Swasiland im Überblick

Nur die Wüste und das Meer bekommt man nicht zu sehen. Allen anderen Landschaftsformen des afrikanischen Kontinents wird man in Swasiland begegnen, nur ist alles etwas kleiner geraten – ein miniaturisiertes Afrika auf dem winzigen Territorium des Königreichs.

Safari in Swasisland

Safari in Swasiland
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Zu ihrem Glück hatten die Bewohner des Ländchens nie wie ihre Stammesgenossen jenseits der Grenzen unter Apartheid oder Bürgerkrieg zu leiden. Sie sind unbefangen. Freundlich und offen begegnen sie Fremden und laden sie zu ihren traditionsreichen Festen ein, die die ganze Nation in Atem halten. Mit einer Hingabe wie kaum noch sonst in Afrika wird das kulturelle Erbe des Landes gepflegt, werden Heiler und Wahrsager geehrt und aufwändige Zeremonien in Szene gesetzt, die wie eine Klammer die Gesellschaft zusammen halten. Und über allem thront der „Löwe“ (Ngwenyama) König Mswati III. und dirigiert die „Große Elefantin“ (Ndlovukazi) Königinmutter Ntombi das Geschehen – Repräsentanten der letzten absoluten Monarchie Afrikas, deren bizarre Vorlieben und fragwürdige politische Praktiken selbst unter wohlgesinnten Untertanen nicht unumstritten sind.

Wer Swasilands Matsapha International Airport anfliegt, betritt das Land nur einen Katzensprung entfernt von seinem spirituellen Zentrum. Manzini, größte Stadt und wirtschaftliches Zentrum des Königreichs, lassen wir am Fenster vorbeiziehen und nähern uns dem geschichtsträchtigen Lobamba, wo das Herz des Landes schlägt. Die einflussreiche Königinmutter unterhält hier ihre Residenz, auch das Parlament tagt hier und der Lozitha Royal Palace beherbergt die kopfstarke königliche Familie. Ein Memorial Park hält die Erinnerung an König Sobhuza II. wach, den Vater des derzeitigen Herrschers, der 1982 starb und 120 Frauen hinterließ und etwa 600 Kinder oder waren es nur 70 Frauen, aber 1.000 Kinder? Sicher ist man sich darin, dass dem Monarchen mit einer Amtszeit von 61 Jahren kein früherer oder gegenwärtiger Herrscher das Wasser reichen kann.

Swasi-Männer beim traditionellen Reed Dance

Swasi-Männer beim traditionellen Reed Dance
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Das kleine Lobamba mit seinen rund 6.000 Einwohnern ist Schauplatz alljährlicher Spektakel, die weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt sind und Massen von Zuschauern anlocken. Hier wird nicht nur über die Nachfolge eines verstorbenen Königs entschieden (ein kompliziertes Verfahren, wobei die Macht- und Entscheidungsbalance zwischen König und Königinmutter gewahrt werden muss und die Auswahl der künftigen Ehefrauen des Herrschers eine Thema ist), hier dröhnt der Boden vom Stampfen der Sibhaca-Tänzer, farbenfroh kostümierten Männern und Jugendlichen, die einen wilden, heftigen Tanz aufführen, den traditionelle Musikinstrumente und rhythmische Gesänge begleiten. Mit Incwala geht im Dezember, zur Zeit des letzten Neumonds des Jahres, die wichtigste aller swasiländischen Zeremonien über die Bühne. Zehntausende strömen zu diesem in Teilen geheimen Ritual zusammen. Es wird gesungen, gebetet, getanzt, ein Stier geschlachtet, die erste Frucht des neuen Jahres feierlich verzehrt und durch das gemeinsame Erlebnis die Verbundenheit zwischen Volk und König erneuert und verstärkt. Im späten August oder frühen September dann machen sich Tausende und in manchem Jahr sind es Zehntausende junge Mädchen auf den Weg nach Lobamba, um anlässlich des Umhlanga-Tanzes (Schilf-Tanz) barbusig der Königinmutter zu huldigen. Angetan mit kurzen farbenprächtigen und mit Perlen besetzten Röckchen und geschmückt mit Armbändern, Halsketten, Fußringen, Schärpen und mit langen Schilfstangen in der Hand, werden sie von den königlichen Prinzessinnen, die rote Federn im Haar tragen, an der Königinmutter vorbei geleitet, die meistens fündig wird und ihren Sohn mit einer neuen Ehefrau, der 14., 15. oder 16., beglücken wird.

Ganz in der Nähe liegt das Mlilwane Wildlife Sanctuary, ein kleines Schutzgebiet, das auch Unterkunft und Verpflegung bietet. Man kann Mountainbikes leihen und auf geführten Touren im offenen Wagen durchs Gelände fahren. Auf den Grasebenen und im bergigen Gelände, das der „Rock of Execution“ dramatisch überragt, gibt es etliche Antilopenarten, Warzenschweine und Krokodile, Schakale und Zebras, Flusspferde und viele andere Savannenbewohner zu sehen.

Hippo in Swasiland

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Mbabane, Swasilands 1902 gegründete Verwaltungshauptstadt, entwickelte sich sprunghaft, als das Land im Jahr darauf britisches Protektorat wurde und die Kolonialverwaltung sich im angenehmen Klima seiner Höhenlage einrichtete. An jene Gründerzeit erinnern noch einige Relikte in den Straßen im alten Teil der Stadt. 15 Minuten nordwestlich von Mbabane zeichnen sich Terrassen an den Berghängen ab: an den Ngwenya Mountains wurden Erze gewonnen, genauer: Roteisenerze oder Haematit, ein Oxidmineral, das hier schon, und das ist das besondere dieses Ortes, in der frühen Steinzeit gefördert wurde, um Ockerfarbe für die Höhlenmalerei und zur Körperbemalung zu gewinnen. Nach neueren Erkenntnissen reichen die Grabungsaktivitäten rund 42.000 Jahre zurück. Ngwenya ist die wohl älteste Mine der Welt!

Impalabock in Swasiland

Impalabock
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Ein weiteres Schutzgebiet namens Malolotja Nature Reserve liegt an der Straße in den Norden des Landes, den wir jetzt ansteuern. Der Hochlandpark zieht sich an der Grenze zu Südafrika entlang. Katarakte und Wasserfälle haben sich in den Fels eingefressen, flaches Terrain weist Sümpfe und weite, blumenübersäte Grasflächen auf. Geführte Tag- und Nachttouren werden angeboten und Unterkunft findet man in einfachen Hütten. Das Klima sollte nicht unterschätzt werden, kann es doch im südlichen Winter, etwa in den Monaten Juni/Juli, in großen Höhen schon mal frostig werden. Man wird eine große Zahl von Antilopen sichten, auch Zebras, Buschschweine und Schakale, mit etwas Glück Serval und Leopard und unzählige Vögel, darunter Turakos und Ibisse, Honigfresser und Paradieskraniche. Wenige Kilometer östlich, noch im Bereich des Highveld (des Hochlands), erstrecken sich Granitfelsen, die einen kleinen Schatz bergen, eine Ansammlung von etwa 4.000 Jahre alten Felsmalereien, die als Nsangwini Rock Art eine gewisse Bekanntheit erlangt haben. Der Zugang zu den dem Volk der San (Buschmänner) zugeschriebenen farbigen Felszeichnungen führt über raues Terrain. Feste Schuhe und Stock sind angesagt. Ohne professionelle Führung und rechtzeitige Anmeldung bleibt das Gelände versperrt. Weiter geht die Fahrt über Piggs Peak, das in den 1880er Jahren einen Goldrausch erlebte und sich heute der Forstwirtschaft verschrieben hat, zu den Phophonyane Falls and Nature Reserve, einer kleinen Naturoase im bergigen Nordwesten Swasilands inmitten von tobenden Wasserfällen und üppiger Vegetation.

Kap-Waran in Swasiland

Kap-Waran
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Wen es aber nach mehr wilder Natur verlangt, nach richtigem „Afrika-Feeling“, der muss den Norden des Landes durchfahren und den Komati-Fluss queren, bis in der Ferne die Lebombo Mountains an der Grenze zu Mosambik auftauchen. Hier sind gleich vier, dicht beieinander liegende Nationalparks und Schutzgebiete (auch private) eingerichtet worden mit einer artenreichen Vogelwelt, vielen endemischen Gräsern, Büschen und Bäumen    und all den Vierbeinern, kleinen und großen, Jägern und Gejagten, denen man so gerne in freier Natur begegnen möchte. Das Mbuluzi Game Reserve liegt weit im Nordosten an den Ausläufern der Lebombo-Berge. Hier grenzt Dornsavanne an Felskämme, Galeriewälder und offenes Grasland. Mehr als 300 Vogelarten (darunter viele Raubvögel) tummeln sich im Gelände, das man auf kilometerlangen Pfaden durchstreifen kann und dabei nicht selten Giraffen sichtet und Zebras, Kudu- und Impala-Antilopen, und nachts sind Schakale, Hyänen und Leoparden unterwegs. Der Hlane Royal National Park ist die Heimat von vier der „Big Five“ (Löwe, Elefant, Kaffernbüffel, Leopard, Nashorn), wie die Parkverwaltung stolz verkündet. Noch macht sich der Kaffernbüffel rar, aber Flusspferde, Giraffen, Krokodile sind (wieder) vor Ort und Afrikas größte Kolonie von Weißrückengeiern kann aus einiger Entfernung bestaunt werden. Das Terrain und die Tierwelt dürfen auf eigene Faust erkundet werden. Es sind aber auch geführte Safaris im Programm und wer im Park übernachten will, dem stehen „self-catering cottages“ zur Verfügung. Das benachbarte Mlawula Nature Reserve liegt im Übergangsbereich von Dornsavanne zur feuchteren Küstenvegetation – der Einfluss des Indischen Ozeans macht sich schon bemerkbar. Die niedrigen, mit Gebüsch übersäten Lebombo-Berge und der ganzjährig fließende Mbuluzi und der deutlich schmalere Mlawula mit ihren Tälern prägen das Terrain. Rund 350 Vogelarten sind hier zuhause und über 60 Säugetierarten, darunter Tüpfelhyäne und Leopard, Wasserbock und Elenantilope, Gnu und Zebra. Wie in allen Parks und Schutzgebieten kann man auch hier mit dem Mountainbike durchs Gelände fahren oder sich zwei- bis neunstündigen Fußsafaris anschließen und es gibt einfache „self-catering tents“, aber auch neue „Chalets“.

Das etwas abseits liegende Mkhaya Game Reserve rühmt sich seiner Hege für vom Aussterben bedrohte Tierarten wie dem Nguni, einer einheimischen Rinderrasse oder dem Breitmaul- und Spitzmaulnashorn. Das Gelände umfasst flachen, sandigen Boden im Wechsel mit Akaziengehölzen und Vegetationsinseln an seichten Wasserläufen. Es gibt nur geführte Touren in Begleitung von Rangern (zu Fuß oder im offenen Landrover). Als erfolgreich gilt die Initiative zur Erweiterung der Elefantenpopulation und zum Schutz der Kaffernbüffel und einiger Antilopenarten. Auch die Vogelwelt ist mit farbenprächtigen Arten vertreten wie dem Ganzhaubenturako, dem Graukopfwürger oder dem Narinatrogon und dem zur Familie der Eisvögel gehörendem winzigen Natalzwergfischer.




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