Text und Fotos: Ulrich Traub
In der Nachsaison kommen die Urlaubsorte zu sich, entfalten wieder etwas von ihrer Ursprünglichkeit. Dann werden Sonnen- und Badeziele zu Oasen der Ruhe und Unaufgeregtheit. Am Strand kann man wieder tief durchatmen, ohne den Geruch von Sonnenschutzmitteln in der Nase zu haben. Und wer aufs Rad steigt, muss nicht befürchten, hektisch zur Seite geklingelt zu werden.
Zutritt erlaubt: menschenleere Strände laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein
Ameland ist solch ein Ort. Die westfriesische Insel ist ein ideales Ziel für Reisende, die ausspannen möchten und nicht jeden Tag nach neuen Formen des Zeitvertreibs lechzen. Wem der Sinn nach endlosen, fast menschenleeren Stränden, nach einer viele Kilometer langen Dünenkette, einsamen Wäldchen und nostalgischen Dörfern steht, der wird Ameland in den Herbstwochen lieben. Wer aber nicht allein unter Einheimischen sein will, dem sei der November als Reisemonat empfohlen.
Kunst inselweit
Die 25 Kilometer lange und an ihrer breitesten Stelle nur vier Kilometer breite Insel steht in diesen Wochen im Zeichen der Kunst. Vor allem niederländische Künstler zeigen Malerei, Fotografie und Skulptur, mal gegenständlich, mal abstrakt. Die meisten Werke erzählen von der Auseinandersetzung mit maritimen Themen. Der Weg zur Kunst hat zahlreiche Stationen, die über die ganze Insel verstreut sind. So lernt man nicht nur Ameland kennen, sondern macht auch Bekanntschaft mit Einheimischen und Urlaubern, die die Kunst auf Trab bringt.
Station auf der Kunstroute: das kulturhistorische Museum Sorgdrager, das den Namen eines berühmten Walfängers trägt
Eine kunstbeflissene Dame lobt die Ausstellung im Museum Sorgdrager in Hollum, das darüber hinaus mit der Inselhistorie vertraut macht. Ihr Mann hält es mehr mit der Natur und empfiehlt den Aufstieg auf einen der drei Blinkerts. Das sind die bis zu 24 Meter hohen Dünen, deren Name darauf verweist, dass ihr weißer Sand im Sonnenlicht blinkt. Einig ist man sich unter den Kunst-Ausflüglern, dass der Besuch der kleinen Kirchen, von denen jeder der vier Orte mindestens zwei besitzt, am lohnenswertesten ist. Sie sind von hölzerner Schlichtheit, behaglich und unprätentiös. Da stört es nicht, dass hinter einem Altar ein Modellbauschiff steht.
Die Geschichte Amelands ist in den Dörfern sichtbar geblieben. Neben alten Höfen bestimmen vor allem die stattlichen Kommandeurshäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert das Bild. Hier lebten die Familien der Walfänger, die es in diesem gefährlichen Handwerk zu Ruhm und Reichtum gebracht haben. Heute ruft ein begehbarer Finnwal vor dem Naturkundemuseum diese Zeit in Erinnerung. Auch der alte Turm von Nes, um den sich die Häuser des Ortes gruppieren, ist ein Zeitzeuge. Früher fungierte er als Seebake.
Gemütliches Holpern übers Riemchenpflaster: Dorfstraße in Ballum
Nach Einbruch der Dunkelheit werden die
baumbestandenen Gassen in das gelbliche Licht der alten Laternen
getaucht. Die letzten Radler holpern über das Riemchen-Pflaster.
Aus den Cafés und Restaurants schimmert einladend Kerzenlicht:
Gemütlichkeit allenthalben. Man kommt am Kamin zusammen, trinkt
einen mit Bitter aufgerüsteten Ameländer Koffie und tauscht sich
aus. Die einen wollen morgen durch das Naturschutzgebiet Het Oerd
wandern. Andere möchten über den Deich am Wattenmeer radeln. Ohne
Rad auf Ameland? Kein Problem. Auch im Herbst haben die
Radverleiher geöffnet. Wir befinden uns schließlich in den
Niederlanden.
Man lebt sich schnell ein auf dieser kleinen Insel, auf der es
aufgrund des kühlen Nordseewassers weniger regnet als auf dem
Festland. Dafür scheint häufiger die Sonne – auch im Herbst. Man
genießt die Ruhe, die saubere Luft und die Naturimpressionen, die
dem Auge schmeicheln. Wenn mal etwas den Weitblick verstellt, ist
es nicht etwa ein Hotelkomplex, sondern ein kleiner Nadelwald.
Nachsaison auf Ameland: Schafe grasen ungestört auf einem Picknick-Platz. Im Hintergrund hat sich der Ort Hollum in den Feldern und Weiden versteckt
Gerne beobachtet man das so monotone wie beruhigende Spiel der Wellen, folgt den Wolkenbergen, die schnell in Richtung Festland ziehen, und lässt sich vom Wind, der durch den Strandhafer raschelt, treiben. Schafe, die sich in aller Gemütsruhe die Wiese des Picknick-Platzes vornehmen, deuten es an: Die Urlaubermassen sind längst abgereist. Die einsamen Strandwanderer werden aber erfreut feststellen, dass die Strandpavillons noch geöffnet sind. Auf einem Logenplatz über dem Meer den Gedanken nachhängen und nicht merken, wie die Zeit verstreicht: Wellness-Urlaub ganz einfach.
Logenplatz über dem Meer: Die Strandpavillons haben im Herbst geöffnet
Es gibt, daran zweifeln selbst eingefleischte Skeptiker nicht, keine andere Stadt in Europa, die sich so häufig und konsequent neu erfindet wie Amsterdam. Würde man die jüngste Entwicklung der Stadt an der Amstel im Zeitraffer betrachten, käme ihr Wandel einer großartigen Kulissenschieberei gleich. Weg vom Schmuddelimage, hin zur Kunst-, Architektur- und Ausgehmetropole par excellance. Ohne dabei jedoch ihren individuellen Charme hinter hochglanzpolierten Sujets leugnen zu wollen.
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Windmühlen, Holzschuhe, Käse, Tulpen und Fahrräder; legale Drogen, Coffeeshops, Prostitution und Homo-Ehe - Klischees gibt es viele über die Niederlande, und sie ergeben ein ziemlich widersprüchliches Bild von unserem westlichen Nachbarn. Dementsprechend zieht das Polderland auch sehr unterschiedliche Urlaubertypen an.
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Kaum irgendwo stimmt der Slogan 'Neuland entdecken' so wie hier, in oder besser auf Flevoland, der neuesten Provinz der Niederlande. Sie entstand ab 1939, als man begann, die Zuidersee trocken zu legen. Ein Jahrhundertprojekt, das erst 1968 seinen Abschluss gefunden hat. Die Siedler, die es auf die neu gewonnenen Polder und die neuen Städte zog, waren Pioniere.
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Beginnen wir mit unserer Erkundung in dem Ort Den Burg, wo wir weit und breit keine Burg, aber einen mittelalterlich anmutenden ringförmigen Straßenverlauf vorfinden. Doch von einer Stadtmauer oder gar einem Graben zum Schutz des Ortes vor Angriffen, ist nichts zu sehen. Kern der Gemeinde ist der Groeneplaats, der Marktplatz. Steht da nicht auch eine kleine Markthalle am Rande des Platzes? Nein es ist keine Markthalle, sondern die alte Waage, in der Waren wie Käse gewogen und dann nach Gewicht besteuert wurden.
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