Durch Maisfelder radeln wir weiter und folgen einem Schild, das uns vom Weg ab und hinauf nach Bierbaum führt zur ältesten Eiche Europas, deren Alter man auf 1.200 Jahre schätzt. Riesig ist sie, 25 Meter hoch, und breitet ihre beeindruckenden Äste weit aus. Einst, als sie aus einer Eichel ihre ersten Blätter trieb, wurde Österreich erstmals als „Ostarrichi“ urkundlich erwähnt.
Die älteste Eiche Europas in Bierbaum bei Bad Blumau
Ein weiterer Schlenker führt uns hinauf nach Maierhofbergen zu einem Luxus-Buschenschank, dem Weinschloss Koarl Thaller, wo wir erst mal kräftig jausen: Käferbohnensalat z. B. Von hier aus hat man weite Ausblicke ins Land, auf die Riegersburg in der Ferne und auf die vielen Rebstöcke. 70 % der Fläche hier sind mit Rotwein belegt. Denn: „Weißwein ist nur ein kurzer Flirt, Rotwein ist eine Leidenschaft!“, meint Thaller.
Rebstöcke mit Trauben
In Fürstenfeld lockt, was Wasser betrifft, das größte Beckenbad Europas ins Nass und ein sehenswertes, interaktives Museum in die Pfeilburg. Schließlich, ganz im Süden, treffen wir auf Bad Radkersburg mit einer eher sportlichen Therme. Das Städtchen liegt an der Mur, wo es auf Etappe 8 auf dem gleichnamigen Radweg R2 (siehe Radwelt..) weiter geht nach Leibnitz mit dem tausendjährigen Schloss Seggau und ab da auf R1, R22 und R4 nach Deutschlandsberg mit seiner imposanten Burg, die bereits während der Kelten und Römerzeit Siedlungsplatz war. Kein Wunder, von da oben kann man das ganze Land überblicken. Heutzutage befindet sich in der Burg das Burgmuseum „Archeo Norico“, ein Hotel und ein Haubenlokal.
Mariensäule in Fürstenfeld
Dort beginnt Etappe 2, die uns mitten hinein führt ins Schilcherland. Der Schilcher, dessen Name von seiner schillernden Farbe herrührt, ist ein geschützter Wein, der nur in der Weststeiermark wächst. Besonders gut schmeckt er in und um Deutschlandsberg, wo allerhand Buschenschanken zur Probe locken. Ringsum auf den Hügeln ziehen sich die Weinreben die Hänge hinauf. Die Rebsorte ist über 2.000 Jahre alt, gehört somit zu den ältesten Weinen Mitteleuropas und ist ein Rotwein. Längs der Schilcherstraße, auf der man auch ein Stück weit radelt, lässt sich dieser Wissenschaft frönen.
"Kunst im Schilcherweingarten": Ausblick vom Kunstwerk Nr. 15
Doch Vorsicht, es folgen einige Hügel und schließlich die höchste Erhebung der ganzen Tour bei Stiwoll, wo es 300 Höhenmeter zu überwinden gilt. Hügelig ist‘s, ein Pedelec tut gute Dienste. Erst einmal geht es aber nach Stainz mit seinem Schloss, einem ehemaligen Chorherrenstift. Auch dies prangt oben, wie Radfahrer überhaupt auf der ganzen Route immer wieder kurze, aber knackige Anstiege fordern. Je nach Teilstrecke geht es aber auch mal eher flach zu. Gefahren wird auf Radwegen oder Nebenstraßen, Feld- und Waldwegen. Beschildert ist die Route mit den Schildern der bereits bestehenden Radwege, aus denen sie zusammen gesetzt ist: Darauf finden sich, wie landesweit üblich, Ort und Kilometrierung, weiß auf grünem Grund. Das Logo der Weinland Steiermark Radtour zeigt ein grünes Herz links, rechts einen Klapotetz (Vogelscheuche), darunter Felder und die Beschriftung Weinland Steiermark Radtour. Zu hoffen bleibt, dass es noch flächendeckender angebracht wird.
Schloss Stainz, ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift
In Bad Gams beginnt das Kopfkino: Alte Villen, Heilwasser, ein leicht angegrauter Kurpark. Die Haute Volée in Form von Damen mit Stoffschirmchen sehe ich im Geiste ihr Wässerchen, aber auch Schilcher schlürfen. In einer Auslage entdecke ich gar Schilcher Trüffel. Die dürften auch damals schon der Brüller gewesen sein, sinniere ich weiter.
Lukashof mit einem Lavendeltraum
Am direkt am Radweg gelegenen Lukashof ziehe ich schon wieder die Bremsen, diesmal wegen eines Lavendeltraums: Lavendelsirup, Mineralwasser und Weißwein - alles hier angebaut und bio! Kein Wunder, dass der Gastgarten voller Radfahrer ist.
Es folgen schöne Ausblicke, aber auch mal Streckenabschnitte, die kurz durch ein Industriegebiet führen wie vor Lieboch.
Uhrturm auf dem Schlossberg
Zurück in Graz heißt’s runter vom Rad, und wir begeben uns auf einen kulinarischen Stadtrundgang mit Cyril Robert Dance-Jedliczka. Fünf Stationen hat er und bietet für jeden etwas. Steirische Tapas z. B. Hoch hinauf fahren wir, diesmal mit der Seilbahn, auf den Schlossberg und blicken vom Uhrturm aus hinunter auf Stadt, Mur und Radwege. Zum „friendly alien“ führt einer, dem liebevoll von seinen Architekten Peter Cook und Paul Fournier so getauften blauen Grazer Kunsthaus, das aussieht wie eine Blase. Neben der Murinsel ist der freundliche außerirdische sicher eines der modernen architektonischen Highlights der steirischen Landeshauptstadt. - Leider muss ich nun gen Bahnhof radeln, wo es eine Radstation gibt und Fahrradparkhäuser, und abreisen. Servus und baba!
Kulinarisches in Graz
Informationen Weinland Steiermark Radtour
www.steiermark.com/de/urlaub/natur-und-bewegung/rad-bike/weinland-steiermark-radtour
Literatur und Karten
Folder "Weinland Steiermark Radtour" und "Radkarte Steiermark", www.steiermark.com/de/service/prospekte (herunterladen oder bestellen)
Weinland Steiermark Radtour 1:50.000, Verlag Esterbauer – bikeline, ISBN 978-3-85000-755-9, Euro 14,90
Radregion Rund um Graz, Verlag Esterbauer – bikeline, ISBN 978-3-85000-998-0, EUR 9,90
Wolf Haas, Das ewige Leben. Krimi mit viel Lokalkolorit, der in Graz spielt.
An-/Abreise
In Zügen mit Fahrradmitnahme bspw. nach Graz www.bahn.de, Flixbus nach Graz Webling www.flixbus.de
Fahrradfahrerfreundliche Übernachtungsmöglichkeiten
www.bettundbike.de/radweg/weinland-steiermark-radtour
Hotel Weitzer
Grieskai 12-14
8020 Graz
www.hotelweitzer.com
Gartenhotel Ochensberger, Bett+Bike
Untere Hauptstraße 181
8181 St. Ruprecht/Raab
Tel. 0043-3178-5132-0
www.ochensberger.at
Gasthof Pack zur Lebing Au, Bett+Bike
Josef-Hallamayr-Str. 30
8230 Hartberg
Tel. +43 3332 62470
www.gasthof-pack.at
Hotel garni Pölzl, Bett+Bike
8530 Deutschlandsberg
Grazerstraße 32
Tel. +43 3462 ∕ 20 735
www.hotel-poelzl.at
Lieboch Living
Packer Straße 122
8501 Lieboch
Tel. +43 677 637 087 26
www.lieboch-living.at
Gefahrene Etappen Weinland Steiermark Radtour klassisch:
Etappe 2 Deutschlandsberg – Lieboch/Söding 41,3 km
Etappe 3 Lieboch/Söding/Graz, 48,1 km
Etappe 5 St. Ruprecht an der Raab – Hartberg, 53,8 km
Etappe 6 Hartberg – Therme Loipersdorf 53,1 km
Dazu kommen eventuelle Abstecher, siehe Text
Sehenswertes:
Mostschank, Obst- und Weinbau Kelz https://mostschank-kelz.at/
Haus des Apfels www.puch-weiz.gv.at/tourismus-freizeit/steirische-apfelstrasse/haus-des-apfels/
Abakus Apfelschnaps https://www.abakus-puch.at/apfelmaenner/
Wirtshaus Meissl an der steirischen Apfelstraße in Puch www.wirtmeissl.at
Stubenbergsee https://www.stubenbergsee.at/
Stubenbergklamm
Ölmühle Fandler in Pöllau bei Hartberg https://www.fandler.at/
Weinschloss Thaller mit Buschenschank https://www.weinschloss-thaller.com/
Geführte E-Bike-Touren rund um Fürstenfeld mit Josi Thaller https://www.thermenhauptstadt.at/gefuehrte-e-bike-touren/
Älteste Eiche Europas www.steiermark.com/de/steiermark/ausflugsziele/tausendjaehrige-eiche_p769606
Museum Pfeilburg in Fürstenfeld https://www.museum-pfeilburg.at/
Größtes Beckenbad Europas in Fürstenfeld https://www.dasfreibad.at/
Tour around Graz https://letsgograz.at/touraroundgraz/
Graz, geführte Radtour https://www.grazguides.at/de/programm/graz-mobil-mit-bus-und-rad/
Kulinarischer Stadtrundgang durch Graz https://www.grazguides.at
Website der Autorin: https://www.judith-weibrecht.de
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Immer ein Jodeln auf den Lippen, die stämmigen Waden in kniekurzen Lederhosen zur Schau gestellt, forschen Schrittes die Alm überquerend - so ähnlich stellt man sich jenseits der Alpen die Österreicher oft vor. Man findet solche Klischees natürlich auch in der Wirklichkeit, aber nicht alle auf einen Haufen und vielerorts aus Marketinggründen gehegt und gepflegt. Genauso wenig wie alle Bewohner der Nordseeküste pfeifenrauchende Seebären sind, sind alle Österreicher trachtentragende Bergfexe. In Österreich ist die Zeit nicht stehen geblieben, das Land ist ein moderner Kleinstaat, seit der Öffnung des Ostens wieder ins Herz Europas gerückt.
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Flachlandtiroler seien gewarnt, denn wellige Kuppen mit lang gezogenen Anstiegen erfordern ein gewisses Stehvermögen. Salzburg mit der Hohensalzburg ist Ausgangs- und Endpunkt der Tour – und das Weltkulturerbe sollte man nicht nur bei einem nachmittäglichen Bummel durch die Gassen des „bürgerlichen“ und des „geistlichen Salzburg“ genießen.
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„An einem Regentag beginnen die Farben zu leuchten“, so lautete das Motto des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Heute regnet es nicht, sondern die vergoldeten Kugeln, die die blauen Säulen der lilafarbenen MS Vindobona zieren, glitzern prachtvoll in der Sonne. 1995 wurde das mittlerweile 30 Jahre alte Fahrgastschiff nach den Vorschlägen Hundertwassers umgestaltet und lädt seit dem zu Fahrten auf der Donau und im Donaukanal rund um Wien ein.
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Italienische Baumeister waren es, die im 17. und 18. Jahrhundert die zahlreichen Kirchen der Stadt Linz entwarfen, darunter auch Pietro Francesco Carlone, dem der Alte Dom zu verdanken ist. Hier war der Komponist Anton Bruckner mehr als ein Jahrzehnt lang als Domorganist tätig. Diesem berühmten Sohn der Stadt war ursprünglich das alljährlich im September/Oktober stattfindende Brucknerfest gewidmet, das sich unterdessen nicht mehr ausschließlich dem Erbe Bruckners verschrieben hat.
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