3 Millionen Olivenbäume
Die Venezianer brachten Korfu den Wohlstand: Mit der Zahlung von Prämien förderten sie erfolgreich den Anbau von Olivenbäumen, die noch heute das Landschaftsbild prägen. Mehr als drei Millionen knorrige, zum großen Teil jahrhundertealte Ölbäume, die sich selbst überlassen bleiben und daher bizarre Formen annehmen, wurzeln in der fruchtbaren Erde der Hügel und Täler. Wie ein Lehrpfad zieht sich der Corfu-Trail durch diese Wälder, deren silbrig-grün glänzendes Laub uns den ersehnten Schatten spendet. Wir ducken uns unter den schwarzen Netzen hindurch, die bis zur Ernte wie Trauerfahnen von den Ästen herabhängen. Immer noch bilden die Olivenwälder das ökonomische Rückgrat der Insel. Öl ist das bedeutendste landwirtschaftliche Produkt Korfus.
Rast in der Idylle
Albaniens Berge liegen noch im Dunst, als wir früh morgens auf einem schmalen Pfad über der Küste zum Pantokrator aufsteigen. Korfus höchster Berg erhebt sich 906 Meter über dem Meeresspiegel. In der Ferne blitzen schon die metallenen Streben der Antennen, mit denen man den Gipfel des „Allmächtigen“ verschandelt hat. Doch der Weg dorthin ist lang. Die Beine streifen durch die niedrigen Sträucher, Thymian, Rosmarin und Oregano verströmen ihren intensiven Duft. Diese Gewürzpflanzen sind typisch für die Phrygana, das immergrüne Buschwerk, das große Teile der Landschaft bedeckt.
Als die Sonne im Zenit steht, erreichen wir die Schotterpiste, die sich in unzähligen Serpentinen den Berg hinaufschraubt. Von den Antennen, die wie überdimensionale Spieße im Berg stecken, abgesehen, entschädigt der Ausblick für alle Anstrengungen: Ganz Korfu, die Berge Albaniens und die Küste Nordgriechenlands liegen uns zu Füßen.
Korfus Reichtum sättigt und schwächt
Wir übernachten in der wunderschönen Bucht von Kalámi. Unweit unserer Appartements steht das White House, in dem Lawrence Durrell, englischer Erzähler und Korfus größter Fan, zwischen 1935 und 1939 wohnte. „Korfu ist nur venezianisches Blau und Gold – von Sonnenlicht überschwemmt. Sein Reichtum sättigt und schwächt. Die südlichen Täler sind mit schweren, kühnen Pinselstrichen in Gelb und Rot ausgemalt; die Judasbäume säumen dort die Straße mit ihren Explosionen von Purpurstaub. Überall, wohin man geht, kann man sich ins Gras legen; selbst die kahlen nördlichen Teile der Insel sind noch reich an Oliven und Mineralen“, schrieb Durrell. „Schwarze Oliven. Korfu – Insel der Phäaken“ heißt sein Reisebuch, das mehr ist als das: eine Liebeserklärung. Auch der amerikanische Schriftsteller Henry Miller verbrachte auf Einladung seines Freundes Durrell die Ferien auf Korfu. „Days in Kalámi passed like a song“, vertraute er seinem Tagebuch an.
Korfu-Stadt: die Festung
Die letzte Etappe des Corfu-Trails ist die schönste. Ein Eselspfad führt uns über das ruhige Bergdorf Pórta und das fast verlassene Santa durch hüfthohes Farnkraut nach Paleo Períthia. Dieses Dorf auf 650 Metern Höhe entstand in byzantinischer Zeit, als die Menschen vor den Überfällen der Seeräuber von der Küste ins unwegsame Bergland flohen. Der Ort, einer der reichsten der Insel, wurde 1347 n. Chr. erstmals erwähnt. Als man der Mückenplage und auch der Piraten Herr geworden war, gründete man ein neues Dorf, Nea Períthia, direkt an der Küste und verließ das alte. Noch stehen die meisten der gut erhaltenen Häuser, die aus dem 15. bis 17. Jahrhundert stammen, leer. Doch seitdem der pittoreske Ort zum Ausflugsziel avancierte, sorgen bereits einige Tavernen für das leibliche Wohl der Touristen. Wir kehren im „Foros“ ein und lassen uns vom Wirt Thomas und seiner Frau verwöhnen. Als wir aufbrechen, überreicht uns Thomas seine Visitenkarte: ein besonders schönes Exemplar, das er für uns zeichnete, während wir aßen.
Italien in Griechenland
Wir folgen einem eingewachsenen Weg durch dichte Olivenhaine und erreichen die Nordküste. Nach der obligatorischen Badepause am weißen Sandstrand von Agios Spiridon wandern wir im warmen Licht der Abendsonne direkt am Meer entlang dem Etappenziel entgegen. Der Bus bringt uns nach Korfu-Stadt.
Griechische Dächer in Korfu-Stadt
In der Inselhauptstadt, Kerkyra wie die Insel selbst genannt, wird der Jahrhunderte währende Einfluss der Venezianer am deutlichsten; wohl keine andere Stadt in Griechenland wirkt so italienisch: Die meistens drei- oder viergeschossigen Bürgerhäuser der Altstadt und die stattlichen öffentlichen Gebäude, wie das Rathaus oder die Residenz des katholischen Bischofs, geben noch heute dem Besucher das Gefühl, durch eine italienische Kleinstadt zu gehen. Neben den zivilen, überwiegend barocken Bauwerken, prägen die imposanten Anlagen der Alten und Neuen Festung das Stadtbild.
Kurz vor Sonnenuntergang nehme ich auf der Neuen Festung, hoch oben über der Stadt, Abschied von der Insel. Ein gut gelaunter Korfiote fragt auf Englisch, ob er ein Foto von mir machen soll. Misstrauisch und dementsprechend zögerlich reiche ich ihm die Kamera. Er lacht nur, macht das Foto, gibt mir die Kamera zurück und fragt, was mich nach Korfu führte. Natürlich erzähle ich ihm vom Corfu-Trail. „Corfu-Trail?“, wiederholt er, „Nie gehört.“
Auskunft
Griechische Zentrale für Fremdenverkehr
Neue Mainzer Straße 22
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069-25 78 27-0, Fax 069-25 78 27-29
www.gnto.gr
Buchtipps
Margret und Henk van Blokland, Korfu und die Ionischen Inseln, 432 Seiten, Reise Know how Verlag, dort ist auch eine Karte erschienen: Korfu Karte 1:65000, reiß- und wasserfest, GPS-tauglich.
Lawrence Durrell, Schwarze Oliven, Korfu, Insel der Phäaken, Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Veranstalter
Wikinger Reisen GmbH
Kölner Str. 20, 58135 Hagen
Tel. 0 23 31/90 46, Fax 0 23 31/90 47 04
www.wikinger-reisen.de
Suchen bei schwarzaufweiss
Reiseveranstalter Griechenland bei schwarzaufweiss
Reiseveranstalter Pilion bei schwarzaufweiss
Reiseveranstalter Chalkidiki bei schwarzaufweiss
Kreta fasziniert durch Vielfalt: langgezogene Strände und verschwiegene Buchten, einsame Wanderpfade und quirlige Touristenorte, eine lebendige Dorfkultur neben jahrtausendealten Spuren einer bewegten Geschichte.
Mehr lesen ...
Zwischen dem makedonischen Pella, Geburtsort Alexanders des Großen, und Kreta, der südlich vorgelagerten "Wiege Europas" - zwischen der winzigen Insel Kastelorizo in Rufweite der türkischen Küste und der Blumeninsel Korfu, schon nahe den italienischen Gewässern, fand noch jeder Besucher sein ungetrübtes "Arkadien" . . . und das könnten Badefreuden sein an den Stränden der Chalkidiki oder eine Bootsfahrt entlang den Felsküsten der Mönchsrepublik Athos, aber auch ein unvergesslicher Bummel durch die quirlige Hafenstadt Thessaloniki.
Mehr lesen ...
Fast überall auf der Insel finden sich Relikte aus vergangenen Epochen von der Antike bis zur Besatzungszeit der Italiener. Viele hinterließen ihre Spuren, manchmal muss man sie suchen, andernorts erscheinen sie geballt, in faszinierender Dichte und Fülle und in vielfältiger Form, nirgendwo sonst auf der Insel allerdings wie in Rhodos Stadt. Nicht umsonst wurde die historische Altstadt 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Mehr lesen ...
Der Lokalaugenschein bestätigt rasch, dass es sich bei der Region Pilion in Griechenland durchaus noch um einen „Geheimtipp“ handelt. Massentourismus hat hier bislang noch nicht Fuß fassen können und wenn man den einheimischen Würdenträgern glauben darf, so sollte sich das auch künftig nicht ändern.
Mehr lesen ...