Was ist ein Berber?
Als Brahim vor einem Vierteljahrhundert in die Schule geschickt wurde, fühlte er sich dort wie im Gefängnis. Stundenlang musste er stillsitzen. Der Lehrer sprach nur arabisch, Brahim indes konnte sich zunächst nur in der Berbersprache Tamazight verständigen. Heute haben es die Berberkinder leichter. Zahlreiche neue Schulen sind gebaut worden, der Weg dorthin wurde für viele Schüler kürzer. Der Unterricht erfolgt zunehmend in ihrer eigenen Sprache. Bis 2008 soll sogar flächendeckend auf Tamazight unterrichtet werden, hat König Mohammed VI. verfügt. Siebzig Prozent der Marokkaner sind Berber. Sie selbst nennen sich Imazighen - freie Menschen. Mit dem Begriff Berber oder Barbar beschimpften einst die Römer die Ureinwohner Nordafrikas, weil sie kein Latein sprachen.
Trekkingalltag: Leben im Zeltlager
In dem Dorf Ait Joub lädt Abdollah, ein Freund Brahims, die Wanderer ein zu einem Glas Thé à la Menthe. Wie in jedem Berberhaus gibt es auch hier ein Gastzimmer, das mit Teppichen und dicken Sitzkissen ausgelegt ist und das man nur auf Socken betritt. An der Wand hängt wie in jedem Haus ein Bild des Königs. Ein anderes Foto zeigt den Monarchen zusammen mit seiner Familie: mit seiner Frau Salma Bennani, einer studierten Informatikerin, und Sohn Hassan. Niemals hätte man früher ein Bild der Gemahlin zu Gesicht bekommen, sagt Brahim.
Gegessen wird meistens im Freien
Aber vieles habe sich seit 1999 geändert, als Mohammed VI. den Thron bestieg. So wurde das Familienrecht gegen den Widerstand der Traditionalisten reformiert und in der neuen „Mudawwana“ die Gleichstellung der Frau festgeschrieben. Seit 2004 gehört die Marokkanerin zu den emanzipiertesten Frauen in der arabischen Welt. Bis die Kunde davon in jedes abgelegene Tal dringt, werden wohl noch Jahre ins Land gehen. Doch die Satellitenschüsseln auf den Lehmdächern geben Anlass zur Hoffnung, dass sich die Nachricht schneller als erwartet herumspricht: Dass die Frau dem Manne nicht mehr untertan ist und nicht mehr ohne weiteres verstoßen werden darf. Dass sie keinen männlichen Vormund braucht, wenn sie heiraten will. Dass sie einverstanden sein muss, wenn ihr Mann eine weitere Frau heiraten möchte. Dass das Heiratsalter für Mädchen von fünfzehn auf achtzehn Jahre heraufgesetzt wurde. Brahim hält mit seiner Begeisterung nicht hinterm Berg. Für ihn ist der König der King.
Schnee über der Wüste
Von Assarag, einer Stadt mit viertausend Einwohner, einer Krankenstation, einem Café und Läden entlang der breiten staubigen Hauptstraße, sind es sechs Stunden Gehzeit bis zum Lac d’Ifni auf fast 2300 m Höhe. Es ist der einzige natürliche Bergsee im westlichen Hohen Atlas. Plötzlich fängt es an zu grollen und zu grummeln, doch das bedrohliche Donnerwetter verhallt in den Bergen. Wenn es donnert und dabei die Sonne scheint, feiert der Schakal Hochzeit, sagt Brahim.
Camp am Lac d´Ifni
Nachdem es die ganze Zeit bergauf ging, liegt der blaugrüne See auf einmal wie eine Erscheinung tief unten in einem Talkessel - spiegelglatt und verlockend. Das Bad bringt Abkühlung, die Wassertemperatur beträgt kaum siebzehn Grad. Auch andere Gruppen haben sich auf dem Geröllfeld eingefunden und ihre Zelte aufgebaut. Am Abend treffen sich alle Mulitreiber zu einem großen Tam-Tam. Lange ist das Echo der dumpfen Trommelschläge zu hören, das die nackten Berge ringsum zurückwerfen.
Auch Maultiere brauchen Pflege
Es ist noch stockdunkel, als sich die Gruppe in der Frühe aufmacht, den 3664 Meter hohen Tizi Ouanoum zu bezwingen, der sich wie eine Barriere vor den Toubkal geschoben hat. Der Anstieg von tausenddreihundert Höhenmetern soll bewältigt werden, bevor die Mittagshitze hereinbricht. An manchen Hängen, die nie von Sonnenstrahlen berührt werden, liegt auch im Hochsommer noch Schnee.
Dann kann´s wieder losgehen
Es dauert nicht lange und die Maultierkarawane zieht zügig an den schnaufenden Wanderern vorbei. Die Kommandorufe der Treiber und das Klackern der Hufeisen sind zu vernehmen. Geradezu graziös stolzieren die hoch bepackten Tiere über Schotter und Geröll, trippeln leichtfüßig über scharfkantige Steine und durch Rinnsale. Dabei setzen sie die Hufe so elegant auf, als würden sie Stöckelschuhe tragen. Als die Wanderer oben ankommen, sind die Mulis aus dem Blickfeld verschwunden. Sie haben schon längst die Neltner-Hütte vierhundert Meter hinab erreicht, machen sich her über Disteln, Halme und trockene Grasbüschel. Zum Toubkal hinauf und wieder hinunter werden die Wanderer am nächsten Morgen ohne die Mulis aufbrechen. Der freie Tag sei den Tieren gegönnt.
Trekking: im Hohen Atlas nur im Sommer möglich. Die beschriebene 15-tägige Tour bietet Wikinger Reisen an.
Auskunft: im Reisebüro, im Internet unter www.wikinger.de und über
den Hohen Atlas beim Staatlichen Marokkanischen Fremdenverkehrsamt, Graf-Adolf-Straße
59, 40210 Düsseldorf, Telefon 0211/37 05 51, Internet: www.tourismus-in-marokko.de und www.marokko.com.
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