Malediven im Überblick
„Traumhaft – paradiesisch – atemberaubend“ - es gibt kein Halten, wenn von den Malediven die Rede ist. Kein Superlativ ist zu hoch gegriffen, kein Prädikat zu überschwänglich. Und wer nur baden, surfen oder tauchen will und nichts schöner findet als am Strand zu relaxen oder in der Hängematte zu schaukeln, sich von freundlichen Dienstboten den Schampus kredenzen und die verspannten Schultern massieren zu lassen, wer`s so mag, wird hier gewiss seinen Sehnsuchtsort finden.
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Elektrisiert vom phantastischen Anblick der winzigen Koralleneilande in den Weiten des Indischen Ozeans, sind die zehn, elf ermüdenden Flugstunden augenblicklich vergessen. Wenn die Maschine aufsetzt, huscht für einen kurzen Moment die dicht gedrängte Skyline von Male, der einzigen größeren Siedlung des Inselstaats, am Fenster vorbei. Beim Aussteigen spürt man die 30 Grad kaum. Eine frische Brise hilft dabei. Man staunt, dass die Flugplatzinsel nicht einen Meter länger ist als die Landepiste und man wird noch öfter darauf gestoßen, wie begrenzt und daher kostbar hier Landfläche ist. Statt der gewohnten Busse werden traditionelle Boote mit Außenborder oder Speedboote und Wasserflugzeuge bei größeren Entfernungen die Newcomer zu den Tourist Resorts bringen. Dort hat sich schon freundlich lächelndes Personal zum Spalier aufgestellt, begrüßt die neuen Gäste, während die Palmen sich sanft im Wind wiegen. Es ist wie im Film und mancher Besucher wird sich die Augen reiben, noch ganz benommen von der Wärme, den Farben, der Weite, dem geschäftigen Gewusel an Bord. Und dann die plötzliche Stille, wenn man „seinen“ Bungalow bezogen hat, ein bisschen Beklemmung auch angesichts der Winzigkeit der Insel – so um die vierhundert Meter lang und vielleicht achtzig Meter in der Breite – mit der man sich in den nächsten Tagen oder Wochen arrangieren muss. Und in diesem Moment des Innehaltens fallen einem – wie kann es anders sein – die Kosten der Reise ein, die nicht gerade gering sind, auch wenn sich die Malediven vor Jahren schon dem „Mittelklassetourismus“ öffneten und einschlägige Veranstalter hierzulande das Traumziel im fernen Indischen Ozean in ihre Pauschalprogramme aufnahmen. Es warten also nicht wie früher nur Luxusresorts, die pro Nacht schon mal 10.000 Dollar kosten können, auf Geld- und Hochadel, Hollywood-Prominenz und Europas Fußball-Heroen. Auch die „upper middle class“ kann sich inzwischen die Malediven leisten, sofern sie nicht ständig am Champagner nippen muss oder von einer Handvoll Angestellten betreut werden möchte.
Korallen, Atolle und Lagunen
Wie entstehen Korallenriffe? Wichtigste Bausteine sind kleine polypenartige Korallentiere. Diese nur wenige Millimeter großen Stein- oder Riffkorallen leben in riesigen Kolonien im tropischen Meeresraum. Sie scheiden von ihren Zellwänden Kalke aus, die sich zu stockartigen harten Strukturen formen. Bei der Kalkproduktion sind den Korallen bestimmte Algenzellen (Zooxanthellen) behilflich. Sie leben symbiotisch und stellen strenge Bedingungen an ihr Umfeld: So darf die Meerwassertemperatur nicht unter 20 Grad sinken und nicht 36 Grad übersteigen. Optimale Wachstumsbedingungen herrschen, wenn der Salzgehalt zwischen 33 und 37 Promille liegt. Allein die tropischen Meere zwischen dem 30. Grad nördlicher und dem 30. Grad südlicher Breite bieten diese günstigen Voraussetzungen. Und noch etwas ist wichtig: Ohne reichlichen Lichteinfall, der etliche Meter in die Tiefe reichen muss, gedeihen die Korallen nicht. Sie folgen dem Licht und so reichen die Korallenstöcke bis nahe der Wasseroberfläche.
Die von den Meeresströmungen verdrifteten winzigen Korallen setzen sich gerne an Untiefen in Schelfgebieten (d. s. die küstennahen Meereszonen) fest oder an Erhebungen vulkanischen Ursprungs, die zumeist für die Inselbildung in den Ozeanen verantwortlich sind. Einmal festgesetzt, wachsen die Korallenstöcke jedes Jahr um einen bis fünfundzwanzig Millimeter und können so auch einem moderaten Anstieg des Meeresspiegels folgen. Die so unendlich langsam heranwachsenden Korallenriffe bilden einen faszinierenden Lebensraum, in dem Tiere und Pflanzen Lebensgemeinschaften bilden. Hier trifft man auf Stachelhäuter, Muscheln, Algen und die verschiedensten Krebsarten, auf Schwärme bunter Korallenfische, Schwämme, Würmer, Nacktschnecken und auf die Schutz suchende Fischbrut zahlloser Großfische, deren Lebensraum das offene Meer ist.
Ganz unterschiedliche Wege führen zur Bildung von Atollen, ringförmigen oder ovalen Korallenriffen, die besetzt sind mit bewohnten oder unbewohnten Inseln und eine Lagune umschließen, so wie es häufig bei den Malediven der Fall ist. Übrigens ist das Wort Atoll von dem maledivischen „Atolu“ abgeleitet. Meistens lief die Atollbildung nach diesem Muster ab: Es existierte ein Vulkan und um ihn herum ein Saumriff. Der sich durch Erosion langsam zerlegende Vulkan sank nach und nach unter den Meeresspiegel. Stabil blieb das von Myriaden dem Licht entgegenwachsenden Korallen gebildete Saumriff. Wenn der Meeresspiegel sich später senkte bzw. tektonische Prozesse zum Anheben des Bodens führten, durchbrach das Riff die Meeresoberfläche und wo einst die Vulkanspitze aufragte, befand sich nun eine Wasserfläche, die Lagune. Sie ist vom Riff umschlossen, das meistens einige natürliche Durchlässe aufweist, über die der Wasseraustausch zwischen Lagune und offener See stattfindet und die von Booten passiert werden können.
Bis einige noch so kleine Landflächen als bewohnbare Inseln auf der nackten Riffoberfläche entstehen konnten, verging eine lange Zeit. Die Voraussetzungen waren schlecht. Es gab zwar unterschiedlich geschichtete Korallenkalke, Korallensandstein und Korallensande in beträchtlicher Menge, sogar Grundwasserspeicher im Korallensandstein, aber es fehlten organische Stoffe, die sich erst nach und nach bildeten. Man hatte nun etwas Land, um zu siedeln. Aber die Böden waren und sind nährstoffarm. Anfangs reichten sie noch gerade für die Selbstversorgung, heute nicht mehr.
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Wer sich fürs Erste sattgesehen hat am türkisfarbenen Meer, nicht ins Wasser eintauchen und auch nicht schon wieder den schneeweißen Korallensandstrand entlang stapfen möchte, sollte sich mal in den prächtigen Wellness-Einrichtungen seines Resorts umsehen. Da wird einiges geboten, was es in unseren Breiten so nicht gibt, z. B. Unterwasser-Glasbehandlungsräume oder Massageräume mit integrierten Wasserfällen oder solche, die in die tropische Vegetation eingebettet sind. Man kann sich ganz einer Sundario Abhyanga Massage hingeben und sich die abgestandene Energie des Körpers herausmassieren lassen oder für rund 300 Dollar ein stundenlanges Dampfbad genießen, sich mit Biosäften einreiben und à la Ylang-Ylang durchkneten lassen.
Einwanderer und fremde Mächte
Auf den ersten Blick erscheint die maledivische Inselwelt wie ein seit ewigen Zeiten nahezu unbeachtetes und fernab aller Krisengebiete sich selbst genügendes friedliches Refugium. Doch ganz so ereignislos verlief das Leben hier denn doch nicht. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verkündete der Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl, es gäbe Anhaltspunkte für Vorstöße der Ägypter und der Phönizier, später auch der Römer, zu den Inseln der Malediven. Seine ziemlich gewagte These einer bereits ab 2.000 v. Chr. stattgefundenen Erkundung / Landnahme durch mediterrane Völker wird in neueren Veröffentlichungen kaum noch berücksichtigt. Sicher nachweisbar ist dagegen die Einwanderung dravidischer und indoarischer Stämme, die im 4. vorchristlichen Jahrhundert aus der Gegend von Kerala in Südindien auf die Malediven übersetzten und hier sesshaft wurden. Wenige Jahrzehnte später zogen Singhalesen und Tamilen aus dem heutigen Sri Lanka nach, wobei die Singhalesen rasch die politische Szene beherrschten, die Sprache und Schrift prägten und ihren buddhistischen Glauben zur dominierenden Religion machten.
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Für Händler und Seefahrer, die oft von weither kamen, waren die Malediven ein ebenso riskantes wie lukratives Ziel. So schätzten arabische Kaufleute seit dem 9. Jahrhundert die Inseln als Lieferanten von Trockenfisch, Kauri-Muscheln, Schildpatt und Kokosnüssen. Ihre ständige Präsenz hatte zur Folge, dass die Insulaner den Islam kennen lernten, ihn übernahmen und 1153 zur Staatsreligion erklärten. Das wohlhabende Sultanat der Malediven war 1344 Ziel des arabischen Forschungsreisenden Ibn Battuta. „Diese Inseln sind eines der Weltwunder“, schrieb er in sein Reisetagebuch. 1405 erreichten Chinesen auf der Suche nach Handelsbeziehungen die Inseln. Weitere eineinhalb friedliche Jahrhunderte vergingen, ehe erstmals europäische Kolonialmächte auftauchten und der Geschichte eine neue Wendung gaben. Zunächst waren es Portugiesen. Südindien und Sri Lanka hatten sie schon besetzt. Jetzt griffen sie nach den Inseln (1518), was aber nur vorübergehend gelang und auch ein zweiter Versuch Jahrzehnte später scheiterte am Widerstand der Einheimischen. Klüger machten es die Niederländer 1645. Sie vermieden eine direkte Beherrschung oder gar Besiedlung. Ihnen ging es primär darum, konkurrierende Mächte fernzuhalten und natürlich den Handel zu kontrollieren. Die Maledivier standen unter dem Schutz der Niederländer, zahlten einen gewissen Tribut und beide Seiten profitierten vom Handel, der gut 150 Jahre florierte. Auch die Franzosen streckten ihre Fühler aus, halfen im Kampf gegen Piraten und blieben fünf Jahre, aber ohne so richtig Fuß fassen zu können. Ein paar Jahrzehnte danach, gegen Ende des 18. Jahrhunderts, fiel die niederländische Besitzung Ceylon (Sri Lanka) an die Briten, die nun auch auf den Malediven das Sagen hatten, einen Protektoratsvertrag abschlossen, dem Inselstaat innere Autonomie zusicherten, sich im übrigen weitgehend zurückhielten und vom fernen Ceylon aus die Inseln beaufsichtigten. 1932 gab sich das Sultanat eine erste Verfassung. Nach einigem Hin und Her hoben die Briten 1965 den Protektoratsstatus auf und entließen die Malediven in die Unabhängigkeit.
Island-Hopping
1972 öffneten die ersten Tourist Resorts auf bis dahin unbewohnten Atollinseln und wetteiferten nun mit den Angeboten anderer Inselstaaten der „Dritten Welt“ um Besucher mit der Inselsehnsucht im Herzen. Die noch unberührten Insellandschaften mit ihrem exotischen Flair kamen dem Traum vom Paradies offenbar so nahe, dass die Besucherzahlen Jahr für Jahr neue Rekordzahlen erreichten und deshalb weitere Inseln erschlossen werden mussten (heute sind es ca. 100). Sie konzentrieren sich auf die Atolle Male-Nord und Male-Süd sowie auf das Ari-Atoll, die alle in relativer Nähe zum internationalen Flughafen Hulule liegen. Acht weitere Atolle kamen in den letzten Jahren hinzu.
Für die Einheimischen bestand von Beginn an ein Verbot, sich auf den Touristeninseln aufzuhalten (sofern sie dort nicht arbeiten) und umgekehrt ist es den Touristen untersagt, auf eigene Faust von Malediviern bewohnte Inseln zu besuchen. Man will auf diese Weise „negative kulturelle Einflüsse durch Ausländer“ von den Insulanern fernhalten. Es gibt allerdings Ausnahmegenehmigungen für organisierte Gruppenausflüge.
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Sehen wir uns drei Inseln etwas genauer an. Da ist Kuredu, eine von 54 Inseln (davon nur 5 bewohnt) auf dem etwas eckig geratenen, 18 km langen und 35 km breiten Atollring des Lhaviyani-Atolls. Kuredu rühmt sich seiner Größe, die sogar Platz lässt für einen 6-Loch-Golfplatz (Par 3) und immerhin 370 Bungalows unterschiedlicher Kategorien von „sehr einfach und zweckmäßig“ bis zu den luxuriös ausgestatteten „Beach Villas“ und den auf Stelzen im offenen Meer vor dem Ufer errichteten „Sangu Water Villas“. Die Insel ist etwa 1.500 m lang und gut 350 m breit, dicht bewachsen mit Bäumen, Büschen, Palmen und ebenso dicht gepflastert mit à-la-carte Restaurants, Open-Air-Bars, Sportplätzen, Fitnessräumen, Shops, , Verleihstationen für alle möglichen Wassersportarten und natürlich gibt es auch ein Spa-Center mit Wellness-Angeboten. Man wird sich hier nicht langweilen! Und der Strand ist phantastisch, sehr breit an vielen Stellen und sehr weiß sowieso. Mit dreieinhalb Sternen zählt Kuredu zu den preiswerten Resorts. Die Insel liegt ungefähr 135 km von der Kapitale Male mit Flugplatz entfernt. Gäste werden mit Wasserflugzeugen eingeflogen. Kuredu Island Resort & Spa bewirtschaftet die Insel.
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Oder nehmen wir Ihuru auf dem Nord-Male-Atoll. Selbst für maledivische Verhältnisse ist das Inselchen ein Winzling, kreisrund mit einem Durchmesser von gerade einmal zweihundert Metern. Aber ausgestattet mit fünf-Sterne-Komfort und mit dem Speedboat von der Fliegerpiste in nur fünfundzwanzig Minuten erreichbar. Daher günstig gelegen für einen Abstecher in die Hauptstadt Male, wo man mal wieder Autos sieht und Einkaufspassagen. Man kann über Märkte bummeln oder Museen und die 1984 errichtete Große Moschee besuchen, die 5.000 Gläubigen Platz bietet und als einzige Moschee auf den Malediven auch von Nichtmuslimen betreten werden darf. 45 luxuriöse Villen drängen sich unter die Palmen Ihurus. Alle sind mit privatem, kleinen Garten, mit Veranda und Freiluft-Badezimmer ausgestattet. Man legt Wert auf größtmögliche Umweltschonung und die ständige Beachtung ökologischer Gesichtspunkte. So sollen z. B. alle Baumaterialien einheimischer Herkunft sein. Ihuru brings out the romantic in you – mit diesem Slogan wirbt das Minieiland um Gäste und das offensichtlich mit großem Erfolg. Wer kann auch schon einem Diner am Strand bei Sonnenuntergang widerstehen? Auch alle anderen Zutaten sind präsent: Sportangebote, Wellness-Einrichtungen, Bibliothek, Galerie, Boutique und nicht zu vergessen: Ein makelloser Strand umschließt das grüne Rund der Insel. Pächter des Eilands und verantwortlich für das Wohlergehen seiner Gäste ist Angsana Resort & Spa.
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Und dann Kunfunadhoo, eine der größten Inseln der Malediven, ausgewiesen als ein Sechs-Sterne-Resort, rund 115 km nordwestlich der internationalen Landepiste und von dort in einer halben Stunde mit dem Wasserflugzeug zu erreichen. Kunfunadhoo liegt als eine von neun bewohnten Inseln auf dem langgezogenen Korallenatoll Süd-Maalhosmadulu, auch abgekürzt Baa-Atoll genannt. Auf einer Fläche von etwa 1.400 m Länge und vielleicht 400 m Breite, strotzend von üppiger tropischer Vegetation und umrahmt von weißen Sandstränden, entfaltet sich eine „perfekte Robinson-Crusoe-Idylle“, so die etwas verunglückte Charakterisierung der Anlage seitens der Betreiber. Denn in erster Linie ist es ein Luxuserlebnis, „intelligenter Luxus eben“, wie es heißt, in gewollter Abgeschiedenheit. Und man kokettiert ein wenig mit dem Sujet „Robinson Crusoe“, wenn man die auf der Insel gepflegte „ultimative Barfuss-Kultur“ herausstellt, die den Spruch „no news, no shoes“ hervorgebracht habe. Es gibt „nur“ 65 Unterkünfte. Das ist relativ wenig für eine Insel dieser Größe. Aber die Räumlichkeiten haben es natürlich auch in sich: Open-Air-Bad, einige Villen mit privatem Pool oder mit luxuriösem Gartenbadezimmer, große Terrasse, direkter Strandzugang, zwischen 48 und 80 m². „Pivate Dining“ in der eigenen Villa ist möglich, ansonsten gibt es hinreichend Stationen, die internationale Spezialitäten servieren und niemand muss auf italienische oder französische Weine verzichten. Auch nicht auf Wellness-Angebote und Sportmöglichkeiten. Hervorzuheben sind die Schwimm-, Surf- und Segelreviere in der großen Lagune und die phantastischen Tauchgründe am Riff, wo man bunten Fischschwärmen begegnet, viele Arten Korallen zu Gesicht bekommt, auch Großfische wie Haie. Die luxuriöse „Robinson-Crusoe“-Freizeit steht unter der Regie von Soneva Fushi & Six Senses Spa.
Eckart Fiene
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