Morgenstundtrilogie mit Pistenbutler

Ungewöhnliches Wintervergnügen an der Turracher Höhe

Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab

Normalerweise watscheln Entenfamilien nicht den Berg hoch; höchstens mal ein Stück die Uferböschung hinauf. Diese vielbeinige Entenfamilie schnattert aufgeregt und marschiert mehr oder weniger im Gleichschritt hinter einander her. Ohne Flügel, ohne Schnabel, aber immer bergauf. An steilen Stücken wird auch schon mal ein Zickzackkurs eingeschlagen. Vorne weg geht keine Entenmutter, sondern Elmar Ebener. Der 48-jährige führt die kleine Gruppe die Turracher Höhe hinauf - dem Sonnenaufgang entgegen.

Österreich - Turracher Höhe - Schneeschuhwandern

Trotz der untergeschnallten Schneeschuhe ist dieses Vorhaben durchaus mühselig. Und obschon die Temperaturen bei minus 18 Grad Celsius liegen, ist niemandem wirklich kalt. Denn so eine Schneeschuhwanderung die Skipiste am Kornock hinauf ist durchaus anstrengend. Erst recht auf nüchternen Magen. Noch bevor der erste Hahn in dem kleinen Skiort an der Grenze zwischen Kärnten und der Steiermark das erste Mal gekräht hat, hat sich der Tross bereits in Bewegung gesetzt – genauer gesagt in absoluter Dunkelheit um 7 Uhr morgens. Als Belohnung warten oben auf dem Kornock nicht nur herrliche Sonnenaufgangsimpressionen und ein herrliches Bergpanorama, sondern auch ein wohl verdientes Frühstück auf 1.968 Metern über dem Meeresspiegel.

Österreich - Turracher Höhe - Bergpanorama

Noch ein Lohn folgt den morgendlichen Mühen: Bis neun Uhr kann die „Entenfamilie“ das Skigebiet völlig alleine nutzen. Pistenbutler Elmar hat zuvor bereits die Ski und die Skischuhe hinauf zur AlmZeit Hütte gebracht. Und was ist das für ein Genuss, mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages eine perfekt präparierte und völlig menschenleere Piste hinunter zu sausen! Das einzige Geräusch, das in dieser puderweißen Idylle der Turracher Höhe zu hören ist, sind die eigenen Skikanten und der gelegentliche „Freudenjuchzer“ der wedelnden „Entenfamilie“.

Österreich - Turracher Höhe - Pistenbutler

„Morgenstundtrilogie“ nennt sich diese Kombination aus Schneeschuhwandern, Sonnenaufgangsstimmung, Frühstück und besonderem Abfahrtsgenuss, der immer dienstags morgens um 7 Uhr von der Talstation der Kornockbahn aus angeboten wird. Noch dazu kostenfrei – zumindest für alle Gäste, die in einem der elf so genannten Butler-Betriebe an der Turracher Höhe untergebracht sind.

Österreich - Turracher Höhe - Abfahrtski

„Wir sind keine Animateure, sondern wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass sich die Gäste bei uns wohlfühlen", unterstreicht Elmar Ebener das Eigenverständnis des Pistenbutlers. Zusammen mit einer Kollegin verwöhnt er tagtäglich die Gäste.

„Es sind die kleinen Dinge, die uns groß machen“, weiß der 48-jährige, und dass der bunte Strauß an Aufmerksamkeiten und Serviceleistungen die große Trumpfkarte der Turracher Höhe ist. Schon muss er sich von seiner heutigen „Entenfamilie“ verabschieden, um mit einem Schneemobil durch das 42 Pistenkilometer umfassende Skigebiet zu düsen und auch die anderen Wintersportler ein wenig zu verwöhnen.

Mit dem knallroten Skidoo stellt er sich an den Rand der beliebtesten Abfahrten und reicht den Skifahrern und Snowboardern mal einen Apfel, ein paar Weingummis oder ein Stück Traubenzucker zur Stärkung, den Triefnasen eine Packung Taschentücher, den Kindern ein Eis und den etwas größeren Skihasen auch schon mal ein Glas Prosecco – für den Kreislauf, versteht sich.

Kein Wunder, dass sich sofort eine kleine Menschentraube bildet, sobald Elmar Ebener mit seinem Butlermobil irgendwo im Skigebiet zum Stehen kommt. Das speziell umgerüstete Fahrzeug verfügt auch über zwei Spender für Sonnenmilch mit verschiedenen Lichtschutzfaktoren.

Selbst wenn der Pistenbutler mal nicht auf der Piste zu sehen ist, ist er beileibe nicht untätig: mal führt er kleine Gruppen bei einer Genusssafari von Hütte zu Hütte, um regionale Köstlichkeiten zu testen, mal befreit er die Windschutzscheiben der geparkten Gästeautos von Eis und Schnee.

Österreich - Turracher Höhe - Skihütte

Unabhängig von dem charmanten Butlerservice hat das familienfreundliche Skigebiet noch einiges mehr zu bieten. Die Sonnenalmbahn etwa verläuft durch das Gebiet von drei Gemeinden und zwei Bundesländern. Quer durch den Turracher See, dessen Wasser im Bedarfsfall verwendet wird, um die Pisten künstlich zu beschneien, erstreckt sich die Landesgrenze zwischen Kärnten und der Steiermark. Auf dem zugefrorenen See, der in Teilen auch zum Eislaufen genutzt wird, verkehrt das so genannte „Seetaxi“. Dies ist eine Art Traktor, der an der Anhängerkupplung eine lange Stange befestigt hat. Hieran können sich die Skifahrer und Snowboarder festhalten, um sich quer über den See von einem Teil des Skigebiets ins andere ziehen zu lassen.

Österreich - Turracher Höhe - Pistenfahrzeug

Vom Seeufer gelangen Skifahrer und Snwoboarder auch mit Hilfe der Sonnenalmbahn sowie über die Schwarzseeabfahrt zu einer weiteren charmanten Besonderheit: dem Seitensprunglift. Dessen Häuschen ist passenderweise von außen mit Schlüpfern und Büstenhaltern dekoriert. Was nicht bedeutet, dass die Skishasen in dem 325 Meter langen Schlepper auch versuchen sollten, sich gegenseitig abzuschleppen. Was natürlich nicht heißt, dass sie nicht miteinander ins Gespräch kommen sollten. Schließlich gibt es an der Turracher Höhe auch ohne den Seitensprunglift genügend Gesprächsstoff.

 

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