Text und Fotos: Judith Weibrecht
Waren Sie schon einmal in Fürth? Kommt ihnen fränkisch vor? Sie denken an Weißbier und Rostbratwürstchen? - Dann folgen Sie doch mal unserer Autorin Judith Weibrecht, die dort zuhause ist und waschecht fränkisch und perfekt spanisch spricht. Sie wird Ihnen zeigen, dass die einst bodenständige deutsche Industriestadt inzwischen ein spanisches und lateinamerikanisches Flair besitzt. Zumindest hinter den Türen einiger Kneipen und Restaurants.
Fürth kommt mir spanisch vor. Natürlich, diesen Satz würde jeder Nürnberger sofort unterschreiben! Denn Nürnberg und Fürth, das ist wie Köln und Düsseldorf. Ein Kölner dürfte nie ein Kölsch in Düsseldorf bestellen, genauso wie ein Düsseldorfer in Köln kein Alt. Es ist wie Frankfurt und Offenbach, wie Bayern und Preußen, Feuer und Wasser, Himmel und Hölle. Schließlich waren wir zuerst da! Und nun haben die Nürnberger die größere und angeblich bedeutendere Stadt.
Fürth kommt mir spanisch vor, das ist auch wörtlich zu nehmen, denn hier wimmelt es von spanischen und Latino-Kneipen. Das Wetter ist düster, grau und regnerisch? Also auf nach España und Latinoamérica!
Tapas und Sherry
Blick auf den Bahnhof
Beginnen wir am Fürther Hauptbahnhof. Weit ist es von da nicht in die Friedrichstraße, wo ein heimeliger Lichtschein aus dem Haus Nummer 20 aufs regennasse Pflaster fällt: „La Tasca“ - eine Original spanische Tapas- und Schinkenbar! Hinein und auf nach Andalusien!
An bläulichen Wänden kleben klassische spanische Azulejos, man sitzt an hellen Holztischen und über der Theke baumeln kapitale Serrano-Schinken aus der Nähe von Granada, vierzehn Monate mindestens in klarer Bergluft gereift. Der Himmel hängt voller Schinken.
Doch hier wird auch die Sherry- und Tapas-Kultur gepflegt, die Kultur des Deckelchens also, das man früher auf das Sherry-Glas legte. Das Deckelchen, das bestand aus einem Scheibchen „lomo“, also Lende. Um das Aroma zu bewahren oder um die lästigen Mücken fernzuhalten? Eine Tapa kostet rund 3,- Euro, z.B. Cazuela de cordero, Lammeintopf, Albondigas, Fleischbällchen, oder Pulpo, Krake. Dazu gibt es eine gute Auswahl spanischer Weine, Cocktails und Biere.
Gediegenes Publikum verkehrt in der Tasca, und : Heiß ist es hier! Heiß sogar im Dezember! Winter in Fürth? Sommer in Andalusien! Michelangelos Engel hängen an der Wand und machen: “Pssst!“. Kein Wunder, denn hier hallt es von den gefliesten Wänden und den Rundbögen wider!
Daiquiri mit Papa Hemingway
Weit ist es nicht, nur ein paar Häuser weiter schräg gegenüber, und man findet das „Sausalitos“ (Foto oben), Cantina y Bar Méxicano und Biergarten, in Nummer 7. Eine beeindruckende Stuckdecke und schmiedeeiserne Säulen zieren den Raum, dessen Mittelpunkt ein langer Tresen ist. An vielen kleinen Stehtischen schlürft man Cocktails, Caipirinha oder Piña Colada etwa, und isst dazu alles, was die Tex-Mex-Gastronomie hergibt: Enchiladas, Quesadillas, Tacos, ... In Sausalito bei San Francisco ist angeblich Spaß haben angesagt. Genau wie hier: Es gibt schon mal eine Ladies Night oder Sausalitos Clubbing mit DJ René jeden ersten Samstag im Monat!
Am Ende der Friedrichstraße, rechts um die Ecke, dort, wo sie auf die Königstraße trifft, liegt das elegante „El Floridita“. Das kennen Sie vielleicht von Havanna her, dort schüttete schließlich schon Papa Hemingway seinen Daiquirí in sich hinein und verewigte dies in seinem Buch „Inseln im Strom“. Oder nicht? Kein Problem, in Fürth gibt´s das auch, und der frisch geschüttelte Mojito kostet zur Happy Hour an der Mahagoni-Theke nur 4,10 Euro. Plastikpalmen zaubern karibische Stimmung, vom Band läuft kubanischer Salsa, und die Sonne ist nur eingebildet. Aber was soll´s?
Andalusischer Hund und La Cucaracha
Können Sie noch? Na, also! Vamos! Wir sind noch lange nicht fertig! Hier um die Ecke warten die ehemaligen Theatergaststätten mit dem „Andalusischen Hund“ auf. Links vom Eingang befindet sich der Comedor, der Speiseraum, wo man erlesene Gerichte in täuschend echter spanischer Atmosphäre zu sich nehmen kann. Ausdrücklich empfohlen sei hier das Milchlamm! Die Weinkarte lässt auch keine Wünsche offen. Doch diese, genauso wie Tapas in rauen Mengen, kann man auch in der Kneipe rechts vom Eingang kosten, wo sich ein langer Tresen mit Tapas hinter Glas als Blickfang präsentiert. Schwer, sich zu entscheiden! Und der Raum ist wirklich fabelhaft!
„La Cucaracha“, die Kakerlake, schließlich wohnt am Grünen Markt. Hier gibt es sogar Salsa-Kurse und ab und zu Flamenco-Shows.
Knoblauch, Paella und Brandy
Finalmente lande ich in der „Bodega Don Ramón“, wo ein Galizier und ein Baske sich gegenseitig des nicht richtig Spanisch Sprechens bezichtigen. Debattierende Männer trinken Orujo oder Osborne, im Fernseher hinter der Theke läuft irgendein Fußballspiel mit spanischer Beteiligung, die Osborne-Stiere auf der Leuchtstoffreklame von Lederer-Bräu lässt das kalt. Die Tische sind, wie immer, bis auf den letzten Platz besetzt.
Bodenständige spanische Küche in einer "alldn Färder Wärdschaffd“ (für Auswärtige hier die Übersetzung ins Hochdeutsche: in einer „alten Fürther Wirtschaft“) gibt´s entweder von der Tages- oder von der Speisekarte. Als Begrüßung reicht Yasmin, die den Laden mit Bravour regiert, ein Schälchen alioli (Knoblauch-Mayonnaise) mit Weißbrot. Mehr ali als oli, und ich bin vor allem Bösen, aber auch vor meinen amigos sicher! Ich nehme Pollo al ajillo, Huhn in Knoblauch, um den Effekt zu potenzieren. Köstlich! Oder doch lieber die leckere Paella? Und das alles wird mit einem spanischen Brandy runtergespült. Basta! Fin!
Sie können nun am Judenfriedhof vorbei Richtung U-Bahnhof Stadthalle im Flamencoschritt weitertänzeln und ausreisen, wenn sie möchten. Fürth kommt Ihnen spanisch vor? Me parece chino, würde ein Spanier sagen, das kommt mir chinesisch vor, da er selbst ja schon spanisch genug ist. - Ich bleibe hier!
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