Advent rund um das pfälzische Bethlehem

Erkundungen an der Deutschen (Glüh-)Weinstraße

Text und Fotos: Ulrich Traub

Geschmückte Bäume säumen die alten Gassen und Feuerschalen markieren die Eingänge der stattlichen Winzerhöfe, deren Tore geöffnet sind. Dahinter duftet es nach Glühwein und gerösteten Kastanien. "Möchten Sie vielleicht etwas probieren", fragt die freundliche Winzerin und bittet auf ihren Hof voller Genüsse.

Einladend: weihnachtlich dekorierter Winzerhof in Rhodt

Einladend: weihnachtlich dekorierter Winzerhof in Rhodt

Erkundigt man sich bei jemand, ob er eigentlich die Pfalz kenne, blickt man oft in strahlende Gesichter und die Antwort lautet nicht selten: "Da kann man so gut essen und trinken." Das gelte besonders für die Orte an der Deutschen Weinstraße. Warum also sollte man diesen meist stark frequentierten Landstrich nicht mal in der Adventszeit besuchen - in aller Ruhe, ganz ohne Weinfeste.

Die Weihnachtswochen an der Weinstraße haben viele Facetten - Märkte und Krippenwege, Hoffeste, Verkostungen bei Kerzenschein sowie Adventsausstellungen. Und als Höhepunkt vielleicht ein Besuch im Dom von Speyer? Man wäre nicht in der Pfalz, wenn bei den Stationen der Reise der Aspekt des Genießens nicht eine exponierte Rolle spielen würde.

Höhepunkt jeder Pfalz-Reise - besonders zur Weihnachtszeit: der romanische Dom von Speyer, Unesco-Weltkulturerbe

Höhepunkt jeder Pfalz-Reise - besonders zur Weihnachtszeit: der romanische Dom von Speyer, Unesco-Weltkulturerbe

Aus einem der Altstadthöfe in Neustadt (1) kommt eine etwas antiquiert gewandete Dame mit Gefolge heraus. Wer ihr lauscht, erfährt nicht nur Geschichtliches über die Fachwerkhäuser und Gassen rund um den Markt und die hoch aufragende Stiftskirche. Die Dame selbst ist ein zum Leben erweckter Teil der Stadtgeschichte. Sie heißt Kunigunde und hat Ende des 17. Jahrhunderts Neustadt durch ihre Heirat mit einem französischen Amtsträger vor der Niederbrennung bewahrt.
Vor ein paar Jahren wurde der Weihnachts- durch den Kunigundenmarkt erweitert. Er findet in Innenhöfen geschichtsträchtiger Gebäude wie dem Rathaus statt und verheißt eine "Liaison der Genüsse". Die intime Atmosphäre lädt zum Probieren ein. Man wünscht "Buon appetito", wenn die Tüte mit Olivenöl und Schinken über den Tresen gereicht wird. Und das Glas Champagner wird mit einem "Santé" serviert. Man hört es, die Beschicker kommen nicht nur aus der Pfalz. Sie verbindet, dass sie ihre Arbeit unter das Slow Food-Motto gestellt haben und ihre Lebensmittel nach natürlichen, traditionellen und handwerklichen Verfahren herstellen.

Warten auf Kunigunde: Weihnachtsmarkt in Neustadt an der Weinstraße am Mittag

Warten auf Kunigunde: Weihnachtsmarkt in Neustadt an der Weinstraße am Mittag

Das Weihnachtsmarkt-Hopping sollte auch nach Landau (2) führen, wo Kunsthandwerker im Mittelpunkt des Marktgeschehens vor dem historischen Rathaus stehen. Nicht-Alltägliches wie Marionetten und Klöppelschmuck sowie die Angebote eines Buch- und eines Bürstenbinders, einer Porzellanmalerin oder einer Hutdesignerin sorgen dafür, dass zum Fest nicht wieder nur Gutscheine verschenkt werden müssen. Landau hat übrigens einen besonderen Bezug zu Weihnachten, stammt doch der Karikaturist Thomas Nast aus der Pfälzer Stadt. Der hatte Mitte des 19. Jahrhunderts nach seiner Auswanderung in die USA den Santa Claus als gemütlichen älteren Herren gezeichnet. Diese Vorlage hat die Werbewirtschaft im frühen 20. Jahrhundert dankbar aufgegriffen und das bis heute geläufige Bild geprägt.

So gesehen kommt der Weihnachtsmann also aus der Pfalz. Und man lässt sich dort einiges einfallen, um ihm bei seiner alljährlichen Rückkehr ein stimmungsvolles Ambiente zu verschaffen. In Deidesheim (3) findet die weihnachtliche Budenstadt mit Schloss, Kirchen und schmucken Fassaden eine besonders schöne Kulisse. Ein Marktmeister wacht darüber, dass zum Beispiel der Glühwein tatsächlich nur aus Deidesheimer Rotweinen hergestellt wird. "Ich kann auch Verbote aussprechen - etwa an fahrende Händler", erzählt Klaus Eichberger, der das Ehrenamt von seinem Vater übernommen hat. In seinem mittelalterlichen Gewand, mit Mütze und Vollbart, erkennt man den im Hauptberuf als Schreinermeister tätigen Marktmeister schon von Weitem.

Herbergssuche auf Pfälzisch: Krippe in Bornheim

Herbergssuche auf Pfälzisch: Krippe in Bornheim

Bornheim (4) ist das pfälzische Bethlehem. In dem kleinen Ort stehen Krippen in Vorgärten und Höfen. Ulla Kaub hatte vor ein paar Jahren die Idee, "um im Dorf eine Aktion für mehr Gemeinsinn zu starten“. Mit Erfolg - mittlerweile sind es über 60 Familien, die ihre selbst hergestellten und nach Einbruch der Dämmerung beleuchteten Krippen aufstellen. Auch ein Pfälzer Gasthaus taucht in der Krippenszene der Herbergssuche auf. Der Bornheim-Besucher findet im "Lehrer Lämpel" eine gastliche Aufenthaltsmöglichkeit.

Hinter Mauern und Toren verbirgt sich der Weihnachtsmarkt in Freinsheim

Hinter Mauern und Toren verbirgt sich der Weihnachtsmarkt in Freinsheim

Es muss ja nicht immer eine Einkehr beim Weihnachtsmann sein.
Auch andere kleine Orte wie das sich hinter eine Stadtmauer duckende Freinsheim (5) oder das romantische St. Martin (6) sind nicht nur am Wochenende, zu Weihnachtsmarktzeiten, einen Ausflug wert. Der ein oder andere Winzerbetrieb lädt zu einem kleinen Adventsmarkt - meist mit leckeren Sachen aus eigener Herstellung oder aus der Nachbarschaft. Und einen guten Tropfen kosten kann man ohnehin. Die Winzer haben jetzt Zeit. Ja, hier möchte man gerne etwas probieren.
Nach all den Kostproben könnte ein wenig Bewegung nicht schaden. Überall an der Deutschen Weinstraße kann man unter Kastanien wandern, so auch rund um die Villa Ludwigshöhe (im Winter leider geschlossen) oberhalb von Edenkoben (7). Von dort führt der "Keschdeweg" durch die kahlen Weinberge zur Burrweiler Mühle und zu einer stärkenden Kastaniensuppe. Aus den Rebenhügeln geht's dann zurück in die Glühwein-Ebene.

Stimmungsvoll: Gasse in Sankt Martin

Stimmungsvoll: Gasse in Sankt Martin

Reiseinformationen

Informationen

Pfalz Touristik: 06321/39160, www.pfalz.de

Tourist-Information Neustadt: 06321/926892, www.neustadt.pfalz.com, www.kunigundenmarkt.de

Hotel-Tipps (3-Sterne-Häuser)

Pfälzer Hof in Edenkoben: 06323/938910, www.pfaelzerhof-edenkoben.de

Landhaus Christmann in St. Martin: 06323/94270, www.landhaus-christmann.de

Waldhaus Wilhelm, Maikammer: 06321/58044, www.waldhaus-wilhelm.de

 

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