadarlija

Im Künstlerviertel Skadarlija

Das angrenzende Skadarlija-Viertel wird von der pittoresken Skadarska Straße bestimmt. Hier reiht sich Kafana an Kafana. Kafane sind ein Erbe der Osmanenzeit, gemütliche Cafés und Gasthäuser, in denen heute serbische Kost in vielen Variationen serviert wird. Vor hundert Jahren trafen sich hier Dichter, Schriftsteller und Maler. Die Lokale haben sich seitdem kaum verändert. Dieses liebenswerte Montmartre-Milieu sollte man sich in Belgrad unbedingt gönnen. Hier speiste schon alles, was Rang und Namen hat: Die „Zwei Rehe“ besuchten Jimmy Carter, Pierce Brosnan und Gérard Depardieu, „Mein Hut“ bewirtete José Carreras oder Catherine Deneuve, „Drei Hüte“ Willy Brandt und George Bush, um nur einige wenige Namen aus der langen Promi-Liste zu nennen.

 

Informationen

Infos: www.serbia.travel.de

Tipp: Als zentrale Unterkunft empfiehlt sich das neue, in der Fußgängerzone gelegene Boutique Hotel Museum, Čika-Ljubina 3-5, Beograd 11000, nur 70 Meter vom Platz der Republik und dem Nationalmuseum entfernt. Die moderne Einrichtung ist chic und zweckmäßig, das Frühstücksbüffet üppig und das Personal freundlich und hilfsbereit.

Serbien - Boutique Hotel Museum

Boutique Hotel Museum

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Kurzportrait Serbien

Massentourismus wie an den Stränden der Bruderstaaten Slowenien, Kroatien und Montenegro hat es hier nie gegeben, nicht vor der „Wende“ und auch nicht danach. Serbien ist ein Binnenland, ein unentdecktes zudem, das mit ganz anderen Attraktionen aufwarten kann. Mit einer draufgängerischen, energiegeladenen Hauptstadt etwa, wie geschaffen für Kulturenthusiasten und Nachtschwärmer oder mit stillen, weiten Naturlandschaften, wo Luchs und Wildkatze, Schwarzstorch und Großtrappe unterwegs sind.

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Felix Romuliana © Pavle - Fotolia.com

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Mit der Donau durch Serbien

Eine Reise entlang der Donau in Serbien ist vor allem eines – eine Grenz-Erfahrung. Egal, ob Besucher mit der Flusskreuzfahrtschiff an den wichtigsten Häfen Station machen oder ob sie mit dem Drahtesel auf dem Eurovelo Weg 6 unterwegs sind, einem neuen Abschnitt des populären Donauradwegs, dessen meistbefahrene Etappen bisher noch in Deutschland, Österreich und Ungarn liegen – wer Serbien besucht, lernt ein Land kennen, in dem lange Zeit die Grenze zwischen der Herrschaft der Habsburger und des osmanischen Sultans verlief.

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Auf den Spuren des Regisseurs Emir Kusturica

Eine nostalgische Attraktion befindet sich in der Nähe der bosnischen Grenze, nordwestlich von Zlatibor: die Schmalspurbahn Sargan 8. Sie stand 2004 in Emir Kusturicas Film „Das Leben ist ein Wunder“ im Mittelpunkt, in dem es mit viel Klamauk um eine Liebesgeschichte und die Absurdität des Bosnienkriegs in den 1990er Jahren geht. Von 1925 bis 1974 war die Strecke durch das Tara-, Zlatibor- und Sargan-Gebirge ein Teilstück des 760-Milimeter-Spurnetzes zwischen Belgrad und Dubrovnik. „Knapp 16 Kilometer wurden 1999 zwischen Mocra Gora und Sargan-Vitasi reaktiviert“, berichtet Milic Simic, der zwei Jahre lang Direktor der Sargan 8 war und ihre touristische Vermarktung förderte.

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