Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther (wenn nicht anders angegeben)
Holland hat Jahrhunderte lang den Stürmen und den Fluten der Nordsee getrotzt. Geniale Ingenieurleistungen waren nötig, um dem Meer das Land abzugewinnen und Polder für Polder zu schaffen, damit der Ruf „Land unter“ nicht mehr über das platte Land zu hören ist. Diesen zähen Kampf der Holländer und die dazu notwendigen Leistungen wurden durch die UNESCO mit der Aufnahme einiger „Monumente“ in die Liste des Weltkulturerbes gewürdigt. Unser Autor war vor Ort.
Flach wie ein Kuchenblech – so erstreckt sich die Landschaft, hier und da unterbrochen von Binnendünen und leicht hügeligen Heidelandschaften. Wasser ist das bestimmende Element: Grachten und Kanäle, Pumpwerke, Mühlen und Schleusen sichern den Bestand des Landes, das vielfach einige Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Machen wir uns also auf, den Ingenieurleistungen unserer Nachbarn auf die Spur zu kommen.
Stumme Zeugen vom Kampf mit den Fluten
Kein Mühlenschlag ist zu hören
Die Mühlen sind stumm, kein Klappern des Mühlrades ist zu vernehmen und das Rauschen des gespannten Segeltuchs im Wind gehört der Vergangenheit an. Als holländische Postkartenmotive sind die Mühlen von Kinderdijk-Elshout jedoch allgegenwärtig: Wie Zinnsoldaten stehen sie mitten im saftigen Grün, werden vom Taubenblau des Himmels zugedeckt, zeichnen sich als Schattenrisse im schwächer werdenden Rot der untergehenden Sonne ab. In einem Land, das bis zu sechs Meter unter dem Meeresspiegel liegt, gehörte die Bedrohung durch Hochwasserkatastrophen zum Alltag; sie wurde 1421 während der Sankt-Elisabeth-Flut ebenso traurige Wirklichkeit wie 1953, als es zum letzten Mal rund um Kinderdijk „Land unter“ hieß.
Typischer Mühlengang von Kinderdijk
Bereits im fünfzehnten Jahrhundert wurden erste Schöpfwerke gebaut, die mittels Windkraft „Wasser mahlten“ und die tiefgelegenen Polder entwässerten. Der in Brügge geborene Mathematiker, Ingenieur und führender Ratgeber des Prinzen Maurits von Nassau, Simon Stevin, verfeinerte zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts die Technik der Polderentwässerung, indem er mehrere Windmühlen hintereinander anordnete – Geburtsstunde des sogenannten „Mühlengangs“. Schon von weitem kann man sie sehen, die achteckigen und nach oben sich konisch verjüngenden Grundseiler. Ihre Flügel stehen meist in Kreuzstellung und verraten Arbeitsruhe. Diese ist eingekehrt, seit moderne Pumpwerke ihren Dienst verrichten.
Das „Mahlen des Wassers“ verlief in Kinderdijk ursprünglich in zwei Stufen: Die unteren Poldermühlen schöpften das Wasser in den unteren „Kanal“. Von dort aus wurde das Wasser durch eine weitere Wassermühle in einen höhergelegenen „Kanal“ geschöpft, um schließlich von hier aus bei Niedrigwasser über einen Schleusengang in die Lek abgeleitet werden zu können.
Es gibt, daran zweifeln selbst eingefleischte Skeptiker nicht, keine andere Stadt in Europa, die sich so häufig und konsequent neu erfindet wie Amsterdam. Würde man die jüngste Entwicklung der Stadt an der Amstel im Zeitraffer betrachten, käme ihr Wandel einer großartigen Kulissenschieberei gleich. Weg vom Schmuddelimage, hin zur Kunst-, Architektur- und Ausgehmetropole par excellance. Ohne dabei jedoch ihren individuellen Charme hinter hochglanzpolierten Sujets leugnen zu wollen.
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Windmühlen, Holzschuhe, Käse, Tulpen und Fahrräder; legale Drogen, Coffeeshops, Prostitution und Homo-Ehe - Klischees gibt es viele über die Niederlande, und sie ergeben ein ziemlich widersprüchliches Bild von unserem westlichen Nachbarn. Dementsprechend zieht das Polderland auch sehr unterschiedliche Urlaubertypen an.
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