Japan im Überblick
Japan, das sich selbst Nippon, das ”Land, in dem die Sonne ihre Wurzeln hat”, nennt, ist ein äußerst anspruchsvolles Reiseland. Seine vier Hauptinseln, von Norden nach Süden Hokkaido, Honshu, Shikoku und Kyushu, sind von Gebirgszügen übersät, die beträchtliche Höhen erreichen. Der höchste Berg wird der ehrfürchtig Fuji-san genannt, misst 3776 Meter und liegt etwa 50 km südwestlich der Hauptstadt Tokyo. Wie die meisten seiner Kollegen ist auch er ein Vulkan, ein Kegel von äußerst gleichmäßiger Formation, der dem japanischen Anspruch an Ästhetik durchaus entgegenkommt. Doch die zahlreichen Vulkane haben dem Land auch schon viel Leid gebracht, da sie ganze Städte in Schutthalden verwandelten, so 1923 Tokyo und Yokohama und 1995 Kobe.

Blick
auf den Fuji-san,
im Deutschen auch FujiYama genannt
Die Geschichte Japans ist kompliziert und steht mit zahllosen schwer
zu merkenden Namen in Verbindung, von denen man sich wenigstens
einige merken muss, um die besichtigten Tempel und Paläste,
Burgen und Gärten einordnen zu können. Heute treten
die Großstädte den Besuchern als gigantische, kaum überschaubare,
kaum bewohnbare Gebilde gegenüber, die ihre Modernität
nach außen kehren, und in starkem Kontrast zu den ländlichen
Gebieten stehen, die nicht nur eine ansprechende landschaftliche
Schönheit, sondern auch beträchtliche Rückständigkeit
aufweisen.
Doch die Japaner scheinen immer wieder in ihre Vergangenheit zurückkehren
zu müssen, um sich selbst zu vergewissern, wer sie sind, und dass
es falsch ist, sie als ”westlich” zu bezeichnen. So prägen
althergebrachte und oft über Jahrhunderte unveränderte Zeremonien
zwar nicht den unmittelbaren Alltag, aber doch das Leben fast jeden
Japaners: seien es die Teezeremonie, die traditionellen Sportarten,
vor allem Sumo, Kendo und Bogenschießen, die Religionen, aber
auch Theater und Puppenspiel. Manchmal genauso formell erscheint die
geradezu überwältigende Ästhetik vieler Dinge im ”Land
der aufgehenden Sonne”: Architektur, und zwar traditionelle wie
moderne, Gartenbau, Kunst und Kunsthandwerk, seien dies nun Lack- und
Papierwaren, Schnitzereien, Steinmetzarbeiten, Schmuck oder Keramik.
So beansprucht Japan in vielerlei Hinsicht den Geist, damit man Orientierung
in Land und Kultur gewinnt. Die schwierige Sprache und Schrift verlangen
hier ein übriges. Japan beansprucht die Sinne, um Schönheit
zu erfassen, aber auch den Geschmackssinn, um die Vielfalt und Feinheit
der Speisen zu genießen. Das alles gibt es nicht umsonst, denn
ganz im wörtlichen Sinn ist Japan ein sehr teures
. Zumindest
aber stimmt die Gegenleistung, denn es gibt viel zu sehen und zu erleben,
in Hotels bemüht man sich um die Gäste, die Verkehrsverbindungen
sind gut, schnell und pünktlich. Nehmen Sie die Herausforderung
an.
Die Hauptstadt Tokyo
Die meisten Gäste kommen an einem der Flughäfen der Hauptstadt Tokyo an. Offizielle Hauptstadt ist die heute 15 Mio. Bewohner zählende Metropole erst seit 1868, doch schon seit Anfang des 17. Jhs. war sie, damals noch Edo genannt, Sitz der Tokugawa-Shogune und damit der politischen Macht neben der traditionellen und kulturellen Hauptstadt Kyoto.
Wichtigste Sehenswürdigkeit Tokyos ist der Kaiserpalast, dessen
innere Gebäude allerdings nur an zwei Tagen im Jahr den Untertanen
offenstehen, doch immerhin kann man einige Außengebäude
und Gärten besuchen. Direkt nördlich des Palasts befinden
sich das Nationalmuseum für moderne Kunst, das Naturwissenschaftsmuseum
und die moderne Budokan-Halle, nicht weit entfernt der Bezirk Kanda
mit zahlreichen Buchläden und der Meiji-Universität. Nordwestlich
des Palasts liegt der ebenso berühmte wie umstrittene Yasukuni-Schrein,
in dem der Helden der japanischen Geschichte gedacht wird, darunter
allerdings auch zahlreicher Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg.
Der Kaiserpalast wird von einem gewaltigen Wassergraben umgeben,
an dem sich im Südwesten mehrere offizielle Gebäude aufreihen:
Nationaltheater, Gerichtshof, Nationalbibliothek, Parlament und ein
ganzer Bezirk mit Ministerien. Weiter östlich schließt sich
die Ginza an, eine der berühmtesten Einkaufsgegenden der Welt.
Hier begann Anfang des 20. Jhs. die ”Verwestlichung” Japans,
mit Bauwerken neuen Stils, Cafés, Restaurants und Geschäften,
wie man sie auch in Paris und London fand. Und genauso selbstverständlich
flanierten plötzlich die modernen jungen Japanerinnen über
die Boulevards. Inzwischen hat das Viertel allerdings eine Menge an
Attraktivität verloren.
Weiter im Nordwesten befindet sich der wichtigste Tempel der
Stadt, der Kannon-Tempel von Asakusa, bekannt durch seine
riesige Papierlaterne
im Eingangstor. Diagonal in entgegengesetzter Richtung liegt der
Meiji-Schrein in einem großen Garten. Er erinnert an den Meiji-Kaiser, der
1868 Japans Moderne einläutete und Tokyo zur Hauptstadt machte.
In einem Schatzmuseum kann man wertvolle Geschenke an den Kaiser bewundern.
Am Wochenende erlebt man allerdings ein Kontrastprogramm, denn dann
feiert die gar nicht angepasste Jugend der Hauptstadt bis hin zu den
Punks ihr gar nicht so angepasstes Leben im modernen Japan.
Und nur zwei Kilometer weiter nördlich geht es ebenfalls wenig
royalistisch zu, denn Shinjuku ist der moderne Einkaufs- und Vergnügungsbezirk
mit zahllosen Restaurants, Kneipen und Nachtklubs. Sehr beliebt ist
in den Abendstunden auch der bunt angestrahlte Tokyo Tower, eine Nachbildung
des Eiffelturms, von dem aus man einen exzellenten Blick über
die Stadt hat, an klaren Tagen sogar bis zum Fuji. Einen weiteren guten
Rundblick kann man vom modernen Rathaus genießen. Wer frisch
genug ist, sehr früh aufzustehen, sollte die Fischauktion im Fischmarkt
nicht verpassen.
Und natürlich kann man sich an Universitäten und in Museen
in die Geschichte und Kultur Japans vertiefen. Es gibt zahllose Kunstmuseen
mit vielfältigen Schwerpunkten und Galerien mit modernen Werken
aus aller Welt. Aber auch Kleinodien wie das Sumo-Museum oder das Schwertmuseum.
Im Südwesten geht Tokyo in die ebenfalls an der Bucht gelegene
Stadt Yokohama über, ein wichtiger
Hafen und ein Zentrum der Schwerindustrie. Doch immerhin war bereits
Anfang des 20. Jhs. ein reicher Seidenhändler so weitsichtig,
vom Verfall oder Abriss bedrohte historische Gebäude zu erhalten
und in seinem riesigen Sanheien-Garten wieder aufzubauen.
Doch wer durch Yokohama fährt, befindet sich wahrscheinlich auf
dem Weg nach Kamakura. Der Badeort war
im 13. Jh. Sitz eines Shoguns, der zahllose Tempel und Schreine erbauen
ließ. Den Ort beherrscht der Engaku-ji, ein Tempel der Rinzai-Schule
des Buddhismus mit einer berühmten Reliquienhalle (1298). Eine
hoch verehrte Holzfigur eines elfköpfigen Kannon (Bodhisattva
des Mitleids), die aus dem 8. Jh. stammen soll, wird im Tempel Hase-dera
aufbewahrt. Die Gelassenheit des Buddhas in der Meditation verdeutlicht
der Große Buddha von Kamakura, der bis Ende des 15. Jhs. von
einer gewaltigen Halle umgeben war, sich aber jetzt in seiner patinierten
grünen Bronze wirkungsvoll vom blauen Himmel abhebt. Wer noch
Zeit hat, sollte Hakone nicht verpassen,
eine historisch bedeutsame und landschaftlich schöne Gegend, von
der aus man die Aussicht auf den Fuji-san genießen
kann.
In einem Tagesausflug nach Norden ist Nikko zu erreichen, seit dem 8. Jh. ein heiliger Ort und seit dem Tokugawa-Shogunat eine Stätte der Machtdemonstration inmitten ausgeprägter Naturschönheit. Über die Shinkyo, die ”Götterbrücke”, betritt man den heiligen Bezirk, der sich an einem Berghang hinaufzieht. Buddhistische und shintoistische Gebäude wechseln sich ab, nirgends ist die Verschmelzung der beiden Religionen so intensiv. Einzelne Hallen wurden bereits im 8. Jh. begründet, doch bis ins 17. Jh. wurde immer wieder um- und angebaut. Eine herausragende Stellung nimmt der Toshogu-Schrein mit dem Mausoleum des Shoguns Tokugawa Iesayu (1542–1616) ein, der das japanische Reich einte und von der Außenwelt abschloss. Massige torii und Hallen, himmelstürmende Treppen wechseln sich mit Pavillons und Bauten ab, die mit üppigen Holzschnitzereien versehen sind. Hier befinden sich auch die berühmten drei Affen, von denen einer nichts (Schlechtes) hört, einer nichts sieht und der dritte nichts sagt. Die Legende dazu stammt allerdings aus Indien. Bequem kann man einen ganzen Tag in den zahllosen weiteren Tempeln und Pavillons umherwandern.
Von Tokyo nach Süden
Die
Stadt Nagano entstand aus einer wichtigen
Poststation an der nord-südlichen Verbindungsstraße.
Berühmtester Tempel der Stadt ist der Zenko-ji, der auf das
Jahr 602 zurückgehen soll und von einer mächtigen Haupthalle
beherrscht wird. Man sollte auch einen Ausflug ins nahe Obuse in
Erwägung ziehen, denn dort gibt es nicht nur mehrere sehenswerte
Tempel, sondern auch ein Lampen- und Laternenmuseum und ein Museum
mit Werken des berühmten Holzschnitzkünstlers Hokusai.
Zwischen Nagano und Tokyo liegt Matsumoto,
das eine der wenigen erhaltenen Festungen aufweist. Der sechsstöckige,
knapp 30 Meter hohe Burgturm wurde 1597 im Stil des klassischen japanischen
Festungsbaus fertiggestellt. Auf dem Burggelände befindet sich
heute auch das sehenswerte Stadtmuseum. In der Stadt selbst locken
weitere Museen: Kaichi Gakko, eine Grundschule aus dem 19. Jh. mit
einem ungewöhnlichen achteckigen Turm und einer Ausstellung über
das Erziehungssystem, das Kunsthandwerkmuseum, ein Kunstmuseum mit
Holzschnitten und Gemälden sowie das Rechtsmuseum.
Das kulturelle Zentrum: Kyoto
Auf dem Weg nach Süden liegt als nächstes Kyoto am Wegesrand, von 794, dem Beginn der Heian-Zeit, bis offiziell 1868 japanische Hauptstadt, auch wenn die Macht längst bei den Shogunen in Edo lag. Doch bis heute gilt Kyoto als Hort japanischer Kultur, als Zentrum der buddhistischen und shintoistischen Religionen. Rund 8000 Tempel soll es damals gegeben haben, doch im 13. Jh. war Kyoto auch Zentrum der Textilindustrie, in der mehr als 100.000 Menschen beschäftigt waren. Heute hat die Stadt 1,5 Mio. Einwohner und ein modernes, fast gesichtsloses Zentrum, Heimat von Elektronik, Chemie und Maschinenbau. Doch gleichzeitig gibt es mehr als 30 Universitäten und Akademien, 24 Museen sowie zahllose nationale Schätze und Kulturgüter. Wenn man das alte Kyoto erahnen will, muss man sich an seinen Rändern aufhalten, wo sich die Stadt in den umliegenden Hügeln verliert und sich Tempel und Zen-Gärten hinter hohen Mauern verbergen. Diese Stätten sind immer noch so zahlreich, dass hier nur wenige erwähnt werden können. Wer sich für japanische Kultur interessiert, kann in Kyoto wochenlang von Tempel zu Tempel ziehen.

Kyoto, Kinkaku-ji (Goldener Pavillon)
Im Stadtzentrum liegt der To-ji, der Osttempel, der früher eine
westliche Entsprechung hatte. Seine 55 m hohe fünfstöckige
Pagode blieb erhalten, und er beherbergt eine Reihe wertvoller alter
Figuren. Auch zwei alte Paläste stehen Besuchern offen, der Kaiserpalast
mit seinen Gärten und der wesentlich interessantere Nijo-jo des
Shoguns Tokugawa Ieyasu aus dem Jahr 1603. Er ist in Zick-zack-Form
angelegt, über ”singende” Holzbohlen schreitet man
von Zimmer zu Zimmer, viele mit wertvollen Gemälden und Schnitzereien
verziert, und zwischendurch eröffnet sich immer wieder ein Blick
in einen der kleinen Hofgärten.
Einen herrlichen Blick über die Stadt gewährt der Kiyomizu-dera
aus dem 8. Jh. von seiner massigen Holzplattform. Auf dem Fußweg
hoch zum Tempel kommt man durch die ”Teekannengasse”, in
der zahlreiche Kunsthandwerkläden ihre Waren anbieten. Die einzelnen
Figuren mögen sich sehr ähnlich sehen und auf den ersten
Blick durch ihre schiere Masse beeindrucken, doch wenn man im Sanjusangen-do
die in langen Reihen aufgestellten 1001 fast lebensgroßen Statuen
des Kannon genauer betrachtet, so fallen im Spiel zwischen der verbliebenen
Goldpatina und dem Holz feine individuelle Züge auf. Die Halle
entstand ursprünglich im 12. Jh. und ist die einzige verbliebene
1000-Kannon-Halle im Land.
Der Ginkaku-ji stammt aus dem 15. Jh., war aber nie, wie der Name ”Silbertempel” nahelegen
würde, mit Silber überzogen; den Erbauern war das Geld ausgegangen.
Der Garten gehört allerdings zu den schönsten der Stadt.
Seinem Namen alle Ehre macht hingegen der Kinkaku-ji, der Goldene Pavillon.
Zumindest zwei Etagen schimmern im Sonnenlicht. Das gegenwärtige
Gebäude ist allerdings eine Rekonstruktion eines Pavillons aus
dem 14. Jh., da das Original 1950 einem Brandanschlag eines Priesters
zum Opfer fiel. Eine Geschichte, die Yukio Mishima in seinem Roman ”Der
goldene Pavillon” festhielt.
Eine der größten Anlagen der Stadt ist der Daitoku-ji aus
dem 14. Jh., einst der Haupttempel der Rinzai-Zen-Schule, der sich
als Zentrum der Tuschmalerei hervortat. Im Laufe der Zeit bildeten
sich auf dem weitläufigen Gelände zahlreiche Zweigtempel,
von denen noch 21 existieren, vier sind das ganze Jahr über zugänglich,
und fast alle Tempel hier weisen herausragende, teilweise seit Jahrhunderten
unveränderte Steingärten auf. Einer der berühmtesten
Zen-Gärten der Stadt findet sich im 1473 gegründeten Ryoan-ji.
Nur 15 Steine finden sich, kunstvoll arrangiert, auf der ausgedehnten
Kieselfläche, die in immer gleicher Formation geharkt wird.
Doch Kyoto ist nicht nur für seine Tempel und Zen-Gärten
berühmt, sondern auch für das Stadtviertel Gion, das Vergnügungsviertel,
durch das man bis heute Geisha und Maiko (Geisha-Schülerinnen)
in prächtiger Robe und voll geschminkt auf ihren Holzsandalen
umherstaksen sehen kann. In gepflegten und sündhaft teuren Klubs
unterhalten sie die überwiegend männlichen Gäste mit
leichtem Smalltalk und traditionellen Gesängen und tragen Speisen
und Getränke auf. Nichts ist daran anzüglich. Ausländer
allerdings erhalten fast nie Zutritt zu solchen Unterhaltungsstätten,
doch in Gion fehlt es nicht an ganz normalen Restaurants und Kneipen.
Beliebte Ausflugsziele von Kyoto sind Uji mit dem Byodo-in (Phönixhalle)
genannten Tempel und netten kleinen Geschäften sowie das am Berghang
gelegene Arashima mit seinen Tempeln und Gärten, deren Kirsch-
und Ahornbäume in Frühjahr und Herbst besonders bewundert
werden.
Rund 50 km südlich von Kyoto liegt Nara,
das von 710 bis 785 Hauptstadt des Kaiserreiches war. Im 8. Jh.
entfaltete der Buddhismus in China wie in Japan seine Blüte, und so wurde
Nara Chang’an (Xi’an), der Hauptstadt der damaligen chinesischen
Tang-Dynastie, nachgebildet. Der Shomu Tenno (701–756) legte
großen Wert auf die internationalen Beziehungen und baute nicht
nur seine Hauptstadt aus, sondern zahllose Provinztempel zur Förderung
des buddhistischen Glaubens.
Wichtigster Tempel der Stadt ist der am südlichen Rand gelegene
und bereits im 7. Jh. gegründete Horyu-ji, der Tempel des erhabenen
Gesetzes. Am auffallendsten ist der damalige Baustil der Pagoden, die
sich noch nicht nach oben verjüngten, sondern im Kern wie ein
Turm aufragten, an den die weit ausschwingenden Dächer wie angeklebt
wirken. Auch die anderen Gebäude sind Musterbeispiele für
die Architektur des 7. Jhs.; sie beherbergen wertvolle alte Statuen
und Bilder.
Weiter im Norden erhebt sich mit dem Yakushi-ji ein weiterer
Tempel aus der Frühphase der Nara-Zeit, beherrscht von zwei Pagoden und
einer großen Predigthalle. Zahlreiche wertvolle Statuen und Andachtsbilder
aus dem 7./8. Jh. sind hier noch zu sehen. Der nahegelegene Toshodai-ji
repräsentiert hingegen die späte Nara-Zeit. Er wurde 759
von einem aus China ausgewanderten Mönch als Hauptquartier für
seine Ritsu-Schule gegründet. Er führte Weiheterrassen für
die Ordination von Mönchen ein und ließ eine doppelt lebensgroße
Figur des ”Herrn des Weltalls” errichten, die aus einem
Holzgerüst, einem Tonkern und zahlreichen Lagen von in Lack getränktem
Leinen besteht; zum Schluß wurde der Tonkern entfernt und durch
ein neues Holzgerüst ersetzt. Von den 1000 ihn einst umgebenden
kleinen Buddhafiguren sind immerhin rund 850 erhalten.
Der Kofuku-ji wurde 710 als Tempel einer sehr einflussreichen
Familie gegründet; es blieben allerdings keine Originalgebäude erhalten.
Die Anlage wirkt mehr wie ein Park, weist allerdings einige schöne
Statuen und Bilder auf. Sehr weitläufig ist auch der Todai-ji,
der täglich von zahllosen Besuchern frequentiert wird, die den
großen Buddha in der Haupthalle sehen wollen.
Der Süden der Hauptinsel Honshu
In
der weiteren Umgebung sind drei historische Burgen zu finden, in Wakayama (1585), Osaka (1587)
und Himeji (1333/1610). Vor allem
letztere wirkt gleichzeitig imposant und elegant.
Ise und Umgebung weisen eine enge Verbindung mit den Entstehungsmythen
Japans auf. Der äußere Schrein von Ise ist einer Fruchtbarkeitsgöttin
geweiht, die innere Amaterasu, der Sonnengöttin und Ahnherrin
des japanischen Kaisergeschlechts. Bei Futamigaura liegen die beiden
Felsen, mit denen nach dem Entstehungsmythos Izanagi den Eingang zur
Unterwelt verschloss und so das Reich der Toten von dem der Lebenden
trennte.
Die nächste Großstadt weiter im Süden ist Hiroshima,
seit dem 6. August 1945 untrennbar mit dem Wahnsinn des Atomkriegs
verbunden. Mehr als die Hälfte der damals 400.000 Einwohner der
Stadt starben direkt durch die Bombe, weitere 120.000 an Spätfolgen.
Von der zerstörten Stadt blieb lediglich die Ruine der ehemaligen
Industrie- und Handelskammer als Mahnmal stehen, im umliegenden Friedenspark
befinden sich zahlreiche Gedenkstätten sowie ein Informationszentrum
mit eindrucksvollen Ausstellungen und Filmvorführungen.
In Kontrast zur modern wieder aufgebauten Stadt mit heute 1 Mio. Einwohner
steht die altertümliche Straßenbahn, mit der man auch zu
den Fähren zur Insel Miyajima fahren
kann, auf der sich der Itsukushima-Schrein befindet. Viel berühmter
als der Tempel ist allerdings das große rote torii, das vor dem
Tempel im Wasser steht.

Der Itsukushima-Schrein auf der Insel Miyajima
An der rauen Nordküste sind in den ansehnlichen Städten Hagi und Matsue einige Samurai-Häuser gut erhalten. In Hagi finden sich im Toko-ji zudem über 500 Steinlaternen, und die Gegend ist für ihre Keramik bekannt. Izumo hingegen weist neben Ise die älteste Schreinanlage des Landes auf. Dieser Schrein ist dem Neffen der Sonnengöttin geweiht, der Schutzherr der Heilkunst und Wahrsagerei ist.
Japans tiefer Süden
Südlich von Hiroshima breitet sich die große aus, die per Fähre und per Zug zu erreichen ist. Der Norden ist relativ flach und dicht besiedelt, doch der Süden ist gebirgig und noch sehr ursprünglich. Als Sehenswürdigkeiten gelten in Matsuyama die Burg und das Dogo-onsen mit seinem Badehaus von 1894, im alten Wallfahrtsort Kotohira der Konpira-Schrein, der dem Gott der Reisenden und Seeleute geweiht ist, sowie in Takamatsu der Ritsurin-Park, ein Landschaftsgarten aus dem 17. Jh.
Eine Auto- und eine Eisenbahnbrücke verbinden die Industriestädte
Shimonoseki auf Honshu und Kitakyushu auf der Insel
Kyushu miteinander. Im Zentrum dieser drittgrößten
Insel Japans ragt der Vulkan Aso bis auf 1592 m auf, umgeben von einem
Nationalpark, der schönste Natur schützt. Obwohl sich an
der West- und der Südküste auch zahlreiche Industriestädte
befinden, von denen einige bereits große Umweltskandale erlebten,
wird Kyushu von zahllosen Buchten und wilder Landschaft beherrscht.
An der Nordostküste, in der Umgebung von Beppu, gibt es eine Vielzahl
von heißen Quellen, in denen man, umgeben von schönster
Berglandschaft, entspannende Stunden verbringen kann.
Größte Stadt der Insel ist
,
südliche Endstation des Schnellzugs Shinkansen. Sie bietet eine
Burgruine, mehrere Tempel und Schreine, während in der Umgebung
Porzellan und Keramik von hoher Qualität hergestellt werden. Auf
einer langen Halbinsel liegt Nagasaki,
die zweite von einer Atombombe getroffene Stadt, die das Ereignis
aber weniger anschaulich darstellt als Hiroshima. Nagasaki war im
16./17.
Jh. ein wichtiger Stützpunkt der europäischen Händler
und Missionare, was sich bis heute in einigen erhaltenen Kirchen und
dem Garten des Schotten Glover niederschlägt.
Im Norden der Präfektur
Kumamoto findet sich eine Vielzahl prähistorischer Hügelgräber,
die man am besten von Yamaga aus erkundet.
In der Stadt
ragt noch eine
Burg aus dem Jahr 1607 auf. Auch im Izumi-jinja, dem Schrein der
Familie
Hosokawa, wird an die Tradition der Samurais erinnert. Ein Sumomuseum
befindet sich hingegen im Haus der Familie Yoshida, die den besten
Sumotori offiziell den obersten Rang des Yokozuna verleihen darf;
jedes Jahr im November findet in Fukuoka eines der sechs nationalen
Sumoturniere
statt. Kagoshima liegt im Schatten,
und oft genug im Ascheregen, des Vulkans Sakurajima. In Chiran,
etwas weiter südlich, blieben sechs Samurai-Häuser mit Gärten
aus dem 18. Jh. erhalten. Schon wieder zurück auf dem Weg an die
Nordküste trifft man südlich des Quellenortes Beppu auf
eine Ansammlung von 60 Buddhafiguren aus Tuffstein, die in der Heian-
und der Kamakura-Zeit entstanden sein sollen. Auch einige große
Reliefs sind zu sehen. Nun ist es aber an der Zeit, in die heißen
Quellen einzutauchen.
Von Tokyo nach Norden
Der Norden der Hauptinsel Honshu ist wesentlich weniger mit Kulturzeugnissen bestückt als der Süden. Zunächst wendet man sich landeinwärts und gelangt nach Aizu Wakamatsu, bekannt für seine Samurai-Geschichte und die Produktion hervorragenden Reisweins. Beides kann man in mehreren Museen genauer studieren, letzteres natürlich auch verköstigen. Nächster größerer Ort ist Yonezawa, das mit ähnlichen Sehenswürdigkeiten aufwarten kann. Auch Yamagata war einst eine wichtige Verwaltungsstadt der Samurai, wovon die als Ruine erhaltene Burg zeugt. Interessanter dürfte das Kunstmuseum sein, das eine beträchtliche Sammlung europäischer Gemälde der Spitzenklasse aufweisen kann. Und einen Ausflug zum Yama-dera, dem Bergtempel, sollte man ebenfalls nicht versäumen.
Nun sollte man sich an die Ostküste wenden, die bei Sendai erreicht
wird, dem Sitz der bekannten Familie Date. Von ihrer Burg sind Ruinen
erhalten, das lokale Museum belegt die Geschichte der unruhigen Region
und mehrere Tempel aus dem 17. Jh. entfalten ihre majestätische
Pracht. Einige Kilometer weiter nördlich schmiegt sich Matsushima in
seine herrliche Bucht. Sie gilt mit ihren zahllosen Inselchen als
eine der drei schönsten Landschaften Japans. Die Familie Date hat auch
hier ihre Spuren hinterlassen, zu sehen an Pavillons und in Museen
sowie im weitläufigen Zuigan-ji, einem Tempel der Rinzai-Sekte.
Zwei bedeutende im 9. Jh. gegründete Tempel beherrschen den Ort Hiraizumi,
30 km von der Küste gelegen. Sowohl der Motsu-ji als auch der
Chuson-ji wurden allerdings später wesentlich erweitert. In letzterem
finden sich sehenswerte Statuen.
An der Westküste liegt Sakata,
einst ein bedeutender Hafen und das östliche Ende der Seidenstraße.
Die Familie Honma beherrschte im 18. Jh. die Region, wovon ihre gut
erhaltene Samurai-Residenz und das Kunstmuseum zeugen. Etwas weiter
südlich breitet sich an der Küste die Stadt Tsuruoka aus.
Das sehr interessante Chido-Museum verdeutlicht durch archäologische
Funde und spätere Dokumente die Geschichte der Gegend, zeigt aber
auch historische Häuser, eine große Sammlung von Gegenständen,
die aus der Seefahrt stammen, sowie Kunstwerke und Kunsthandwerk.
Die wilde Nordinsel Hokkaido liegt fast
sechs Monate des Jahres im Winterschlaf. Sie ist die Heimat des Volks
der Ainu, die seit Jahrhunderten von den Japanern beherrscht und
unterdrückt
werden, so dass sie fast ausgestorben sind. Die Hauptstadt Sapporo wurde
erst 1871 gegründet und zeichnet sich durch eine großzügige
Anlage mit weiten Boulevards aus.
Ansonsten beherrscht die Natur Ausflüge nach Hokkaido: bis über
2000 m hohe Berge, große Seen und ausgedehnte Nationalparks laden
zum Wandern und Schwimmen ein. Im Winter steht hingegen das Skifahren
im Vordergrund, und zwar nicht nur auf den olympischen Anlagen, sondern
auf der gesamten Insel.
Franz-Josef Krücker
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