Reiseführer Prag Tour 11: Durch die obere Neustadt



Über den Jungmann-Platz, vorbei an Jugendstilbauten wie dem U Nováků, geht es zum Karlsplatz, dem größten Platz der Stadt. Von hier in einer weiten Schleife vorbei an der Villa Amerika, dem Karlshof und dem Emmauskloster zurück zum Karlsplatz. An der Moldau entlang vorbei am Nationaltheater führt die Nárdoní wieder zum Ausgangspunkt.

Prag Tanzendes Haus Bild von Lenka Sevcikova auf Pixabay

Ausgangs- und Endpunkt des Rundgangs ist das nördliche Ende des Wenzelsplatzes. Am Ende der Straße 28. října öffnet sich der Jungmann-Platz (Jungmannova náměstí). Das Denkmal für Josef Jungmann (1773-1847) erinnert an diesen tschechischen Literaten der Aufklärung. Er war u.a. Verfasser einer "Geschichte der böhmischen Literatur" sowie eines fünfbändigen tschechisch-deutschen Wörterbuchs und übersetzte die Werke von Schiller, Goethe und Shakespeare ins Tschechische. Eine kleine Besonderheit finden Sie in der östlichen Ecke des Platzes: eine kubistisch gestaltete Straßenlaterne.

Aus den Anfangsjahren der jungen Republik stammt der Palast Adria an der Ecke Jungmannova/Národní (1925). Eine reich gegliederte Fassade erinnert mit ihren plastischen Verzierungen an Bauten der italienischen Frührenaissance. Einen Blick lohnt die reich verzierte Passage, in der sich u.a. der Eingang zum Schwarzen Theater befindet. Von der Terrasse des Cafés im ersten Stock kann man auf das lebhafte Treiben auf dem Platz hinunterschauen.

Über die verkehrsreiche Jungmannova mit mehreren Bauten aus der Zeit um 1900 und die kleine Palackého - sehenswert ist hier das von Ignaz Palliardi Ende des 18. Jhs. erbaute Haus Nr. 7, in dem František Palacký (1798-1876) wohnte, Verfasser einer fünfbändigen Geschichte Böhmens und Vorkämpfer für die Eigenständigkeit der Tschechen - erreicht man die Vodičkova, in der eine Reihe interessanter Gebäude stehen. Das berühmteste ist das ehemalige Kaufhaus U Nováků von Osvald Polívka (1902) mit seiner verspielten Fassade. Einen Hauch von Beschwingtheit und Lebensfreude erhält es durch das farbenfrohe Mosaik von Jan Preisler. Mit der Verwendung folkloristischer Motive, der feinen Ausarbeitung von Türen und Schriftzügen sowie der Integration von farbigem Glas und Metall in andere Baumaterialien ist dieses Haus ein gutes Beispiel für die Jugendstil-Architektur der damaligen Jahrhundertwende.

In der Lazarská biegen wir wieder rechts ein und gelangen, vorbei an zwei riesigen Atlanten (am Eingang zum Haus Nr. 3) zum Diamanthaus, das mit seinen Plastiken und eigenwillig konturierten Säulen am Eingang eines der wenigen Beispiele kubistischer Architektur darstellt. Gleich daneben erstrahlt die barocke Dreifaltigkeitskirche (Kostel Nejsvětější Trojice, 1712 errichtet, Architekt Ottaviano Broggio) in neuem Glanz. Beachtenswert ist eine Statue des hl. Johannes von Nepomuk - von einem kubistischen Boten eingerahmt - aus dem Jahre 1717 von Josef Michael Brokoff (rechts der Vorderfront) sowie links die Statue des hl. Judas Thaddäus aus dem Jahre 1733.

Die verkehrsreiche Spálená führt nach wenigen Metern zum Karlsplatz, doch vorher lohnt ein Abstecher durch die Myslíkova in die kleine Křemencova. Die traditionsreiche Brauerei und Gaststätte U Fleků mit Biergarten und zahlreichen Schankräumen wird von kaum einer Touristengruppe ausgelassen. Bis ins 15. Jh. reicht die Tradition der Brauerei zurück, kein Wunder, denn das hier ausgeschenkte, 13gradige Schwarzbier ist wirklich nicht zu verachten.

Dass der Karlsplatz (Karlovo náměstí) der größte Platz der Stadt ist (530x150m), kann man auf der ersten Blick gar nicht erkennen. Der ehemalige Viehmarkt der Neustadt wurde Mitte des 19. Jhs. in einen öffentlichen Park umgewandelt, in dem Bäume, Plastiken, Bänke und Spazierwege zum Verweilen einladen. Viehhändler und Fleischerläden sind verschwunden, und auch von den historischen Bauten blieb nicht viel übrig.

Das Neustädter Rathaus (Novoměstská radnice) an der Nordseite des Platzes demonstriert die eigenständigen Stadtrechte der Neustadt bis zum 18. Jh. Fast immer sahen sich die Neustädter Ratsherren der Konkurrenz mit der reichen Altstadt ausgesetzt. Doch die dramatischsten Ereignisse sah das Jahr 1419. Damals stürmten Anhänger des Predigers Jan Želivský das Rathaus, um die Freilassung hussitischer Gefangener zu erzwingen. Als die Ratsherren dies ablehnten, stürzte die aufgebrachte Menge sie aus dem Fenster in den Tod. Dieser "Erste Prager Fenstersturz" gab das Signal für die nachfolgenden Hussitenkriege.

Seit dem 14. Jh. wurde das Rathaus mehrfach umgebaut, heute zählt es zu den "nationalen Kulturdenkmälern". Der mächtige Turm aus dem 15. Jh. und die Renaissancefront aus dem 16. Jh. mit den drei geschwungenen Giebeln beherrschen glanzvoll die Nordseite des Platzes.

Die Südostseite des Karlsplatzes wird geprägt von dem frühbarocken ehemaligen Kollegiengebäude der Jesuiten mit der St. Ignatiuskirche (Kostel sv. Ignáce). Die Ordensbauten entstanden in der 2. Hälfte des 17. Jhs., nach dem Verbot des Ordens 1773 wurde hier ein Krankenhaus untergebracht. Die Fassade der 1665-70 unter Leitung von Carlo Lurago errichteten Barockkirche wird von einem vorspringenden Portikus mit Heiligenstatuen dominiert, ein Werk Ignaz Bayers, der auch den Kirchturm erbaute. Weithin sichtbar auf dem Vordergiebel eine Statue des hl. Ignatius im Strahlenkranz (1671).

Geheimnisvolle Geschichten ranken sich um das Fausthaus (Faustův dům; Nr. 40) am südlichen Ende des Karlsplatzes. Der englische Alchimist - und Schwindler - Edward Kelly soll hier gewohnt haben. Er zählte zur vielköpfigen Schar der Forscher und Abenteurer, die am Hofe Rudolfs II. mit der Herstellung von Gold beauftragt waren. Auch im 18. Jh. wurden in diesem Gebäude chemische Versuche durchgeführt, im 19. Jh. schließlich verdichtete sich die Meinung, dies sei das Haus des Doktor Faustus, der dem Teufel seine Seele überschrieben habe. Natürlich gab es auch "handgreifliche Beweise" für diese Legende: Ein Loch in der Decke, das zu schließen keinem Baumeister je gelungen sei. Am nächsten Morgen sei es stets wieder offen gewesen, nur der Geruch von Pech und Schwefel habe immer noch in der Luft gehangen...

Die Ječná führt uns in den südlichen Teil der Neustadt. Die St. Stephanskirche (Kostel sv.Štěpána) in der Štěpánská werden Sie leider meist verschlossen vorfinden. Sie wurde ab 1351 unter Karl IV. als dreischiffige Basilika errichtet und in den folgenden Jahrhunderten mehrmals umgebaut und erweitert. Im Inneren der Kirche befindet sich das Grab des Bildhauers Matthias Bernhard Braun, einer der großen Meister des Barock. Nur wenige Meter von der Kirche entfernt, in der kleinen Straße Na rybníčku, erhebt sich die St. Longinus-Rotunde aus dem 12. Jh., die kleinste der drei romanischen Rotunden Prags (nicht zugänglich).

Fast etwas deplaziert zwischen modernen Häusern wirkt der anmutige Barockbau der Villa Amerika, auch als Lustschloß Michna bekannt. Dieser erste Prager Bau Kilian Ignaz Dientzenhofers entstand zwischen 1712 und 1720 als Lustschloß der Familie Michna von Vacínov. Sein heutiger Name geht auf ein ehemaliges Gasthaus in der Nähe zurück. Heute beherbergt das Gebäude und Dvořák-Museum und dürfte vor allem für Musik-Freunde von Interesse sein. Der kleine Garten mit seinen Figuren aus der Werkstatt Braun (um 1730) lädt zu einer Ruhepause ein.

In der wenige Schritte entfernten Straße Ná bojišti lockt eine kulturelle Sehsnwürdigkeit ganz anderer Art: Literaturfreunden ist das Wirtshaus U kalicha (Zum Kelch) aus Jaroslav Hašeks "Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" bestens bekannt. "Nach dem Krieg ab sechs im Kelch", dieser Verabredung folgen heute zahllose Touristengruppen, so dass nur schwer ein Platz zu bekommen ist.

Vorbei an Gebäuden der Karlsuniversität erreicht man den Karlshof (Karlov) mit der Kirche der Jungfrau Maria und Karls des Großen (Kostel panny Marie an Karla Velikého). 1350 stiftete Karls IV. an dieser Stelle ein Kloster und berief Augustiner-Chorherren aus Frankreich hierher. Zum Ruhme Karls des Großen, von dessen Glanz auch Karls IV. zu profitieren trachtete, wurde die Kirche in Form eines Achtecks errichtet, der Grabkirche Karls des Großen in Aachen nachempfunden. Vor allem das monumentale Sternrippengewölbe über dem Hauptaltar mit einem Durchmesser von 24 m sowie die prunkvolle Barockausschmückung machen einen Besuch lohnenswert. Zur wertvollen Innenausstattung zählt die "Heilige Stiege", ein Werk Johann Santin-Aichels aus dem frühen 18. Jh. Vor der Kirche wurde 1837 ein Standbild Karls IV. errichtet.

Über die Albertov erreichen wir die Straße Na Slupi. Im Botanischen Garten kann man sich vom harten Straßenpflaster erholen und zwischen exotischen Pflanzen eine Verschnaufpause einlegen.

Etwas südlich des Karlsplatzes erhebt sich die Kirche St. Johannes Nepomuk am Felsen. (Kostel sv. Jana Nepomuckého na skalce), eine der schönsten Barockkirchen der Stadt, 1730-39 von Kilian Ignaz Dientzenhofer errichtet. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, thront sie doch mehrere Meter über dem Straßenniveau. Eine prächtige Freitreppe führt zum Portal hinauf, das von zwei über Eck gestellten Türmen eingerahmt wird. Im Inneren steht auf dem Hauptaltar en aus Holz geschnitztes Modell der Statue des hl. Nepomuk von Johann Brokoff (1682), Vorbild der Bronzestatue auf der Karlsbrücke.

Das Emmauskloster (Klášter na Slovanech) auf der anderen Straßenseite zählt nicht umsonst zu den nationalen Kulturdenkmälern. 1347 von Karl IV. für slawische Benediktinermönche gegründet - ein Versuch, den slawischen Osten religiös und damit politisch stärker zu beeinflussen - entwickeltel sich das Kloster zu einem bedeutenden Kulturzentrum. Bekanntheit erlangte es u.a. durch das Registrum Slavorum, ein in glagolitischer Schrift (der Vorläuferin des Kyrillischen) geschriebener Text, der später in den französischen Königsschatz einging. Auf einer Länge von 130 m bedeckten einst gotische Fresken die Wände des Kreuzgangs. Ein Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg beschädigte sie zwar erheblich, ein Drittel wurde sogar vollständig vernichtet. Dennoch zählen die erhaltenen Bilder zu den herausragenden Dokumenten böhmischer gotischer Malerei. Die meisten der ursprünglich 85 Szenen entstammen dem Alten und Neuen Testament, wobei den Szenen des Neuen Testaments im oberen Teil jeweils zwei Szenen aus dem Alten Testament inhaltlich entsprechen, z.B. werden Adam und Eva der Geburt Christi zugeordnet. Als Sagengestalt erscheint auch, zwischen den biblischen Figuren, die Seherin Libussa. Sehenswert ist auch der Kreuzgang selbst mit seinen rekonstruierten Maßwerkfenstern um den kleinen Klosterhof herum.

Auch die Klosterkirche St. Maria na Slovanech erlitt bei dem Bombenangriff große Schäden. Zwei in den Himmel ragende Betonflügel (1967) ersetzten die zerstörten Barocktürme, die das gotische Bauwerk im 17. Jh. erhalten hatte.

Von der Mitte des Karlsplatzes aus führt die verkehrsreiche Reslova Richtung Moldau. An der Außenmauer der pompösen St. Kyrill- und - Methodiuskirche (Kostel sv. Cyrila a Metodějas; ehemal Karl-Borromäus-Kirche), eines von Kilian Ignaz Dientzenhofer errichteten Barockbaus (1730-36), erinnert eine bescheidene Gedenktafel an den Juni 1942, als sich in der Krypta des Gotteshauses sieben tschechoslowakische Widerstandskämpfer verborgen hielten. Sie hatten am 27. Mai das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, begangen und wurden im ganzen Land gesucht. Ihren Verfolgern von SS und Gestapo fielen sie nicht lebend in die Hände: Einer starb im Kugelhagel, die anderen wählten in aussichtsloser Lage den Freitod.

Am Jiráskovo námesti eines der neuen "Wahrzeichen" Prags, das Tanzende Haus, auch Ginger und Fred genannt. Es ist ein Projekt der Architekten Vlado Milunič und Frank O. Gehry, in seiner Affekt haschenden Formensprache inspiriert von dem einst gefeierten Filmpaar Frad Astair und Ginger Rogers. Ein nobles Restaurant und eine Bar mit herrlicher Aussichtsterrasse krönen den Bau.

Der Masaryk-Kai führt von der Jirásek-Brücke (Jiráskův most) an der Moldau entlang. Bis zur Karlsbrücke bietet die Straßenfront immer wieder imponierende Zeugnisse des 19. und 20. Jhs. Wo die Myslíkova in den Masaryk-Kai einmündet, steht das kunstruktivistische Mánes-Gebäude, Sitz des Verbands Bildender Künstler, das bis zur Slawischen Insel hinüberreicht. Häufig werden hier sehenswerte Ausstellungen moderner Kunst präsentiert. Vom Café lässt sich das wunderschöne Panorama genießen. Der Wasserturm (Sitkovaská věž) diente seit dem 15. Jh. der Versorgung öffentlicher Brunnen und auch der Brauereien mit Moldauwasser. Das vielleicht schönste Gebäude des Masaryk-Kais, das Hlahol-Haus (Nr. 16), wurde 1905 für den Böhmischen Gesangsverein Hlahol errichtet. Der Architekt Josef Fanta komponierte hier geschickt verspielte Jugendstilelemente an Portal und Balkonen mit einer eher nüchternen Fensterfront. Im Giebel versinnbildlicht ein Mosaik die Kunst der Musik.

Am Ende der kleinen Seitenstraße Šítkova verbirgt sich die gotische St. Adalbertskirche (Kostel sv. Vojtěcha), in der zwischen 1873 und 1876 der Komponist Antonín Dvořák als Organist wirkte. Das sehenswerte Eckhaus Masaryk-Kai / Na struze wurde 1905 vom Architekten Jiří Stíbral für die Hypothekenbank errichtet. Die dramatischen Plastiken an der Stirnfront stammen von Ladislav Šaloun. Bis 1990 diente der Bau als Sitz der DDR-Botschaft, heute residiert hier das Goethe-Institut. Unmittelbar daneben (Nr. 30) hat das "Haus der deutschen Wirtschaft" in einem ansehnlichen, ornamental verzierten Gebäude Position bezogen.

Direkt gegenüber führt eine kleine Brücke auf die Slawische Insel (Slovanský Ostrov), die ihren Namen von dem 1848 hier abgehaltenen Slawenkongress erhielt, zuvor nannte man das erst im 18. Jh. durch Anschwemmung entstandene Eiland nach hier angesiedelten Betrieben "Färberinsel". Eine kleine Parkanlage lädt zur Rast ein, hier können Sie geruhsam Kaffee trinken oder eines der Ruder- und Tretboote mieten, um die Stadt von der Moldau aus zu betrachten. Im Sophiensaal, einst ein Zentrum des Prager Musiklebens, gastierten u.a. Richard Wagner, Franz Liszt und Hector Berlioz. Auch heute finden hier wieder unterschiedliche Kulturveranstaltungen statt.

Am Beginn der Nárdoní, der Nationalstraße, erhebt sich der wuchtige Bau des Nationaltheaters (Nárdoní Divadlo), für das 1868 der Grundstein gelegt wurde. Ihm fiel eine hohe symbolische Bedeutung für das erstarkende Selbstbewußtsein der tschechischen Nation zu, mit ihm sollte der kulturellen Vorherrschaft des deutschsprachigen Bevölkerungsteils entgegengetreten werden. Zwei Monate nach der feierlichen Eröffnung im Jahr 1881 brannte das Theater aus, konnte aber mit Hilfe der großen Spendenbereitschaft der tschechischen Bevölkerung innerhalb von 2 Jahren wieder aufgebaut werden. Bedřich Smetanas Oper "Libussa" wurde zur Einweihung aufgeführt. Fast alle namhaften tschechischen Künstler hatten sich an diesem Bau beteiligt, sie gingen als "Generation des Nationaltheaters" in die tschechische Kunstgeschichte ein.

Bereits von außen beeindruckt die ausgewogene Fassadenstaltung, deren Monumentalität durch zahlreiche Details gemildert wird. Beachtenswert sind u.a. die beiden Oper und Schauspiel verkörpernden Statuen von Josef V. Myslbek am Seitenportal zur Moldau hin. Der Národní zugewandt, krönen Figuren eines weiteren bekannten Künstlers die Loggienattika: Bohuslav Schnirch entwarf Apollo und die neun Musen. Im Hauptfoyer begegnet man dann fast allen damaligen Künstlern von Rang: Mikuláš Aleš lieferte die Vorlagen zu den 14 Lünettenbildern, die den Zyklus "Mein Vaterland" bilden; ein dreiteiliges Fresko an der Decke von František Ženíšek thematisiert "Verfall", "Wiedergeburt" und "Goldenes Zeitalter" der Kunst; die Allegorie der "Musik" schuf wiederum J. V. Myslbek. Zahlreiche Bronzebüsten, darunter von Smetana, Dvořák udn Vrchlický, präsentieren ein Pantheon tschechischer Künstler.

Der sich anschließende nüchternen Glaspalast der Neuen Szene des Nationaltheaters (1983, Architekt Karel Práger) dürfte nicht jedermanns Geschmack treffen, er wirkt zwischen den historischen Fassaden leicht wie ein Fremdkörper. In der Neuen Szene finden neben Schauspiel-, Opern- und Ballettaufführungen auch die berühmten Laterna-Magika-Vorstellungen statt.

Das Café Slavia im Eckgebäude gegenüber einfach als Café zu bezeichnen, wäre fast eine Beleidigung. Für Schriftsteller, Maler und Schauspieler war das Slavia eine Institution. In den 1920er Jahren trafen sich hier die Mitglieder der Künstlergruppe Devětsil (Pestwurz), dem wichtigsten künstlerischen Zusammenschluss der Avantgarde zwischen den beiden Weltkriegen. Namen wie Rainer Maria Rilke, Jaroslav Seifert, Václav Havel und Ota Filip sind mit diesem Ort verbunden. Hier wurde diskutiert und gezeichnet, geschrieben und erzählt. Lange war das Slavia geschlossen - eine amerikanische Investorin hatte es aufgekauft. Selbst Präsident Havel setzte sich für seine Wiedereröffnung ein. Mittlerweile erstrahlt es wieder in neuem Glanz, ein modernes Café mit sehr viel Platz ist entstanden. Die etwas nüchterne Atmosphäre wird von dezenten Jugendstildekors unterbrochen, wie früher hänten Zeitungen an der Wand und man kann auch eine Kleinigkeit essen.

An die Neue Szene schließt sich das Ursulinenkloster mit der St. Ursulakirche (Kostel sv. Voršily) an. Die Statuengruppe des hl. Nepomuk vor dem Gotteshaus schuf Ignaz Platzer 1747, im Inneren ist vor allem der Hauptaltar mit der hl. Ursula von Johann Christoph Liška (1640-1712) und Mariä Himmelfahrt von Peter Brandl (1701) von Interesse.

Zwei "Vorzeige-Jugendstilbauten " von Osvald Polívka zieren mit reicher Formensprache die Fassadenfront auf der anderen Straßenseite: die ehemalige Prager Versicherung (Nr. 7) und das Topic-Haus (Nr. 9).


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