DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

Der Ranger kennt jedes Schlagloch

Unser Tagesziel ist der Udawalawe Nationalpark, im Süden der Insel gelegen. Er erstreckt sich über die Grenze der Provinzen Ratnapura und Uva. Schon 1972 wurde das Schutzgebiet gegründet, seine Fläche misst 306 Quadratkilometer. Der Jeep, in den wir am Eingang klettern, hat ein offenes Dach. Das bringt Luft, und man kann besser fotografieren, auch wenn die Piste holprig ist. Ein Ranger steigt mit in das Fahrzeug. Er scheint jedes Schlagloch zu kennen. Das Parkgelände ist abgezäunt, was verhindern soll, dass die Elefanten den Park verlassen und die Felder der Bauern verwüsten, anderseits soll der Zaun verhindern, dass das Vieh der Umgebung den Wildtieren das Futter streitig macht.

Sri Lanka Büffel
Nicht nur Elefanten ...

Etwa 1.200 Elefanten leben noch auf Sri Lanka, die meisten davon in der Wildnis. Die wilden Elefanten haben eine dunklere Hautfarbe als die gezüchteten Arbeitselefanten. Die offene Graslandschaft erinnert etwas an die afrikanische Savanne. Vereinzelt überragen Bäume das Buschwerk. Eigentlich ist es eine Landschaft, die man in einem Tropenparadies nicht vermutet. Der graue Staussee, in dem wir bei genauerem Hinsehen Krokodile entdecken, passt da schon eher ins Bild.

Sri Lanka Elefanten im Fluss
... aber dann sind sie da!

Plötzlich sind sie da, die Elefanten. Unsere süddeutschen Reisegäste sind ganz aus dem Häuschen. Eine Herde von acht Elefanten steht praktisch mitten auf dem Weg, als gäbe es den Jeep mit uns gar nicht. Man kann sie nicht nur sehen, es riecht auch wie im Zoo. Die Elefanten lassen sich vom Geklicke der Fotoapparate nicht stören. Der Anblick ist majestätisch. Rechts aus dem Buschwerk taucht eine weitere Elefantengruppe auf. Beide Gruppen scheinen sich zu begrüßen: Zwei große Tiere gehen aufeinander zu und schlingen die Rüssel umeinander. Es ist, als ob sich zwei Freunde umarmen – ein beeindruckendes Schauspiel. Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir müssen zurück.

„Was geschieht eigentlich mit verletzten Tieren oder jungen, verwaisten Elefanten?“ fragt unsere Freundin aus Süddeutschland. Sie ist von dem Schauspiel so fasziniert, dass sie noch nicht einmal gemerkt hat, dass sie einen Sonnenbrand der Güteklasse 1 hat. „Werden sie getötet ?“ „Nein, wir versuchen sie zu retten, und wir bringen verletzte oder verwaiste Tiere ins Elefantenwaisenhaus nach Pinnawela, das liegt in der Nähe von Kandy“ erklärt Athula. „Etwa 70 Tiere werden dort derzeit gepflegt.

Zehn Tonnen Nahrung pro Tag

Die schönsten Elefantenbilder kann man machen, wenn die Elefanten im Fluss baden. „Da müssen wir hin !“ – Unsere Reisegästen hat das Elefantenfieber ergriffen. Sie sind so begeistert von den Rüsseltieren, dass sie die kulturellen Schönheiten am Rand der Strecke völlig vergessen und unbedingt mit uns am nächsten Morgen nach Kandy fahren wollen, auch wenn wir um fünf Uhr früh los müssen. Es ist noch stockfinster, als wir die beiden am nächsten Tag im Hotel abholen. Man merkt ihnen an, dass die Nacht kurz war. Trotz des Geholpers und Gehupes auf dem Weg nach Nordwesten sinkt unseren Reisegästen auf der Fahrt der Kopf auf die Brust.

Sri Lanka Zahntempel
Auch das ist Sri Lanka: der Zahntempel von Kandy ...

Wir erreichen Kegalla und gehen erst einmal frühstücken, ehe wir zum „Elefantenwaisenhaus“ fahren. Die Einrichtung gibt es seit 1975. Gegründet wurde sie auf dem ehemaligen Gelände einer Kokosplantage vom Department of Wildlife als Auffangstation für verwaiste oder verletzte Elefantenbabys in der Nähe des Flusses Maha Oya. Zehn Tonnen Nahrung benötigt die Elefantengruppe tagtäglich: Etwa fünf Tonnen Palmwedel und Blätter und fünf Tonnen Stämme der Kitu-Palme.

Sri Lanka Tempelwächter
... und die Elefanten als Tempelwächter

Gegen neun Uhr öffnen sich die Tore für die Besucher . Auf den Wegen im Gelände kann man sich frei bewegen und sich auch mit aller Vorsicht den Tieren nähern. Wenn der „Mahout“, der Elefantenhüter, dabei ist, hat man die Gelegenheit, auch einmal einen Elefanten zu streicheln, besser gesagt, die borstige Haupt zu tätscheln. Die erste Attraktion ist die Fütterung der Jungtiere, die bis zu ihrem fünften Lebensjahr neben Blättern und Holz dreimal täglich etwa fünf Liter Milch aus der Flasche erhalten. Alle Elefanten sind im übrigen bei der Fütterung angekettet. Würde man sie frei herum laufen lassen, würden die älteren Tiere den Jungtieren die Nahrung wegfressen. „Die hier aufgezogenen Elefanten werden wohl immer hier bleiben müssen. Auswildern kann man die Tiere nicht mehr“, erklärt Athula, „sie haben sich zu sehr an den Menschen gewöhnt“.

Seite 1 / 2 / 3 / zur Startseite