Löffel, Gabel – aber bloß kein Messer!

Eine Foodtour durch Bangkok

Text und Fotos: Judith Weibrecht

 

Thailand - Tuk-Tuk in Bagkok

Im Tuk Tuk durch Bangkok während der Food-Tour

Bangkok, MRT-Station SamYan, 20 Uhr. Ich warte zusammen mit acht anderen auf den beginn der „Best Eats Midnight Food Tour by Tuk Tuk“. Denn schließlich ist eine der besten Arten, ein Land kennen zu lernen, das einheimische Essen. Das Thermometer zeigt leider immer noch 30°C Grad an. Doch hier isst man bei jeder Temperatur – rund um die Uhr und andauernd. Also los geht‘s! Die Tuk – Tuks knattern mit jeweils bis zu vier Teilnehmern beladen durch die Straßen und Gassen der thailändischen Hauptstadt. Zu ganzen sechs Orten, wo wir essen und trinken werden, wird uns Reiseleiter Tony führen. Zuerst geht es in ein kleines Restaurant, in dem gefühlt eine Kälte wie am Nordpol herrscht. Das ist erstmal angenehm. Tony fragt, welche Schärfe wir beim Essen vertragen - auf einer Skala von eins bis fünf. Ich bin mir nicht sicher. Drei vielleicht? Dann tischt die junge Bedienung auf: Klebreis, Laap (eine Art warmen Fleischsalat, hier mit Hühnchen-Hackfleisch und vielen Kräutern zubereitet), Crispy Catfish und dazu Mango Soße.

Thailand - Bangkok - Laap

Laap im Restaurant Jae Koy, Petchaburi 14/ Khet Ratchathewi

Tony erklärt, wie der Crispy Catfish so knusprig wird: „Der Fisch wird erst gegrillt, dann sehr klein geschnitten, in Semmelbröseln gewälzt und schließlich in einer Pfanne in Öl gebraten.“ Köstlich! Wir sitzen alle an einem Tisch und probieren uns durch, denn Speisen ist in Thailand ein gemeinschaftliches Erlebnis und eine soziale Handlung: Auf dem Tisch stehen mehrere Schüsselchen und Teller, deren Inhalt wir uns teilen. Natürlich geht es auch anders, und man hat sich längst auf die Touristen eingestellt, doch: „Wenn eine große Schale Reis in der Mitte steht, bedeutet das, dass man gemeinsam isst und von den verschiedenen Gerichten alle kosten!“, erklärt Tony. Futterneid ist also nicht nötig. Außerdem haben wir ja noch weitere Stationen vor uns.

Thailand - Foodtour durch Bangkok - Im Restaurant Jae Koy, Petchaburi 14/ Khet Ratchathewi. Crispy catfish

Crispy catfish

Messer sind Waffen

Als der Australier ein Messer verlangt, denn vor uns auf dem Tisch liegen nur Löffel und Gabeln, wird Tony hektisch: „Messer benutzen wir nicht!“ Den Löffel nimmt man in die führende Hand, die, mit der man z. B. auch schreiben würde, die Gabel in die andere. Mit ihr wird die Speise auf den Löffel „geschaufelt“, mit dem wir dann essen. Also niemals die Gabel zum Mund führen! Das wäre unschicklich, ist aber bei einem Farang, einem Ausländer, nicht so schlimm, meint Tony. Zum Zerkleinern der Mahlzeit benutzt man ebenfalls den Löffel, aber niemals ein Messer. Wie kommt‘s, will eine Teilnehmerin wissen. „Messer sind keine Esswerkzeuge, denn sie sind Waffen. Die darf nur der Koch in der Küche benutzen!“ Ein Messer zu verlangen wäre also das nächste Fettnäpfchen gewesen, in das wir hätten treten können.

Thailand - Foodtour durch Bangkok

Das geht auch ohne Messer

Zum Thema Essstäbchen lernen wir, dass es sie nur bei Nudelsuppen gibt, die in der Schale serviert werden. Wie diese sind sie nämlich nicht original thailändisch, sondern chinesisch. Meist gibt es außerdem einen Suppenlöffel dazu für die weniger benutzte, meist linke Hand. Mit den Stäbchen legt man Fleisch, Nudeln und Gemüse, das stets reichlich enthalten ist, auf den Löffel und führt ihn dann zum Mund. Der Einfluss Chinas auf die Thaiküche ist also schon einmal klar, doch auch Indien, Indonesien, Malaysia, Burma, Laos, Kambodscha und Portugal haben ihre Spuren hinterlassen – sei es durch Einwanderer oder durch Durchreisende.

Löffel-Lektion

Ab zum nächsten Food-Stop. Die Löffel-Lektion ist noch nicht beendet: Zum Nehmen aus den Schüsseln sollte man den Servierlöffel benutzen!“, betont Tony. „Und nur wenig nehmen, so dass für alle genug übrig bleibt.“ Was man sich auftut, wird aufgegessen. Alles andere wäre grob unhöflich. In den Gerichten entdecken wir die vier Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, scharf. Sie sollten alle wohl dosiert und balanciert in den verschiedenen Gerichten enthalten sein. Das ist eine der Regeln der Thai-Küche. Daraus resultiert, dass meist verschiedene Speisen mit Fleisch, Gemüse, Suppe, Curries und Gerichte mit der leicht zitronig schmeckenden Yumpaste auf dem Tisch stehen. Eigentlich immer sind frische Kräuter und Gewürze enthalten wie Ingwer, grüne oder rote Chillis, Koriander, Knoblauch, thailändisches Basilikum, Galgant (Thai-Ingwer), Zitronengras und Kaffirlimette. Nam Pla, eine fermentierte Fischsoße, die hauptsächlich aus einer Sardellenart Pla Katak hergestellt wird, fehlt so gut wie nie.

Tahiland - Foodtour durch Bangkok - Papaya-Salat

Papaya-Salat

Der ursprünglich aus dem Nordosten des Landes stammende würzig-scharfe Papayasalat Som Tam schmeckt köstlich: grüne, in Streifen geraspelte Papayas, dazu Shrimps, Limonensaft, Fischsoße und Chili. Die Tom Yam Gung, Garnelensuppe, ist weit verbreitet und ebenfalls nicht ohne, was Schärfe angeht. Dagegen finden wir die Hühnersuppe Tom Kha Gai mit Zitronengras und Kokosmilch sehr mild. Ganz wichtig sei den Thai auch die Currypaste, erzählt Tony. Sie besteht aus Chilischoten, Ingwer, Zitronengras, Knoblauch, Koriander und Blättern der Kaffirlimette, und man trifft sie fast überall an. Hot! Doch wer zu viel Schärfe fürchtet, sagt übrigens ganz einfach bei der Bestellung: „Mai pet“ (nicht so scharf).

Weiter geht‘s per Tuk-Tuk durch die Nacht und zu einem Lokal, dessen Küche sich buchstäblich auf der Gasse dahinter befindet. Wir dürfen den Köchen eine Weile über die Schulter schauen und Fotos schießen. Feuer lodert hoch, Woks werden kunstvoll geschwenkt, Öl zischt. Streetfood in den Straßen und Essstände auf Märkten sind hier normal und schützen nicht vor Michelin-Sternen: Die Garküche „Jai Fai“ in Bangkok wurde mit einem ausgezeichnet! Ihre Omelettes mit Krebsfleisch sind Legende.

Thailand - Foodtour durch Bangkok - Garküchen-Restaurant

Garküchen-Restaurant

Drinnen in der Gaststätte geht es laut und lustig zu, doch die Mahlzeit selbst nimmt man leise zu sich. Keinesfalls schmatzt man oder spricht mit vollem Mund. Und: Beim Dinieren lässt man sich Zeit (Ausnahme: das schnelle Mittagslunch). Das ist auch nötig, denn nun an der vierten Station können fast alle nicht mehr. Vielleicht lasse ich einfach den Reis weg? Auch diesen zu verzehren, will gelernt sein. Den sticky rice, Klebreis, der vor allem im Nordosten des Landes vorkommt, rollt man eigentlich in der Hand zu einer Kugel und dippt damit. Doch natürlich liegt in Lokalen stets ein Löffel bereit, mit dem man ihn aufnehmen kann und dann mit einem Gericht würzen. Mit viel Reis ertragen übrigens auch die westlichen Mundschleimhäute die Schärfe ganz gut.

Delikatesse Durian

Thailnad - Foodtour durch Bangkok - Straßenstand mit Früchten

Straßenstand mit Früchten

Nachtisch? Wir gehen Früchte probieren! Mit Tony wandern wir über einen Nachtmarkt und kosten. Gerüche und Geräusche strömen auf uns ein. Es gibt alleine in Thailand Dutzende von Mango-Varianten, dazu Wassermelonen, Ananas, Guaven, Lychees, Rambutan usw. und last but not least: Die stachelige Durian, den König der Früchte. Allerdings ist das Malvengewächs in manchen Hotels oder öffentlichen Verkehrsmitteln verboten. „No Durians allowed“ bedeutet ein Schild. Dem ist so, weil die „Stinkfrucht“ nach dem Aufschneiden einen fürchterlich penetranten Geruch verströmt – irgendwo zwischen Zwiebeln und Senf. Der vielschichtige Geschmack ihres Fruchtfleischs jedoch ist einzigartig und ähnelt einer Mischung aus Banane, Karamell, Ananas, Pfirsich, Vanille, Erdbeere und Mandeln. Durian-Verkostungen der verschiedenen Sorten ähneln nicht selten exklusiven Weinproben. Auch der Preis lässt einen durchaus an sehr guten Champagner denken. Letztes Jahr wurde eine angeblich besonders seltene Durian für 800 Euro verkauft. Geschätzt wird in Asien auch ihre angeblich aphrodisierende Wirkung: "Wenn die Durian runter kommt, löst sich der Sarong." lautet ein Sprichwort aus Malaysia.

Thailand - Foodtour durch Bangkok - Wat Arun bei Nacht, gesehen von einer Rooftop-Bar

Wat Arun bei Nacht, gesehen von einer Rooftop-Bar

Station Nummer sechs, oder ist es schon sieben oder acht? Es ist eine Rooftop-Bar mit Blick auf den nächtlich beleuchteten Tempel Wat Arun, der sich im Chao-Phaya-Fluss spiegelt. Vom Restaurant gegenüber weht, typisch thailändisch, der Duft nach Lemongrass, Kokosnuss und Ingwer herüber. Der Geschmack des kühlen Frucht-Cocktails auf der Zunge macht dieses Erlebnis perfekt. Aroi mak! Sehr lecker!

Thailand - Foodtour durch Bangkok - Kokosnuss

Kokosnuss

 

Informationen

Die beschriebene Tour „Best Eats Midnight Food Tour by Tuk Tuk“ kann gebucht werden bei Bangkok Food Tours www.bangkokfoodtours.com/bangkok-best-eats-midnight-food-tour-by-tuk-tuk/.

Allgemeine Informationen www.thailandtourismus.de

Thailand - Foodtour durch Bangkok

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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