Robben, Papageitaucher und kristallklares Wasser

Mit dem Seekajak vor der schottischen Westküste

Text und Fotos: Rainer Heubeck

Schottland - auf der Insel Raasay

Auf der Insel Raasay

Gestern noch schillerte das Wasser am hellen Sandstrand im Südwesten der Insel Raasay so klar wie in der Karibik. Heute jedoch hängt über dem Sound of Raasay ein grauer Schleier, der uns, das erste Mal während der 4-tägigen Paddeltour, daran erinnert, dass wir uns im Norden Europas befinden, zwischen der Westküste Schottlands und den Inneren Hebriden. In den letzten drei Tagen sind wir – fast immer bei strahlendem Sonnenschein – von der Skye Bridge nach Port Lunge gepaddelt, haben bei den Kishorn Islands Seehunde gesehen, die wenige Meter neben unseren Zweierkajaks ihre Köpfe neugierig aus dem Wasser gestreckt haben, sind Papageitauchern begegnet und – natürlich – auch zahlreichen Möwen.

Schottland - Sound of Raasay

Auf dem Sound of Raasay

Mit etwas Glück, so berichtet Seekajak-Guide Andreas Heinzl, kann man in den Gewässern rund um die Isle of Skye auch Ottern, Schweinswale und Delfine erspähen. Doch das Natur-Szenario, das wir angetroffen haben, war spektakulär genug. Ein letztes Mal heißt es die Kajaks ans Ufer tragen, die Zelte, Planen und Kocher in den Luken verstauen, die blauen Packsäcke mit Schlafsäcken, Kleidung und Kulturbeutel am Kajak festzurren, die Spritzdecke über Kleidung schieben, mittels Paddelstütze einsteigen – und ab aufs Wasser.

Schottland - mit bepackten Seekajaks unterwegs

Heute geht es gegen den Wind, immer wieder schwappen Wellen über den Bootsrumpf – doch dank Spritzdecke bleiben wir weitgehend trocken. Knapp dreieinhalb Stunden sind wir unterwegs, kämpfen uns Meter für Meter gegen die Böen, bis zur Küstenstadt Portree. Andreas Heinzl freilich hat für den Seegang nur ein müdes Lächeln übrig. „Das ist nur Windstärke drei, kritisch wird es erst ab Windstärke sechs“, sagt er, und schiebt sein Paddel kraftvoll durchs Wasser. Für die Fahrt von Raasay (1) zur Ostküste der Isle of Skye, der größten Insel der Inneren Hebriden, hat der 42-jährige eine Strecke ausgewählt, an der die beiden Inseln nur gut einen Kilometer auseinander liegen. Dazu kommt: Wir paddeln zwar auf dem Atlantik, doch in einem Bereich, der durch die Inneren und Äußeren Hebriden von der offenen See geschützt ist. Dennoch sind wird auf dem Meer, spüren den Salzgeschmack in der Luft, entdecken abends weiße Salzflecken auf unseren Paddeljacken. Und wir leben mit den Gezeiten, richten unseren Tagesplan nach Meeresströmungen und nach Ebbe und Flut. Denn wer zu spät kommt, der trägt sein Boot.

Schottland - Isle of Skye - auf dem Sligachan-Campingplatz

Auf dem Sligachan-Campingplatz

Das hatten wir einen Tag vorher erfahren. Unser Ausgangspunkt lag im Osten der Isle of Skye, in der Nähe des traumhaften Sligachan-Campingplatzes (2), der von einem spektakulären und urzeitlich anmutenden Gebirgspanorama umgeben ist – den schwarzen Cuillins und den roten Cuillins. Während die roten Cuillins aus Granit geformt sind, bestehen die schwarzen Cuillins aus grobkörnigen Gabbro-Gestein und aus Basalt. Sie sind Teil eines gewaltigen, längst erloschenen und langsam erodierenden Vulkankraters, der weite Teile der Isle of Skye bedeckt.

Zwischen dem Campingplatz und den roten Cullins rauscht ein kleiner Fluss, der River Sligachan. Er sollte uns hinaus führen aufs Meer, doch da wir etwas später als geplant von einer Destillen-Besichtigung zurückgekommen sind, war das Meerwasser aus der seichten Flussmündung schon ein Stück zurückgewichen. Kurz bevor wir endgültig auf dem Trockenen saßen, schafften wir es gerade noch aufs Wasser. Rund sechs Meter beträgt der Wasserstands-Unterschied zwischen Ebbe und Flut rund um die Isle of Skye. Wer sein Kajak bei Ebbe zu nah am Wasser liegen lässt, findet es morgens womöglich nicht mehr mehr wieder.

Schottland - Ilse of Skye - Destillerie

Destillerie

Die Insel Skye gehört zu den Inneren Hebriden, ihr gälischer Name heißt übersetzt „Insel des Nebels“. Rund 9000 Menschen leben auf der Insel, die vom National Geographic Magazine zu den fünf schönsten Inseln der Welt gezählt wird. Ihre Hauptstadt ist das Städtchen Portree (3). Im Gegensatz zu anderen schottischen Hafenstädten, die meist grau in grau wirken, überrascht der Ort mit bunten, zur Bucht hin ausgerichteten Häusern, auf die das warme Licht der Nachmittagssonne fällt.

Schottland - Küstenstadt Portree

Küstenstadt Portree

Sechzehn Tage dauert die komplette Seekajakreise rund um die Isle of Skye. Sie wird auch mit deutschsprachiger Reiseleitung angeboten. Der Organisator, der Oldenburger Reiseveranstalter Club aktiv, hat viel Erfahrung mit Seekajaktouren, egal ob auf den Seychellen, in der dänischen Südsee oder auf der norwegischen Geirangerfjord. Die Aktivreisen, die stets von erfahrenen ortskundigen Guides begleitet werden, sind organisierte Rucksackreisen auf dem Wasser – denn Verpflegung, Schlafsack, Zelte und alles, was unterwegs benötigt wird, ist in den Bootsluken und in Packsäcken verstaut. So können die Paddler an einsamen Buchten und Stränden übernachten, die auf dem Landweg schlecht oder gar nicht zu erreichen sind. 

Schottland - Übernachten in einer kleinen Bucht

Reiseinformationen

Seekajakreisen: Eine 16-tägige geführte Seekajaktour in den Gewässern um die Isle of Skye kostet inklusive An- und Abreise ab/bis Köln ab 1655 Euro pro Person. Gepaddelt werden zwischen zehn und dreißig Kilometer pro Tag. Infos und Anmeldung bei Club Aktiv, Donnerschweerstr. 33, 26123 Oldenburg, Tel. 0441/9849812, www.club-aktiv.de

Informationen zu Schottland und zur Isle of Skye: www.visitscotland.com, www.skye.co.uk, www.scotland-inverness.co.uk/skye.

 

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