Aalborg
Kunsten
Aalto – Architekt und Künstler dauerhaft
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Aalto – Architekt und Künstler
foto fdp 2023
Es ist gleichsam eine Kabinett-Ausstellung, die dem Designer und Architekten Aalto gewidmet ist. Dabei ist die Raumgestaltung mittels vertikaler Stabreihen aus Holz sehr ansprechend. Man hat wirklich den Eindruck, man betrete das Heim oder Studio Aaltos, auch wenn dieser als Gastgeber nicht zugegen ist. Licht und Lichtinszenierungen, künstlich und natürlich, das war für Aalto ganz wichtig. Kein Wunder, dass wir auf zwei Lampen stoßen, die einen perforierten Rand besitzen, durch den das Licht diffundiert. Die Lampenform ist nicht nur organisch-rund, sondern bei einer in gestuften Ringformen gehalten, die sich verjüngen.
Dass Aalto seine Entwurfsanregungen der Natur entnahm erfahren wir durch einen entsprechenden Textbeitrag. Zugleich sehen wir den finnischen Architekten auf einem Foto bei der Gartenarbeit, hier dem Baumschnitt. Das organisch fließende findet sich in den Möbeln, die Aalto entworfen hat, auch in einem Stuhl, der als „hängendes Exponat“ zu sehen ist. Aalto und das Bauhaus wird auch in der kleinschaligen Ausstellung thematisiert. Als Leitexponat wurde eine Arbeit von Josef Albers ausgewählt, in der es um Albers Zentralthema das Quadrat geht. Zu sehen ist ein mittig gesetztes schwarzes Quadrat, das durch weiße, himmelblaue und graue Rahmungen betont wird und eine gewisse Bildtiefe unterstreicht. Dabei ging es Albers um das Experiment mit Farben, gleichsam Farben als Formen, derweil ja Aalto das Weiß, eigentlich eine Nichtfarbe für seine Architekturen bevorzugte.
foto fdp2023
Wie wichtig Aalto die Transparenz und die Beziehung von Innen und Außen bei seinen Architekturentwürfen war, unterstreicht ein Foto der Villa Mairea auf dem Eisenhüttengelände Noormarkku. Diese Villa mit großen Fensterflächen wurde 1939 als Repräsentationsvilla für das Ehepaar Maire (geb. Ahlström) und Harry Gullichsen errichtet. Über diesen Entwurf sagt Aalto, dass er dabei den Versuch unternommen habe, moderne Malerei mit der Natur zu verschmelzen. Ein weiteres Beispiel für die Entwurfskonzepte Aaltos ist das eigene Sommerhaus, auch als Experimentalhaus in Muuratsalo bekannt. Dieses befindet sich auf einem Uferfelsen des Päijänne-Sees, jedoch immer noch im Schutz des Waldes. Das Haus wurde aus 50 verschiedenen Ziegeltypen erbaut, die in eigenen Musterungen zusammengestellt wurden, so dass eine „malerisches Mauerwerk“ als Außenhaut des Hauses entstanden ist.
Der Designer Aalto ist in der Übersichtsschau unter anderem mit einem Barhocker K 65 vertreten, der eine angenehme Sitzhöhe und eine sehr flache Rückenlehne besitzt, die sich gut an den unteren Rücken des Sitzenden anschmiegt. Zu den gezeigten Entwürfen gehört auch ein massiv wirkender Teewagen sowie eine Standlampe AB 10 (1959). Sehr einladend ist der Stuhl X602, der einen Lederbezug aufweist. Hat da nicht Breuers Freischwinger als Ideengeber gedient?
Aalto war zweimal verheiratet und beide Ehefrauen waren an den Entwürfen beteiligt, so Aina Aalto an dem der Lampe AMA500 mit der charakteristischen Messingperforation am Rand, wie oben bereits beschrieben. Auch die Deckenlampe A331, die ausgestellt ist, besitzt den perforierten Rand und wurde ursprünglich für die Universität in Jyväskylä entworfen. Die Frage des Lichts beschäftigte Aalto gemeinsam mit Elissa Aalto und Jean-Jacques Barüel bei der Planung des Kunsten Museums in Aalborg, dem Ort an dem die Aalto-Ausstellung dauerhaft zu sehen ist. Ähnlich wie bei einem Fabriksheddach lässt er neben dem vorhandenen Kunstlicht natürliches Licht in die offen ineinander übergehenden Museumsräume einströmen. Diese Offenheit lässt Blicke in die Tiefe der Räume zu. Geschaffen wurden Raumsegmente, die eben nicht durch starre Wände abgeschlossen sind, sondern vielmehr muss man von Raumfluchten sprechen. Zum Abschluss stösst man auch auf eine Arbeit von Fernand Léger, mit dem Aalto befreundet war. Aalto besaß einige Werke dieses avantgardistischen Künstlers, aber nicht nur von dessen Arbeit war Aalto zuhause umgeben, sondern auch von Werken, die Matisse und Le Corbusier geschaffen hatten.
Die „Kabinettausstellung“ ist sehr gelungen und vermittelt durch das Raumkonzept einen sehr guten Eindruck in die Ideenwelt und die Designs des finnischen Architekten.
© ferdinand dupuis-panther, Text und Fotos, wie bezeichnet © Fotos Kunsten Aalborg
Info
https://kunsten.dk/de/content/besuch-5936