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Chronik eines gewollten Krieges. Wie die Weltöffentlichkeit manipuliert und das Völkerrecht gebrochen wird.

Der Titel des Buches ist klug gewählt, fasst er doch prägnant eine der zentralen Aussagen des Textes zusammen: Nie ging es in den vergangenen Jahren bei der Bewältigung des Irak-Konfliktes den Hauptverantwortlichen USA und Großbritannien um die Verhinderung eines Krieges gegen den Irak, sondern einzig und allein um dessen Unterwerfung. Der, der diese Aussagen kompetent vorträgt, ist nicht einer jener so genannten Experten, die uns im Medienrummel zu dieser Frage immer wieder vorgesetzt werden und deren Expertentum nicht immer von hoher Qualität zu sein scheint. Hans von Sponeck hingegen leitete nach 30 jähriger Tätigkeit in Diensten der UNO von 1998 bis Februar 2000 im Irak das UNO-Programm „Öl für Nahrungsmittel“. Seine Kenntnisse und Einschätzungen sind das Ergebnis seiner Tätigkeit vor Ort im Irak und einer Zusammenarbeit mit allen am Konflikt Beteiligten. Doch ebenso wie sein Vorgänger im Amt, Denis Halliday und die aus Deutschland stammende Leiterin des Welternährungsprogramms in Bagdad, Jutta Burghardt, trat auch er von seinem Amt zurück. Ebenso wie die beiden begriff er die Folgen der UNO-Sanktionen als Völkermord und Verstoß gegen das Völkerrecht. Diese zugespitzte Schlussfolgerung wird von ihm fakten- und detailreich erläutert.

Sponecks Insider-Kenntnisse sind erhellend und verstörend zugleich. Erhellend, weil er Fakten präsentiert, die für sich genommen interessierten Insidern zwar bekannt sein dürften, in ihrer Zusammenstellung jedoch die gesamte internationale Irak-Politik der vergangenen Jahrzehnte in einem neuen Licht erscheinen lassen. Hans von Sponeck erinnert unter anderem an die 550 000 Kleinkinder, die seit 1991 im Irak an den Folgen mangelnder Ernährung und unzureichender medizinischer Versorgung gestorben sind und macht zugleich deutlich, dass die „Blockaden wichtiger humanitärer Lieferungen [...] einer der wesentlichen Gründe für die katastrophale Lage der irakischen Bevölkerung“ darstellten und nicht die „Abzweigungen, Bereicherungsversuche oder Behinderungen durch die irakischen Behörden“. Nicht zuletzt durch die Beiträge des Journalisten Andreas Zumach wird der Leser daran erinnert, dass es der amerikanische Geheimdienst CIA gewesen war, der den Diktator Saddam Hussein seit 1979 unterstützt hatte, auch durch die Bereitstellung der Technologie zur Herstellung von Streubomben und durch das Zur Verfügung stellen von Satelliten-Zieldaten für den Einsatz chemischer Waffen – beides für den Kampf gegen iranische Truppen. Erinnert wird daran, dass das irakische Aufrüstungsprogramm in den 80er Jahren zu wesentlichen Teilen von Firmen aus den USA und Deutschland ‚bedient’ und bis Anfang der 90er fortgeführt wurde – trotz der bis dahin bekannten barbarischen Akte des Hussein-Regimes.

Sponecks Buch verdeutlicht das Versagen der UNO in diesem Konflikt ebenso wie es über die deutschen Parteien ein eindeutiges, hartes Urteil fällt: Keine der großen deutschen Parteien habe das „Irak-Problem auch nur faktisch korrekt begriffen“.

So manchen mag das Buch verstört zurücklassen ob der schonungslosen Demaskierung aller verantwortlichen Institutionen und Staaten im Verlaufe des Irak-Konfliktes über die vergangenen Jahrzehnte hinweg. Gelesen haben muss man es auf jeden Fall.

hw@saw

Hans von Sponeck: Irak Chronik eines gewollten Krieges. Wie die Weltöffentlichkeit manipuliert und das Völkerrecht gebrochen wird. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, 160 Seiten, Euro 7,90.

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