Text und Fotos: Dagmar Krappe
Sie ist die längste der vielen Unbekannten in Mecklenburg-Vorpommern: Die Peene, eine 143 Kilometer lange Wasserstraße ganz im Osten des Bundeslandes. Es gibt keine Stromschnellen, keine Wehre und ein Gefälle von nur wenigen Zentimetern. Deshalb ist der Fluss ein ideales Revier für Kanuten.
Mit dem Kajak auf der Peene
Es ist schon früher Nachmittag als Ingo Ernst mit seinem Transporter und einem Anhänger voller Kajaks und Kanadier den schmalen Feldweg zwischen rosa blühendem Knaben- und weißem Wiesenschaumkraut zur Peene hinunterfährt. Dort warten vier „Aussteiger“, die einige Tage den „Amazonas des Nordens“ erkunden wollen. Doch zunächst verdunkelt sich der Himmel und dicke Regentropfen prasseln auf die grünen und roten Kanus. Als die ersten Sonnenstrahlen damit beginnen, die grauen Wolken zur Seite zu schieben, verteilt der Tourenbetreuer der Kanustation Anklam Schwimmwesten, Paddel, wasserdichte Säcke fürs Gepäck und gibt eine kurze Einweisung. „Kakajs sind schneller und wendiger und werden mit einem Doppelpaddel fortbewegt. Kanadier sind offene Kanus. Sie bieten mehr Stauraum, sind aber windempfindlicher, da sie höher aus dem Wasser herausragen. Sie werden mit einem Stechpaddel gefahren.“ Vom hölzernen Steg klettern die vier Naturfreunde in die inzwischen zu Wasser gelassenen, schwankenden Boote. Ein schmaler Kanal, bedeckt mit üppigen gelben Teich- und weißen Seerosen, führt Richtung Peene. Schilf wiegt sich an den Ufern. Die Einfahrt in den Fluss begleitet ein lauter Kuckucksruf. Dann ist nur noch das Eintauchen der Paddel zu hören. Das rote Kajak zieht schnell am grünen Kanadier vorbei, dessen unerfahrene Insassen doch etwas Mühe haben, ihr Gefährt auf der Mitte des Flusses treiben zu lassen. Es weht ein laues Lüftchen, das das Kanu immer wieder linksseitig in die Seerosen treibt. Moorbirken und Weiden säumen die Ufer. Zwei Graureiher verstecken sich hinter gelben Wasserlilien. Sicherlich sind sie heute noch erfolgreich, denn die Peene hat Aal, Barsch, Hecht, Wels und Zander im Angebot. Auch Biber und Fischotter können den Weg kreuzen. Den vier Kanuten zeigen sie sich leider nicht.
Nach einer Stunde ist der mit einem Grillplatz ausgestattete Wasserwanderrastplatz Sophienhof erreicht. Wer fürs Abendbrot noch etwas einkaufen muss, findet es im kleinen Dorfladen ein paar Schritte entfernt. Ganz naturnah übernachtet man im Zelt. Kanuten, die witterungsunabhängiger sein, in einem weichen Bett schlafen und sich abends noch kulinarisch verwöhnen lassen möchten, stehen auch ausreichend feste Unterkünfte entlang der Peene zur Verfügung. Die vier Paddler steuern für den ersten Abend den Gutshof Liepen an. Nach einer erfolglosen Biberpirsch geht es in den Dutchtub. Im Hof des Gasthauses befinden sich mehrere mit Wasser befüllte „Hexenkessel“. Freiluftbadewannen, die mit einem Bollerofen beheizt werden. Sie bieten bis zu vier Personen Platz. Zur entspannenden Sitzung bei 45 Grad werden kühle Drinks serviert.
Sonnenuntergang über der Peene
Der Name Peene stammt aus dem Slawischen und bedeutet Bach oder Fluss. Der „Amazonas des Nordens“ entspring 16 Kilometer nordwestlich des Kummerower Sees. Später fließt er in nordöstlicher Richtung vorbei an Demmin und Loitz bis nach Anklam. Dort mündet er in den Peenestrom, der sich schließlich bei Peenemünde auf Usedom in die Ostsee ergießt. Schiffbar ist die Peene auf 110 Kilometern.
Frank Götz
Am Gutshof Liepen steht ein zwölfsitziges Solarboot für Tagesausflüge bereit. Um dem Muskelkater in Schultern und Armen eine Pause zu gönnen beschließen die vier Paddelfreunde sich eine Stunde lang einfach mal treiben zu lassen. „Das Peenetal ist das größte zusammenhängende Niedermoorgebiet Europas“, erzählt „Steuermann“ Frank Götz vom Netzwerk Abenteuer Flusslandschaft: „Durch das geringe Gefälle der Peene ist ein Überflutungsmoor entstanden, das vielen Tieren und Pflanzen Schutz bietet.“ Fast 900 Pflanzen- und über 150 Brutvogelarten gibt es im Peenetal. „2010 wurde der „Amazones des Nordens“ vom Deutschen Tourismusverband mit dem EDEN-Award für die beste wassertouristische Region Deutschlands ausgezeichnet“, berichtet Götz weiter: „EDEN bedeutet „European Destination of Excellence“ und ist eine Initiative der Europäischen Kommission.“
Idyll an der Recknitz
Doch nicht nur die Peene eignet sich zum Paddeln, Floß- oder Solarbootfahren. Auch die Recknitz, ein 70 Kilometer langes Flüsschen zwischen Teterow und Saaler Bodden bei Ribnitz-Damgarten durchströmt unberührte Natur und Naturschutzgebiete. Wochenendhäuser säumen die Ufer. Weiden biegen sich tief über dem Wasser. Durch Pappeln und Moorbirken rauscht der Wind. Der Wasserwanderplatz Marlow ist ein perfekter Ort, den Tag mit einem Grillfest ausklingen zu lassen.
Eine ähnliche Landschaft findet man auch entlang der Peene-Zuflüsse Trebel und Tollense oder an den noch weiter östlich fließenden Gewässern Uecker und Randow. Wasserwandern auf der Trebel ist allerdings nur auf einem kurzen Abschnitt zwischen Demmin und Tribsees möglich. Danach ist kein Durchkommen mehr, da das Flüsschen zu stark mit Schilf und Gras zugewuchert ist. Es bildete Jahrhunderte die Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern.
Auf der Trebel
Die rekonstruierte Holzzugbrücke bei Nehringen war einst einer der wenigen passierbaren Übergänge. Zeitweilig gehörte das 80-Einwohner-Dorf zu Schweden. Hiervon zeugt heute noch eine barocke Gutshofanlage und auch die aus dem 14. Jahrhundert stammende St. Andreaskirche erhielt 400 Jahre später barocke Züge.
Holzzugbrücke über die Trebel bei Nehringen
Der letzte Tag auf der Peene bricht an. Vom Gutshaus Stolpe geht es auf eine längere Etappe durch den „grünen Dschungel“ Richtung Anklam. Ein paar Fischer haben die Angeln ausgeworfen. Zwei weiße Solarboote surren vorbei. Ein Vierer-Kanu ist auf der Überholspur. Vogelgezwitscher dringt aus knorrigen Bäumen, die tief ins Wasser ragen, herüber. Mal hämmert ein Specht, dann ruft wieder der Kuckuck. Ein Seeadler schwingt sich in die Luft. Ansonsten herrscht himmlische Ruhe. Der Alltag ist lange vergessen. Ein Abstecher führt zum Bootsanleger Menzlin. „Neben den Slawen siedelten und handelten hier vom 8. bis zur Mitte des. 10. Jahrhunderts auch Wikinger“, berichtet Rainer Vanauer während seiner Führung durchs „Alte Lager“, wo es noch Burgreste mit Gräbern in Schiffsform zu bestaunen gibt.
St. Marienkirche in Anklam
Irgendwann wird das Schilf am Ufer weniger. Der große rote Backsteinbau, die Anklamer St. Marienkirche, kommt unaufhaltsam näher. „Herzlich Willkommen“ steht auf dem Schild am rotbraunen Holzschuppen der Kanustation und Bootswerft Anklam. Nur wenige Kilometer hinter der Eisenbahnbrücke, die die Peene überspannt, mündet der „Amazonas“ in den Peenestrom, einem der drei Mündungsarme der Oder. Der Regionalexpress Berlin-Stralsund donnert vorüber. Zurück in der Zivilisation – leider!
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