850 km auf Asiens großem Fluss

Laotische Impressionen links und rechts des Mekongs

Text und Fotos: Axel Scheibe

Noch schwebt der Schleier der Nacht über dem Mekong. Am Vorabend hat die Mekong Explorer am Steilufer fest gemacht. Rund 20 Meter höher liegt die alte Königsstadt Luang Prabang (1), seit über 20 Jahren fester Bestandteil der UNESCO –Liste des Weltkulturerbes. Und das zu Recht, wie nicht zu übersehen sein wird.

Laos - Tempelimpressionen in Luang Prabang

Tempelimpressionen in Luang Prabang

Vorerst jedoch heißt es, zeitig aus den Federn zu schlüpfen. Bereits kurz nach 5 Uhr hat ein Besatzungsmitglied vorsichtig an die Kabinentür geklopft. Nur einige Augenblicke später trifft man sich 70 Treppenstufen höher. Aus verschiedenen Richtungen dringen dumpfe Gongschläge herüber. In den Klöstern der Stadt beginnt der Tag zeitig. 4.30 Uhr werden die Mönche zur ersten Andacht gerufen. Danach bereiten sie sich auf ihren täglichen Opfergang vor. Eingehüllt in ihre safranfarbenen Roben verlassen sie kurz nach 6 ihre Klöster. Streng geordnet beginnen sie ihren „dag bat“, ihren Almosengang, der sie seit Jahrhunderten Tag für Tag mit dem zum Leben Notwendigen versorgt. Wohl an die tausend Gläubige, unter ihnen zahlreiche Touristen aus dem In- und Ausland, warten, kniend oder auf Bastmatten sitzend, geduldig auf die Jungen und Männer. Die Mönche tragen geschwungene Gefäße an langen Riemen über die Schulter. Es ist hauptsächlich Klebreis, der in ihre Bottiche gelegt wird. Das allgegenwärtige Alltagsgericht der Laoten, doch auch Gemüse, Obst und kleine Naschereien werden den Mönchen mit großer Ehrerbietung in ihre Gefäße gesteckt. Während die Passagiere voller Eindrücke zurück zum Schiff bummeln, beginnt in den Klöstern für die rund 400 Mönche und Novizen der Tageslauf. Zuerst steht, wie auf dem Schiff, das Frühstück auf dem Programm. Dürfen die Jünger Buddhas nur bis 11 Uhr essen, können sich die Passagiere am Abend noch auf ein typisch laotisches Dinner freuen.

Laos - Luang Prabang - Der morgendliche Opfergang der Mönche

Der morgendliche Opfergang der Mönche

Thailand - Tempelimpressionen aus Chiang ReiVor dem kulinarischen Genuss steht jedoch ein ebenso anstrengender wie interessanter Tag in der „Schönsten Stadt Asiens“ bevor. Für die tägliche Portion „Buddha“ ist bestens gesorgt. Das tiefreligiöse Laos und bereits am Anfang der Reise im Nordthailändischen Chiang Reih (Foto rechts) lieferten bereits mit zahlreichen sehenswerten Tempeln reichlich Exkurse zum Thema Buddhismus. Waren es gestern in der Pak Ou Höhle in einem Felsen am Rande des Mekong tausende kleine und größere Buddhas, die den Ort zu einer Pilgerstätte für Buddhisten gemacht haben, sind es in Lunang Prabang besonders der einstige Königspalast und das älteste Kloster Wat Xieng Thong, die mit ihrer Pracht und den Gold glitzernden Dächern die ganze Aufmerksamkeit erfordern.

Mit langsamen Schritten, immerhin sind es am frühen Nachmittag noch gut 35 Grad, geht es zum Sonnenuntergang auf den Phousi-Berg. Reichlich 300 Stufen und ein schweißnasses Hemd, es ist geschafft. Auch hunderte andere „Kletterer“ warten auf das Schauspiel. Man hat nicht zu viel versprochen. Das silbern glänzende Band des Mekong wird ebenso in rote Farbe getaucht wie der Himmel. Schnell versinkt der Feuerball hinter den Bergen. Dann lichtet sich die Zahl der Schaulustigen. Ruhe zieht ein. Eine gute Ort kurz inne zu halten.

Die Hälfte der Kreuzfahrt ist vorbei. Als Traumreise geplant, hat sie bisher gehalten, was die Passagiere erhofft hatten. Am beeindruckendsten waren die Besuche in kleinen Dörfern am Rande des Flusses. Begegnungen mit Menschen, die ihr recht karges Leben mit Gelassenheit, Stolz und auch Freude, teilweise fernab der Zivilisation führen. Fließendes Wasser ist Luxus, Strom gibt es oft nicht. Für alle ist der Fluss Verkehrsweg und Lebensgrundlage zugleich. Nicht nur die Fischer, auch die Landwirtschaft lebt vom Wasser des Mekong. Ein Lächeln gehört zum Alltag, zurückhaltend und freundlich von den Erwachsenen, oft in schallendes, fröhliches Lachen übergehend von den vielen Kindern, die sich um die Langnasen geschart hatten.

Laos - Sonnenuntergang auf dem Phousi-Berg

Sonnenuntergang auf dem Phousi-Berg

Das Dinner ist vorbei. Nach einem abendlichen Spaziergang über den Nachtmarkt von Luang Prabang sind laotische Musiker und Tänzer an Bord gekommen. Die Baci-Zeremonie, eine Begrüßung, wird gern gesehenen Gästen zuteil. Weiße Bänder schmücken die Handgelenke und sollen böse Geister fernhalten. Leckeres Gebäck sowie Reisschnaps sorgen fürs leibliche Wohl. Danach zeigen die jungen Musiker und die fünf grazilen Tänzerrinnen laotische Tänze.

Laos - Anmutige Tänzerinnen zeigen laotische Tänze in Nationaltrachten der Region

Anmutige Tänzerinnen zeigen laotische Tänze in Nationaltrachten der Region

Ehe an den nächsten Tagen das Schiff und der Fluss im Mittelpunkt stehen werden, bringen Kleinbusse die Touristen zu den Kuang-Si Wasserfällen (2). Ein wildes Stück Urwald. Eine Art Naherholungsgebiet für die Städter aus Luang Prabang. Für die Reisenden eine willkommene Abwechslung. Nicht nur die rauschenden Fälle sondern speziell die sich darunter angestauten Poole bieten perfekte Möglichkeiten für ein Bad im tropischen Umfeld.

Laos - Kreuzfahrt auf dem Mekong - Erholung auf dem Oberdeck

Erholung auf dem Oberdeck

Zurück auf dem Schiff bleibt reichlich Zeit, das Bordleben zu genießen. Es gibt Informationen zum schwimmenden Hotel, zur Mekong Explorer. Kapitän Kampeth kann stolz sein auf sein 40 Meter langes Schiff. 2010 in Laos gebaut ist es die zurzeit luxuriöseste Möglichkeit, den Mekong im nördlichen Laos zu erkunden. Erstaunlich wendig steuert er das eigentlich träge aussehende Schiff durch die teils stark zerklüftete Felsenwelt, die den Mekong zu einem tückischen Fluss werden lässt. Um die 32 Passagiere kümmern sich insgesamt 19 Crewmitglieder. Sogar eine kleine Bibliothek hat Platz gefunden. Ein gutes Buch in der Hand, einen kühlen Drink auf dem Beistelltisch und dabei gemütlich im Liegestuhl sitzend, das Flusspanorama an sich vorbei ziehen lassen. Erlebnis und Erholung pur. Ab und an kreuzen typische Langboote den Mekong. Sie halten die Versorgung und den Handel zwischen den vereinzelten Dörfern aufrecht. Etwas verrückter, besser gesagt, völlig verrückt sind die kleinen Schnellboote, die mit 70 und mehr Sachen über den Mekong jagen und eilige Gäste, meist Touristen, schnell ans Ziel bringen.

Laos - Pak Lei ist ein dörfliche Kleinstadt, die wir im Tuck-Tuck erkundet haben

Pak Leoi ist eine dörfliche Kleinstadt, die wir im Tuck-Tuck erkundet haben

Zwei Dörfer stehen noch auf dem Besuchsplan. Kleine Tuck-Tucks, dreirädrige Motorradrikschas, warten bereits. TÜV und Umweltschutz hätten ihre wahre Freude an den Gefährten, doch natürlich sind die Fahrer stolz darauf. Die Fahrten sind kleine Abenteuer und, was nicht zu verachten ist, sie sparen lange Fußwege in der immer und überall präsenten Hitze. So richtig Spaß macht der Besuch in der Grundschule in Sanna Khan. Kleine Geschenke wechseln die Besitzer. Schulhefte und Stifte sind begehrt. Ein neuer Fußball führt dazu, dass die kleinen Jungen nicht mehr zu bändigen sind. Die Lehrerin sieht es gelassen. Sie und auch ihre Kolleginnen freuen sich über den ungewohnten Besuch. Langnasen sind in Sanna Khan wahrscheinlich seltener als weiße Elefanten. Es ist erstaunlich, wie selbst in der tiefsten Provinz versucht wird, die noch immer beträchtliche Analphabetenrate zu bekämpfen. Dabei spielen auch die Klöster eine wichtige Rolle. Es ist Tradition, dass arme Familien mindestens einen ihrer Söhne als Novize ins Kloster schicken. Dort ist nicht nur die tägliche Mahlzeit garantiert sondern auch der Schulbesuch.

Laos - Der Arc de Triomphe in Vientiane

Der Arc de Triomphe in Vientiane

Ein Flusstag folgt und dann am Abend das große, abschließende Grillfest auf einer Sandbank im Mekong. So wie sich die Sonne langsam zum Horizont bewegt, so geht die Reise langsam zu Ende. Abschließend werden die Passagiere in Vientiane (3), der Hauptstadt des Landes, das Schiff verlassen, noch einige Klöster und natürlich den Arc de Triomphe anschauen, und über Bangkok auf die lange Heimreise starten.

Laos - Dörfliche Impressionen aus einem Dorf am Mekong-Ufer

Aber noch ist es nicht so weit. Die Crew hat auf der Sandbank Stühle aufgebaut, ein Lagerfeuer angezündet und vom Grill kräuseln sich erste Rauchwolken in den Abendhimmel. Hinter der Sandbank am Hang liegt ein kleines Dorf. Einfache Hütten schmiegen sich an die Hügel. Erste neugierige Kinder sind in Sichtweite. Schnell haben sie ihre Scheu überwunden. Es mögen drei Dutzend kleine Laoten sein, die mitfeiern. Erst schüchtern, dann ausgelassen mit viel Spaß. Schon lange tanzen alle durcheinander. Große Deutsche und kleine Laoten. Die glücklichen Augen in den Gesichtern dieser kleinen Mädchen sind auch das Glück der Passagiere. Ein schönes Gefühl, aber es macht auch etwas traurig. Sie wissen, wenn das Feuer erloschen ist, gehen sie zurück auf ihr Luxusschiff und die Kinder in die ärmlichen Hütten am Hang. Doch es ist schön zu erleben, wie wenig eigentlich reicht, um glücklich zu sein. In Laos kann man viel über Bescheidenheit lernen. Auch dann, wenn man selbst im Kreuzfahrtschiff den Luxus genießt.

 

Reiseveranstalter:

Lernidee Erlebnisreisen
Eisenacher Straße 11
10777 Berlin
Tel.: 0303/7860000
E-Mail: team@lernidee.de
www.lernidee.de

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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