Karte Tour 5: Die Karlsbrücke
Die Karlsbrücke (Karluv most) ist nicht die erste Brücke, die die Moldau überspannt. Nach einer Holzbrücke weiter flussabwärts, von der bereits im 10. Jh. die Rede ist, verband seit dem 12. Jh. die Judithbrücke als erste steinerne Verbindung beide Flussufer. Sie war fast genauso geführt wie später die Karlsbrücke, stürzte jedoch 1342 nach einem Hochwasser ein. Erst 15 Jahre später, am 9. Juni 1357 - nach Ansicht der Astrologen der günstigste Tag des Jahres, da sich dann Saturn und Sonne begegnen - wurde der Grundstein gelegt. Für den Bau hatte Karl IV. den Architekten des Veitsdoms, Peter Parler, verpflichtet. Doch erst etwa 50 Jahre später konnte die Brücke fertiggestellt werden.
Die 516 m lange und fast 10 m breite Brücke aus großen Sandsteinquadern spannt sich in 16 Bögen über den Fluss. Die Pfeiler sind mit mächtigen Wellenbrechern bewehrt, um angeschwemmtes Holz und Eisschollen abzuwehren.
Jahrhundertelang war die Karlsbrücke die einzige befestigte Moldaubrücke und bildete deshalb einen natürlichen Schnittpunkt verschiedener Handelswege: aus Polen und Leipzig, Nürnberg und Wien kamen die Kaufleute mit ihren Waren. Sie war deshalb von Anfang an auch Zentrum des städtischen Lebens. Wo heute Strassenhändler und Musiker Marktatmosphäre verbreiten, wo sich junge Leute aller Nationen zum Sonnenbad niederlassen, da wurden einst Reiterspiele und Gerichtsverhandlungen abgehalten. Sogar eine Richtstätte soll sich hier befunden haben, und zwar an der Stelle, an der heute die Pietà steht. Angeklagte, die ihre Schuld nicht eingestehen wollten, wurden von hier aus mit gefesselten Armen und Beinen ins Wasser geworfen. Tauchten sie wieder auf, waren sie schuldlos, wenn nicht - nun ja, dann hatten sie ihre "verdiente" Strafe.
Als Teil des Krönungsweges, der die Burg mit Altstadt und Vysehrad verband, war die Brücke auch in zeremonielle Handlungen eingebunden. Dies wird vor allem am Altstädter Brückenturm deutlich, der weniger wie ein Wehrturm als wie ein Triumphbogen wirkt. Durch ihn zog am Tag vor der Krönung im Veitsdom der zukünftige König in feierlicher Prozession zur Burg hinauf.
Der Altstädter Brückenturm (Foto: Norbert Schmacke)
Unter Karl IV. von Peter Parler begonnen, konnte der Turm erst während der Regierungszeit Wenzels I. fertiggestellt werden. Besonders interessant ist der plastische Schmuck an der der Altstadt zugewandten Ostseite: Über dem spitzbogigen, mit Ornamenten besetzten Durchgang symbolisieren zehn Wappen die Länder, die Karl IV. als König von Böhmen und römischen Kaiser anerkannten. Darüber thronen Karl IV. selbst (links) und sein Sohn Wenzel IV. Zwischen den Figuren die stilisierte Karlsbrücke und die Wappen des Reichs mit dem Reichsadler (links) sowie der luxemburgischen Erblande mit dem böhmischen Löwen. In der Mitte steht, etwas erhöht, der hl. Veit, der Patron des Doms. Die obere, sozusagen "himmlische" Ebene ist den beiden Heiligen Adalbert und Sigismund vorbehalten. Der Schmuck der Westfassade wurde im 17. Jh. durch den Beschuss schwedischer Truppen leider zerstört, heute prangt hier nur noch das Altstädter Wappen. Über eine enge Wendeltreppe kann man den Turm besteigen und ein großartiges Panorama genießen.
1 Hl. Ivo (1711), M.B. Braun (Kopie
2 Madonna und der hl. Bernhard (1709), M.W .Jäckel (Kopie)
3
Hll. Barbara, Margarete und Elisabeth (1705), F.M. Brokoff
4 Madonna mit hl. Dominikus und Thomas von Aquin (1708), M.W. Jäckel (Kopie)
5 Pietà (1859), E. Max
6 Kruzifix (1629) mit Figurengruppe (1861) von E. Max
7 Hl. Josef und Jesus (1854), J. Max
8 Hl. Anna und Jesuskind (1707), M.W. Jäckel
9 Hl. Franziskus Xaverius (1711-1712), F.M. Brokoff (Kopie)
10 Hll. Kyrill und Methodius (1928-38), K. Dvorák
11 Hl. Christophorus (1857), E. Max
12 Johannes der Täufer (1857), J. Max
13 Hl. Franziskus von Borgia (1710), F.M. Brokoff
14 Hll. Norbert, Wenzel und Sigismund (1853), J. Max
15 Hll. Ludmilla und Wenzel (1720), M.B. Braun
16 Hl. Johannes von Nepomuk (1683), Matthias Rauchmüller und J.M. Brokoff
17 Hl. Franziskus Seraphicus (1855), E. Max
18 Hl. Antonius von Padua (1707), J. Mayer
19 Hl. Vinzenz Ferrerius und hl. Prokop (1712), F.M. Brokoff; unterhalb auf einem Pfeiler eine Bruncvík-Statue (1884), Symbol der städtischen Freiheiten) von L. Simek
20 Hl. Judas Thaddäus (1705), J. Mayer
21 Hl. Nikolaus (1708), J. F. Kohl (Kopie)
22 Hl. Augustinus (1708), J.F. Kohl (Kopie)
23 Hl. Luitgard (1710), M.B. Braun
24 Hl. Kajetan (1709), F.M. Brokoff
25 Hl. Adalbert (1709), J.M. Brokoff (Kopie)
26 Hl. Philippus Benitius (1714), M.B. Mandel
27 Hl. Johannes von Matha, hl. Felix von Valois und hl. Iwan (1714), F.M. Brokoff
28 Hl. Veit (1714), F.M. Brokoff
29 Hl. Wenzel (1858), J.K. Böhm
30 Hll. Cosmas und Damian (1709), J. Mayer
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