Malaysia im Überblick

„Malaysia, truly Asia“ - mit diesem griffigen Slogan wirbt das südostasiatische Schwellenland in aller Welt um Besucher. Und das mit großem Erfolg, wie die Touristenzahlen belegen. Es ist ein Land, das sich problemlos bereisen lässt, das den Ruf genießt, sicher und stabil zu sein. Besonders wer auf eigene Faust unterwegs ist, wird die Gastfreundschaft der Malaysier zu schätzen wissen.

  Verblüffend die Kontraste im Land: Wirtschaftliche Dynamik allerorten, Petronas` berühmte himmelstürmende Twin Towers, IT-Business, Autobahnen, noble Seaside Resorts – und übergangslos beginnt der Regenwald, entfaltet sich ein Artenreichtum wie kaum sonst noch auf dem Planeten, locken Traumstrände, Baumriesen, Tierwelten, rätselhafte Laute, betäubende Düfte, fasziniert ein buntes, vielsprachiges Völkergemisch mit all seinen kulturellen Eigenheiten, religiösen Botschaften, kulinarischen Vorlieben. Wen wundert`s da, so vielen Besuchern aus Singapur zu begegnen, die nur zu gerne ihren sterilen Glaspalastschluchten entfliehen, der viel gerühmten Sicherheit und Sauberkeit, um endlich einmal „truly Asia“ im Nachbarland zu erleben. Mehr als die Hälfte der Besucher Malaysias kommen aus Singapur.

Markt in Kelantan, im Norden Malaysias

Markt in Kelantan, im Norden Malaysias
© Chee-Onn Leong - Fotolia.com

Unterwegs in Malaysias Westen

Wer in Singapur von Bord gegangen ist und den Glitzerpalästen und tiefgekühlten Shopping Malls nicht allzu viel abgewinnen konnte, auch nicht auffällig wurde (kein Kaugummi ausgespuckt, keine Zigarettenkippe weggeworfen), wird sich eher früher als später im Leihwagen auf dem „Johor-Singapore Causeway“ wiederfinden, dem 1.056 m langen Fahrdamm, der Singapurs suburban town Woodlands mit Malaysias südlichster Stadt, Johor Bahru, verbindet. Auf dem North-South Expressway geht es nun in flotter Fahrt durch endlose Ölpalmenwälder und entlang gepflegter Kautschuk- und Ananas-Plantagen nach , das wir Malakka, die Engländer Malacca nennen. Es ist ein historischer Ort, gelegen an der nach ihm benannten enorm wichtigen Wasserstraße („Straits of Malacca“), ursprünglich ein Piratennest, seit dem 15. Jahrhundert bedeutendes Handelszentrum, in dem sich Niederländer, Portugiesen, Engländer und Chinesen heftige Konkurrenz beim Austausch von Waren zwischen der östlichen und westlichen Welt lieferten. Die Kulturen der malaiischen Halbinsel, Indiens und Chinas trafen hier auf europäische Lebenswelten. Es begann ein multikulturelles Miteinander, das sich noch heute im Stadtbild widerspiegelt. Moscheen, buddhistische Tempel, Kirchen, hinduistische Tempel, das von Niederländern erbaute Stadthuys, eine portugiesische Festung und viele andere Bauten sind steinerne Zeugen einer großen Vergangenheit. Melaka zählt seit 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe. 

Abseits des Expressway, nur auf schmalen Straßen und ausgefahrenen Pisten zu erreichen, liegt der 870 km² große Endau-Rompin Nationalpark. Er kann nur in Begleitung eines Rangers erkundet werden, der weiß, wie die riesigen Schmetterlinge heißen und wo sich gerade eine Elefantenherde aufhält, das seltene Sumatra-Nashorn oder einer der nur noch wenigen Tiger. Er kennt die Standorte botanischer Raritäten, die endemische, gigantische Fächerpalme zum Beispiel oder die unzähligen Orchideenarten und er kennt die Sprache der indigenen Orang Asli, der „ursprünglichen Menschen“, so die wörtliche Übersetzung, Nachfahren der Ureinwohner der malaiischen Halbinsel, die in diesem Flachlandregenwald ein verstecktes, beschwerliches Leben fristen. 

Twin Towers in Kuala Lumpur

Twin Towers in Kuala Lumpur
© iNNOCENt - Fotolia.com

Zurück ins 21. Jahrhundert, nach . Aus großer Entfernung winken schon die Twin Towers herüber und beim Näherkommen beschleicht einen das ungute Gefühl wie noch eben in Singapur, sich wieder durch langweilige, klinisch saubere Einkaufspassagen trotten zu sehen, aber es kommt anders. Hier gibt es noch Bruchbuden, ungeniert verbreiten Garküchen ihre Düfte, Verkaufskarren und Transportwägelchen schrammen an BMWs vorbei, prächtige Kolonialbauten verteidigen ihren angestammten Platz gegen vorrückende Hochhausfronten. Man hat Charakter und Lokalkolorit bewusst bewahrt und sich dem Trend widersetzt, wie in Singapur und anderen Boomtowns das Alte einfach auszuradieren. Es gibt noch eine lebendige Chinatown mit geduckten, vom Wetter gegerbten Häuschen und billigen Hotels und noch billigeren Restaurants. Man kann Architektur im englischen Tudor-Stil bestaunen oder die maurischen Stilelemente des 1897 errichteten Sultan-Abdul-Samad Building, einst Sitz der britischen Kolonialverwaltung. Der 1910 eröffnete Hauptbahnhof vereint westliche und östliche Architekturstile und der Central Market zeigt sich im Art-dèco-Stil. 1928 entstand der Nationalpalast (Istana Negara) als Residenz des Königs. Sehenswert auch die 1965 in Stahlbeton erbaute malaysische Nationalmoschee (Masjid Negara), die 15.000 Gläubigen Platz bietet. Zwischen Parks, Pagoden, Moscheen und Tempeln bleibt viel Raum für Märkte und Garküchen, Teehäuser, Boutiquen und fliegende Händler und wem es nach modernen Einkaufszentren verlangt, der wird nicht lange suchen müssen. 

Der Expressway bringt uns weiter nach Norden. Vorbei an Reisfeldern und tropischem Regenwald und durch endlos erscheinende Ölpalmen-Plantagen. Ziel an diesem Tag sind die Cameron Highlands, früher beliebtes Rückzugsgebiet hitzegeplagter Kolonialherren und -damen. Hier oben in rund 1.500 m Höhe legten sie ihre „Hill Stations“ an. Wo heute Hotels so blumige Namen tragen wie Casa de la Rosa, Rainbow Garden oder Strawberry Park ließ und lässt es sich gut leben, feiern, ein wenig Tennis oder Golf spielen, vielleicht sogar über sanfte Hügel wandern. In dieser Höhe gedeiht Tee besonders gut. So entstand auf den Hochplateaus das Zentrum des malaysischen Teeanbaus. Auch viele Gemüsesorten werden hier in großen Mengen angepflanzt.

Teeplantage in den Cameron Highlands

Teeplantage in den Cameron Highlands © Sam D'Cruz - Fotolia.com

Östlich der Highlands erstreckt sich der 4.343 km² große Taman Negara Nationalpark. Er ist einer der ältesten Tiefland- und Hügel-Regenwälder der Erde, ein üppig-grünes Tropenparadies, durchzogen von Flüssen, durchschäumt von Wasserfällen und Stromschnellen, mit einer unvorstellbar vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt – ein komplexes, auf dem Planeten selten gewordenes Ökosystem. In Malaysias ältestem Naturschutzgebiet sind rund 14.000 Baum- und Pflanzenarten zu Hause. Im Tiefland bilden die immergrünen, artenreichen Dipterokarpengewächse einen schier undurchdringlichen Dschungel, darüber, ab etwa 750 m vereinen sich Eichen, Koniferen, Rattan und Zwergpalmen zu lichten Bergwäldern und oberhalb dieser Zone, ab etwa 1.500 m gedeihen nur noch die zwergwüchsigen „Wolkenwälder“. Versteckt leben Sumatra-Nashörner und Asiatische Elefanten, etliche Primatenarten toben durch Baumkronen, Wasserbüffelherden schweifen umher, im weichen Ufersand erkennt der Ranger die Spuren des Tigers, im Unterholz rumoren Stachelschweine. Mehrere Campingplätze wurden eingerichtet, auch Hütten und einfache Bungalows stehen zur Verfügung. Touren durch den Park sind nur mit einheimischen Führern möglich. Sie begleiten Besucher zu Angelplätzen oder Hochsitzen und erkunden mit ihnen Kalksteinhöhlen. Aufregend und nichts für Besucher mit schwachen Nerven sind die Baumwipfel-Pfade („Canopy walkways“). Das sind schwankende, winzig schmale Hängebrücken, die in 40 m Höhe über das Terrain gespannt sind und ungewöhnliche Blickwinkel auf Tiere und Pflanzen erlauben.

Die Fahrt geht rasend schnell hinunter bis auf Meereshöhe. Dem ökologisch wichtigen und Besuchern bestens erschlossenen Mangrovenschutzgebiet von Kuala Sepetang wird ein kurzer Besuch abgestattet und dann über die mit 14 km längste Brücke Südostasiens die große Touristeninsel Penang angefahren. „Perle des Orients“ nannte man diesen „melting pot“ der Kulturen schon bald nachdem er im 18. Jahrhundert von der British East India Company gegründet worden war, um Schiffe für die beschwerliche Weiterfahrt auszurüsten und Gewürze wie auch Tee und Baumwolle umzuschlagen. Hier ist noch ein gut Teil Vergangenheit lebendig, vor allem im Hauptort Georgetown mit seinen kolonialzeitlichen Häuserensembles in alten Gassen. Pralles Straßenleben erwartet die Besucher, Gemüsemärkte, Garküchen, Gläubige vor Tempeln und Kirchen, Spielsteine des Mah-Jongg-Spiels klacken an allen Ecken, aus Handwerksbetrieben hört man`s hämmern und sägen, in winzigen Restaurants klappern Teller. Eingerahmt wird das Ganze von viktorianisch geprägter Architektur, von malaiischen, indischen oder chinesischen Geschäftsfassaden, buddhistischen Schreinen, Moscheen, hinduistischen Tempeln, anglikanischen Gotteshäusern. Das ist historische Vielfalt, bestens erhalten wie sonst nirgendwo in Südostasien und deshalb gemeinsam mit dem zuvor besuchten Melaka auf die Liste des UNESCO Weltkulturerbes gesetzt.

Kulinarisches

Penangs Lokalpatrioten lassen in einem Punkt nicht mit sich reden. Nirgendwo, behaupten sie selbstbewusst, könne man in diesem Land besser speisen als auf ihrer Heimatinsel und zwar am Gurney Drive, wo sich die Open-Air-Gourmet-Tempel aneinander reihen und verheißungsvolle Düfte den Passanten um die Nase wehen. Alles, was die Küche Malaysias zu bieten habe, finde man hier und nur in bester Qualität, von unwiderstehlich aromatisch bis saftig-üppig, von höllisch scharf bis herrlich würzig. Zum Beispiel die malaysische Küche. Sie bevorzugt heimische Zutaten wie Kokosnuss, Chili, Zitronengras, Limettengrün, Kurkuma, zubereitet mit Fisch oder Fleisch und Gemüse. Einer der Favoriten ist „Satay“, in Kurkuma mariniertes Fleisch, auf Spieße gesteckt und über dem Holzkohlengrill geröstet, begleitet von einem Erdnussdip. Nyonya-Küche ist etwas ganz besonderes, nämlich eine Verbindung von malaiischen und chinesischen Kochideen, die auf die Zeit des Sultanats von Malakka zurückgehen, als chinesische Händler in malaiische Familien einheirateten. Auffallend sind hier Sorgfalt und Zeitaufwand und eine Vorliebe für scharfe Wurzeln wie Galgant, Gelbwurz und Ingwer, für aromatische Blätter vom Pandanus und der Kaffernlimette, für Schalotten, Zitronengras und Lichtnüsse.  Die chinesische Küche nimmt einen gewichtigen Platz unter den kulinarischen Traditionen des Landes ein. Hier muss alles stimmen: Farbe, Duft, Geschmack, Präsentation. Und diese Zutaten sind unentbehrlich: Soja, Gluten, Pilze, Algen, Ingwer, Knoblauch, Chili, Reiswein, Sesamöl, Sojasauce und natürlich Reis. Die indische Gastronomie ist gleich mit mehreren regionalen Spielarten vertreten. Köstliche Aromen und feuriger Geschmack zeichnen ihre Kreationen aus. Dazu zählen reichhaltige, dicke Saucen und Curries, Reis, Fleisch und Fisch, geadelt durch einzigartige Gewürzmischungen (Favoriten: Zimt, Sternanis, Kreuzkümmel, Bockshornklee) und unterschiedlichste Garmethoden. Noch ein Wort zur Thai-Küche, die in den nördlichen, an das Nachbarland angrenzenden Bundesländern weit verbreitet ist. Geschmacksrichtungen sind süß, sauer, scharf, würzig. Gegart werden die Speisen durch sanftes Dünsten oder gerührt in Pfannen und die Aromen liefern Koriander und Frühlingszwiebeln, Tamarinde und Limette, Zitronengras, Kokosnussmilch und Kaffernlimette.

Kedah und Perlis, Malaysias tiefgrüne und zur Erntezeit goldfarbene „Reisschüssel-Provinzen“, grenzen an Thailand. Vor ihrer Küste liegen die 99 Inseln der beliebten Urlaubsdestination Langkawi-Archipel. Die Malaysier lieben diese Inselwelt, die ihnen alles, was ihr Herz begehrt, auf überschaubarem Raum präsentiert. Das Wasser ist glasklar, der Sandstrand mit Palmen im Hintergrund kann feinkörniger und weißer nicht sein, drei Golf-Clubs versprechen mondänes Sportlife und erstklassige Hotels säumen die Beach, darunter eins, das zur Gruppe der „Leading Hotels of the World“ zählt und von luxuriösem Zuschnitt sind auch die zahlreichen Duty-Free-Shopping-Centres. Auf Rundfahrten per Boot kann man die bizarren Kalksteinformationen, die Fluss- und Dschungellandschaften kennen lernen oder mit Ortskundigen durch Höhlen streifen und Tauchenthusiasten können in aufregende Unterwasserreviere vorstoßen.

Eine ganz andere Welt erwartet Besucher an Malaysias unberührter Ostküste. Begriffe wie „laid-back“ und „life stands still“ beschreiben treffend den Charakter dieser abgelegenen Region, wo die alte Kultur der Malaien noch sehr lebendig ist und in den malerischen Dörfern das Tageswerk geruhsam und eingebettet in Traditionen seinen Lauf nimmt. Es gibt hier schöne Strände und mindestens drei Perlen im südchinesischen Meer, die einen Besuch lohnen, kleine Inseln, wahre Südseeträume (nur nicht während der schweren Monsunregen zwischen November und Januar!), eingefasst von weißen Pudersandstränden und im Innern von einem dichten Dschungel bedeckt, umringt von Korallenriffen und einer artenreichen Unterwasserwelt. Perhentian heißt die eine Insel, knapp 20 km vor der Küste gelegen, Redang (25 km) die andere. Tioman ist die dritte und bekannteste. Sie ist etwa 50 km vom Festland entfernt. Die Inseln sind anders als die Küstenregion inzwischen touristisch gut erschlossen und populäre Urlaubsziele. Man kann zwischen einfachen und luxuriösen Strand-Resorts wählen. Tauchen und schnorcheln sind die beliebtesten Freizeitaktivitäten in einer intakten Meereswelt.

In Sarawak und Sabah auf Borneo 

650 km trennen die beiden Landesteile Malaysias. Wer von Kuala Lumpur hinüber fliegt, wird in der Regel seine ersten Eindrücke von Borneo in Sarawaks Hauptstadt Kuching sammeln können. Auf den Straßen und Märkten, vor Moscheen und Tempeln und im Schatten britischer Kolonialarchitektur begegnet man dort einem Völkergemisch, wie man es auf der Halbinsel nicht zu sehen bekommt. Neben Malaien und relativ wenigen Indern, aber vielen Chinesen sowie Arabern und Europäern trifft man auf Angehörige der indigenen Dayak-Völker. Häufig sind es Iban und Bidayuh, seltener Stammesmitglieder der Melanau und der Kelabit und das sind nur vier der mindestens 21 Volksgruppen Sarawaks. Dieser größte Bundesstaat Malaysias, das „Land des Nashornvogels“ und der unberührten Regenwälder birgt noch viele Geheimnisse, wie sich immer wieder zeigt, wenn bis dahin unbekannte Pflanzen entdeckt und Tiere aufgespürt werden, die noch niemand zuvor sah. Und es ist das Land der „Waldmenschen“, der Orang-Utans, unserer nahen Verwandten, für die es drei Schutzgebiete gibt und ein „Trainingslager“, in dem verstoßene oder verletzt aufgefundene Tiere für das Leben im Dschungel trainiert werden. Eines dieser Schutzgebiete heißt Semenggoh und ist von Kuching zu erreichen. Höhepunkt einer Exkursion durch Sarawak ist der Besuch eines Dschungeldorfs der Iban. Dafür gibt es Tourenanbieter, denn auf eigene Faust wäre man im Dschungel verloren. Die einheimischen Guides kennen sich im unübersichtlichen Gelände bestens aus und pflegen regelmäßige Kontakte zu den Menschen in den fernen Urwalddörfern. Und so geht es mit dem Einbaum viele Stunden flussaufwärts durch den Regenwald, bis eines der traditionellen, als Pfahlbau errichteten Langhäuser der Iban in Sicht kommt. Die früher berüchtigten Kopfjäger leben noch immer sehr ursprünglich, sind aber offen und außergewöhnlich gastfreundlich und gerne bereit, uns faszinierende Einblicke in ihr befremdliches Leben im Dschungel zu geben.

In einem Iban-Dorf auf Borneo

In einem Iban-Dorf auf Borneo © Jj - Fotolia.com

Ein weiteres Highlight liegt ganz im Osten Sarawaks. Es ist der im Jahre 2000 auf die Liste des Weltnaturerbes gesetzte Gunung Mulu Nationalpark, ein Terrain voller Naturphänomene, das sich über17 Vegetationszonen erstreckt, Tiefland-Regenwald ebenso umfasst wie Berg-Regenwald und einer der an Palmenarten und -gattungen reichsten Landstriche der Erde ist. Es ist das am intensivsten erforschte tropische Karstgebiet weltweit mit 295 km langen Kalksteinhöhlensystemen, darunter ist die größte bekannte Höhlenkammer der Erde, die Sarawak Chamber, die vom Boden bis zur Decke 80 m misst, bei einer Länge von 600 m und einer Breite von 415 m. Allein in der Deer Cave leben an die drei Millionen Bulldoggfledermäuse und in einer benachbarten Höhle einige Millionen der Höhlensalangane, einer kleinen Vogelart aus der Familie der Segler.  Die hiesige Höhlenfauna wird auf über 200 Arten geschätzt. 270 Vogelarten, darunter 24 endemische, 55 Reptilienarten und 76 Amphibienarten wurden in diesem Laboratorium der Natur ermittelt. Ein Karstkuriosum sind auch die sog. „pinnacles“, scharfe und spitze Felsnadeln, die mit 50 m Höhe und mehr selbst die höchsten Baumwipfel überragen.

mehr zu: Weltkulturerbestätten in Malaysia

Sabah auf der Nordostspitze Borneos wird „Land unter dem Wind“ genannt, weil es südlich des pazifischen Taifungürtels liegt. In großen Teilen wird dieses malaysische Bundesland von waldreichen, grandiosen Landschaften geprägt, obwohl auch hier die Ölpalmen-Plantagen scheinbar unaufhaltsam vordringen. Noch aber sind die Regenwälder und ihr Tierreichtum die große Attraktion für die nicht sehr zahlreichen Besucher. Die Chancen stehen gut, Orang-Utans zu sichten und riesige Schmetterlinge, Hunderte Orchideenarten, fleischfressende Pflanzen, die fast 1 m Durchmesser erreichende rote Rafflesia-Blüte.

Nashornvogel

Nashornvogel
© Ulrike Akliros - Fotolia.com

Kota Kinabalu, eine geschäftige, betriebsame Halbmillionenstadt, ist die Landesmetropole. Im Kriege zerstört, danach lieblos wieder aufgebaut, bekommt sie erst in den letzten Jahren ein wenig Flair durch hübsche Fußgängerzonen, Märkte und Straßencafès. Einen Besuch lohnt das dortige Sabah-Museum, das aus dem Alltag und der wechselvollen Geschichte erzählt und die indigenen Volksgruppen vorstellt. Zweiunddreißig sind es insgesamt, die 80 unterschiedliche Sprachen und Dialekte sprechen. Als unübersehbare Landmarke überragen die 4.095 m hohen Granitwände des Mount Kinabalu die Stadt. Unterhalb der steilen Flanken des Bergriesen grünt der Regenwald des gleichnamigen Nationalparks. Wer den höchsten Gipfel zwischen dem Himalaya und Neuguinea nicht erklimmen will – er wird in zwei Tagen bestiegen und gilt als leichte Tour – kann von vielen Aussichtsplattformen und „Canopy Walkways“ das Terrain besichtigen und in den „Poring Springs“, einer Thermalquelle, Entspannung suchen. Der Mount Kinabalu Nationalpark zählt seit dem Jahr 2000 zum UNESCO Weltnaturerbe dank seiner Artenvielfalt und eines hohen Endemismus, seiner ungewöhnlichen topographischen, klimatischen und geologischen Bedingungen. Seine Lebensräume reichen vom tropischen Tiefland über tropischen Bergwald bis zu subalpinen Wäldern und in der Gipfelregion ist es vom Wind zerzaustes, immergrünes Zwerggebüsch. Kinabalu gilt als bedeutendes Zentrum der Pflanzenvielfalt mit 5.000 bis 6.000 Gefäßpflanzen, darunter etwa 1.000 Orchideenarten und über 600 Farnarten. Auch die Fauna erreicht eine ungewöhnliche Vielfalt, allein 326 Vogelarten wurden gezählt und 112 Säugetierarten.

Von Kota Kinabalu ist es ein 45-Minuten-Flug nach Sandakan. In der Nähe liegt die Auswilderungsstation für Orang-Utans, Sepilok, ein riesig großes Gelände von 42 km², auf dem in Gefangenschaft aufgewachsene oder junge Orang-Utan-Waisen auf ihr zukünftiges Leben in freier Wildbahn vorbereitet werden. In Sandakan lassen sich Ausflüge zur kleinen Insel Siligan, einem Schutzgebiet für Schildkröten planen und zum Traumeiland Lankayan in der Sulu-See mit weißen Stränden und im Wind sich wiegenden Kasuarinen-Bäumen, die Zweige haben wie Schachtelhalme. Korallen, Riffe, Steilwände und eine atemberaubende Fülle exotischen Meeresgetiers lässt die Herzen von Tauchern und Schnorchlern höher schlagen – hier wie in vielen anderen Tauchrevieren rund um Sabah. Herausragend unter ihnen ist im wahrsten Sinne des Wortes Layang Layang, das vom Boden des hier 2.000 m tiefen Südchinesischen Meeres als Korallenatoll an die Oberfläche emporragt. Eine der „top ten dive locations in the world“ soll sie sein mit Wassertemperaturen bis 30 Grad und Sichtweiten unter Wasser bis zu 60 m. Und zu sehen gibt es ganze Schulen von Barrakudas und Hammerhaien. Seepferdchen und ihre Verwandten, die Seenadeln, schweben vorbei. Man begegnet Stachel-, Manta- und Adlerrochen und vielen Haiarten wie dem Grauen Riffhai, dem Leopardenhai, dem Silberspitzenhai.

Eckart Fiene


Mehr zu Malaysia

Eine Stadt namens KL. Kuala Lumpur – Boomtown zw. vorgestern u. übermorgen
Impressionen aus einem bunten Land der Kontraste




Das könnte Sie auch interessieren

.

 Schließen  Schließen