Jamaika im Überblick

Jamaika gilt als eine der grünsten Inseln der Karibik und zeigt sich in den strahlendsten Farben ihres Blütenkleids: im leuchtenden Orangerot ihrer Tulpenbäume, im Lila und Rosa von Bougainvilleen, im Rot und Rosa von Hibiskus, im Weiß von Orchideen. Auf dem Inselstaat, dessen Fläche gerade einmal der Hälfte von Hessen entspricht, sind rund 3.000 Pflanzenarten nachgewiesen. Rund ein Drittel der Pflanzen kommen einzig auf Jamaika vor, ebenso wie die Mehrzahl der Palmen. Nicht zu vergessen die über 130 Schmetterlings- und 100 Vogelarten. Allüberall grünt und blüht und gedeiht es im Überfluss. Zuckerrohrfelder und Orangenplantagen wechseln sich mit Ingwerlilien, Bambuswäldchen, Brotfrucht-, Kakao- und Mangobäumen ab.

Jamaika, Montego Bay

Küste bei Montego Bay

Nicht minder abwechslungsreich zeigt sich die Geografie. Weit gefehlt, wer einzig an traumhafte Strände denkt. Es gibt 120 Flüsse und Flüsschen, herrliche Täler, tropische Regenwälder, verkarstete Kalksteinplateaus und die berühmten Blue Mountains, die sich im Osten der Insel 2.256 Meter hoch auftürmen. Aus dieser Gegend stammt der berühmte Blue-Mountain-Kaffee, den die Jamaikaner - und nicht nur die! - für den besten der Welt halten. Man sollte sich einmal einem geführten Besuch über eine Kaffeeplantage anschließen. In den Blue Mountains gibt es herrliche Lodges und Hotels, die Besteigung des Gipfels sollte man nur mit Guide angehen.

Die Blue Mountains, die "Blauen Berge", erheben sich östlich der Hauptstadt Kingston, die es auf schätzungsweise eine Million Einwohner gebracht hat. Somit lebt rund jeder dritte Jamaikaner in Kingston, einem geschäftigen Schmelztiegel, der Besuchern in den Ohren dröhnen kann. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen das Ende des 19. Jahrhunderts erbaute und in herrliche Gärten eingefasste Devon House, die Hope Botanical Gardens und die National Gallery. Für Bob-Marley-Fans unerlässlich ist ein Besuch des Bob-Marley-Museums in der Hope Road Nummer 56.

Bis 1872 war das westlich von Kingston gelegene Spanish Town Hauptstadt der Insel. Dort haben sich Verwaltungsgebäude aus britischen Kolonialzeiten erhalten. Kingston vorgelagert ist Port Royal, einst ein Piratenstützpunkt, der berühmt-berüchtigte Seeräuber wie Henry Morgan anlockte. Im Jahre 1665 stellte Morgan eine Flotte in Port Royal zusammen und brach zur Plünderung des nicaraguanischen Granada auf. Morgan war so listig, nur einen Teil der Beute mit nach Port Royal zu bringen; über die Hälfte ließ er in einem geheimen Versteck, das noch heute geheimnisumwittert ist. Bei der Rückkehr Morgans stand Port Royal Kopf. Der englische Gouverneur Sir Thomas Modyford war begeistert und Morgan ein gemachter Mann. Der Seeteufel wurde zum Oberst und zum Kommandeur der Miliz von Port Royal ernannt. Später wurde er gar zum Ritter geschlagen und stieg zum Vizegouverneur Jamaikas auf, ehe er dem Alkohol verfiel, seiner wichtigen Ämter enthoben wurde und als körperliches Wrack endete. An die kriegerischen Zeiten Port Royals erinnert Fort Charles, das heute das Maritime Museum beherbergt.

Jamaika

Früher wurde von Sklaven,
später von Maultieren Zuckerrohr gepresst

Wer über die Insel des Reggae, des Rums und der Rastas reist, darf sich nicht den Illusionen von Perfektionismus hingeben. Devise: Nicht ärgern, nur wundern! Viele Besucher zieht es an die Nordküste, wo sie auf dem Airport von Montego Bay einjetten und direkt in die nahen Hotels gebracht werden. Der einstige Zuckerexporthafen hat sich zur bekanntesten und wichtigsten Touristenhochburg entwickelt; der populärste Strand von Montego Bay heißt Doctor's Cave Beach. In Jamaika lädt das wunderbar temperierte Wasser der Karibik nicht nur zum Baden, sondern auch zum Schnorcheln, Tauchen, Segeln, Wasser- und Jetskifahren ein.
Nordöstlich bzw. östlich von Montego Bay liegen stattliche alte Landhäuser wie Rose Hall und Greenwood Great House, Vogelliebhaber zieht es zur Rocklands Bird Feeding Station. Nächstwichtige Hafenstadt an der Nordküste ist Ocho Ríos, von wo aus ein lohnender kleiner Ausflug in den oberhalb liegenden Shaw Park führt, einen Botanischen Garten mit Teichen und Aussichtsterrassen. Unvergesslich ist ein Trip zu den Dunn's River Falls, Wasserfälle, die über zahlreiche natürliche Trassen und einen Höhenunterschied von insgesamt 185 Metern abwärts stürzen. An einem Sandstrand mündet der Auslauf der Fälle ins Meer. Das Besondere an den Dunn's River Falls: In Begleitung von Guides, die jeden Schritt und Tritt kennen, kann man mitten durch die Wasserfälle - umflankt von tropischer Vegetation - aufwärts gehen. Wer auf dem Hauptweg neben den Fällen bleibt, sieht seltsame Menschenreihen, die sich, brav und artig Hand in Hand, durchs kühle Nass bergan kämpfen. Gut, dass der Untergrund in den Kaskaden nicht glitschig ist!

Weitere lohnende Ausflüge führen ab Ocho Ríos ins Inland zur Fern Gully (spektakuläre grüne Schlucht mit enger Kurvenstraße) sowie zu Plantagen wie der Belvedere Plantation. Nahe der heutigen Häusern zeugen Ruinen vom Plantagenvorläufer, auf dem die Sklaven ausgebeutet und vor Zuckerpressen angebunden wurden. Nicht versäumen auf Belvedere: ein Gang durch den Kräuter- und Gewürzgarten!

Immer wieder hält Jamaika einzigartige Naturerlebnisse bereit. Ein Highlight ist das Mountain Valley Rafting, eine Tour auf Bambusflößen über den Great River. Bequem lässt man sich im Floß auf einem der beiden Sitze nieder - und ab geht's durch eine exotische, grüne Szenerie mit Palmen, Tulpenbäumen und einer reichen Vogelwelt. Mit an Bord ist der Staker, der das Floß mit einem langen Stab auf dem richtigen Kurs hält.

Auch an der Südwestküste, nahe der schönen Treasure Beach, begibt man sich auf eine weitere beliebte Bootstour: die Black River Safari. Die kleinen Motorboote fahren über den Black River und geben Gelegenheit zur Ausschau nach Reihern und Krokodilen. Im Hinterland des Ortes Black River liegen die Bamboo Avenue (Fahrt durch einen "Bambustunnel"), die Y. S. Falls (Kaskaden) und die besuchbare Appleton Rum Distillery. Weiter östlich im Inland liegt das in üppiges Grün eingefasste Städtchen Mandeville, eine schon unter den britischen Kolonialisten beliebte Sommerfrische; auf das Ende des 18. Jahrhunderts geht der ein Stückchen südlich gelegene Landsitz Marshall's Pen zurück.

Mountain Valley, Jamaika

Im Mountain Valley
lassen sich herrliche Bougainvilleas finden

Im äußersten Inselwesten liegt Negril, von wo aus es Strandfans vor allem an die Long Bay zieht. Klassiker sind die Sunset Cruises und Rick's Café, der Negril Scuba Centre bietet Padi-Tauchkurse an. Ein Bootstrip führt nach Booby Cay, Lebensraum von Blaufußtölpeln, während man mit Kanus in Feucht- und Krokodilgebiet Great Morass vorstoßen kann.

Im extremen Osten bäumt sich die Gebirgskette der John Crow Mountains auf. Entdeckungsfreudige zieht es nach Port Antonio, zur Boston Bay, in die Athenry Gardens, zu den Nonsuch Caves sowie den Reach Falls. Blue Hole lockt mit seinem Naturschwimmbad. Für Hollywoodstar Errol Flynn war die Gegend um Port Antonio der "Himmel auf Erden".

Auf der Insel des Reggae und seines unsterblichen Idols Bob Marley (1945-1981), dem ein Mausoleum in Nine Mile gewidmet ist, nehmen Feste breiten Raum im Jahreskalender ein: das mehrtägige Sunsplash Festival rund um Marleys Geburtstag am 6. Februar, der von Kostümparaden und reichlich Musik begleitete Karneval, das Mitte Juni in Ocho Ríos terminierte Jazzfestival sowie Ende Juli bzw. Anfang August das Reggae Sumfest, das große Reggaefestival von Montego Bay.

Beim Thema Sicherheit in Jamaika richtet das Jamaica Tourist Board offene Worte an Besucher und mahnt diverse Vorsichtsmaßnahmen an. Dazu gehört nicht nur, Wertsachen im Hotelsafe zu deponieren und auf den Märkten, den sogenannten Crafts Markets, besonders vorsichtig zu sein und weder Foto- noch Videokameras offen zu zeigen. Nach Einbruch der Dunkelheit sollten sich Touristen nicht mehr in Nebenstraßen oder außerhalb von Orten bewegen. Bei Restaurant-, Disco- oder Barbesuchen in den Abendstunden wird empfohlen, für die Rückfahrt zum Hotel ein Taxi zu benutzen und vor der Fahrt den Preis abzustimmen; bei Nachtfahrten gelten Sondertarife. Für Kingston gelten spezielle Vorsichtsmaßnahmen. Tagsüber und nachts sollten einsame Nebenstraßen, abgelegene Stadtteile und Elendsquartiere im Innenstadtbereich gemieden werden. Gleiches gilt für einsame Strandabschnitte in und um Kingston.

Weiteres wichtiges Thema im Reisealltag mit all seinen bunten, exotischen Bildern: das Fotografieren und Filmen. Nicht jeder Jamaikaner zeigt sich damit einverstanden, abgelichtet zu werden. Unter traditionsverbundenen Einheimischen herrscht zuweilen noch die Überzeugung, dass, wer fotografiert wird, seine Seele verliert. Überall empfiehlt es sich, vorab um Erlaubnis zu fragen. Man sollte sich nicht wundern, wenn manche Jamaikaner Geld für die spontane Foto- und Filmerlaubnis verlangen. Unter Besitzern von Souvenirständen hat es sich eingebürgert, für die Fotos vom Stand ein Trinkgeld zu kassieren. Ein fairer Deal, von dem beide Parteien profitieren.

Andreas Drouve




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