Bei den Glasmachern im Bayerischen Wald

 

Dass die Glashütten früher im Besitz reicher Adliger waren, davon erzählt das Schloss in Buchenau, wo ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt stattfindet. Das Haus war der ehemalige Wohnsitz der Familie von Poschinger, deren Nachkommen heute eine Glasmanufaktur in Frauenau betreiben. In Theresienthal, einem Ortsteil von Zwiesel, steht das ehemalige Wohnhaus noch direkt neben der Glashütte, in der einst die „Königlich Bayerisch Privilegierte Kristallglasfabrik“ ihre auch am Hof von St. Petersburg begehrten Gläser hergestellt hatte.

Glasmacher im Bayerischen Wald - Ehemaliger Wohnsitz eines Glashüttenbesitzers: Vor Weihnachten findet an Schloss Buchenau ein stimmungsvoller Markt statt

Ehemaliger Wohnsitz eines Glashüttenbesitzers: Vor Weihnachten findet an Schloss Buchenau ein stimmungsvoller Markt statt

Im Theresienthaler Schlösschen wird heute an die ruhmreiche Vergangenheit erinnert - aber nicht nur. Neben Arbeiten für die Wittelsbacher und die Zaren, einem gewaltigen Tischaufsatz für die Weltausstellung von 1855 sowie wunderschönen Jugendstil-Gläsern werden auch zeitgenössische Glaskünstler wie Rainer Metzger präsentiert. Der Zwieseler, in Theresienthal als Glasmaler ausgebildet, überträgt von ihm meist auf Reisen aufgenommene Fotomotive malerisch auf Glasobjekte. Hier finden Kunst und Handwerk auf überzeugende Weise zusammen. „Ich brauche die Metropolen nicht, sondern lebe gerne hier, wo Wanderwege und Loipen nur ein paar Minuten entfernt liegen“, erklärt Metzger.

Auch der aktuelle Besitzer der Glashütte, in der die Produktion zwischenzeitlich eingestellt worden war, betont seine Liebe zur Heimat. „Warum ich die Glashütte übernommen habe, ganz einfach, weil ich hier geboren bin“, antwortet Maximilian von Schnurbein. Es solle etwas bewahrt werden von der Tradition und der reichen Geschichte – auch für den Standort Bayerischer Wald. „Wir orientieren unsere kreative Arbeit am Stil der Vergangenheit, setzen aber dazu auf junge Designer.“ Zu erkennen ist Theresienthaler Glas nach wie vor am Kronenstempel.

Auf der Glasstraße kann man auf Themenwegen wie dem Gläsernen Steig, einem Fernwanderweg, die Höhenzüge des Bayerischen Waldes und bedeutende Orte der Glasgeschichte wie Frauenau und Theresienthal entdecken. Die Glasstraße führt die Reisenden, die vielleicht noch auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Weihnachtsgeschenk sind, aber auch in Ateliers und Galerien.

Glasmacher im Bayerischen Wald - Künstlerin Alexandra Geyermann aus Zwiesel beim Gravieren einer Glasarbeit

Künstlerin Alexandra Geyermann aus Zwiesel beim Gravieren einer Glasarbeit

Im alten Forstamt von Zwiesel trifft man Alexandra Geyermann. Die Glasgestalterin und -graveurmeisterin, die hier wohnt und arbeitet, lässt sich von Literatur und bedeutenden Frauen der Weltgeschichte beeinflussen. Ihre gravierten Glasscheiben haben einen ausgeprägt erzählerischen Charakter. Aus Röhren und Stäben aus Glas fertigt ihr Mann Hermann Ritterswürden mit Hilfe eines Tischbrenners Skulpturen, die mit Drähten verbunden werden. Sie erinnern an Totentanz-Szenen.

Glasmacher im Bayerischen Wald - „Totentanz“-Motive des Glaskünstlers Hermann Ritterswürden

„Totentanz“-Motive des Glaskünstlers Hermann Ritterswürden

Im so genannten Gläsernen Winkel rund um Zwiesel, wo den Passanten auf der Hauptstraße eine kleine, komplett aus Glas gebaute Kapelle überrascht, findet man noch mehr als ein Dutzend weitere Adressen von Künstlern und Handwerkern, die sich dem Glas verschrieben haben. Einen großartigen Überblick über zeitgenössische Glaskunst aus aller Welt bietet die Galerie Herrmann in Drachselried. Wer nicht nur Interesse, sondern auch Zeit mitbringt, kann sich von Hans Herrmann Geschichten zu einzelnen Exponaten erzählen lassen. Der Glaskunst-Enthusiast, der seine Galerie - die man sich so ganz anders vorstellen muss als herkömmliche Räume für Kunst - seit über 40 Jahren betreibt, muss aber auch einräumen, dass Glaskunst nicht im Trend liegt. Die Fachgalerien würden nach und nach aufgeben. „Maschinell erzeugte Billigware hat den Markt kaputt gemacht“, blickt Herrmann nicht gerade optimistisch in die Zukunft. „Ich kann mir den Ankauf der Objekte für meine Galerie bald nicht mehr leisten.“

Glasmacher im Bayerischen Wald - Zwieseler Hingucker 2: Die Glaskapelle wurde von Glasmachern der Zwieseler Glasfachschule erbaut

Zwieseler Hingucker 2: Die Glaskapelle wurde von Glasmachern der Zwieseler Glasfachschule erbaut

Ein Grund mehr, eine Reise auf den Spuren des Glases anzutreten. Denn Glas kann viel mehr sein als ein Gebrauchsgegenstand. Gut, dass es im Bayerischen Wald noch Glasmacher gibt, die sich gegen den Trend stellen und hochwertiges Gebrauchsglas sowie Kunst aus Glas produzieren. Und die Manufakturen sind mehr als nur eine Alternative für verregnete Wandertage - nicht nur zur Weihnachtszeit.

 

Information

Tourismusverband Ostbayern: 0941/585390, www.ostbayern-tourismus.de

www.dieglasstrasse.de

www.glaeserner-winkel.de

Hotel

Hotel Posthalter in Zwiesel: 09922/804900, www.gasthof-posthalter.de

Tipp

Die meisten Glasmacherbetriebe bieten Besichtigungen und Schauvorführungen an.

Glasmacher im Bayerischen Wald - In der Theresienthaler Glashütte tupft ein Glasmacher mit flüssigem Glas kleine Erhebungen auf den Glaskorpus

In der Theresienthaler Glashütte tupft ein Glasmacher mit flüssigem Glas kleine Erhebungen auf den Glaskorpus

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Suchen bei schwarzaufweiss


Reiseveranstalter Deutschland bei schwarzaufweiss

 

Reiseführer Berlin

Wer heute ein wenig Berliner Luft schnuppern möchte, den laden wir zu einer Reise an Spree und Havel ein. Eine prima Gelegenheit, sich wesentliche Teile der Stadt an einem Tag anzuschauen, ist die Fahrt mit den Bussen 100 und/oder 200. Ausgehend vom Alexanderplatz kommt man unterwegs am Berliner Dom und der Museumsinsel vorbei, am Deutschen Historischen Museum, der Neuen Wache, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag, an der „Schwangeren Auster“ und am Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten.

Reiseführer Berlin

Mehr lesen ...

Bayerwald: Ein Baumwipfelpfad als Besuchermagnet

Nein, keine Angst, der Pfad schwankt nicht. Dennoch greifen viele Besucher des längsten Baumwipfelpfads der Welt unwillkürlich ans Geländer. Sie haben den Eindruck, der Holzweg, der an dieser Stelle auf 18 Metern Höhe unterhalb der Baumwipfel entlang führt, bewegt sich hin und her. Dabei ist es nur der wenige Zentimeter vom Geländer des Pfads entfernte Schubsbaum, den ein Baumwipfelpfad-Führer mit einer Hand zum Schwingen gebracht hat.

Bayerwald - Baumwipfelpfad

Mehr lesen ...



Auf zwei Rädern rund um Rügen

52 km lang und 41 km breit, darauf verteilt 926 Quadratkilometer Landschaft, das ist sie, Rügen, die größte Insel Deutschlands. Nicht wenige Touristen bezeichnen sie gleichzeitig auch als die schönste Insel des Landes. Ihre Vielfalt ist einmalig.

Rügen per Rad

Mehr lesen ...

Ein Rundgang durch Ozeaneum und Meeresmuseum in Stralsund

34 Meter ist sie lang, genauso lang wie ein Blauwal werden kann: Die Rolltreppe, auf der Besucher vom Foyer nach oben schweben, um mit ihrem Rundgang durch das Ozeaneum vor Stralsunds Altstadtkulisse unweit der neuen Rügenbrücke zu beginnen. Neben der frei tragenden Treppe beeindruckt schon von außen der weiße mit Glas durchsetzte Bau aus Beton und Stahl.

Stralsund

Mehr lesen ...