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Musik aus der Türkei

Verschiedene Interpreten: „Sufi Soul. The Mystic Music of Islam"
DVD: Riverboat TUGDVD001 / harmonia mundi
www. Worldmusic.net

“Dieses ist eine Reise zu der anderen Seite des Islam” verspricht Moderator William Dalrymple zu Beginn dieser DVD - leider nur in Englisch. Aber auch Zuseher, die seine Erklärungen nicht verstehen, gewinnen einen guten ersten Eindruck von jenen Sufi-Riten, mit denen Muslime die spirituellen Wurzeln ihrer Religion zu ergründen suchen. Ohne diese Bilder ist die Bedeutung von Derwisch-Tänzen, wilden Trommel-Rhythmen und endlos wiederholten Text- und Musik-Zitaten für Nicht-Muslime kaum zu verstehen. Gleichzeitig wirft diese DVD immer neue Fragen auf: Ist Sufi-Trance eine Form des Meditierens? Eine Therapie? Droge? Gebet? Flucht aus der Realität? Moralische Aufrüstung? – Während der Sufismus in Pakistan beinahe schon den Rang einer Staatsreligion genießt, werden iranische Sufi-Musiker geächtet und müssen sogar um ihr Leben fürchten. Ebenfalls nicht auflösen kann die DVD jenen Widerspruch, mit dem türkische Sufi-Tänzer (inzwischen gibt es auch prominente Tänzerinnen) leben müssen: Obwohl die Ausübung ihres Berufes in der Türkei als illegale Tätigkeit gilt, werden die „Wirbelnden Derwische“ dort als Touristen-Attraktion präsentiert. wd@saw

Parne Gadje: “Mangupi”
CD: Smoked Recordings SR 009 / Fenn
www.smokedrecordings.com

Es ist kaum zu glauben: Der Bandoneon-Spieler Marc Constandse, Klarinettist Gerwil Kusters und Gitarrist Michiel Hollanders kommen aus den Niederladen, der Bassist Dan Tuffy ist Australier. Seit 1999 präsentiert das Quartett seine ureigene Melange aus Rembetiko (eine Underground-Musik, die in den 1920er Jahren in der griechisch-türkischen Grenzregion entstand) und Einflüssen aus dem Süd-Balkan. 2006 arbeitete Parne Gadje mit dem mazedonischen Roma-Poeten Gjunler Abdula zusammen und ist seitdem über den Verdacht erhaben, Zigeuner-Folklore auszubeuten. Auf ihrer vorliegenden CD zeigen die vier Musiker live-haftig und ohne elektronische Schönfärberei   ihre allerbesten Eigenschaften – von sentimental bis überaus temperamentvoll. wd@saw

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Quadro Nuevo: „Antakya“
Fine Music FM 132 / Soulfood
www.quadronuevo.de
www.glm.de

Mit CDs wie „Canzone della Strada“ (FM 106 / Soulfood), auf der sie italienische Jukebox-Melodien der 50er Jahre recycelten, etablierten sich die vier Musiker (Saxophon und Klarinette, Gitarre und andere Zupfinstrumente, Akkordeon, Bass) 2002 als Meister der gepflegten Tanz- und Unterhaltungskultur. Eine weitaus andere Herausforderung war der Auftrag, die Filmmusik zu schreiben für „Zwei halbe Leben sind kein ganzes“ – die Erlebnisse des Berliner Regisseurs Servet Golbol, Sohn türkischer Einwanderer, der in der Heimat seiner Eltern nach den Wurzeln seiner Identität suchte. Quadro Nuevo reiste auf dessen Spuren durch den Südosten der Türkei nach Antakya, einer Stadt nahe der syrischen Grenze. Dort sammelte das Quartett Inspirationen, komponierte und spielte die vorliegende CD an Ort und Stelle ein. Das Ergebnis dieser Arbeit erzeugt Bilder von Weite und anheimelnder Nähe, von Ruhe und Lebendigkeit im Kopf des CD-Hörers – auch dann, wenn er den dazugehörenden Film nicht gesehen hat. Oder vielleicht dann sogar erst recht. wd@saw

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