Barbados im Überblick
Es gibt einen einfachen Grund, warum Barbados zu einem der populärsten karibischen Reiseziele wurde: Seine phantastischen Strände und eine Tourismusindustrie, die mit bemerkenswerter Professionalität den Karibiktraum ihrer Gäste bedient.
Entlang den Küsten und selbst im Binnenland ist eine Riesenauswahl an Unterkünften entstanden, vom mondänen Luxusresort und versteckt gelegener Beach-Front-Villa über romantische Boutiquehotels und All-Inclusive-Anlagen bis zu preiswerten Appartements und Bed & Breakfast Guesthouses. Die einzelnen Küstenabschnitte sind dabei unterschiedliche Wege gegangen. Barbados` Sahnestück, die Westküste, deren Wertschätzung gerne mit dem Begriff „Platinum Coast“ unterstrichen wird, versammelt an seinen ruhigen, türkisfarbenen Wassern die Mehrzahl der Luxusunterkünfte, während an der lebhaften Südküste die erschwinglichen Hotels, Appartements und Guesthouses dominieren. An der Ostküste, die sich den rauhen Atlantikstürmen öffnet, wo waghalsige Wellenreiter ihr Paradies gefunden haben, sind es zumeist kleinere Hotels im Familienbesitz.
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Schon beim Anflug auf Barbados` Airport liegen sie zum Greifen nahe, die Strände im Süden: Silver Sands und Miami Beach, Dover Beach und Rockley Beach und all` die anderen mit „familienfreundlichem“ Seegang und in der nächsten Bucht schon mit ordentlichem Wellengetöse, wo es sich gut surfen läßt, auch Kitesurfing angesagt ist. Lange Strandspaziergänge, relaxen im „beach chair“ unter einem Sonnenschirm, eingehüllt in ein Badetuch (alles „for rent“), dann Deftiges zum Lunch, ein paar exotische Drinks dazu – „Carribean feeling“ stellt sich ein. Und jeden Abend aufs neue wird die Südküste ihrem Ruf als kulinarischer Treffpunkt und Epizentrum des barbadischen Entertainments mit karibischer Leichtigkeit gerecht.
Die weißen Strände des Südens reichen bis nach Bridgetown hinein, Barbados` pulsierender Hauptstadt, die 1628 von den Briten gegründet und mit ansehnlicher Kolonialarchitektur ausgestattet wurde. In neuerer Zeit kamen zollfreie Einkaufspassagen, schöne Parks und ein hypermodernes Kreuzschiff-Terminal dazu. Britanniens Spuren sind nach fast 350 Jahren Kolonialherrschaft in der Tropenmetropole und ihrem hügeligen Hinterland nicht zu übersehen. Doch ein „Little England“, wie so mancher Reiseführer seinen Lesern weiszumachen versucht, ist das westindische Barbados nun wirklich nicht. Five o`clock tea, Cricket und Linksverkehr: schön und gut. Aber noch immer ist es das weiche Hämmern der Steelbands, sind es die Rhythmen des Calypso und Reggae, die den Ton angeben, schmoren Red Snapper und Fliegende Fische in der Pfanne, füllt das Nationalgetränk Rum die Gläser, streichen phantastische Düfte durch die urplötzlich hereinbrechende Tropennacht und verwandeln beschwingte Menschen aller Hautschattierungen die Straßen in Bühnen. Wer karibische Lebensfreude und den mitreißenden Rhythmus des Landes in Höchstform erleben möchte, sollte nicht das schon legendäre Crop-Over-Festival zum Ende der Zuckerrohrernte versäumen. Von Mitte Juli bis zum ersten Montag im August versetzt es Bridgetown und die ganze Insel in einen Rausch aus Musik, Tanz und Farborgien. Tag und Nacht schwingen die eingängigen Melodien umjubelter Calypso-Wettbewerbe durch die Straßen, Erntekönig und –königin werden gekrönt und am Schlußtag paradieren prächtig kostümierte Bands durch die Stadt, die sich in eine einzige Partybühne verwandelt.
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Wie das Barbados-Museum mit seiner fesselnden Sammlung von Exponaten und Dokumenten zur Inselgeschichte, sind auch die anderen Highlights der Stadt zu Fuß erreichbar: Das Government House etwa, ein altes Herrenhaus von 1702, wo jetzt der britische Generalgouverneur residiert oder das 1872-74 in neugotischem Stil errichtete Parlamentsgebäude (Barbados` Parlament wurde erstmals 1639 einberufen, es ist das drittälteste im Commonwealth nach GB und den Bermudas). Auf dem Platz vor dem Parlament, früher Trafalgar Square, heute National Heroes Square, steht eine von Beginn an umstrittene Bronzestatue von Lord Nelson, die schon 1813 errichtet wurde, einige Jahrzehnte vor ihrem berühmten Gegenstück auf dem Londoner Trafalgar Square. Vom „Nelson“ führt die Broad Street nach Westen – schnurgerade wie alle Straßen in Bridgetown. Hier gibt es Banken und exquisite Duty-Free-Shops und natürlich auch eine Handvoll der rund 1.600 Rum-Shops der Insel. Wenige Schritte von der Einkaufsmeile liegt die einzige Synagoge Bridgetowns. Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut, war sie religiöses Zentrum für rund dreihundert aus Recife/Brasilien vor den Verfolgungen durch die Holländer geflohene Juden. Ihrer Sachkenntnis in der Kultivierung des Zuckerrohrs verdankte Barbados seinen Aufstieg zu einem der weltweit größten Zuckerproduzenten. Auf dem Garrison Savannah Racetrack, einem früheren Exerzier- und Paradegelände der britischen Garnison, kann man die „Bajans“, wie sich die Menschen in Barbados selber gerne nennen, bei einer ihrer großen Leidenschaften, dem Pferderennen, erleben – abgewandelt zu einem eher unbritischen Volksvergnügen für jung und alt und wenn man, selten genug, einen bizarren Kopfschmuck sichtet, thront er garantiert auf dem ergrauten Haupt einer englischen Lady. Nicht weniger anregend ist ein Besuch des Kensington Oval, das sich mit einiger Berechtigung „Mekka des westindischen Cricket“ nennt. Hier trafen die weltbesten Teams im April 2007 im Finale des Cricket World Cup aufeinander. Barbados` Cricket, die zweite große Leidenschaft der Bajans, hat in seiner langen Geschichte – 1882 fand auf diesem Platz das erste Match statt – etliche Weltklassespieler hervorgebracht.
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Spring Garden Highway und der Highway No. 1 führen hinaus zu den Stränden an der Westküste, einer schier endlosen Abfolge palmenumstandener, weißsandiger Uferstreifen, mal belebt, mal kaum besucht, ideal für Familien und Ältere, für alle, die Entspannung an einer sicheren Küste suchen und besonders für jene, die ein „romantic getaway“ im Schilde führen. Es ist die karibische Seite der Insel und die garantiert eine ruhige See und kristallklares, warmes Wasser. Alle Wassersportarten sind vertreten, auch an Lunchstationen ist kein Mangel. Im kleinen Küstenstädtchen Holetown gingen 1625 die ersten englischen Siedler an Land. Zu ihrer Sicherheit errichteten sie das „Plantation Fort“, das heute die örtliche Polizeistation beherbergt. Eine kurze Wegstrecke landeinwärts lädt das Sugar Museum zu einer Rückschau auf die frühen Anbaumethoden, Erntetechniken und Verarbeitungsformen des wichtigsten barbadischen Agrarprodukts ein. Vier, fünf besonders attraktive Strände der Westküste seien hier vorgestellt: Mullins Beach und die benachbarte Gibbes Bay bieten herrliche Sandstrände und türkisfarbenes Wasser, ein Eldorado für Schnorchler oder die belebte Beach an der Paynes Bay und die stille Paradise Beach nahe Bridgetown, wunderbar zum Schwimmen und zum Schnorcheln an den flachen Felsformationen und schließlich Sandy Lane Bay, wo sich Barbados` opulentestes Fünfsterne-Hotel zwischen Mahagonibäumen, die den Strand säumen, verbirgt. Sein feinsandiges, naturbelassenes Ufer ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
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Vom hübschen Städtchen Speightstown, einem ehemaligen Zuckerhafen, schlängelt sich Highway No. 1 B noch ein Stück die Westküste entlang, um dann ins Landesinnere abzubiegen Richtung Nordküste, der windigsten Ecke der Insel, wo der Atlantik riesige Wellen herantreibt und gegen die Kliffs donnert. Nichts für Badelustige! Es gibt nur wenige geschützte Buchten, überall ist mit starken Strömungen zu rechnen. Die spektakuläre Szenerie des Nordens ist genau das richtige für Fotofans: die gezackten Kliffs und versteckten kleinen Buchten, die hochspritzende Gischt und die von den anstürmenden Wellen ausgehöhlten Grotten, in deren Salzwassertümpeln Seeanemonen leben. Und er lädt zum Wandern ein, zu Fuß oder mit dem Rad.
Auf der Fahrt hinüber an die Ostküste lohnt ein Abstecher zur St. Nicholas Abbey, die kein Sakralbau ist, wie der Name vermuten läßt. Es handelt sich um ein herrschaftliches Landgut, 1660 inmitten einer riesigen Zuckerrohrplantage errichtet. Das Besondere: St. Nicholas ist eines der drei in der westlichen Hemisphäre noch erhaltenen Gebäude im sog. Jacobean Style, benannt nach dem englischen König James I. (Jakob= engl. James). Das zweite ist Drax Hall, auch auf Barbados und ebenfalls mit der Zuckerrohrkultur verbunden, das dritte heißt Bacon`s Castle. Es liegt in Virginia/USA. Charakteristische Merkmale des Jacobean Style sind holländischen Vorbildern nachempfundene geschwungene Giebel, sog. Kreuzblumen als Dachschmuck, hier: aus Korallenstein, ausgeprägte Schornsteinformen, ein aufwendiger, hölzerner Treppenaufgang. Fast in Sichtweite erhebt sich die Morgan Lewis Sugar Mill, eine von gerade noch zwei intakten Zuckerrohrwindmühlen in der Karibik. Die andere begeistert Besucher rund 500 km entfernt auf der Insel Antigua. Die Mühle von Morgan Lewis stammt vermutlich aus dem Jahre 1727. Der Wind trieb ihr Mahlwerk an und wie das im einzelnen funktionierte und wie man den austretenden Saft weiterverarbeitete, zeigen aufschlußreiche Zeichnungen.
Leckeres Eis und kühle Drinks liefern die nötige Erfrischung für die letzte Etappe unserer Inselrundfahrt, die der rauhen Atlantikküste nach Süden folgen wird. Vom North Point bis hinunter zum Ragged Point wechseln sich zerklüftete Felslandschaften mit sandigen Buchten und Stränden ab. Gewaltige Wellenberge rollen heran und lassen kein Badevergnügen zu. Einziger Ausweg: zahllose „natürliche Swimmingpools“, die durch die Kraft der Wellen aus den Felsen „herausgefräst“ wurden. Gefährlicher Sog und extreme Strömungen sind für die erfahrenen Wellenreiter kein Thema. Ihre Hochburg ist hier und längst ziehen ihre Surf Events die internationale Spitzenklasse an, z. B. an den „Soup Bowl“ zum alljährlichen „Caribbean Surfing Championship“ nicht weit von den pastellfarbenen Häuschen des kleinen Fischerstädtchens Bathsheba. Auf Highway No. 3 geht die Fahrt weiter durch Zuckerrohrfelder, vorbei an kleinen Kirchen und in kräftige Farben getauchten Holzhäusern bis in Höhe der Conset Bay. Hier liegt etwas landeinwärts, eingebettet in schönen Baumbestand, das Codrington College, ein strenger Steinbau, 1745 fertiggestellt, damals eine der ersten anspruchsvollen anglikanischen Lehranstalten in der Neuen Welt. Es diente als theologisches College, Mathematik und Philosophie, später auch Klassische Philologie standen auf dem Lehrplan. Heute ist das College der University of the West Indies angegliedert und beschränkt sich auf theologische Studien. Einige Kilometer weiter durch grünes Hügelland im stillen Distrikt von St. Philip taucht das Sunbury Plantation House hinter Palmen und Mahagoni-Bäumen auf. Gut 300 Jahre alt, vermittelt dieser Prachtbau mit seinem kostbaren alten Mobiliar, den alten Drucken, Porzellan und Pferdekutschen einen zwiespältigen Eindruck von der „Pflanzerherrlichkeit“ vergangener Zeiten.
Und dann geht es hinunter in den Südosten an die Crane Beach, von Journalisten zu einem der „herrlichsten Strände der Welt“ erklärt und nicht nur von ihnen… Wer durch den puderigen, weißen Korallensand läuft, das nahe Palmenwäldchen und das noble Hotel auf dem Fels im Blick, davor das türkisfarbene Meer, während die kühlende Brise des Passats den Körper umspielt – wer wird da schon zweifeln am Befund der schreibenden Zunft?
Eckart Fiene
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