SagenReich

Mit dem Fahrrad unterwegs im Fichtelgebirge

Text und Fotos: Judith Weibrecht

 

Mit dem Fahrrad unterwegs im Fichtelgebirge

Gebogen wie ein Hufeisen liegt das Fichtelgebirge in der Landschaft und ist durchzogen von Sagen, Radwegen und Radbussen, die einen auf die Höhen befördern.

Das „Abendlied“ mag einem im Fichtelgebirge immer wieder durch den Sinn kommen, wenn man zwischen dunkelgrünem Tann radelt, der Wald still steht und schweigt und Nebel aufsteigt. Zwischen Hochmooren und Hügeln, Felsenlabyrinthen und Meeren aus Stein, Seen und kleinen Flüsschen, Mühlen, Buchen- und Nadelwäldern nimmt es kein Wunder, dass sich um all dies viele Sagen und Geschichten ranken.

Unterwegs im Fichtelgebirge

Die ranken sich nicht nur um die Landschaft, sondern auch um so manch andere Kuriosität wie das Zoiglbier. „Wou issn heut Zoigl?“ „Bam Oppl!“, lautet die Antwort einer älteren Frau auf dem Marktplatz von Mitterteich an der Südroute des Wallensteinradwegs. Tatsache, Zoigl gibt’s heute beim Oppl, dem laut eigener Aussage nördlichsten echten Kommunbrauer und Mitglied bei der Aktion gegen Discount-Zoigl.

Fichtelgebirge

Die Kommunbrauer gibt es in der Region seit dem 16. Jahrhundert, als den Hausbesitzern das kommunale Braurecht geschenkt wurde, das auch das Schankrecht beinhaltete. Hier in Mitterteich war das im Jahr 1516. Seit dieser Zeit durfte jeder Bier brauen, in seinem Haus ausschenken und verkaufen. Wo man gerade Zoigl ausschenkt, steht im Zoigl-Kalender. Das Bier-Karussell kommt niemals zur Ruhe. Einst gab es in Mitterteich an die 70 Hausbrauer, um 1950 waren es noch 50 und derzeit sind 12 Hausbrauer aktiv, die im gemeinsamen Kommunbrauhaus mit Holzfeuerung brauen.

Zoigl

Das untergärige, ungefilterte, nicht behandelte Kommunenbier, das nahezu ohne Kohlensäure auskommt, rinnt gut durch die Kehle und schmeckt bei jedem Zoiglwirt anders. Symbol dafür ist der Zoiglstern, der aussieht wie ein Davidstern: Zwei gleichschenklige Dreiecke durchdringen einander gegenseitig und zeugen nach alchimistischer Auffassung von der Chemie, die nötig ist, um gutes Bier zu brauen. Das obere Dreieck symbolisiert das Feuer, das untere das Wasser.

Die gute Zoiglstube ist nun brechend voll, der Lärmpegel steigt, die Temperatur auch, und einige fangen schon mal an zu singen. Sollte jemand meinen, dass hier kein Platz mehr sei, so hat er sich getäuscht: Man kann immer noch zusammenrücken! Fremd fühle ich mich schon lange nicht mehr.

Doch der Wallensteinradweg ist noch lang, und so muss eines genügen, bevor es weitergeht zum Kloster Waldsassen mit seiner wechselvollen Geschichte: 1133 wurde es von Zisterziensern gegründet, zweimal aufgelöst und zweimal neu gegründet. Die Stiftsbasilika, 1682 bis1704 erbaut, ist voll mit überbordendem Barock und mit angekleideten, mit Edelsteinen verzierten Skeletten, so genannten „heiligen Leibern“, und Deutschlands größter Kirchen- und Klosterkrypta. Schnitzkunst auf höchstem Niveau findet man in der Klosterbibliothek. Die lebensgroßen Figuren von Karl Stilp tragen die Galerie auf ihren Schultern. „Einst standen hier 19.000 Bücher“, erzählt die Führerin. „Heute sind es ca. 6.000. Das älteste Buch stammt von 1554“. Die Figuren, an denen Stilp mit 18 Mitarbeitern 22 Jahre lang arbeitete, symbolisieren alle Facetten des Hochmuts: Rebellion und Auflehnung, Dummheit und Faulheit, Arroganz, Angeberei, Ignoranz, Heuchelei oder Eitelkeit usw. Die Funktion der Figuren war es, zur Selbsterkenntnis zu führen, denn: „Durch die Selbsterkenntnis komme ich zur Demut“ hatte Bernhard von Clairvaux, der Begründer der Zisternzienser, gesagt.

Dreifaltigkeitskapelle Kappl auf dem Glasberg

Auf der Verbindungsspange zwischen Nord- und Südroute des insgesamt 104 Kilometer langen Wallensteinradwegs liegt die Dreifaltigkeitskapelle Kappl auf dem Glasberg, ein Rundbau, 1682 bis 1689 von Georg Dientzenhofer erbaut. Nur ein kleines Stück weiter, in Konnersreuth, lebte einst die Bauernmagd Therese Neumann, Resl genannt, die auch heute noch verehrt wird wegen ihrer blutenden Wundmale, ihrer Visionen und wegen des Phänomens, dass sie von 1926 bis 1962 keinerlei Nahrung zu sich genommen haben soll - mit Ausnahme einer geweihten Hostie, die sie bei der täglichen Kommunion erhielt. Heutzutage ist der Ort eine Pilgerstätte. Der Reslgarten, das Geburtshaus und ihr Grab werden weidlich besucht.

in Konnersreuth lebte einst die Bauernmagd Therese Neumann, Resl genannt

Rawetz

Nun noch den Feisnitz-Stausee entlang, der wie so viele andere Seen, Weiher und Bäder zum Bade lockt, nach Marktredwitz an der Kössein. Einst gab es hier einen Weiher, dessen Quelle man mittels einer Glocke abschließen wollte. Als die Ratsherren sie jedoch im Weiher versenkten, sank sie immer tiefer, ohne Grund zu erreichen. Die Bürger hörten fortan, bis zur Auflassung des Weihers 1953, einen feinen Glockenton. Daher der Name Klingerweiher. Unser Anfangs- und Endpunkt des Wallensteinradwegs, Marktredwitz, heißt bei den Einheimischen einfach „Rawetz“. Rund um das rot-weiß gehaltene Rathaus befindet sich die historische Altstadt. Wer Gefallen am Zoigl gefunden hat, muss auch hier nicht darben: Im Zoigl am Alten Rathaus wird es ausgeschenkt.

Fichtelgebirge - Beim 56 Kilometer langen Brückenradweg

Der Name des Wallensteinradwegs erschließt sich einem nicht sofort. Doch eine der lobenswerten Infotafeln gibt Auskunft: Er wurde 1634 in Cheb/Eger ermordet, wohin die Nordroute führt. Beim 56 Kilometer langen Brückenradweg, ebenfalls mit den informativen Schildern bestückt, lässt sich der Begriff leichter erklären, radelt man doch auf Feld- und Waldwegen und auf den ehemaligen Bahntrassen von Holenbrunn nach Leupoldsdorf und Selb über mehr als ein Dutzend Brücken. Außerdem verbindet er Bayern mit Böhmen bzw. den Ort Fichtelberg und den Fichtelsee auf deutscher Seite mit dem tschechischen Asch.

 

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