Rosen, Bambus und Cannabis

Die Alnwick Gardens im Norden Englands sind ein Gartentraum

Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab

Agatha Christie würde ihre Freude haben. Ganze Scharen von Krimiautoren finden hier Inspiration für ihre mörderischen Geschichten und manch einer, der sich eines lästigen oder unbequemen Zeitgenossen entledigen möchte, kommt auf die abstruse Gedanken. Nicht von ungefähr gehört der Giftgarten zu den Hauptattraktionen der Alnwick Gardens. Hinter meterhohen Zäunen sind hier im Nordosten Englands gefährliche Pflanzen von Belladonna, der Schwarzen Tollkirsche, bis hin zu Brechnuss, Magic Mushrooms, Opium und Cannabis ausgestellt. Der Zutritt ist nur in Begleitung von speziell ausgebildeten Führern erlaubt. Und diese haben eine Fülle an spannenden Geschichten über die Pflanzen, ihre Wirkung und ihren Missbrauch im Gepäck.

England Alnwick Ziergarten

„Drogenbesitz ist in diesem Land illegal – vielleicht liegt darin die Faszination“, mutmaßt Jools Mackin angesichts der nicht enden wollenden Besucherströme im „Poison Garden“. Die Tochter des örtlichen Polizisten gehört in Alnwick quasi zum Inventar. Ebenso wie die Herzogin von Northumberland, die Initiatorin der Gartenattraktion, ist Jools Mackin nach eigenen Bekundungen „a mad keen gardener“ – eine passionierte Gärtnerin. Und sie ist stolz darauf, das prestigeträchtigste Projekt ihrer Heimatstadt von Beginn an begleitet zu haben.

England Alnwick Rosenduft

So duften die Rosen in Alnwick Gardens

Mitte der 1990er Jahre waren in Alnwick, das unlängst zur „lebenswertesten Stadt Großbritanniens“ gekürt wurde, Pläne gereift, das Areal der heutigen Gärten als Bauland zu erschließen und in Parkplätze umzuwandeln. Doch Jane Percy, die wohlhabende Herzogin, hatte andere Vorstellungen, was mit dem weitläufigen Gelände zwischen dem Castle und der Stadt geschehen sollte. Die Duchess rief den Alnwick Garden Trust als Träger des künftigen botanischen Gartens ins Leben und überredete ihren Mann, den Herzog von Northumberland, das fünf Hektar große Gelände an die Stiftung zu übertragen. Gleichzeitig mit den Vorarbeiten begann ein Heer von Freiwilligen damit, Spenden für den Bau der neuen Topattraktion im ländlichen Northumberland zu sammeln.

120 Fontänen und ein Bambus-Labyrinth

Fünf Jahre wurde hinter den meterhohen Bruchsteinmauern fieberhaft gearbeitet, ehe die Alnwick Gardens im Jahre 2001 feierlich eröffnet wurden. Seither strömen jährlich rund eine halbe Million Besucher in den Nordosten Englands, um sich von der grandiosen Pflanzenwelt des liebevoll angelegten Gartens faszinieren und inspirieren zu lassen. Am Eingang sticht den Naturliebhabern aus aller Herren Länder sogleich das wohl größte Baumhaus der Welt ins Auge. Das Konstrukt aus Turmhäuschen, Seilbrücken und Hochwegen misst stolze 2.000 Quadratmeter und verfügt über ein ungewöhnliches Restaurant, in dem nostalgische Ochsengespanne zu Sitzmöbeln umfunktioniert wurden.

England Alnwick Wasserspiele

Wasserspiele

Zu den markantesten Merkmalen des Gartens gehört ganz sicher auch die Grand Cascade. Pro Minute stürzen 33.000 Liter Wasser die Kaskade mit ihren 21 Staustufen hinunter, begleitet vom Wasserspiel von nicht weniger als 120 Fontänen, deren Wasserstrahl bis zu sechs Meter hochschießt. Durch ein 500 Jahre altes, schmiedeeisernes Tor geht es oberhalb der Kaskade in den Ziergarten. Allein in dem, von einer Mauer eingefassten „Ornamental Garden“ gedeihen nicht weniger als 16.500 Pflanzen. Von Lavendel und Obstbäumen gesäumte Pfade wechseln mit Kieselbächen und Buchsbaumhecken.

England Alnwick Giftgarten

Gut abgeschirmt: der Gift-Garten

Kaum minder attraktiv gestaltet sich der Rosengarten. Hier fällt die gesammelte Pracht von 3.000 Rosenarten ins Auge - darunter auch spezielle Züchtungen wie die doppelköpfige, pinkfarbene „Alnwick Rose“. Direkt angrenzend lädt das Bambus-Labyrinth von Adrian Fisher in einem windigen Winkel des Gartens zu einem kleinen Abenteuer ein. Das permanente Rascheln der Blätter und Bambusrohre erhöht die Verwirrung bei Groß und Klein auf der Suche nach dem schnellsten Weg durch das Wegegewirr.

England Alnwick Rosengarten

Im Rosengarten

„Die meisten haben aber wieder herausgefunden“, lacht Jools Mackin, während sie über eine weitere Besonderheit von Alnwick ins Schwärmen gerät, den Serpent Garden. Hier gruppieren sich acht ungewöhnliche Wasserskulpturen von William Pye zu einer eigenwillig geformten Schlange. „Die Gärten sind für mich wie eine super schöne Frau. Ob mit Make-up oder ohne – sie ist immer eine Augenweide. Das gilt auch für Alnwick, das sich zu jeder Jahreszeit durch einen ganz ureigenen Charme auszeichnet“, unterstreicht Jools Mackin, die zusammen mit 50 weiteren Mitarbeitern und freiwilligen Helfern bemüht ist, die „schöne Frau“ weiter herauszuputzen. „In Zukunft soll neben weiteren Themengärten, einer Teichanlage und einer Grotte ein 7.000 Quadratmeter großer Abenteuerspielplatz entstehen, der sowohl für behinderte als auch für nicht-behinderte Kinder zugänglich ist“, gibt Mackin Einblick in die Planungen. Doch auch unabhängig davon sind die Alnwick Gardens schon jetzt ein kleines Stück Gartenparadies inmitten der herrlichen Landschaft von Northumberland, die viele auf ihrer Reise nach Schottland fälschlicherweise links liegen lassen.

 

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