Salomonen im Überblick
Es war am 19. November 1567, als die beiden Segler „Los Tres Reyes“ und „Todos los Santos“ aus dem Hafen von Lima in Peru nach Westen ausliefen. Sie standen unter dem Kommando des gerade 25jährigen Alvaro de Mendaña de Neira. Sein Auftrag lautete, Neuland zu entdecken und zu erforschen und die Seekarten auf den neuesten Stand zu bringen.
Auch waren Informationen über die Ressourcen und Eigenarten der Eingeborenen gefragt. Die königlich-spanische Direktive verlangte außerdem herauszufinden, wie man die künftigen Neubürger in den Schoß der Kirche holen könne. Gewaltanwendung war strikt untersagt, doch wann verlief die Ausweitung des spanischen Weltreichs schon gewaltlos, zumal auch bei dieser Expedition Gold eine unheilvolle Rolle spielen sollte. Seit Jahren schon kursierten in Lima Gerüchte über unvorstellbar reiche Inseln in den Weiten des Pazifiks, wo es Gold im Überfluss geben sollte und das ließ nur den einen Schluss zu, dass es sich um das sagenumwobene Goldland Ophir handeln müsse, wo nach der Bibel der israelitische König Salomon seine Schiffe mit Gold belud und seinen märchenhaften Reichtum begründete.
Noch bevor die kleine Flotte in See stach, war das Offizierskorps in mehrere Fraktionen zerfallen: Die einen hatten nur das Gold im Kopf, anderen -wie Mendaña- war die Bekehrung der „Heiden“ das wichtigste Anliegen, eine dritte Gruppe wollte endlich den Südkontinent „Terra Australis Incognita“ entdecken, ein seit Ptolemaeus auf der Südhalbkugel vermutetes „Gegengewicht“ zu den nördlichen Kontinenten. Am 7. Februar 1568 kam Land in Sicht. Mendaña gab der Insel den Namen Santa Isabel. Kontakt zu den Inselbewohnern kam schnell zustande. Es ging anfangs friedlich zu, doch dann schlug die Stimmung um, Missverständnisse häuften sich, es kam zu Gewaltausbrüchen. Anlass war zumeist die von den Fremden geforderte Versorgung mit Lebensmitteln, zu der die Einheimischen nicht in der Lage waren.
Foto: © Kirklandphotos.com / Solomon Islands Visitors Bureau
Ungerührt lässt Mendaña mehr als zwanzig Inseln erkunden, führt eifrig Tagebuch, doch selbst ihn zermürbt der stets gleiche Kreislauf von freundlichem Empfang, Missverständnissen, Gewalt und Vergeltung in den Beziehungen zu den Eingeborenen. Er entscheidet sich für den Rückzug. Nach 22 Monaten und dem Verlust von 35 Besatzungsmitgliedern – der Blutzoll der Inselbewohner war weitaus höher – läuft die Expedition wieder in Callao, dem Hafen Limas, ein.
Allein der neu entdeckte Archipel hatte jetzt in Verheißung großer Reichtümer einen Namen: Salomonen. Der „Südkontinent“ aber blieb unentdeckt, Gold und andere Schätze wurden nicht gefunden, kein „Heide“ zum Christentum bekehrt. Doch Mendaña gab nicht auf. Einer spanischen Kolonie auf den Inseln räumte er gute Überlebenschancen ein und so belagerte er hartnäckig die königlichen Amtsstuben, bis er schließlich 1595 eine zweite Expedition anführen konnte, die auf Nendo im Santa-Cruz-Archipel (im äußersten Südosten der Salomonen-Inselkette) eine spanische Kolonie gründete, die, wie sich bald herausstellen sollte, nicht überlebensfähig war. Mendaña starb dort am 18. Oktober 1595.
(1) Guadalcanal (2) Gizo (3) Vella Lavelle Island (4) Tetepare (5) Marovo-Lagune (6) Kavachi (7) Malaita (8) Sikaiana (9) Ontong Java (10) Choiseul (11) Santa Isabel (12) Rennell
Ob er die Lage des Archipels nur nachlässig beschrieb, wie ihm nachgesagt wird, oder die Koordinaten bewusst verschleierte, sei dahingestellt. Jedenfalls erreichte kein Europäer in den nächsten 170 Jahren die Salomonen. Dann tauchten fast gleichzeitig zwei Forscher in der Inselwelt auf: Anlässlich seiner zweiten Weltumsegelung der britische Marineoffizier Philip Carteret, der im Sommer 1767 die Santa-Cruz-Inseln wiederentdeckte und 1768 der französische Entdecker Louis Antoine Bougainville – auch er im Auftrag seiner Regierung unterwegs um die Welt – der der großen Insel seinen Namen verlieh, die heute zu Papua-Neuguinea gehört, deren Bürger sich aber ethnisch den Melanesiern auf den benachbarten Salomonen zugehörig fühlen.
Die nun einsetzende Kolonisierung durch Kaufleute, Missionare, Glücksritter und Sklavenhändler hatte allein die Ausbeutung von Naturgütern und Arbeitskräften im Visier. Eine starke antieuropäische Stimmung war die Folge. Sie entlud sich in Revolten und Mordanschlägen.
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Spuren der Vergangenheit sucht man in der Hauptstadt Honiara auf Guadalcanal (1) vergebens. Ihre Zeit beginnt erst mit dem Pazifikkrieg in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie entstand rund um eine amerikanische Militärbasis. Heute zählt sie vielleicht 70.000 Einwohner und verfügt über einen geschäftigen Hafen, von dem aus Frachter und Fähren die Hauptstadt mit den anderen Inseln verbinden. Am Stadtrand liegt der einzige internationale Flugplatz des Inselstaats, das ehemalige amerikanische Henderson Airfield. Es gibt eine Handvoll Hotels, nicht unwichtig für Touristen, die hier salomonischen Boden betreten, um schon nach ein oder zwei Nächten zu anderen Zielen aufzubrechen, denn „it`s hard to find too much to like about Honiara“, wie ein amerikanischer Reiseführer trocken vermerkt. Was aber ins Auge fällt, sind die gepflegten „Memorials“, Gedenkstätten für die amerikanischen und japanischen Opfer eines unvorstellbaren Gemetzels, das von August 1942 bis Februar 1943 über diesen Küstenstreifen hereinbrach. „The Battle of Guadalcanal“ markierte einen Wendepunkt im Pazifikkrieg zugunsten der Amerikaner und ihrer Alliierten. 30.000 Japaner und 7.000 Amerikaner, Briten, Australier, Neuseeländer fanden den Tod. Der Meeresgrund vor Honiara bis hinüber zu den Inseln Savo und Florida ist gepflastert mit versenkten amerikanischen und japanischen Kriegsschiffen. Die Meerenge „Iron Bottom Sound“ zu nennen, ist wahrlich keine Übertreibung.
Die Japaner waren noch damit beschäftigt, ihre Überlebenden von der Insel zu evakuieren, als bereits Twentieth Century Fox den patriotischen Film „Guadalcanal Diary“ zur Stärkung der Moral an der Heimatfront in die amerikanischen Kinos brachte mit Anthony Quinn in der Hauptrolle.
Die Einheimischen haben zum Krieg und seinen noch vielerorts sichtbaren Spuren ein entspanntes Verhältnis. Längst haben sie ein einträgliches Geschäft daraus gemacht und „World War II Tours“ für Familien von Kriegsveteranen und andere Besucher mit einem Faible für Militärschrott über und unter Wasser im Programm.
Foto: © Kirklandphotos.com / Solomon Islands Visitors Bureau
Reisende auf der Suche nach den letzten unberührten Flecken der Südsee werden früher oder später auf den Salomonen landen, wo alles in den Schatten gestellt wird, was sie sich zuvor ausgemalt hatten. Von „touristischer Infrastruktur“ kann außerhalb der drei, vier städtischen Zentren keine Rede sein, die Quartiere sind einfach und die Ernährung überaus gewöhnungsbedürftig. Die für uns befremdliche, oft geradezu verstörende melanesische Lebensweise bestimmt den Tagesablauf und nimmt Einfluss auf die Befindlichkeiten. Das Gefühl, der einzige Besucher weit und breit zu sein, trügt nicht.
Das Abenteuer beginnt mit der Buchung und Rückbestätigung eines der heiß begehrten Plätze in einem von vier „Buschflugzeugen“ vom Typ Twin Otter (20 Plätze) bzw. Britten-Norman Islander (9 Plätze), die allein den gesamtem Inselverkehr bestreiten und deshalb chronisch überbucht sind. Von Honiara werden 24 Inselziele angeflogen, davon gleich sechs in der Western Province mit ihren wunderschönen Landschaften. Gizo (2) ist nach Honiara der am stärksten entwickelte Landkreis der Salomonen. Grund dafür sind einige der weltweit besten Tauch- und Schnorchelreviere (Fische, Korallenriffe, Steilwände, Wracks), die internationales Publikum anziehen. Zehn Minuten mit dem Speedboot sind es von Gizo zum winzigen Kennedy Island, wo John F. Kennedy im August 1943 mit zehn Kameraden ans Ufer schwamm, nachdem sein Boot versenkt worden war. Ein anderes interessantes Ziel in der Western Province ist Vella Lavella Island (3), das von einem „schlafenden“ Vulkan überragt wird. Seine thermischen Aktivitäten machen sich die Megapodes oder Großfußhühner zunutze. Statt sich auf die Eier zu setzen, um sie auszubrüten, vergraben sie ihre Eier im aufgeheizten Sand und überlassen ihm das Brutgeschäft. Fehlen die thermischen Voraussetzungen, häuft das männliche Tier mit seinen Megapodes, den großen Füßen, einen gewaltigen Haufen aus verrottenden Pflanzenresten an, in den die Henne im Laufe von sieben Monaten 20 – 35 Eier legt. Bei gleich bleibend hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die vom Hahn laufend kontrolliert und notfalls korrigiert werden, schlüpfen nach etwa sieben Wochen die Küken. Die ungewöhnlich großen Eier sind unter den Einheimischen begehrt. Vielleicht hat sich auch jener japanische Soldat, der sich mehr als zwei Jahrzehnte auf Vella Lavella versteckt hielt und 1965 mit militärischen Ehren nach Japan verabschiedet wurde, von ihnen ernährt.
Skull Island konfrontiert Besucher mit der finsteren Seite der Salomonen. Wie vielerorts gibt es hier Schädelschreine zu bestaunen, gruselige Relikte besiegter Krieger. Kopfjagd, Kannibalismus und Schädelverehrung waren zentrale Elemente der traditionellen Kultur. Dass die Großeltern der freundlichen, gelassenen Insulaner von heute noch bis in die 1930er Jahre ihre blutrünstigen Rituale pflegten und deshalb zu den gefürchtetsten Volksstämmen der Welt gezählt wurden, will so gar nicht ins Bild passen.
Nahebei liegt Tetepare (4) , die wohl größte unbewohnte Insel im Südpazifik (120 km²), ein Naturparadies, gut geschützt und umsorgt, mit großen Regenwaldbeständen und Stränden, an denen die gefährdete Lederschildkröte, die Echte Karettschildkröte und die Suppenschildkröte ihre Eier ablegen und Seekühe (Dugongs) sich in der Sonne räkeln. Die Insel darf besucht werden. Vor Ort gibt es ausgebildete Führer, eine Forschungsstation, einfache Unterkünfte.
Foto: © Kirklandphotos.com / Solomon Islands Visitors Bureau
Höhepunkt aller Unternehmungen in der Western Province ist eine Bootstour in die Marovo-Lagune (5). Für James A. Michener lag hier eines der sieben Naturwunder der Erde. Die Lagune bildet einen weiten Halbkreis vor den Vulkaninseln New Georgia, Vangunu und Gatokae. „Schlafende“ Vulkane, schroffe Gebirgshänge, ausgedehnte Lagunensysteme und unzählige Inseln fügen sich hier zu einem großartigen Panorama, dem Korallenriffe, Seegrasteppiche und Mangrovenwälder typisch pazifische Zutaten beimischen. Marovo Lagoon ist die weltgrößte von einem doppelten Barriere-Riff umschlossene Lagune. Dort, wo sich das Riff gehoben hat, thronen dicht bewachsene Inseln auf seinem Rücken und im Wasser der Lagune sind es Hunderte kleiner bis winziger Inseln, die nach Hebungsprozessen die Wasseroberfläche durchstoßen haben, umwuchert nun von Mangrovengebüsch und gekrönt von einer Kappe grünen Tropenwalds.
Die vulkanische Natur dieser Landschaft setzt sich nach Süden fort. Rund 30 km sind es von Vangunu Island zum spektakulären Kavachi (6), einem der aktivsten Unterwasservulkane im Südwestpazifik. Seit seinem ersten, 1939 beobachteten Ausbruch ist er acht Mal aktiv geworden, zuletzt 2007. Dabei stieß er eine 500 m hoch steigende Schwefeldampfwolke aus, schüttete eine 15 m hohe Insel auf, die alsbald wieder verschwand. Sein Kegel endet 20 m unter dem Meeresspiegel, die Flanken reichen bis in 1.100 m Tiefe. Dort unten, an seiner Basis, erreicht der Vulkan einen Durchmesser von acht Kilometern.
Mit einer Fläche von über 4.300 km² zählt Malaita (7) zu den großen, urwüchsigen Inseln der Salomonen. Zerklüftetes Hochland beherrscht das Inselinnere, wo sich Hunderte Quellen in Bäche ergießen, die sich ihren Weg durch das weiche Kalkgestein graben. In höheren Lagen wuchert Bambus und darüber erhebt sich von Moosen und Flechten bewachsener Nebelwald. An den Küsten gedeihen Schraubenbaum, Kokosnusspalme, Mangroven, Sagopalmen und in dem breiten Gürtel darüber tropische Harthölzer.
Ohne ortskundige Begleitung sollte man sich lieber nicht im Gelände bewegen. Die Gefahr „to get lost“ liegt auf der Hand und es wäre obendrein ein Jammer, die heiligen Schreine und Höhlen, die Flughunde, Skinks und Orchideen, deren Standort nur der einheimische Begleiter kennt, nicht zu Gesicht zu bekommen.
Gegenüber den kaum erforschten und nur von wenigen „bush people“ bewohnten Wäldern und Flusslandschaften des Binnenlands erscheint der schmale, dicht besiedelte Küstenstreifen in seiner Entwicklung um Jahrzehnte voraus. Dynamische, nicht selten rebellische Stämme leben hier. Sie pflegen ihre tief verwurzelten Traditionen, verehren heilige Höhlen und Flüsse und ihre Ahnen, beherrschen die Seefahrt mit Kanus und erschaffen wunderschöne Schnitzereien. Sie verstehen sich auf Musik und Tanz. Berühmt sind Malaitas Panflötenspieler, die ihr Instrument aus einem Dutzend Röhren virtuos beherrschen. Anlässlich großer Festtage finden sie sich zu Ensembles zusammen und schicken den tief bewegenden Sound ihrer Instrumente über das Meer.
Noch immer zirkuliert Muschelgeld auf der Insel, kleine, polierte Muschelscheiben, die man durchbohrt und auf Schnüre aufreiht. In manchen Dörfern wird damit der Brautpreis bestritten oder Beisetzungsfeierlichkeiten finanziert, aber immer seltener dient es als Dollar-Äquivalent.
Sehenswert sind die für Malaita so typischen künstlichen Inseln, die hier schon vor Jahrhunderten als Schutz vor Kopfjägern und bei blutigen Stammesfehden auf Sandbänken oder Riffs errichtet wurden. Auch ohne die Schrecken der Vergangenheit sind die Häuser auf dem Wasser noch heute begehrt. Jedes Jahr kommen neue hinzu. Ihre Bewohner, die man hier „Salzwassermenschen“ nennt, leben vom Fischfang. Ihre Beute tauschen sie gegen Taro und Yams auf dem „Festland“ ein.
Foto: © Kirklandphotos.com / Solomon Islands Visitors Bureau
Zur Provinz Malaita zählt auch das kleine, isolierte Atoll Sikaiana (8). Auf seinen vier winzigen Riffinseln, sogenannten „Motus“ aus zertrümmerten Korallen und Korallensand mit einer Landfläche von gerade einmal 2 km² (die Lagune erreicht 15 km²) leben ungefähr 300 Menschen polynesischer Abstammung – Fremdlinge im melanesischen Kulturkreis.
Auch das an der Peripherie der salomonischen Inselwelt liegende Großatoll Ontong Java (9) ist ein polynesischer „outlier“, eine Exklave außerhalb des sog. polynesischen Dreiecks, das den althergebrachten Siedlungsraum der Polynesier darstellt mit seinen Eckpunkten Hawaii, Osterinsel, Neuseeland. Aus dem All betrachtet ähnelt das Atoll einem Riesenstiefel. Mit seinen gewaltigen Ausmaßen (72 km Länge, 11 – 26 km Breite) zählt Ontong Java zu den größten Atollen der Erde. Seine Fläche (einschließlich Lagune, Riff, Riffinseln) wird auf 1.400 km² geschätzt, aber nur 12 km² sind Landfläche, verteilt auf 122 kleine und kleinste Inseln aus Korallenrückständen, die nur um wenige Meter den Wasserspiegel überragen. 2.000 Menschen leben hier mehr oder weniger gut vom Fischfang und dem Anbau von Taro, der Produktion von Kopra. Vor wenigen Jahren, als die Behörden noch ein Auge zudrückten, erwirtschafteten sie ein ordentliches Zubrot durch das Sammeln von Seegurken und Riesen-Kreiselschnecken, für die sie in Hongkong Abnehmer fanden. Heute steht das bizarre Seegetier unter Schutz.
Wer „Südseefeeling“ erleben möchte mit allem, was dazu gehört – endlose, weiße Korallensandstrände etwa und sich im Wind wiegende Kokospalmen, reiche Fischgründe, das Geschrei der Seevögel, Tauchgänge und Segeltouren und freundliche Insulaner, die zu feiern verstehen – hier lässt es sich wahr machen und Solomon Airlines bringen einen hin und wenn es das Wetter erlaubt, holen sie den Teilzeit-Robinson auch wieder ab.
Kaum vorstellbar, dass einmal kaiserlich-deutsche Staatsdiener hier ihren Amtspflichten nachgingen, wenn auch nur für eine Handvoll Jahre, nach denen das Atoll den Besitzer wechselte und britisches Schutzgebiet wurde. Hintergrund war der verbissene Streit um Einflusssphären zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien. 1885 waren die nördlichen Salomonen (Bougainville, Buka, Choiseul, Santa Isabel, die Shortlands und Ontong Java) dem Protektorat Deutsch-Neuguinea eingegliedert worden. Nach dem Samoa-Vertrag von 1899 trat Deutschland „seine“ salomonischen Inseln außer Bougainville und Buka im Tausch mit Samoa an England ab. Samoa wurde zwischen den USA und dem Deutschem Reich entlang des 171. Längengrads geteilt. England verzichtete dort auf alle Rechte. Die Deutschland verbliebenen nordsalomonischen Inseln gingen im 1. Weltkrieg verloren. An Australien war es nun, die Inseln als Mandatsgebiet des Völkerbundes zu verwalten. Nach dem Ende des Pazifikkriegs wurden die Salomonen wieder englisches Protektorat.
Als „adventure`s haven“ voller unberührter Naturwunder sehen sich die großen, langgestreckten Inseln Choiseul (10) , Santa Isabel (11), San Cristobal wie auch die kleinen Vulkaninseln und Atolle des Santa Cruz Archipels. Sie laden ein zu traditionellen Tänzen und geführten „bush walks“, verraten, wo die Strände der Meeresschildkröten liegen und versprechen Begegnungen mit gefährlichen Salzwasserkrokodilen und hochgiftigen Seeschlangen. Sie lassen ihre Besucher teilhaben am aufregenden Fang der Landkrabben und fordern sie auf, ihr Angelglück zu versuchen, sei es mit Rute, Speer oder Netz.
mehr zu: Welt(kultur)erbestätten auf den Salomonen
Ein ganz besonderes, nämlich ein Gehobenes Atoll, ist Rennell (12). Zunächst besaß es die typischen Merkmale eines „gewöhnlichen“ Atolls, also Korallenriff und Lagune. Dann setzten plattentektonische oder/und vulkanische Aktivitäten ein, die das Atoll anhoben, bis es den Meeresspiegel um mehr als 100 m überragte, was Rennell zum höchsten Atoll der Erde macht. Die Lagune trocknete nicht aus, wie es bei Hebungsprozessen eigentlich die Regel ist. Sie bildet heute als Tegano-See mit einer Fläche von 155 km² das größte Binnengewässer der pazifischen Inselwelt. Es ist ein Brackwassersee auf Meereshöhe, der von hohen Felswänden, dem ehemaligen Riff, umringt wird. Seine erhöhte Salzkonzentration ist auf unterirdische Verbindungen zum Meer zurückzuführen. Der See ist Teil eines 1998 zum Weltnaturerbe erklärten, 370 km² großen Schutzgebiets im östlichen Teil von Rennell. Das Gebiet um den See gilt wegen seines tropischen Regenwalds und der hier herrschenden Wetterextreme (häufige Zyklone, starke Niederschläge) als ein wahres Naturlabor für die wissenschaftliche Forschung. Nirgendwo sonst auf der Welt ist die Dichte endemischer Tier- und Pflanzenarten im Verhältnis zur Fläche größer.
Für die wenigen Besucher stehen zwei, drei einfache Gästehäuser bereit. Solomon Airlines steuern 2X wöchentlich den Airstrip von Tingoa im westlichen Rennell an und dann sind es noch drei bis vier Stunden im Geländewagen auf holperiger Piste durch den Regenwald, bis das Seeufer erreicht ist.
Eckart Fiene