Mongolei im Überblick

Ein einfaches Reiseland ist die Mongolei beileibe nicht. Ihre touristische Infrastruktur steckt noch in den Kinderschuhen. Die Einrichtungen sind einfach und die stundenlangen Fahrten über hügelige Grassteppen, durch steiniges Gelände und Wüstensand zehren an den Kräften.

Mongolei

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Ein einfaches Reiseland ist die Mongolei beileibe nicht. Ihre touristische Infrastruktur steckt noch in den Kinderschuhen. Die Einrichtungen sind einfach und die stundenlangen Fahrten über hügelige Grassteppen, durch steiniges Gelände und Wüstensand zehren an den Kräften. Ungewohnt ist der eisige Wind, der über die Hochebenen fegen kann und die vom azurblauen Himmel herab brennende Sonne. Auch lässt die Weite des Landes schon dann und wann eine leichte Beklommenheit aufkommen, die sich aber wieder legt, wenn am Horizont die schneebedeckten Gipfel gewaltiger Bergmassive ins Blickfeld rücken oder das abendliche Farbenspiel über die Sanddünen der Gobi hereinbricht.

Unterwegs sind wir auf Nomadenfamilien gestoßen, die als Züchter und Hirten wie schon vor Urzeiten mit ihren Pferden und Kamelen, den Schafen, Ziegen und Yaks zwischen Winter- und Sommerweiden im „Land ohne Zäune“ hin- und herwandern. Als leicht zu transportierende Behausungen dienen ihnen die runden Jurten. „Ger“ nennen die Mongolen ihr traditionelles Zuhause. Als weiße Tupfen liegen sie verstreut im weiten Grasland. In einem touristisch etwas aufpoliertem Ger-Camp werden wir die erste Nacht in freier Natur verbringen, nachdem wir zuvor in einem Drei-Sterne-Haus in Ulaanbaatar genächtigt hatten – übrigens das einzige Mal unter einem festen Dach, denn Jurten werden draußen auf dem Land in den nächsten vierzehn Tagen unsere Unterkunft sein. Hotels gibt es außerhalb größerer Städte nicht. Warum auch? Gut geführte Jurten-Camps bieten ausreichenden Komfort. In der Regel gehört ein festes Haus dazu, in dem ein Restaurant und die sanitären Anlagen untergebracht sind. Ringsum gruppieren sich sechs, acht oder mehr Jurten. Jedes Rundzelt wird von einem scherenförmigen Stangengerüst gehalten. Stoff- und Filzbahnen dienen als Abdeckung und schützen wirkungsvoll gegen Wind und Kälte. Wenn es heiß wird, werden die unteren Stoffbahnen einfach hochgebunden und lassen so die Luft zirkulieren. Man erwartet in den mongolischen Filzzelten nicht unbedingt Betten, eher Matten, bestenfalls Luftmatratzen, aber nein, zur Grundausstattung gehören solide gezimmerte Betten mit Decken, Kissen und bestickter Bettwäsche. Und gleich noch die nächste Überraschung! Ein phantastischer Sonnenuntergang, „der Ihnen den Atem rauben wird“, wie man uns prophezeit hatte. Eine unglaubliche Stille breitet sich aus und dann erstrahlt ein hell blinkender Sternenhimmel, wie man ihn so klar noch nie gesehen hat. Extreme Lufttrockenheit bringt die durchsichtige Atmosphäre hervor. Verantwortlich dafür sind die hohen Randgebirge Altai, Sajan und Großer Chingan, die eine Barriere gegen herandrängende feuchte Luftmassen bilden.

In Ulaanbaatar („Roter Held“) blieb Zeit für einen Besuch der Sehenswürdigkeiten, wobei uns das Gefühl begleitete, dass da etwas aus dem Ruder gelaufen ist, dass die kalte, gesichtslose Moderne, wie sie sich in der Hochhaus-Skyline der Millionenmetropole widerspiegelt, überhaupt nicht zum Rest des Landes passen will. Wo sich noch 2003 Jurten aneinander reihten, glitzern heute Glaspaläste wie in Frankfurt oder Dallas. Die nomadische Lebensweise ist aber nicht gänzlich aus dem Stadtbild verschwunden. Wie man an den vielen Jurten und winzigen Holzhäusern ablesen kann, die sich wie ein Kranz um den Stadtrand legen, hängen ihr noch immer viele Großstadtbewohner an.

D e r zentrale Platz der Stadt ist nach dem „Vater der mongolischen Revolution“ benannt, nach Damdin Suchbaatar, der 1921 gemeinsam mit Truppen der Roten Armee die Mongolei von der russisch-weißgardistischen Besatzung befreit hatte. Sein heroisches Reiterdenkmal beherrscht den weitläufigen Platz. Gegenüber liegt das Parlamentsgebäude, bewacht von dem breit auf seinem Thron lagernden Dschingis Khan, und von seinem Sohn und Nachfolger Ögödei sowie seinem Enkel Kublai Khan, der Kaiser von China wurde, beide hoch zu Ross. Daneben ein turmartiges Dach, vollgestopft mit Funkantennen und darunter über vier Etagen reichend eine kolossale, ihren Inhalt versprühenden Coca-Cola-Flasche . . .

Sehenswert ist der Bogd Khan-Palast des letzten mongolischen Königs, erbaut um die Wende zum 20. Jahrhundert, heute ein Museum. Neben Winter- und Sommerpalast gehören zum Komplex sieben Tempel und Pagoden. Ausgestellt sind Möbel und Geschenke, Gebrauchsgegenstände und Kleidungsstücke der königlichen Familie.

Mongolei

Der Winterpalast
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Das Naturhistorische Museum befasst sich mit der Geographie, Geologie und Paläontologie der Mongolei. Im Mittelpunkt stehen die Pflanzen und Tiere des Landes. Von herausragender Bedeutung ist die Dinosaurier-Abteilung.

Nicht weniger interessant ist das Nationale Geschichtsmuseum. Es begleitet seine Besucher durch die Geschichtsepochen des Landes von der Steinzeit bis in die Moderne.

Ein Muss ist der Besuch des Gandan-Klosters. Es ist das größte aktive Kloster in der Mongolei, ein Tempel aus Holz und Lehm, spirituelles Zentrum der mongolischen Buddhisten. Die Architektur weist auf die tibetischen Wurzeln der mongolischen Glaubensrichtung hin. Hunderte Lamas, Schüler und Studenten leben heute im Kloster. Es ist berühmt für seine riesige Statue der Göttin Janraisig, eine 1996 geweihte Kopie, nachdem das Original 1938 demontiert und in der Sowjet-Union zerstört worden war.

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Wer sich die anstrengenden Touren über Land nicht zutraut, aber doch einen unvergesslichen Eindruck von der mongolischen Landschaft mit nach Hause nehmen möchte, kann von Ulaanbaatar aus einen organisierten Ausflug in das relativ nahe, bis zur russischen Grenze reichende Khan-Chentii-Schutzgebiet mit einer Fläche von annähernd 13.000 km² machen. Es ist ein gebirgiges Gelände, zu 70 % bewaldet und die Heimat von Steinböcken, Maralhirschen und Moschustieren. Das Schutzgebiet grenzt im Süden an den kleineren Gorchi-Tereldsch-Nationalpark. Hier sind Braunbären zuhause und 250 Vogelarten. Es gibt viele Felsen, Grassteppe, heiße Quellen und einen Gletschersee und „tourist camps“ bieten Unterkunft.

Nach Karakorum, der ehemaligen Hauptstadt des Dschingis Khan

Unser erstes Ziel auf der großen Tour nach Westen ist recht bequem zu erreichen, da die Straße fast durchweg befestigt ist. Rund 100 km sind es bis zum Chustai Nationalpark. Das 506 km² große Gelände in der Bergsteppe der Zentralmongolei gilt als eine höchst professionell geführte „Specially Protected Area“, für die allein eine 2003 gegründete NGO verantwortlich ist. 217 Vogelarten, darunter Lämmergeier, Singschwäne und Schwarzstörche, sind im Park heimisch, und 44 Arten Säugetiere, unter ihnen Mongolische Gazellen, Grauwölfe, Luchse, Bären, Steppenfüchse. Hauptattraktion sind aber die hier wieder angesiedelten Przewalski-Wildpferde. Zur Zeit mögen es rund 300 sein. Ziel ist der Aufbau einer stabilen Population von 400 – 500 Tieren.

Die nächsten rund 270 km werden deutlich ungemütlicher als die zurückliegende Etappe. Nach einigen unruhigen Stunden auf Steppenpisten erreichen wir schließlich eine Gegend, in der sich Steppe, Wälder, Felsformationen und eine gewaltige Düne begegnen. 80 km lang soll der Sandberg sein und wird all denen empfohlen, die einen Eindruck von der Wüste Gobi bekommen wollen, aber die lange Tour dorthin scheuen. Elsen Tasarchai heißt die Düne, die man bequem erklimmen kann. Dank gespeicherten Niederschlags bringt sie sogar ein paar Sträucher hervor. Übernachtet wird im großen Ger-Camp mit fünfzig Jurten nahebei und wer einen Kamelritt unternehmen möchte, kann sich hier zwischen die Höcker klemmen und geruhsam durch den Dünensand schaukeln lassen.

Charchorin ist das nächste Ziel nach vielleicht 60 km, etwa dort, wo die zentralmongolische Steppe auf die Ausläufer des Changai-Gebirges trifft und der Oberlauf des Orchon durch die Steppe mäandert. Ackerbau wird hier betrieben und das abgeleitete Wasser des Orchon hilft den Pflanzen, die anhaltende Trockenheit dieser Gegend zu überstehen. Nach mehr als 1.100 km mündet der Orchon in die Selenga, die sich als wasserreichster Zufluss in den Baikal-See ergießt.

Wir bewegen uns in den nächsten Stunden in der Kulturlandschaft des Orchon-Tals. 2004 wurde sie in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Jahrelange Forschungen bestätigten die Überlieferungen, die von einem uralten Siedlungsraum erzählten. Heute weiß man sicher, dass dieses Gebiet seit vielen Jahrtausenden kontinuierlich bewohnt war und als Wiege der zentralasiatischen Nomadenzivilisation bezeichnet werden kann. Gut nachgewiesen sind die Reiternomaden des Xiongun-Volkes (im 3. und 4. Jahrhundert) und die turkstämmigen Uighuren (8. und 9. Jahrhundert) als vormongolische Völker, die an den Ufern des Orchon ihre Hauptstädte errichteten. 1220 war es Dschingis Khan, der mit Karakorum am Orchon die Kapitale des mongolischen Weltreichs gründete, zunächst in bescheidenen Ausmaßen als Jurtenlager und Garnisonsstadt. Ögödei, der dritte Sohn und Thronfolger, gab 1235/36 das Signal zum Ausbau der Residenzstadt: Stadtwall und Palastbezirk, Straßen und Wohnquartiere entstanden. Karakorum wurde zum Sinnbild des geordneten und stabilen mongolischen Staats. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Stadt zerstört, Jahrzehnte später wieder aufgebaut, schließlich gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als sie bereits wüst gefallen war, vom buddhistischen Erdene Zuu-Kloster teilweise überbaut und als Steinbruch genutzt. Die mittelalterliche Metropole umfasste eine Fläche von ca. 1,8 km². Heute sind Umrisse, Straßenzüge, Fundamente und bei Ausgrabungen freigelegte und ein wenig rekonstruierte Gebäudereste zu besichtigen. Das erwähnte Kloster ist wahrscheinlich das älteste buddhistische Kloster der Mongolei. Es entstand 1585 im Zusammenhang mit der Einführung des tibetanischen Buddhismus in der Mongolei. Eine Mauer mit 108 Stupas (das sind sakrale Bauwerke, die Buddha symbolisieren und meistens Reliquien namhafter Mönche verwahren) umgibt den Tempelbezirk, der einmal 62 Tempel aufwies, bei den religionsfeindlichen Säuberungen im 20. Jahrhundert aber große Zerstörungen hinnehmen musste. Nur drei Tempel überlebten den Furor und wurden zu Museen umgewandelt. Diese Museen stehen auch heute Besuchern offen. Inzwischen hat sich das Klosterleben wieder normalisiert. In einer waldreichen Gegend, weit über 2.000 m hoch, schmiegt sich die zum Erdene Zuu gehörende Einsiedelei Tuvchun an einen Felsen in den Archangai-Bergen. Wie das Mutterkloster war auch die Dependance bei den Säuberungen Ende der 30er Jahre stark beschädigt worden. Seit 1997 leben wieder Mönche an diesem bedeutenden Pilgerplatz in luftiger Höhe.

Mongolei - Terchin-Tsagaan-See

Terchin-Tsagaan-See
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Scharen von Schafen und zotteligen Ziegen kreuzen die Piste, Kuhherden bequemen sich erst nach energischen Zurufen, die Straßenblockade aufzuheben – wir sind auf dem Weg nach Tsetserleg, dem malerisch auf den nordöstlichen Hängen des Changai-Gebirges erbauten Hauptort der Provinz Archangai. Von hier sind es noch 160 – 170 km zu unserem nächsten Ziel, dem Chorgo-Terchiin-Tsagaan-Nuur, einem Nationalpark, der zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Landes zählt. Wir sind nun rund 600 km von Ulaanbaatar entfernt in einer herrlichen Gebirgs-Seen-Landschaft angekommen, in der ein erloschener Vulkan, der Chorgo, die Hauptrolle spielt. Sein Krater in 2.200 m Höhe, Durchmesser 200 m, Tiefe 100m, kann leicht erklettert werden. Von hier oben hat man einen phantastischen Ausblick auf die vom Lavafluss des Vulkans gezeichnete Landschaft. Die Lavaflächen, die sich beim letzten Ausbruch vor etwa 7.700 Jahren bildeten, tragen heute Lärchenwälder. Damals entstand auch der Terchiin-Tsagaan-See, als die Lavamassen einen Fluss stauten und die angrenzende Ebene volllief. Der kristallklare Süßwassersee in 2.060 m Höhe erreicht eine Länge von 16 km, in der Breite sind es 4 – 6 km. Er ist reich an Fischen und Wasservögeln. Die schöne Seenlandschaft, umrahmt von bewaldeten Berghängen, lockt Touristen an und mit ihnen kamen Händler und mutige Kleinunternehmer, die Ger-Camps anlegten.

Eigentlich als „Abstecher“ gedacht, sollte der Besuch am Chöwsgöl-See erholsamer Abschluss der Reise in den Westen werden, doch die Route erwies sich als schwer befahrbar und schickte uns wiederholt in die Irre, kurz: am Ziel blieb uns weniger Zeit als eigentlich vorgesehen. Der 136 km lange See, die „dunkelblaue Perle der Mongolei“, übertrifft mit einer Fläche von 2.760 km² den Bodensee um mehr als das Fünffache. Er reicht bis nahe an die russische Grenze. Mit 20 bis 40 km Breite und einer ungewöhnlichen Tiefe, die bis auf 262 m hinunterreicht, ist er nach dem Baikal-See das zweitgrößte Trinkwasser-Reservoir Asiens. Dicht mit der Sibirischen Lärche bestandene Berghänge und felsige Gebirgszüge, die bis in Höhen von 3.500 m reichen, verschaffen dem See ein großartiges Panorama. Der Tourismus – noch bescheiden – hat Fuß gefasst. So verbringen Südkoreaner in den Camps am Ufer gerne ihren Urlaub, dazu gesellen sich Naturliebhaber aus Europa und Familien aus Ulaanbaatar genießen hier ihr Wochenende. Besonders am Westufer sind viele kleine Ger-Camps entstanden und wenn es Sommer wird, schlagen Nomaden aus den umliegenden Gebirgstälern am See ihre Lager auf. Sie bieten handgefertigte Produkte an und verdingen sich als Führer. Manche vermieten ihre Reittiere an Touristen.


Entdeckungen in der nordwestlichen Steppe

Hier verlassen wir unseren Fahrer nebst Leihwagen und fliegen von Chatgal am Südende des Sees mit Blue Sky Aviation zurück in die Hauptstadt, wo schon unser Anschlussflug mit Aero Mongolia nach Uliastai, den Hauptort der Provinz Zawchan, auf uns wartet. Im fernen Provinznest angekommen, treffen wir unseren neuen Fahrer mit dem vorbestellten Jeep und los geht`s in ein neues Steppenabenteuer. Ziel ist Mongol Els, das weitläufigste Dünengelände in der Mongolei. Eine stundenlange Fahrt führt durch die flache, mit Kies und Geröll übersäte Steppe. Schließlich zeichnen sich am Horizont die Sandberge ab. Bis zu 100 Meter hoch türmen sie sich mehr als 200 km von West nach Ost entlang des Zawchan-Flusses auf. Für Fahrzeuge ist hier kein Durchkommen mehr. Wer die Dünenfelder erkunden möchte, ist auf Trampeltiere angewiesen, die auch bei Hitze und Sturm stoisch ihren Weg suchen. Der Zawchan-Fluss wird von den Schnee- und Eisfeldern des Changai-Gebirges gespeist, verliert aber auf dem Weg durch die Sandfelder viel Wasser und mündet schließlich in den abflusslosen Salzsee Chjargas Nuur.

Nach dem Spaß in den Dünen müssen wieder mühsam Kilometer gemacht werden.

Erst nach Stunden unterbricht das Blau des Char Us Nuur die Eintönigkeit der ariden Halbsteppe. Es ist ein Süßwassersee mit beträchtlichen Ausmaßen (1.578 km²). Um den See herum breitet sich der gleichnamige Nationalpark auf über 8.000 km² aus. Hier fühlen sich einige bedrohte Tierarten wie der Sibirische Steinbock, das Altai-Riesenwildschaf und auch einige Exemplare des so seltenen Schneeleopards sicher. In Wassernähe sind Sumpfvögel zuhause und mehr als 200 Zugvogelarten nutzen den See und das Umfeld als Rastplatz. Bei der Weiterfahrt liegt rechter Hand jenseits des Horizonts der schon erwähnte Salzsee Chjargas Nuur in einer Gegend, die als eine der klimatisch extremsten Regionen der Erde gilt. Zwischen den hier gemessenen winterlichen Tiefsttemperaturen und den Höchsttemperaturen des Sommers können neunzig Grad liegen!

Wüstensteppe begleitet uns bis zum endgültigen Ziel unserer Erkundungstour durch den Nordwesten des Landes. Es ist das Uvs Nuur-Becken. 1997 wurde das Biosphärenreservat in die UNESCO-Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Die große Senke ist ein in sich abgeschlossenes Binnenentwässerungssystem. An seiner tiefsten Stelle (759 m) liegt der riesige abflusslose Uvs-Salzsee. Mit seinen 3.350 km² ist er mehr als sechs Mal so groß wie der Bodensee. Die Beckenlandschaft markiert die Grenze zwischen Sibirien und Zentralasien oder anders gesagt: sie ist die Übergangsregion zwischen borealer Nadelwaldzone (Taiga) und Wüstensteppe, die nirgendwo auf der Erde so weit nach Norden vorgerückt ist wie hier. Es finden sich im Gelände zwölf geschützte Areale, die die wesentlichen Lebensgemeinschaften des östlichen Eurasien repräsentieren. Von großer wissenschaftlicher Bedeutung ist der abflusslose Salzsee auch für die Erforschung der klimatischen und hydrologischen Gegebenheiten. Der See ist lebenswichtig für Wasservögel und Zugvögel und im wüstenartigen Umfeld des Sees mit spärlichem Pflanzenwuchs und zahllosen Salzpfannen sind seltene Säuger heimisch wie die Wüstenspringmaus und der Tigeriltis.

Nach Süden in die Wüste Gobi

Ulaangom heißt die Hauptstadt der Provinz Uvs. Sie liegt in der Nähe des Sees und verfügt über einen kleinen Flugplatz, von dem uns ein Propellerflieger der Aero Mongolia nach Ulaanbaatar zurückbringt. Mit einer kleinen, abenteuerlustigen Gruppe werden wir dann am nächsten Tag an Bord des unverwüstlichen, hochbeinigen Achtsitzers „UAZ 452“, einer russischen Allradlegende, in den Süden aufbrechen, um die Wüstenzonen der Gobi kennenzulernen.

Erstes Ziel, angefahren nach rund drei Stunden und etlichen Pausen, ist ein Granitmassiv, das den Namen Baga Gazarin Chuluu trägt. In spektakulären Formen präsentiert sich das Felsgestein auf 15 X 10 km und bis in Höhen von 1.768 m. Dutzende von uralten Gräbern und Grabmalen wurden gefunden, die zurückgehen auf die frühen Siedler der Xiongun-Völker im 3. und 4. Jahrhundert. Es gibt Tempelreste und Höhlen zu besichtigen und Felsmalereien zu bestaunen und die Natur bringt an die zwanzig Heilpflanzen hervor, lässt es hier Sibirischen Steinböcken, Wildschafen und Murmeltieren gut gehen. Birken, Weiden und Ulmen gedeihen.

Es wird zunehmend trockener, die Vegetation dürftiger. Mandalgobi, ein 10.000-Einwohner-Städtchen und Hauptort der Provinz Dundgobi, markiert den Übergang zur Wüste Gobi. Die Sommer sind hier kurz und warm, die Winter lang und eiskalt bis unter 30 Grad minus. Bis hierher reicht die neue, feste Straßenverbindung von Ulaanbaatar, die im November 2013 feierlich eröffnet wurde und die Distanz zwischen beiden Städten auf 300 km reduziert.

Die bizarren Felsformationen von Zagaan Suwarga liegen am Weg mit Höhlen und Canyons, in denen man auf Wandzeichnungen stößt, die Jagdszenen darstellen (Menschen jagen mit Pfeil und Bogen Steinböcke), über deren Alter allerdings keine Klarheit besteht.

Je mehr man sich der „Wüstenhauptstadt“ Dalanzadgad in der Ömnögobi-Provinz nähert, desto mehr nimmt die Landschaft wüstenartige Züge an: kärglich bewachsene Steppengebiete wechseln mit Flächen voller kahler Felsen, Salzseen und Salzsümpfe folgen auf Süßwasserseen, öde Geröll- und Kiesflächen grenzen an blendende Sandfelder, Dünen und die schneebedeckten Gebirge am Horizont zeigen faszinierende Farbspiele.

Chongorin Els - Dünen, Mongolei

Chongorin Els - Dünen
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Im Umfeld der „Wüstenhauptstadt“ wurde der Mongolei größter Nationalpark Gobi Gurwan Saichan eingerichtet, der mit seinen 27.000 km² alle Landschaftsformen, Klima- und Vegetationszonen der Gobi umfasst. Beliebt bei den Besuchern sind die höchsten Sanddünen der Mongolei, Chongorin Els, die bis zu 300 m Höhe erreichen sollen und ein Ausflug zum „Flaming Cliff“, das sich feuerrot verfärbt bei Sonnenuntergang. Bayanzag nennen die Einheimischen die roten Sandsteinkliffs und Canyons. Schlagartig berühmt wurden sie Anfang der 1920er Jahre, als ein amerikanischer Paläontologe hier erstmals die Eier von Dinosauriern fand und zahllose Knochen von Dinosauriern u. a. vom „schnellen Räuber“ Velociraptor. Auch die sog. Bartgeierschlucht Jolyn Am ist fester Bestandteil des Besuchsprogramms. In der Nähe kreisen Bartgeier (Lämmergeier), aber interessanter ist, dass die tiefe Schlucht so eng ist, dass die Sonne kaum den Boden erreichen kann, auf dem sich im Winter eine meterdicke Eisschicht bildet, die in manchen Jahren selbst im Sommer nicht auftaut.

Auf wilde Trampeltiere und den Gobi-Bär wird man sicher nicht stoßen. Es ist fraglich, ob sie in der mongolischen Gobi überlebt haben. Dafür wird man große Herden der Mongolischen Gazelle und der Kropfgazelle sichten. In gebirgigen Gegenden zeigen sich Sibirischer Steinbock und das Riesenwildschaf (Argali). Schneeleoparden bevorzugen abgelegene Gebirgsregionen, aber Wölfe sind überall im Park auf der Pirsch.

Eckart Fiene

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