Krokodile liegen friedlich zu Dutzenden vor der Hazienda im Wasser
Das guesthouse der Hazienda liegt etwas abseits auf einer Insel inmitten der Lagune. Nach dem verabredeten Hupzeichen kommt ein Langboot mit Außenborder herüber, um uns in Empfang zu nehmen. Wir werden schon erwartet, und nach einem erfrischenden Bad im pool steht das Essen für uns auf dem Tisch. Was könnte es an solch einem Ort anderes geben als riesige Steaks! Die Hazienda San Leonardo zählt mit 750 Rindern auf 50.000 Hektar, davon zwei drittel Wildlife-Gebiet, zu einer kleinen Farm. Einige der Großgrundbesitzer haben den Trend der Zeit erkannt und auf ihren riesigen Ländereien Schutzzonen für bedrohte Tierarten eingerichtet. Den Anfang machte der Hacendero Ivan Dario Maldonado, Eigentümer der großen Rinderfarm Hato El Frio, der heute eine ökologische Station angegliedert ist. Mit der Aufzucht der Brillenkaimane konnten die Tiere vor dem Aussterben bewahrt werden.
Am Abend erzählt uns Jean, ein studierter Biologe, bei einigen Cerveca, dem kühlen Bier mit dem Eisbären darauf, von der Tierwelt in der Savanne.
Am Schädel eines ausgestopften
Ozellot demonstriert uns Jean die tödliche Wirkung der Fangzähne,
doch auch die Krallen der Tatzen können sich wie Skalpelle in die
Haut eingraben. Dies mußte er bereits am eigenen Leib durch das fünf
Monate alte Ozelottbaby erfahren, das er eines Tages mutterlos in
der Savanne fand. Mit dem Füttern alleine ist es bei Raubtieren eben
nicht getan. Soll die kleine Wildkatze in freier Wildbahn wieder Beute
finden, muß sie auch die Methoden der Jagd erlernen und das kann für
den Lehrer manchmal ganz schön schmerzhaft werden. Das andere Anschauungsmaterial
liegt vor der Haustüre des Camps: Im Schein der Taschenlampe funkelten
die roten Augen der Kaimane, von denen rund 20 Exemplare um die Hazienda
in der Lagune leben. Während in den Llanos 80 bis 90 Jahre alte Krokodile
gerade mal drei Meter lang werden und runde 150 Kilogramm auf die
Wage bringen, konnten zur Zeit Humboldts die Biologen im Orinoko bis
zu acht Meter lange Exemplare ausmachen. Nach diesen Ausführungen
klingt es fast wie Jägerlatein, als Jean erzählte, daß er in nächtlichen
Aktionen die Kaimane um die Hazienda mit bloßer Hand gefangen hat,
an der Kehle aus dem Wasser gezogen, gewogen und gemessen...
Am nächsten Morgen will Jean die Tiere der Savanne auf einer Safari
aus nächster Nähe zeigen.
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