Text und Fotos: Volker Mehnert
Abfahrten in Jackson Hole sind schwierig, sehr schwierig - extrem! So jedenfalls lautet seit Skifahrergedenken die Parole der Eingeweihten. Jackson Hole gilt als „The Big One“, als „Big Mecca of American Skiing“: ein Kultziel für Steilhangexperten, Tiefschneefans und Lebensmüde. Und tatsächlich existieren am dreitausend Meter hohen Rendezvous Mountain jene halsbrecherischen Pisten, von denen die Experten schwärmen.
Jackson Hole ist ein Teil der Grand Teton Mountains
Von furchteinflößenden Kanten aus, hinter denen nur noch ein bodenloser Abgrund zu sein scheint, stürzt man sich hinein in schmale Canyons und tiefe Felswannen, die während der letzten Eiszeit von Gletschern in die Oberfläche des Berges gefräst wurden. „Bowls“, „chutes“ und „couloirs“ heißen diese steilen Rinnen, und jeder kann sich aussuchen, was gefährlicher klingt. Auch neben den präparierten Pisten wird jeder Meter befahren, jedes Schlupfloch zwischen Bäumen und Felsen genutzt. Keine Klamm, keine zusammenhängende Schneefläche, und sei sie noch so abschüssig, bleibt unberührt.
Nervenkitzel im Tiefschnee
Berühmt-berüchtigt sind die drei „Hobacks“, extrem steile, nicht präparierte Abfahrten durch den Wald. Obwohl sie im unteren Teil des Skigebiets liegen, wird man das Gefühl nicht los, gerade von einem Hubschrauber in einer entlegenen Tiefschneewildnis abgesetzt worden zu sein. Diese Pisten sind absolut nichts für Anfänger, und sogar die meisten fortgeschrittenen Skifahrer schrecken davor zurück.
Die Abfahrt kann beginnen ...
Wem jedoch selbst dieser Nervenkitzel nicht genügt, der darf an einigen besonders bezeichneten Stellen das Skigebiet auf eigene Verantwortung verlassen: hinein in die Cody Bowl, eine schroffe Schneeschüssel, in der sich erprobte Tiefschneefahrer austoben können.
Lange Zeit pflegte Jackson Hole auch offiziell seinen Ruf als hochkarätiges Skigebiet für tollkühne Draufgänger; nicht umsonst wählte man einen wilden Rodeoreiter als Markenzeichen. Seit aber in den Vereinigten Staaten die Zahl der Skifahrer stagniert und viele Skistationen mit immer mehr Komfort werben, steht man vor einer Schwierigkeit: Wie lässt sich jetzt auch der durchschnittliche Sportler anlocken?
Markenzeichen Rodeoreiter
Von waghalsigen Könnern allein kann man nicht mehr leben, erst recht nicht in einem Skigebiet, das keine Tages- und kaum Wochenendgäste kennt, weil es so weit wie kaum ein anderes von jeder großen Stadt entfernt ist. Die Lösung des Problems ist eigentlich ganz einfach - man braucht Jackson Hole nur so zu beschreiben, wie es wirklich ist: Es gibt dort nämlich neben der „wilden“ auch eine „zahme“ Abteilung.
„Unser Berg ist anders“
Der Neuling tastet sich am besten erst einmal über die Pisten am Apresvous Mountain und am Gondola Summit an die eigentümliche Topographie von Jackson Hole heran. Auf dieser eher harmlosen Seite des Skigebiets sind die Felsrinnen weniger ausgeprägt und die Abfahrten deshalb sanfter; und es gibt immer einen einfachen Weg ins Tal.
Oder man vertraut sich beim ersten Mal einem der freundlichen und ortskundigen „ski hosts“ an, die das Skigebiet zusammen mit den „greenhorns“ erkunden und schnell beurteilen können, auf welche Abfahrten man sich wagen kann. Auf jeden Fall aber ist die Warnung an der Talstation der Gondelbahn ernst zunehmen: „Unser Berg ist anders als alles, was Sie bisher erlebt haben. Er ist gewaltig. Deshalb denken Sie nach, und seien Sie vorsichtig.“
Wer auf den steilen Abfahrten von Jackson Hole nun besonders viele Raser und Rowdys erwartet, sieht sich getäuscht. Auf Etikette und Rücksichtnahme wird gerade hier besonders viel Wert gelegt. „No reckless individuals allowed“, heißt eine amtliche Bestimmung, die niemand auf die leichte Schulter nehmen sollte. Nach einem Gesetz des Staates Wyoming nämlich kann jeder, der eine aggressive Fahrweise an den Tag legt, die andere gefährdet oder verletzt, nicht nur aus dem Skigebiet verwiesen, sondern von der Polizei festgenommen und strafrechtlich verfolgt werden. Eine klare Direktive, die der Sicherheit auf den gefährlichen Pisten dient. Mit dem in Europa üblichen Alkoholkonsum beim Skifahren sollte man in Wyoming ebenfalls vorsichtig sein. Wer unkontrolliert fährt und angetrunken erwischt wird, bekommt es ebenfalls mit dem Sheriff zu tun.
Wegweiser zu den Pisten
Viele Gelegenheiten zum Zechen bestehen allerdings sowieso nicht, denn in dem weitläufigen Skigebiet gibt es lediglich eine einzige Station fürs Einkehren. Die meisten Besucher kommen eben zum Skifahren und nicht zum Essen, Trinken oder Sonnenbaden auf der Terrasse. Dabei wäre die eine oder andere zusätzliche Hütte auf der Höhe durchaus wünschenswert, denn wegen der regelmäßig auftretenden Inversionswetterlagen sind die Temperaturen auf dem Berg häufig weitaus milder als im Tal. Während der Abfahrten durchquert man auf einer bestimmten Höhe plötzlich die Grenze zwischen den Luftschichten und taucht in das Kälteloch ein, das bei sonnigem Wetter über dem Talboden liegt.
Die große Cowboy-Show
Wild mag das Skifahren am Rendezvous Mountain sein, der Wildwest-Anstrich jedoch, den sich die Stadt Jackson gibt, ist reine Show. Hinter den rustikalen Kulissen einer Western Town verbergen sich Supermärkte, Gemäldegalerien, Juwelierläden und Boutiquen.
Wilder Westen im Winter
Wer in Jackson irgendwo ein Farmgebäude entdeckt, findet darin wahrscheinlich eher ein Gourmet-Restaurant als einen Kuhstall. Und auch die Kneipen für Möchtegern-Cowboys erinnern nur oberflächlich an zünftige Saloons: In der „Cowboy Bar“ sitzt man auf Sätteln an der Theke, im „Silver Dollar Grill“ steht ein Tresen mit zweitausend Original-Silberdollars aus dem Jahr 1921, und in der „Stagecoach Bar“ spielt seit mehr als dreißig Jahren die gleiche Band ihre Country and Western Rhythmen. Der „Mangy Moose Saloon“ verzichtet gleich ganz auf den Cowboy-Stil: Dort laufen auf großen Bildschirmen Filme von extremen Abfahrten am Rendezvous Mountain, so dass man über einigen Bieren von den eigenen Heldentaten schwärmen oder sich Anregungen für den nächsten Vormittag holen kann.
Die bloße Vorspiegelung von Cowboyleben hat in Jackson Hole Tradition. Schon bald nach der Besiedlung des Tals sahen Farmer und Rancher ein, dass der Boden zu karg war und die kalte Jahreszeit zu lange dauerte. Wenn die Rinder im Sommer nicht verhungert waren, erfroren sie im Winter. Deshalb verlegten sich einige Rancher auf die Vermarktung des Cowboy-Mythos und organisierten für die Menschen aus den Großstädten des amerikanischen Ostens eine frühe Form von Urlaub auf dem Bauernhof.Schon 1908 öffnete die „JY Ranch“ ihre Weiden und Ställe für Feriengäste. Das Leben auf den sogenannten „Dude Ranches“ bestand darin, viel zu reiten, ein wenig zu arbeiten und jeden Abend den Saloon aufzusuchen.
So müssen Berge aussehen!
Heutzutage hat sich der übliche amerikanische Resort-Alltag durchgesetzt. Die Hotels und Apartmentanlagen werden immer komfortabler und teurer, und die Grundstückspreise sind geradezu unerschwinglich. Zahlreiche Hollywoodstars haben rund um die Skipisten einen Zweitwohnsitz errichtet, aber sie gehören zu denjenigen, die lieber inkognito bleiben, weshalb man in Jackson Hole nicht darüber spricht, wer sich wo niedergelassen hat. Nur wenig Raum bleibt da noch für normale Sterbliche und die Angestellten des Skibetriebs.
„Poverty with a view“, Armut mit Ausblick, beschreibt ein Skilehrer die Lage derjenigen, die hier von einem normalen Gehalt leben müssen. Und doch gibt es genug „ski bums“, junge Leute, die für den Minimallohn oder eine Saisonkarte den Winter über in Jackson Hole arbeiten, um sich nach Feierabend im Tiefschnee oder auf den legendären Pisten vergnügen zu können.
Jackson Hole ist ein Teil der Gebirgskette der Tetons in den nördlichen Rocky Mountains. Sie sind nur sechzig Kilometer lang und zwölf Kilometer breit, doch ragen ihre Gipfel wie eine Mauer aus dem Tal von Jackson Hole in die Höhe. Die Tetons verfügen über ein Dutzend Dreitausender, und die markanten Spitzen von Nez Perce, Middle Teton, Mount Owen, Teewinot, und Mount Moran sind sogar knapp viertausend Meter hoch. Überragt werden sie alle vom Gipfel des Grand Teton, der 4197 Meter misst.
Beim Anblick dieser imposanten Skyline soll der frühere amerikanische Präsident Teddy Roosevelt ausgerufen haben: „So müssen Berge aussehen!“
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