REIHE UNTERWEGS

Einladung zum Mosel-Kir

Reise nach Cochem zur Blüte des Roten Weinbergpfirsichs

Text und Fotos: Ulrich Traub

Sie sind verlässliche Frühlingsbotschafter und zaubern den Wanderern in den Weinbergen mit Leichtigkeit ein Lächeln auf die Lippen. In zartem Rosa strahlen die Blüten des Weinbergpfirsichbaums schon von den steilen Hängen an der Mosel, während die Reben noch nackt und kahl auf ihr Coming-out warten müssen.

Gärtnerin Monika Servaty prüft im ehemaligen Weinberg hoch über der Mosel den Stand der Blüte

Gärtnerin Monika Servaty prüft im ehemaligen Weinberg hoch über der Mosel den Stand der Blüte

Pfirsiche an der Mosel? Ja, Sie haben richtig gehört. Aber was hat der Pfirsichbaum im Weinberg zu suchen? „Vor rund zehn Jahren haben einige Winzer damit begonnen, die Bäumchen hier wieder anzupflanzen. Sie wollten damit der Verbuschung der Rebflächen Einhalt gebieten“, erklärt Monika Servaty. Die Gärtnermeisterin und Weinbergpfirsich-Expertin weiß, dass schon die Römer den so genannten „Perserapfel“ eingeführt hatten. Aber er war lange Zeit in Vergessenheit geraten, was daran lag, dass seine Pflege eine echte Herausforderung ist. „Aber eine, die sich lohnt“, versichert Monika Servaty.

Wandert man rund um Cochem durch die Weinberge, entfalten die zierlichen Pfirsichbäume einen fast magnetischen Reiz. Ihre verführerische Blütenpracht motiviert regelrecht zum Weitergehen. Mehr als 10.000 Bäumchen sind in den letzten Jahren zwischen Cochem und Bremm am Calmont, wo Europas steilster Weinberg liegt, neu gepflanzt worden - und es werden Jahr für Jahr mehr. Allerdings geschieht dies nicht vorrangig, um die Wanderer, sondern um die Genießer zu erfreuen. Aber das muss ja kein Gegensatz sein.

Blick auf Burg und Moselpromenade in Cochem

Blick auf Burg und Moselpromenade in Cochem

„Der Rote Weinbergpfirsich ist nicht nur eine Rarität, er ist vor allem eine Spezialität.“ Monika Servaty muss es wissen, hat sie doch zahlreiche der sensiblen Pfirsichbäume auf einem früheren Weinberg oberhalb von Mesenich angepflanzt. „Für die aufwändige Kultivierung bedanken sich die Bäumchen nicht nur mit ihrer wunderbaren Blüte und ihrem Duft. Die Früchte lassen sich auch vielseitig verwenden“, informiert die Gärtnerin. Unverarbeitet schmecke der Pfirsich allerdings nicht. Seine harte und pelzige Schale steht einem herzhaften Biss im Weg. Zudem ist sein Geschmack äußerst herb.

Verführerisch: Auslage auf dem Pfirsich-Markt in Cochem

Verführerisch: Auslage auf dem Pfirsich-Markt in Cochem

Monika Servaty verarbeitet ihre Früchte zu Pfirsichbrand, Likör und Marmelade. Dem Einfallsreichtum sind kaum Grenzen gesetzt. Ein Bummel über den Weinbergpfirsich-Markt in Cochem, der im April im Rahmen eines Blütenfestes stattfindet, kann das bestätigen. Klarer Favorit der Besucher ist der Pfirsichlikör. Bei milden Temperaturen und blauem Himmel sitzt man in kleinen Gruppen zusammen. Eine Flasche Sekt macht die Runde, dann füllt man die Gläser mit einem Schuss Weinbergpfirsichlikör auf: Fertig ist der Mosel-Kir. Gut, wenn man eine Unterkunft in der Nähe gebucht hat.

Treffen mit Mosel Kir: Auf dem Pfirsich-Markt in Cochem geht es gesellig zu

Treffen mit Mosel Kir: Auf dem Pfirsich-Markt in Cochem geht es gesellig zu

Währenddessen werden Besucher an den mit rosa Zweigen geschmückten Marktständen in die Geheimnisse des Weinbergpfirsichs eingeweiht. Überall sind Lobeshymnen auf die Vielseitigkeit der Frucht zu hören. Man erfährt, dass sich der Pfirsich auch zur Herstellung von Chutneys, Essig und Senf eignet. Überall liegen Löffel bereit: Es darf probiert werden.
Noch einen Schritt weiter ist Winzer Peter Göbel aus Ernst gegangen. Er hat eine Weinbergpfirsich-Tinte kreiert. „So können Sie Ihre Urlaubsgrüße wieder einmal schreiben, anstatt das Handy zu benutzen“, reagiert er flott auf die staunenden Blicke. Dagegen ist die Weinbergpfirsichtorte, die die Cafés an der Promenade anpreisen, fast schon ein Klassiker.
Monika Servaty darf auf dem Markt nicht fehlen. Sie verwickelt die Marktbesucher ins Gespräch. „Unser Weinbergpfirsich hat es verdient, bekannt zu werden“, sagt die Gärtnerin, die auch kleine Pfirsichbäumchen aus eigener Züchtung zum Kauf anbietet. „Aber bitte etwas Geduld haben“, rät sie, „erst ab dem dritten Jahr tragen sie Früchte.“ Die Moselaner hätten übrigens alle einen Pfirsichbaum im Garten.

Frühlingsboten: Die blühenden Pfirsichbäume sind nicht nur schön anzuschauen, der verarbeitete Weinbergpfirsich ist auch eine regionale Spezialität

Es herrscht gewissermaßen Aufbruchstimmung rund um Cochem und man scheint sogar ein bisschen stolz zu sein auf die „Rud Peesche“, wie man den roten Pfirsich hier nennt. Er besitzt schließlich auch ein Qualitätssiegel, das seine Herkunft von der Mosel bezeugt.

Ach ja, bevor wir’s vergessen: Gekocht wird natürlich auch mit der Frucht. Immer mehr Restaurants entdecken ihre Qualitäten. Wie wär’s mit Geschnetzeltem mit Pfirsichen in Burgundersauce gefolgt von einem Weinbergpfirsich-Tiramisu. Während man es sich schmecken lässt, gleitet der Blick aus dem Fenster über die Mosel in die Weinberge am anderen Ufer. Leuchtet da nicht etwas in auffälligen Rosa herüber?

Wandererziel unweit von Cochem: Die Treppe im Winzerort Beilstein diente schon als Filmkulisse

Wandererziel unweit von Cochem: Die Treppe im Winzerort Beilstein diente schon als Filmkulisse

Reiseinformationen

Informationen

Tourist-Information Ferienland Cochem: 02671/60040, www.ferienland-cochem.de

Weinbergpfirsich

Pfirsichhof Gerhards in Neef, Alte Kirchstr. 20; 06542/21073, www.moselpfirsich.de

Weingut Göbel-Schleyer in Ernst, Klosterstr. 12; 02671/7444, www.goebel-schleyer.com

Monika Servaty in Mesenich, Raiffeisenstr. 8; 02673/4512

Allg. Infos: www.moselweinbergpfirsich.de

Blütenfest des Roten Mosel-Weinbergpfirsichs: 11./12. April

 

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