Ramses und das Gold der Pharaonen

Ausstellung im Odysseum Köln (Seite 1/2)

13. Juli 2024 bis 5. Januar 2025

Text und Fotos Helga Schnehagen

 

„Wir haben viele Jahre auf diese Ausstellung hingearbeitet“, erklärt Dr. Zahi Hawass, Ägyptens ehemaliger Minister für Altertümer und Kurator der Ausstellung „Ramses und das Gold der Pharaonen“, während der Eröffnung. Neben über 180 exquisiten originalen Artefakten aus den Pyramiden und Museen Ägyptens, sorgen eindrucksvolle Multimedia-Präsentationen dafür, sich als Besucher 3000 Jahre zurückzuversetzen, um das Erbe Ramses des Großen und andere Wunder des Alten Ägypten spektakulär zu feiern. Dazu trägt in nicht unerheblichem Maß ein Virtual Reality-Erlebnis bei, das den Besucher auf eine rasante Tour durch zwei von Ramses beeindruckendsten Monumenten mitnimmt: das Grab der Königin Nefertari, seiner königlichen Gemahlin und Favoritin, und die Tempel von Abu Simbel.

Odysseum, Ausstellung, Opfergeschirr: Heset-Krug für flüssige Opfergaben mit Inschrift für Ahmose I., Gold, Neues Reich, 18. Dynastie, Ägyptisches Museum. Opferbecher, Silber, Spätzeit, Ägyptisches Museum. Silbervase mit Prägung, Silber, Ptolemäische Zeit, Ägyptisches Museum.

Opfergeschirr

Nach zuletzt Paris und Sidney ist Köln der vorerst letzte Stopp in Deutschland und Europa, bevor die Wanderausstellung weiter nach Tokio zieht. Nachfolgend ein Einblick in die Ausstellung mit ausgewählten Exponaten und Auszügen der Begleittexte.

Ramses der Große. Um 1280 v. Chr., nach dem Tod seines Vaters Seti I., wurde Ramses im Alter von Mitte zwanzig der dritte Pharao der 19. Dynastie im Neuen Reich (1539-1075 v.Chr.). Dieser eindrucksvolle Krieger, Friedensstifter, Baumeister Publizist, Ehemann von mindestens acht Gemahlinnen und Vater von über 100 Kindern regierte Ägypten die nächsten 67 Jahre.

Schon zu Lebzeiten als Gott verehrt, leitete Ramses ein neues goldenes Zeitalter des Friedens und des Wohlstands ein. Im Laufe der Zeit wuchs sein Mythos und der Name „Ramses der Große“ wurde ein Synonym für die Macht und Pracht des Alten Ägypten.

Odysseum, Ausstellung, Oberer Teil einer Statue von Ramses II., der das Heka-Zepter hält, Granodiorit, Neues Reich, 19. Dynastie, Ägyptisches Museum

Oberer Teil einer Statue von Ramses II., der das Heka-Zepter hält, Granodiorit, Neues Reich, 19. Dynastie

Ikonische Statuen präsentieren Ramses einmal idealisiert als junger Pharao mit königlichem Diadem samt Uräusschlange – einem Symbol der Schutzgöttin Wadjet – und dem Heka-Zepter, einem Symbol seiner königlichen Macht. Und einmal als Kopf einer Kolossalstatue mit Kröne und Königsbart.

Odysseum, Ausstellung, Kopf einer Kolossalstatue von Ramses II., Roter Granit, Neues Reich, 19. Dynastie, Ägyptisches Museum, Nachbearbeitung einer Staute eines Königs aus dem Mittleren Reich

Kopf einer Kolossalstatue von Ramses II., Roter Granit, Neues Reich, 19. Dynastie

Das jugendliche Porträt zeugt von Kraft und Vitalität. So zeigt auch die Büste von Merenptha, Ramses‘ Sohn und Nachfolger, diesen als gut aussehenden jungen Mann, obwohl er bereits in seinen Fünfzigern war, als er antrat.

Odysseum, Ausstellung, Oberer Teil einer Statue von Merenptha, Sohn und Nachfolger Ramses des Großen, Granodiorit, Neues Reich, 19. Dynastie, Ägyptisches Museum.

Oberer Teil einer Statue von Merenptha, Sohn und Nachfolger Ramses des Großen, Granodiorit, Neues Reich, 19. Dynastie

Als Meister der Selbstdarstellung gravierte Ramses überall seine Kartusche ein und beanspruchte so das Eigentum an Gebäuden und Statuen, unabhängig davon, ob er sie tatsächlich gebaut hatte oder nicht. Sein Name findet sich an mehr Bauwerken und Denkmälern als der jeden anderen Pharaos.

Auch der ausgestellte Obelisk enthält auf allen vier Seiten eingravierte Hieroglyphen mit Namen und Titeln von Ramses dem Großen. Eine der Königskartuschen feiert ihn als „Horus: Starker Stier, geliebt von Maat.“ Horus ist der Gott der Könige, Maat verkörpert das altägyptische Konzept für Gerechtigkeit, Weltordnung, Wahrheit, Staatsführung und Recht. Der große deutsche Ägyptologe Jan Assmann (1938-2024) hat anhand des Begriffs „Maat“ den Denkformen des Alten Ägypten nachgespürt und fand in ihnen den ersten Ursprung staatlich organisierter Formen menschlichen Zusammenlebens.

Odysseum, Ausstellung, Statue der Königin Tuja, Granodiorit, Neues Reich, 19. Dynastie, Ägyptisches Museum. Neu behauen aus der Figur einer Königin aus dem Mittleren Reich.

Statue der Königin Tuja, Granodiorit, Neues Reich, 19. Dynastie. Neu behauen aus der Figur einer Königin aus dem Mittleren Reich.

Tuja. Ramses verehrte seine Mutter Tuja. Sie erscheint neben ihm auf der Fassade des Tempels von Abu Simbel, sie hatte ihren eigenen Tempel im Ramesseum und Ramses errichtete ihr ein beeindruckendes Grabmal im Tal der Königinnen. Die gezeigte Statue stammt aus dem Mittleren Reich und war 500 Jahre zuvor angefertigt worden. Unter Ramses wurde sie neu behauen und umbenannt, um Tuja darzustellen.

Ramses der Krieger. Ramses begleitete seinen Vater Seti als sehr junger Heerführer in die Schlacht. In seiner Jugend war Ramses der stellvertretende Befehlshaber und kämpfte an der Seite Setis in Kriegen im Ausland. In seinen frühen Zwanzigern, nunmehr als Kronprinz, führte Ramses in Begleitung seiner eigenen jungen Söhne Feldzüge in Nubien an.

Odysseum, Ausstellung, Multimedia: Als Schlüsselfaktor zur militärischen Überlegenheit Ägyptens in der 18. Dynastie wurden die Streitwagen zum Symbol für die Führungsrolle des Pharaos. Auf einem Streitwagen, die Zügel um die Hüfte gebunden und mit einem Bogen bewaffnet, führt Ramses seine Truppen in die Schlacht.

Multimedia in der Ausstellung: Auf einem Streitwagen, die Zügel um die Hüfte gebunden und mit einem Bogen bewaffnet, führt Ramses seine Truppen in die Schlacht.

Im 17. Jahrhundert v. Chr. führten die Hyksos-Invasoren aus dem Nordosten pferdegezogene Streitwagen in Ägypten ein. Sie wurden zum Schlüsselfaktor der militärischen Überlegenheit Ägyptens und wurden zum Symbol für die Führungsrolle des Pharaos.

Die Ägypter übernahmen und verfeinerten auch westasiatische Verbundbögen aus Holz, Elfenbein und Horn, um Pfeile mit tödlicher Kraft abzuschießen. Aufrecht auf Streitwagen balancierend oder in Formation stehend, ließen die Bogenschützen Pfeile auf Ägyptens Feinde regnen. Zu Ramses‘ Zeiten waren Bögen und Pfeile die wichtigsten Waffen der ägyptischen Armee und schnell fahrende Streitwagen ihre tödliche Kriegsmaschinen.

Odysseum, Ausstellung. Köcher aus Holz, der wie ein Tierfell bemalt ist und Teil eines Bogens, Mittleres Reich, Ägyptisches Museum.

Köcher aus Holz, der wie ein Tierfell bemalt ist und Teil eines Bogens, Mittleres Reich

Als Pharao befehligte Ramses eine beeindruckende Armee von 100.000 Mann. Unter seiner Führung genoss Ägypten regional militärische Überlegenheit und Sicherheit. Seine Monumente und Tempel zeugen von seinen Schlachten. Unabhängig davon, ob er gewonnen, ein Unentschieden erreicht oder manchmal verloren hat. Ramses wird immer als Sieger dargestellt, seine Feinde brutal niedergemetzelt.

Feindliche Gefangene, die auf diesen Fliesen abgebildet sind, verkörpern die externen Bedrohungen Ägyptens. Zu Beginn seiner Herrschaft besiegte Ramses nubische Invasionen aus dem Süden, libysche Truppen, die aus dem Westen angriffen, plündernde Scherden-Piraten an der Mittelmeerküste und hethitische Angriffe im Gebiet des heutigen Syrien.

Feindliche Gefangene verkörpern die externen Bedrohungen Ägyptens. Zu Beginn seiner Herrschaft besiegte Ramses nubische Invasionen aus dem Süden, libysche Truppen, die aus dem Westen angriffen, plündernde Scherden-Piraten an der Mittelmeerküste und hethitische Angriffe im Gebiet des heutigen Syrien.

Auch in der Schlacht bei Kadesch 1274 v. Chr. gegen das rivalisierende Hethiterreich, seine größte Herausforderung, schlug er sich tapfer und erklärte sich zum Sieger, obwohl die Schlacht nur zum Waffenstillstand führte und erst 15 Jahre später durch Unterzeichnung des ersten bekannten Friedensvertrages endgültig endete. Trotzdem feierte Ramses den Sieg in ganz Ägypten. Auf Tempelwänden in Abu Simbel, Luxor, Karnak, dem Ramesseum und Abydos erzählte er die Schlacht so detailliert nach, dass sie als die berühmteste Schlacht der antiken Welt gilt.

Odysseum, Ausstellung, Die Schlacht bei Kadesch, die berühmteste Schlacht der Antike. Von Ramses auf Tempelwänden in Abu Simbel, Luxor, Karnak, dem Ramesseum und Abydos nacherzählt.

Die Schlacht bei Kadesch, die berühmteste Schlacht der Antike. Von Ramses auf Tempelwänden in Abu Simbel, Luxor, Karnak, dem Ramesseum und Abydos nacherzählt.

Ramses der Baumeister. Ramses stellte seine Frömmigkeit und Dankbarkeit gegenüber den Göttern unter Beweis – und steigerte sein eigenes Ansehen in seinem ganzen Reich – indem er begann, rege Bauaktivitäten aufzunehmen, was teilweise durch die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen ermöglicht wurde.

Nachdem er die Tempel seines Vaters Seti in Abydos und Theben vollendet hatte, baute, vereinnahmte und veränderte er viele Tempel, Monumente und Statuen. Er ließ in ganz Ägypten und Nubien Tempel errichten, darunter die von Karnak, Luxor, Abydos und Abu Simbel. Im Nildelta gründete er die neue Hauptstadt Pi-Ramesse mit Palästen, Tempeln und öffentlichen Gebäuden.

Odysseum, Ausstellung, Rituelles Bronzegefäß mit Inschrift zu Ehren Ramses II., Bronze, Neues Reich, 19. Dynastie, Ägyptisches Museum

Rituelles Bronzegefäß mit Inschrift zu Ehren Ramses II., Bronze, Neues Reich, 19. Dynastie

Als Anführer, Soldat und Vater für seine Millionen von Untertanen war es die Pflicht des Pharaos, den Göttern geweihte Tempel zu bauen. Nur er und hochrangige Priester, die in seinem Namen handelten, konnten direkt mit den Göttern kommunizieren und durften Heiligtümer betreten, um den Göttern Opfergaben darzubieten.

Bei Festen holten Priester die Götter aus den Schreinen, um an Prozessionen teilzunehmen oder entlang des Nils zu reisen, der alle Städte und Orte in Ägypten miteinander verband.

Odysseum, Ausstellung, Stele mit Priestern, die die Barke des als Gott verehrten Ramses II. in einer Festprozession tragen, davor Statue des sich niederwerfenden Ramses II., Neues Reich, 19. Dynastie, Ägyptisches Museum

Stele mit Priestern, die die Barke des als Gott verehrten Ramses II. in einer Festprozession tragen, davor Statue des sich niederwerfenden Ramses II., Neues Reich, 19. Dynastie

Ein seltenes Stück ist die Statue des knienden Ramses, der einen Rebus anbietet, eine Sammlung kleiner Bilder oder Buchstaben, die ein Wort oder einen Satz ergeben, wenn sie laut ausgesprochen werden. Die (abgebrochene) Statue, die Amun, Re-Harachte und ein Kind darstellen, können als „Ramses, geliebt von Amun“ verstanden werden.

Odysseum, Ausstellung, Relief mit Göttern Anubis, Isis und Osiris sowie den Kartuschen von Ramses II., Kalkstein, Gold, Pigment, Neues Reich, 19. Dynastie, Ägyptisches Museum; davor Statue des knienden Ramses II., der eine Rebus seines Namens anbietet, Neues Reich, 19. Dynastie, Nationalmuseum von Alexandria. Text: Ramses bietet einen Rebus an, eine Sammlung kleiner Bilder oder Buchstaben, die ein Wort oder einen Satz ergeben, wenn sie laut ausgesprochen werden. Die (abgebrochene) Statue, die Amun, Re-Harachte und ein Kind darstellen, können als „Ramses, geliebt von Amun“ verstanden werden.

Relief mit Göttern Anubis, Isis und Osiris sowie den Kartuschen von Ramses II., Kalkstein, Gold, Pigment, Neues Reich, 19. Dynastie; davor Statue des knienden Ramses II., der einen Rebus seines Namens anbietet, Neues Reich, 19. Dynastie

In der thebanischen Nekropole westlich des Nils, gegenüber der modernen Stadt Luxor, ließ Ramses für seinen Totenkult das Ramesseum errichten. Heute sind nur noch spärliche Reste der Anlage erhalten. Die gestürzte Kolossalstatue von Ramses II. diente als Inspiration für Shelleys berühmtes Gedicht „Ozymandias“.

Odysseum, Ausstellung, Ramesseum, Multimedia. In Theben ließ Ramses einen beeindruckenden Totentempel bauen, um seine Seele zu schützen. Farbige Rekonstruktion.

In Theben ließ Ramses einen beeindruckenden Totentempel bauen, um seine Seele zu schützen. Farbige Rekonstruktion.

 

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